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Essen – Trinken – Verdauen

Förderung, Pflege und Therapie bei Menschen mit schwerer Behinderung, Erkrankung und im Alter

AutorAnnette Damag, Helga Schlichting
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl137 Seiten
ISBN9783456953427
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Im Alltag von Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen spielen Essen und Trinken sowie Ernährung und Essenszeiten eine zentrale Rolle. Angesprochen werden Menschen mit Mehrfachbehinderungen, Menschen im Wachkoma und Menschen mit kognitiven Behinderungen wie Demenz. Das Praxishandbuch - benennt Probleme des Essens und Trinkens bei Menschen mit schweren Beeinträchtigungen und zeigt Ursachen auf, - gibt umfassende praktische Hilfen bei Menschen mit sensorischen und motorischen Problemen, bei Schluckstörungen, Aufstossen, Übelkeit sowie bei Mangel- und Unterernährung, - nennt Hilfsmittel hinsichtlich der Körperhaltung und Positionierung und zeigt Fördermöglichkeiten auf bezüglich der Technik des Essens- und Trinkenreichens, der Verdauungsförderung, der Basalen Stimulation sowie der Sondenernährung, - berücksichtigt interdisziplinäre Sichtweisen von Pädagogik, Pflege und Therapie sowie die Biografie des Betroffenen und die Zusammenarbeit mit Angehörigen bei der Förderplanung.

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Kapitelübersicht
  1. Essen — Trinken — Verdauen
  2. 1. Einleitung
  3. 2. Entwicklungsphysiologische und -psychologische Grundlagen
  4. 3. Probleme beim Essen, Trinken und Verdauen
  5. 4. Möglichkeiten der Diagnostik
  6. 5. Kooperation mit Angehörigen und verschiedenen Berufsgruppen
  7. 6. Konzepte zur Unterstu¨tzung des Essens, Trinkens und Schluckens
  8. 7. Möglichkeiten pädagogischer, pflegerischer und therapeutischer Förderung
  9. 8. Ethische Problemfelder
  10. Ein Wort zum Schluss
  11. Literaturverzeichnis
  12. Autorinnenverzeichnis / Sachwortverzeichnis
Leseprobe
3. Probleme beim Essen, Trinken und Verdauen (S. 51-52)

3.1 Ursachen und Probleme im Laufe des Lebens In diesem Kapitel sollen Probleme beim Essen und Trinken bei den verschiedenen Personengruppen umfassend erläutert werden. Grundsätzlich können Störungen des Essens, Trinkens Schluckens und der Verdauung die verschiedensten Ursachen haben, z. B.:
•• psychische Erkrankungen (z. B. Magersucht oder Essphobien) neurologische Erkrankungen (z. B. nach Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall, Sauerstoffmangel)
•• neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Parkinson-Krankheit, Muskeldystrophien)
•• genetisch bedingte Erkrankungen onkologische Erkrankungen (z. B. Tumoren im Kopfbereich)
•• Erkrankungen des Alters (z. B. Bewegungs- und Mobilitätsstörungen, demenzielle Erkrankungen, einhergehend mit Wahrnehmungsstörungen)
•• Intoxikationen (Vergiftungen mit Verätzungen des Mund- und Rachenbereichs)
•• Infektionen der Mundhöhle und des Rachens (z. B. Soor, Pilzbefall, Mandelentzündungen).
Dabei kann es vorkommen, dass mehrere dieser Erkrankungen gemeinsam auftreten.

Im Folgenden sollen wesentliche Beeinträchtigungen und Erkrankungen herausgestellt werden, die häufig mit Störungen, des Essen, Trinkens und Schluckens bei Kindern, Erwachsenen und alten Menschen verbunden sind.

3.1.1 Kinder

Besonders häufig sind Störungen des Essens, Trinkens, Schluckens und Verdauens aufgrund von neurologischen Erkrankungen und deren Folgeerscheinungen. Eine große Gruppe bilden dabei Kinder, die aufgrund von extremer Frühgeburtlichkeit, genetischer Syndrome und weiterer peri- und postnataler Schäden von einer Zerebralparese betroffen sind. Aufgrund der neurologischen Veränderung haben diese Kinder meist Probleme mit der Spannung der Muskulatur, wie z. B. Spastiken, Hypotonien oder einem schwankenden Muskeltonus, was alle Vorgänge des Essens, Trinkens, Schluckens und Verdauens mehr oder weniger stark beeinflusst. Weiterhin können diese neurologischen Veränderungen zu Fehlbildungen im Mund- und Rachenraum führen. Tonusveränderungen können auch innere Organe in ihrer Funktion beeinflussen, wie z. B. Darmbewegungen oder Verschlussmechanismen im Magen-Darm-Trakt.

Eine weitere größere Gruppe sind Kinder, die aufgrund von neuromuskulären (genetischen, progredienten) Erkrankungen, wie z. B. Muskel Esgeschrittenen Stadien Störungen beim Essen, Trinken, Schlucken und Verdauen entwickeln. Diese Kinder können zuerst selbstständig essen, verlieren diese Fähigkeit jedoch durch den Verlauf der Erkrankung.

Andere Kinder haben einen Unfall und sind dann aufgrund einer Hirnverletzung (Schädel-Hirn- Trauma) oder eines Sauerstoffmangels (Hypoxie) schwer beeinträchtigt. Auch damit können Störungen des Essens, Trinkens und Schluckens einhergehen. Viele dieser Kinder beherrschten diese Tätigkeiten vor dem Unfall und brauchen nun Unterstützung um sie wieder zu erlernen. Kinder können auch an Tumoren erkranken, die ebenfalls verschiedene Störungen der Nahrungsaufnahme und des Verdauens mit sich bringen können.

Kinder mit schweren Behinderungen und Kinder, die extrem früh geboren wurden sowie Erkrankungen verschiedenster Ursachen können aufgrund der notwendigen (intensiv-)medizinischen Eingriffe, wie z. B. Beatmung, Sondierung und Absaugen, oder bei der Mundpflege traumatische Erfahrungen im Mund- und Rachenbereich gemacht haben. Den Betroffenen fehlen dann wichtige entwicklungspsychologische Erfahrungen, wie gestillt zu werden bzw. in den Armen der Mutter an einem Fläschchen zu saugen. Die normalerweise ruhige Zeit mit den Eltern, in der das Stillen und Versorgen des Kindes im Vordergrund steht und sich die Familienmitglieder aneinander gewöhnen und aufeinander einspielen, ist häufig aufgrund der notwenigen medizinischen Versorgung gestört und findet in der Routine des Klinikalltags statt. Unter Umständen brauchen sowohl das Kind als auch seine Eltern dann längere Zeit, um eine Bindung zueinander aufzubauen und zu gemeinsamen Alltags- und Pflegesituationen und somit auch zu einem «normalen» Essen zu finden. Gemeinsam ist allen Kindern mit Behinderungen und Erkrankungen, die Probleme mit dem Essen, Trinken, Schlucken und/oder Verdauen haben, dass sie und ihre Eltern oft einen langen und beschwerlichen Weg hinter sich haben, der mit Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten verbunden ist. Dieser Weg sollte durch eine sensible, individuelle und zugewandte Betreuung begleitet werden. Ziel sollte dabei sein, dass sowohl das Kind als auch die Eltern (wieder) mit Freude und Lust zusammen essen und trinken können.

3.1.2 Erwachsene

Eine große Gruppe unter den Erwachsenen bilden Menschen mit Behinderungen. Dabei sind wiederum Erwachsene mit einer zerebralen Bewegungsstörung besonders betroffen. Bei ihnen kommt es im Laufe des Lebens oft zur Verschlechterung der Schlucksituation und zu Problemen mit dem Verdauen und Ausscheiden, weil die Spastik zunimmt oder schwere Skoliosen zu Organverlagerungen führen. Auch bei anderen Behinderungsformen, wie z. B. beim Down-Syndrom, können die Fähigkeiten des Essens, Trinkens Schluckens und Verdauens aus Gründen eines verfrühten Alterungsprozesses, im Besonderen demenzieller Prozesse, abnehmen. Eine weitere Gruppe Erwachsener sind Menschen, die aufgrund schwerer Erkrankungen, wie Schlaganfälle, Multiple Skoliose oder andere neurologische Leiden, Probleme beim Essen, Trinken, Schlucken und Verdauen entwickeln. Auch Menschen nach schwersten Unfällen und/oder Reanimation können ihre Fähigkeiten in diesem Bereich (zeitweise) verlieren.

Erwachsene, die viele Jahre in psychiatrischen Einrichtungen leben mussten, haben unter Umständen im Bereich des Essen und Trinkens traumatische Erfahrungen hinnehmen müssen. Jahrelang waren sie in allen Bereichen des täglichen Lebens und insbesonders beim Essen extremer Fremdbestimmung unterworfen. Oft können sie auch schwierige Verhaltensweisen in Bezug auf die Nahrungsaufnahme entwickelt haben, wie etwa Kotschmieren und -essen, Nahrung heraufwürgen, Essen herunterschlingen, ohne zu kauen und extrem große Mengen essen oder trinken.
Inhaltsverzeichnis
Essen — Trinken — Verdauen1
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort10
1. Einleitung12
2. Entwicklungsphysiologische und -psychologische Grundlagen14
2.1 Allgemeine Grundlagen14
2.1.1 Essen14
2.1.2 Trinken14
2.1.3 Schlucken15
2.1.4 Verdauung15
2.2 Organische Voraussetzungen17
2.2.1 Mund-, Nasen- und Rachenraum17
2.2.1.1 Mund- und Mundhöhle19
2.2.1.2 Gesichtsmuskulatur22
2.2.1.3 Zunge22
2.2.1.4 Riechen und Schmecken23
2.2.1.5 Speichel25
2.2.2 Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien26
2.2.3 Speiseröhre27
2.2.4 Schlucken30
2.2.5 Der Magen33
2.2.6 Der Darm34
2.2.6.1 Der Du?nndarm34
2.2.6.2 Der Dickdarm35
2.2.7 Die Verdauung36
2.3 Entwicklung des Essens, Trinkens und Schluckens37
2.3.1 Vorgeburtliche Entwicklung37
2.3.2 Die ersten Lebensmonate38
2.3.3 Anatomische Besonderheiten und Veränderungen während des Wachstums42
2.3.4 Bedeutung des Zusammenspiels von Händen, Fu?ßen und Mund44
2.3.5 Aspekte der Kommunikation45
2.3.6 Auftreten von Reflexen in der kindlichen Entwicklung46
2.3.7 Entwicklung der Verdauung und Ausscheidung50
3. Probleme beim Essen, Trinken und Verdauen52
3.1 Ursachen und Probleme im Laufe des Lebens52
3.1.1 Kinder52
3.1.2 Erwachsene53
3.1.3 Alte Menschen54
3.2 Erkrankungen und Veränderungen im Mundraum54
3.3 Schluckstörungen und Aspiration55
3.4 Speichelfluss57
3.5 Wu?rgen57
3.6 Zähneknirschen58
3.7 Tracheotomie58
3.8 Sondenernährung59
3.8.1 Nasogastrale Sonde60
3.8.2 PEG-Sonde61
3.8.3 Austauschsonden61
3.8.4 Arten von Sondenkost63
3.8.5 Applikation von Sondenkost64
3.8.6 Medikamentengabe u?ber die Sonde64
3.9 Reflux64
3.10 Erbrechen65
3.11 Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien66
3.12 Mangel- und Unterernährung67
3.13 Flu?ssigkeitsmangel68
3.14 Diarrhö70
3.15 Obstipation71
4. Möglichkeiten der Diagnostik74
4.1 Medizinisch-pflegerische Anamnese74
4.2 Biografische Anamnese75
4.3 Beobachtung76
4.4 Endoskopische Untersuchung76
4.5 Dokumentation78
5. Kooperation mit Angehörigen und verschiedenen Berufsgruppen80
5.1 Kooperation mit Eltern und Angehörigen80
5.2 Kooperation im Team80
5.2.1 Interdisziplinäre Zusammenarbeit an Einrichtungen81
5.2.2 Transdisziplinarität82
6. Konzepte zur Unterstu?tzung des Essens, Trinkens und Schluckens84
6.1 Konzepte aus Therapie und Pflege84
6.2 Pädagogische Konzepte85
7. Möglichkeiten pädagogischer, pflegerischer und therapeutischer Förderung88
7.1 Allgemeine Vorbemerkungen zur Förderung am Mund88
7.2 Positionierung – Grundvoraussetzungen89
7.3 Aufbereitung der Speisen und Getränke92
7.4 Vorbereitung und Angebote fu?r den Mundbereich93
7.4.1 Somatische und vibratorische Angebote am und im Mund94
7.4.2 Angebot mit Eis95
7.4.3 Kausäckchen96
7.4.4 Schwammstäbchen97
7.5 Techniken und Hilfsmittel fu?r das Essen und Trinken97
7.5.1 Hilfstechniken fu?r das Essen97
7.5.2 Hilfsmittel zur Unterstu?tzung des Essens99
7.5.3 Hilfen und Hilfsmittel zur Unterstu?tzung des Trinkens99
7.5.4 Angebote im Mundbereich bei Sondenernährung101
7.6 Hilfen bei besonderen Schwierigkeiten101
7.6.1 Zähneknirschen101
7.6.2 Angebote bei starkem Kieferschluss102
7.7 Zähne und Zahnpflege102
7.8 Entwöhnung von der Trachealkanu?le103
7.9 Sondenentwöhnung103
7.10 Atemunterstu?tzung104
7.11 Maßnahmen bei Mangelernährung und Flu?ssigkeitsmangel105
7.11.1 Mangelernährung105
7.11.2 Flu?ssigkeitsmangel107
7.12 Besondere Problemlagen im Alter und bei Demenz107
7.13 Maßnahmen bei Reflux108
7.14 Hilfe bei Obstipation108
7.15 Hilfe bei Diarrhö110
7.16 Spezielle Probleme bei Inkontinenz111
7.17 Pädagogische Aspekte des Essens, Trinkens und der Verdauung112
7.17.1 Kultur und Rituale leben113
7.17.2 Identität entwickeln114
7.17.3 Wahrnehmen mit allen Sinnen114
7.17.4 Kompetenzen erwerben und Selbstständigkeit fördern116
7.17.5 Kommunikation fördern und Selbstbestimmung ermöglichen116
8. Ethische Problemfelder120
8.1 Ethische Fragen bei Nahrungs- und Flu?ssigkeitsverweigerung120
8.2 Ethische Fragen zur Abhängigkeit beim «Essen reichen»121
8.3 Ansprechende Aufbereitung der Nahrung122
8.4 Ethische Fragen bei Sondenernährung122
8.4.1 Spezielle Aspekte der Sondenernährung bei alten Menschen124
8.4.2 Ethische Gestaltung bei Sondenernährung125
8.5 Intimsphäre beachten bei Verdauung und Ausscheidung125
Ein Wort zum Schluss128
Literaturverzeichnis130
Autorinnenverzeichnis / Sachwortverzeichnis134
Sachwortverzeichnis135

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