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Eskimokajaks auf Gebirgsflüssen

Ein Lesebuch von Lorenz Mayr zum Selbstbauen von Faltbooten

AutorLorenz Mayr
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl228 Seiten
ISBN9783741254888
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
"Eskimos auf Alpenflüssen - was soll denn das sein? fragt so mancher vor sich hin. Nun, es gab sie wirklich, von den dreißiger Jahren bis hin zu Beginn der Plastikboot-Ära...". So beginnt Lorenz (Lenz) Mayr seine ursprüngliche Faltkajak-Selbstbauanleitung, welche jetzt in einer zweiten Auflage von Steffen Kiesner-Barth neu verlegt wird. Aus dem ursprünglichen 120 seitigen Originalmanuskript entstand 2009 ein 400 Seiten starkes und detailliertes Faltboot-Selbstbau Standardwerk in zwei eigenen Bänden. Alle relevanten Falt-Eskimokajaks aus der Glanzzeit der Faltbootära werden ausführlich vorgestellt und deren besonderen Merkmale beschrieben. Nach dieser (vergriffenen) Erstauflage bauten und konstruierten zahlreiche Kajakliebhaber ihre eigenen Boote. Der vorliegende Band I entspricht weitgehend dem Originalmanuskript, wird aber durch zahlreiche Fahrtenberichte von Lenz Mayr ergänzt. Zusätzlich enthält Band I weitere lesenswerte Texte zum Selbstbau von Zweitautoren (Ernst Kaeufer, Hermann Cords, Wolfgang Half, Klaus Leidig, Willi Trösken u.a.). Neben der präzisen systemischen Selbstbaubeschreibung enthält das Buch Farbfotos und biographische Lebensbilder von Franz von Alber und Herbert Slanar, den Wegbereitern der sogenannten "Alpeneskimos", sowie weiterer "Leute für den Kajak", wie Mayr sie schlicht nannte. Kajakrisse in einfacher Übersicht und Maß- und Risstabellen runden das neu verlegte Standardwerk von Lenz Mayr ab. Des Weiteren finden sich Tipps und Hinweise zum Bezug von Materialen. Leider verstarb Lorenz Mayr 2008. Diese Neuauflage hält die Erinnerung und die besonderen Verdienste von Lenz - wie ihn seine Kajakfreunde liebevoll nannten - weiterhin wach und aufrecht sowie ermutigt und animiert weiterhin Faltbootliebhaber zum Selbstbau eigener Kajaks. Herausgegeben von Steffen Kiesner-Barth (Osterwohle) und Herbert Kropp (Brake).

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Leseprobe

Die Geschichte des Eskimo-Faltkajaks –


... eine Einführung in die Thematik (von Wolfgang Half, Dangast)

Wieser und Hartel Falt-Kajaks bei den Olympischen Spielen 1936 (Archiv Half)

Die Historie des Eskimo-Faltkajaks (im weiteren auch Falt-Eski bzw. Eski genannt), ist faszinierend, aber auch verwirrend. Man sieht keine klaren Entwicklungslinien. Man öffnet eine Tür und sieht sich Objekten und Geschichten gegenüber, die nicht so einfach einzuordnen sind. Man kann den Eindruck gewinnen, dass an der Entwicklung des echten und wahren Eskimo-Falt-Kajaks verschiedenste Leute unabhängig voneinander gearbeitet haben und dass frühere Konstrukteure sogar technisch ausgereiftere Lösungen gefunden haben könnten als spätere.

Nun – den Kajak als solchen haben die Inuit erfunden, die immerhin über eine Strecke von mehreren Tausend Kilometer entlang der Küste von den Aleuten bis Nord-Ostgrönland diese Fahrzeuge gebaut haben. Das ist unumstritten. Dann kamen wir und haben, sozusagen als Produktpiraten, »nachgebaut«. Allerdings als Faltboot, in diesem Falle als Falt-Eski, weil der Transport zu fernen Gestaden nur per Bahn und nicht per Auto möglich war. Bei dem Nachbau oder Kopieren haben wir den »Erfindern« jedoch keinen wirtschaftlichen Schaden zugefügt. Mehr oder weniger ist es für uns Sport und eine Pflege der Kultur unserer polaren Vorbilder.

Ca. 1971 übernahm ich ein Falt-Eskigerüst von Arndt v. Rautenfeld. Ich sollte ihm ein neues Boot bauen, exakt nach einem Gerüst, das er mir zusandte. Bis zu dem Zeitpunkt fuhr ich ein Kajak nach dem Bauplan von Franz v. Alber, den Draukajak (5,20m x 0,47m). Das mir zugesandte Gerüst bestand aus Fragmenten eines Faltkajaks, zunächst ohne Zuordnungsmöglichkeit. Ich trug die mir zugesandten Holzteile auf den Boden, montierte sie wieder zusammen, erneuerte verschiedene Stäbe, umwickelte diese mit Klebeband, richtete alles nach der Wasserwaage aus und nahm Maß. Es war genau das Gerüst, aus dem Volker Born jetzt wieder einen brauchbaren Faltkajak erstellt hat. Es war exakt ein westgrönländischer Kajak. Das darauf geführte Gespräch mit Arndt v. Rautenfeld klärte mich über den Ursprung dieses Hartel-Kajaks auf. Allerdings berichtete Arndt auch über weit zurückliegende Entwicklungen von Eskimo-Faltkajaks der Firmen Wieser, Gesa oder über Spezialisten wie den fast asketisch lebenden Franz v. Alber, den ich selber noch zu Gast hatte, über Herbert Pressler, Theo Bock, Hans Braul, Fritz Christian oder...

Wo fängt man nun an?

Bereits 1651 gab es die Konstruktion von faltbaren oder sagen wir einmal zerlegbaren Wasserfahrzeugen. 1851 fuhren auf der sächsischen Pleiße »Grönländer«. 1860 wird in Breslau ein Grönländerklub gegründet. Von der Zerlegbarkeit ihrer Boote ist nicht die Rede. Während etwa ab 1905 mit der Produktion des Faltbootes, dem normalen Wandereiner oder Zweier sich der Faltbootsport entwickelte und verbreitete, gab es unter den begeisterten Nutzern auch die Enthusiasten, die sich mit dem normalen Boot nicht zufrieden gaben, sondern nach dem Ursprung, nach dem reinrassigen Kajak suchten. Die Besonderheit ist die bestechende Form, das spurtschnelle Fahrverhalten, die Nähe zum Element, das Außergewöhnliche. Das Problem des Faltkajaks ist neben vielen kleinen Erschwernissen das lange schmale Gerüst, das letztlich auch die Festigkeit bringen muss, diese Teile müssen durch das kleine Cockpit gebracht werden. Konstruiert man die Öffnung größer, oder sogar eckig, ist die Originalität nicht mehr gegeben, man hat damit keinen Kontakt zum Boot. Und ist eventuell eine Steueranlage an dem Boot, ist es kein reinrassiger Falt-Eski mehr.

Wer war nun der erste, der ein Falt-Eski produzierte? Schaut man in die Produktpalette der frühen Anbieter, ist meistens ein Faltkajak aufgelistet. So ist auch deutlich, dass in den USA, England, Frankreich sehr früh Faltboote oder sagen wir einmal faltbare Wasserfahrzeuge angeboten wurden. Aber reinrassige Kajaks?

Beschränken wir uns einmal auf das Thema der Historie des faltbaren Eskimo-Kajaks. 1905 baute Alfred Heurich ein faltbares Boot mit der Länge von 4,50m bei nur 0,50m Breite. Ein sicherlich sportliches Fahrzeug, jedoch war es wohl kein Vorläufer des Eskimo-Faltkajaks. Es fehlten Deck, Süllrand u. Spritzdecke. So bleibt festzustellen, dass parallel zum normalen Faltboot das reinrassige Faltkajak entwickelt wurde. Nutzer waren die vom Kajakvirus infizierten begeisterten Sportler auf der Suche nach den Ursprüngen, die oftmals bis in das hohe Alter das Boot nicht mehr wechselten. Arndt v. Rautenfeld paddelte immerhin 72 Jahre und davon mindestens 56 Jahre im Eskimokajak. Sein letzter Faltkajak war der, den Volker Born wieder auf das Wasser gebracht hat.

Das Faltkajak in der Form des klassischen, westgrönländischen Kajaks ist ein besonderes Sportgerät. So sind auch die Nutzer oftmals ebenso besondere Menschen, eben Kajakfahrer. Wer kannte noch Karl Heinz Westfried aus Schleswig-Holstein? Ein ganz besonderer Mensch im Kajak. Wer kannte noch Franz v. Alber oder ... Nimmt man die Literatur zur Hand, den Kanu-Sport (KS) z.B., in früherer Zeit eine wahre Fundgrube für dieses Thema, schreibt ein gewisser Eugen Volk im Jahr 1933 über einen reinrassigen Kajak, das allerdings kein Faltkajak war und mehr einem Rennboot ähnelte. Da es ein absolut unstabiles Boot war, wurde es von dem damaligen Trainer auch als »Kenterboot« bezeichnet. Es war ein Rundspanter von 40 cm Breite. Sicherlich war man da dem Element ausgeliefert.

Entsprechend den »Vorschriften des DKV« bietet 1926 ein gewisser Lothar Berger aus Eßlingen am Neckar das Eskimo-Kajak »Nanuk« an. »Es befriedigt die höchsten Ansprüche jedes Sportmannes« Länge 5,20m, Breite 0,51m, Knickspant, große Luke. Zwar auch kein Faltkajak, letztlich auch kein Eskimo-Kajak. Im KS findet man aber auch 1925 den Riss eines dazu vermessenen Grönländer-Kajaks aus dem hamburgischen Museum für Völkerkunde. Eine Wohltat für das Auge und mit Sicherheit Vorbild für Falt-Eski-Konstrukteure. 1927 eskimotierte Edi Hans Pawlata („Kipp Kipp Hurra! im reinrassigen Kajak“. Wien: Selbstverlag, 1928), nicht in einem Falt-Eski, aber er konstruierte 1926 den AIJUK, ein Faltkajak, Grönland-Typ 4,90m x 0,47m.

Es bot sich mir einmal die Gelegenheit, in einer Kopie dieses Fahrzeugs über den Wannsee zu paddeln. Zugegeben, es war zunächst ein Ritt auf einer Gesäßfeile. 1933 baute die Firma Otto Hartel, die den AIJUK baute und vertrieb, das Boot als Falt-Eski, welches Ernst Udet dann nach dem Film »SOS Eisberg«1932 mit nach Deutschland gebracht hatte. Während der Olympiade 1936 lockerte eine Kenterstaffel die Szenerie während der Kanuregatten auf. Natürlich überwiegend in Falt-Eskis der Firmen Wieser und Hartel.

Ein markiger Text von Wolrad Schmidt (Berlin) im Kanu-Sport (1935) ist hier durchaus zu präsentieren: „In den letzten Jahrgängen unserer Verbandszeitschrift werden Abhandlungen und Zeichnungen über »reinrassige« Eskimokajaks immer häufiger. Sollte nur, wie manche meinen, eine krankhafte Sucht nach »Angabe« Schuld sein, daß immer mehr Kajakfahrer nach dem Rassekajak streben, nur, um durch Kenterakrobatik vor vollbesetzten Wasserlokalen oder Sterndampfern den lieben Mitmenschen erst Schrecken zu bereiten und dann Bewunderung abzunötigen? – Nein, hinter dem Verlangen, einen Rassekajak zu besitzen, liegt nicht nur ein Körnchen, sondern ein ganzer Felsblock Erkenntnis, daß unsere »modernen« Kajaks zwar einen Paddler befriedigen, aber keinen Kajakfahrer.“

Der Bericht verweist im Weiteren auf einen wesentlichen Punkt beim Falt-Eski: »Die Beseitigung der Seitensprünge des Kajaks«. Die Erkenntnis, dass die Heckflosse unter dem Kajakheck die Luvgierigkeit aufhebt. So entstand bei den Falt-Eskis die sog. »Hacke«, damals von der Firma Hartel als Patent angemeldet. Auch ein Stück der Historie, die allerdings annähernd 80 Jahre vorher in Grönland »erfunden« und in der Zeitung »Atuagagdliutit« veröffentlicht wurde, zum Wohle der Fänger.

In der Literatur zum Kanusport findet man immer wieder Schwarz-Weiß-Bilder, die in prägnanter Form das Eskimokajak, besonders das Faltkajak abbilden. Sei es in dem Bootsbau-Klassiker von Arthur Tiller (»Handbuch des Wassersports« Ravensburg: Maier, 1939) in »Fluß und Zelt« (Rother-Verlag, München) einer früheren Kanuzeitung, oder im Kanu-Sport, der DKV-Zeitschrift, die Titelseiten mit Photos von H. Cords mit Ablichtungen des Faltkajaks, wobei beides, die Kajakfrau als Insassin und das Kajak eine Augenweide sind.

In den 60er Jahren hält das Polyester Einzug in die Bootswelt, und da nun fast jeder mobil wird, bleibt der Falt-Eski auf der Strecke und das Eskimokajak kommt auf das Autodach. Jedoch die Faszination des Falt-Eskis bleibt.

Aber – immer wieder gibt es Begeisterte und Investoren, die sich mit neuem Material und neuer Technik dem Falt-Eski zuwenden. Besondere Beachtung finden die Aktivitäten, die, wie es z.B. Volker Born praktiziert hat, aus einem Trümmerhaufen wieder ein fahrbares Boot erstellen. Nicht vergessen möchte ich an dieser Stelle alle die Falt-Eskibauer, die sich in den vergangenen Jahren das Gerüst des Hartel-Kajaks ausgeliehen und kopiert haben, sowie all die unbekannten Selbstbauer. Es ist nicht nur ein Stück Faltboot-Kultur, sondern eine hochwertige handwerkliche Leistung und eine lohnende sportliche Herausforderung. Man muss nicht unbedingt, wie 1935 Herr Schmidt, streng zwischen Paddler und Kajakfahrer unterscheiden. Jedoch braucht es schon eine Eingewöhnungsphase, wenn man von einer sicheren Flunder in einen...

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