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Ethik und Recht

AutorChristian Petzold et al.
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl137 Seiten
ISBN9783456943985
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR

Christian Petzold / Uwe Brucker / Kathrin Ohnsorge / Barbara Reisach / Beate Robertz-Grossmann / Traugott Roser / Christoph Schade / Hans-Ludwig Schreiber / Ruth Schwerdt / Armin Stelzig / Clemens Tesch-Römer / Helmut Wallrafen-Dreisow / Karin Wilkening

Ethik und Recht

Aus der Riehe der Robert Bosch Stiftung (Hrsg.): Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz.

Rund eine Million Menschen in Deutschland leiden an Demenz. Die enorme Herausforderung dieser Krankheit für unser Gesundheitssystem und unsere Gesellschaft ist nur zu bewältigen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Das möchte die Initiative «Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz» der Robert Bosch Stiftung erreichen. In sieben Werkstätten haben rund 80 Vertreter aus Politik und Verwaltung und von Angehörigenorganisationen gemeinsam mit Wissenschaftlern und Praktikern aus Medizin, Pflege und anderen Disziplinen über die zentralen Probleme des Lebens mit Demenz diskutiert. Die sieben Berichte der Werkstätten fassen das jeweilige Thema zusammen, greifen gute Ansätze in der Praxis auf und geben Handlungsempfehlungen. Sie richten sich an alle, die beruflich direkt oder indirekt mit der Begleitung von Menschen mit Demenz befasst sind, sowie an interessierte Laien und Entscheidungsträger.

Menschen mit Demenz verfügen über eine verletzliche Autonomie, da sich ihre kognitiven Fähigkeiten im Krankheitsverlauf verändern. Der Umstand, dass dadurch die Entscheidungsfähigkeit zunehmend beeinträchtigt wird, führt zu komplexen ethischen und rechtlichen Fragen im Umgang mit den Betroffenen. Der Bericht diskutiert verschiedenste ethische und rechtliche Aspekte: den Begriff der Autonomie und die moralische Kompetenz der professionellen Helfer, die Schnittstellenproblematik in der Versorgung von Demenzkranken, vorsorgende Patientenverfügungen sowie Gestaltungsmöglichkeiten am Lebensende.

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Kapitelübersicht
  1. Vorwort der Robert Bosch Stiftung zur Reihe «Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz»
  2. Inhalt
  3. 1 Einleitung
  4. 2 Was ist ein gutes gemeinsames Leben mit Demenz?
  5. 3 Kritik normativer Grundbegriffe als Orientierungswerte für ein besseres Leben mit Demenz
  6. 4 Moralische Kompetenz im Umgang mit Menschen in Demenzprozessen
  7. 5 Pflegebedürftig mit Demenz und das SGB XI
  8. 6 Aspekte zur Schnittstellenproblematik bei der Pflege von Menschen mit Demenz
  9. 7 Patientenverfügungen und Demenz
  10. 8 Inszenierte Kommunikation
  11. 9 Gestaltungsmöglichkeiten am Lebensende
  12. 10 Rechtliche Rahmenbedingungen für den Erhalt von Autonomie und Selbstbestimmung
  13. Literatur
  14. Über die Autorinnen und Autoren
Leseprobe

2 Was ist ein gutes gemeinsames Leben mit Demenz? (S. 13-14)

Helmut Wallrafen-Dreisow und Armin Stelzig

Ein gutes gemeinsames Leben mit Demenz bedarf grundsätzlich erst einmal keiner anderen Bedingungen als ein Leben ohne Demenz. Wann ist ein Leben gut? Woran wird dies gemessen? An welchen Werten? Eine allgemeingültige Definition des «guten Lebens» gibt es nicht. Sind Lebensqualität und gutes Leben gleich zu setzen? Sind die Kriterien für ein «gutes Leben» – zumindest innerhalb eines Kulturkreises – objektivierbar? Sind hier die Befriedigung von Bedürfnissen zu nennen, die Erreichung von Zielen, subjektives Glücksempfinden, um nur einige mögliche Werte zu nennen? Oder ist es vielmehr die Summe all dessen? Habe ich alles, damit ich gut leben kann? Welche Ressourcen brauche ich und über welche verfüge ich? Können Ressourcen unabhängig von Zielen betrachtet werden? Welche Werte bestimmen unsere Ziele? Gelingt es mir, meine Ressourcen so einzusetzen, dass ich meine Ziele erreiche? Und habe ich dann ein gutes Leben?

Die Definition eines guten Lebens eines bestimmten Individuums obliegt – sofern es nicht um Verantwortlichkeit gegenüber anderen geht – dem Individuum selbst und ist Ausdruck seiner Selbstbestimmung. Im Kontext von Demenz ist die Frage zu beantworten, wie Autonomie erhalten bleiben kann. Die Definition von Lebensqualität kann (und muss) im Unterschied dazu auch objektiv messbar sein (mit Berücksichtigung der subjektiven Einschätzung durch Individuen) und stellt auf das Vorhandensein wie auch immer gearteter Lebenschancen und -bedingungen ab.

Menschen mit Demenz brauchen einen Rahmen, in dem sie sich entwickeln können

Bei Menschen mit Demenz ändern sich die kognitiven Fähigkeiten. Sie können sich in fortgeschrittenen Phasen nicht mehr reflexiv in Beziehung zu sich und ihrer Umwelt setzen, entwickeln aber neue Formen der Weltvergegenwärtigung. Dazu gibt es die unterschiedlichsten Beispiele, die im Alltag mit demenziell erkranktenMenschen zu beobachten sind.

Frau Schmitz wiederholt automatisierte Handlungsabläufe und streicht den Nachtisch über den Tisch oder «faltet» die Tischdecke. Herr Meier schlägt mit dem Kaffeelöffel gegen ein Glas, weil er als ehemaliger Fernsehtechniker immer noch löten muss. Frau Schulz schafft sich eine neue Struktur und läuft den immer selben Weg, oder sie muss permanent fragen: «Was soll ich tun?» Herr Müller ist auf der Suche und muss laufen. Frau Anders erzählt gern – immer die gleiche Geschichte. Herr Müller hat Angst und will immer Nähe. Frau Jansen teilt sich gerne mit und schreit.

Geht man von der Einzigartigkeit eines jeden Menschen aus, dann ist jede Ausdrucksform eines Menschen, auch die eines Menschen mit Demenz, sinnvoll und berechtigt. Das, was Personen, die sich verstandesmäßig ändern, äußern, ist weder pathologisch noch entwürdigend. Die Menschen müssen nicht prinzipiell behandelt, therapiert, gepflegt und erst recht vor sich selbst bewahrt werden. Medizinische und pflegerische Behandlungen sind nur in dem Maße erforderlich, wie seelisches und körperliches Leiden auftreten oder auftreten können, und sind darauf zu beschränken.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Robert Bosch Stiftung zur Reihe «Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz»6
Inhalt8
1 Einleitung10
2 Was ist ein gutes gemeinsames Leben mit Demenz?14
Menschen mit Demenz brauchen einen Rahmen, in dem sie sich entwickeln können15
3 Kritik normativer Grundbegriffe als Orientierungswerte für ein besseres Leben mit Demenz18
3.1 Prolegomena zum Leitwert «Gesundheit»18
3.2 Autonomie als grundlegendes Werteprinzip23
4 Moralische Kompetenz im Umgang mit Menschen in Demenzprozessen34
5 Pflegebedürftig mit Demenz und das SGB XI42
5.1 Pflegebedarf und Pflegebedürftigkeit44
5.2 Pflegebedürftigkeit und Begutachtung im SGB XI48
5.3 Pflegeleistungen für Personen mit eingeschränkter Alltagskompetenz im ambulanten Bereich52
5.4 Personen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz im SGB XI54
5.5 Der Teilleistungscharakter der Pflegeversicherung55
5.6 Der erweiterte Pflegebedürftigkeitsbegriff (nach dem Papier der AG II des Bundespflegeausschusses vom 10. Juni 2002)58
Fazit63
6 Aspekte zur Schnittstellenproblematik bei der Pflege von Menschen mit Demenz64
6.1 Schnittstellen zwischen SGB V und SGB XI66
6.2 Schnittstellen zwischen Rehabilitation und Pflege67
6.3 Schnittstellen zwischen Heim und Krankenhaus68
6.4 Schnittstellen zwischen verschiedenen Helfersystemen69
7 Patientenverfügungen und Demenz72
7.1 Die Rechtslage 200574
7.2 Aktuelle Entwicklung im Bundestag78
7.3 Patientenautonomie am Lebensende82
8 Inszenierte Kommunikation86
8.1 Der Status der Person und die Frage personaler Identität87
8.2 Inszenierung von Kommunikation92
8.3 Person als Thema theologischer Anthropologie93
8.4 Konsequenzen relational vermittelter Autonomie97
9 Gestaltungsmöglichkeiten am Lebensende100
9.1 Kurative und palliative Behandlungsformen100
9.2 Elemente des langfristigen Planens («advance care planning»)102
9.3 Ethische Fragen am Lebensende105
9.4 Ein «gutes Sterben» für Menschen mit Demenz – Sterbeort und letzter Wunsch113
9.5 Netzwerk Abschiedskultur117
10 Rechtliche Rahmenbedingungen für den Erhalt von Autonomie und Selbstbestimmung122
10.1 Verbesserung des Anlegerschutzes126
Literatur128
Über die Autorinnen und Autoren136
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