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E-Book

Evaluierung verschiedener Unterrichtskonzepte zur Einführung der Sexualkunde in der Mittelstufe

AutorChristian Jäger
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl139 Seiten
ISBN9783638847018
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Didaktik - Biologie, Note: 1,3, Universität Koblenz-Landau (Institut für Biologie), 27 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Sexualerziehung ist heute ein fester Bestandteil in unseren Schulen. Doch die Methoden, wie man Kindern und Jugendlichen dieses immer noch prekäre Thema übermittelt, sind so verschieden wie nie zuvor. Es ist nicht nur eine Wissensübermittlung von biologischen Fakten, es ist viel mehr. Sexualerziehung ist ein riesiger Wissenskomplex. Es verbindet soziale, religiöse, biologische, psychologische und kulturelle Aspekte. Auch die Lehrperson sollte sich dessen bewusst sein. Die zwischenmenschliche Komponente auf dem Sachgebiet der Sexualerziehung ist unentbehrliche Voraussetzung. Dieses Buch enthält Informationen über den Sexualkundeunterricht. Kreative Ideen und Unterrichtsgestaltungen sind aus zahlreichen wissenschaftlichen Fachbüchern gesammelt.

Christian Jäger ist Realschullehrer an der Otto-Hahn-Realschule plus in Bitburg. Er studierte die Fächer Mathematik und Biologie auf Lehramt für Realschule an der Universität Koblenz. Sein Referendariat absolvierte er am Studienseminar für Lehramt an Realschulen in Trier. Nach seinem Referendariat blieb er als Lehrer für Mathematik, Biologie, NaWi und Informatik weiterhin an der Otto-Hahn-Realschule plus tätig.

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Leseprobe

5. Sexualerziehung in verschiedenen Schulformen


 

In allen Schulformen wird Sexualerziehung gelehrt. Dabei fällt auf, dass zwar die Summe der Stunden der Biologiestunden gleich ist, aber die Verteilung dieser variiert.

 

 

5.1 Lehrplananalyse


 

Mit dem Thema ‚Fortpflanzung’ werden die Schüler schon in der 5. / 6. Klasse erstmals konfrontiert. Am Anfang der Orientierungsstufe existiert das Thema ‚Blütenpflanzen’. Hier werden ‚Bau und Vermehrung’ einer Blütenpflanze angesprochen. Ziel ist es, dass die Schüler am Ende des Schuljahres wissen, dass bei einer Pflanze sowohl männliche, als auch weibliche Geschlechtsteile existieren. Auch Kernpunkte, wie Befruchtung können hier schon vorbereitet werden auf den späteren Themenkomplex ‚Körperliche und seelische Veränderungen in der Pubertät’.

 

Mit dem Grundwissen der pflanzlichen Fortpflanzung kann man anschließend die menschliche Sexualität behandeln und darstellen, dass es viele Parallelen gibt, aber natürlich auch Unterschiede.

 

Für das Thema ‚Körperliche und seelische Veränderungen in der Pubertät’ sind maximal 4 Unterrichtsstunden vorgesehen. Hier lernen die Schüler, was sich an ihrem Körper verändert und warum. Sie lernen die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale kennen, auch den Aufbau und die Funktion der Geschlechtsorgane. Aber auch psycho-soziale Aspekte sollen berücksichtigt werden, sie sind mindestens genauso wichtig wie die biologischen Fakten. Eine Diskussion im Klassenraum über Unsicherheit, Identifikation mit sich selbst und die Akzeptanz des eigenen Körpers sollen hier eine große Rolle spielen. Im Unterricht behandelt werden kann dieses Thema in einem Unterrichtsgespräch, per Rollenspiel oder als Interaktionsspiel. Hier bieten sich viele Chancen an, den Unterricht effektiv und interessant zu gestalten.

 

Das zweite große Thema und zugleich auch letzte in der Orientierungsstufe ist das Thema ‚Entstehung und Entwicklung des menschlichen Lebens’. Den Schülern wird hier gelehrt, dass menschliches Leben weitergegeben wird. Hier fallen die Begriffe ‚Freundschaft, Verantwortung, Orgasmus, Geschlechtsverkehr, Verhütungsmöglichkeiten, Schwangerschaft, Geburt, Bezugsperson, Ernährung und Pflege’. Das bedeutet, mit dem Wissen aus dem Thema ‚Körperliche und seelische Veränderungen in der Pubertät’ , wo die Schüler gelernt haben, wie die Geschlechtsorgane aufgebaut sind und funktionieren, geht man hier nun einen Schritt weiter. Der Biologieunterricht muss hier vermitteln, welche Verantwortung der Geschlechtsverkehr mit sich bringt und welche Folgen er haben kann. Auch die verschiedenen Verhütungsmittel sollen hier mit Vor- und Nachteilen benannt werden. Als Zeitrichtwert sind im Lehrplan zwei Schulstunden vorgesehen. In dieser Zeit sollen auch wieder psycho-soziale Anteile wie Beziehung, Schwangerschaftsabbruch und Ernährung und Pflege von Säuglingen behandelt werden.

 

Insgesamt widmet der Lehrplan der Orientierungsstufe (5. / 6. Klasse) sechs Schulstunden zum Thema ‚Sexualität’.

 

Schüler der Hauptschule werden dann erst wieder in der 9. Klasse auf das Thema stoßen, Schüler der Realschule und des Gymnasiums sogar erst wieder in der 10. Klasse.

 

In der Hauptschule lautet der Titel ‚Menschliche Sexualität im Spannungsfeld eigener Wünsche und gesellschaftlicher Normen’. In dieser Unterrichtseinheit „sollen sich die Schüler zum einen mit Fragen der Empfängnisverhütung und Familienplanung auseinandersetzen, zum anderen soll ihnen bewusst werden, dass Sexualität nicht immer ausgelebt werden kann, sondern an kulturelle, durch Sozialisation bedingte Grenzen stößt. Ziel des erzieherischen Bemühens muss es sein, die Schüler zu sozialer und menschlicher Partnerschaft zu befähigen und zu einer begründeten Entscheidung zwischen den Anforderungen der Normen- und Wertvorstellungen der Gesellschaft und ihren eigenen Wünschen anzuleiten.“ (Lehrplanentwurf Rheinland-Pfalz 1997/98)

 

Konkrete Inhalte und Begriffe dieser Einheit lauten z.B. ‚Beziehung, Verliebtheit, Sexualtrieb, Bindungsbereitschaft, Masturbation, Petting, Koitus, Hetero-, Homosexualität, Prostitution, Sadismus, sexueller Missbrauch, Befruchtung Menstruationszyklus, Schwangerschaftsabbruch’. Die Lehrperson sollte hier u.a. verschiedene Verhütungsmittel demonstrieren, Broschüren über Verhütungsmethoden verteilen und auch ethische Fragen über die Empfängnisverhütung klären. Der Lehrplan sieht sechs Unterrichtsstunden für diese Unterrichtseinheit vor.

 

Menschliche Sexualität im Spannungsfeld eigener Wünsche und gesellschaftlicher Normen’ heißt dieses Thema auch im Lehrplan für die Realschule. In der für die Realschule vorliegenden Unterrichtseinheit „muss dem Jugendlichen bewusst werden, dass menschliche Sexualität - anders als beim Tier - immer gegenwärtig ist. Wenn die Sexualität dennoch nicht immer dem Trieb nach gelebt wird, so liegt dies nicht an einer natürlichen Beschränkung, sondern an kulturellen Grenzen, die durch die Sozialisation bedingt sind. Ziel des erzieherischen Bemühens sollte es sein, den Schülerinnen und Schülern zu einer begründeten Entscheidung zwischen den Anforderungen der Normen- und Wertvorstellungen der Gesellschaft und seinen eigenen Wünschen anzuleiten. Bei den Formen menschlichen Sexualverhaltens sollten sie erkennen, dass es sexuelles Verhalten gibt, das sich vom Verhalten der Mehrheit der Menschen unterscheidet. Es ist eindeutig abzugrenzen von sexuellen Verhaltensweisen, welche unsozial und ausnützend sind. Die inhaltlichen Schwerpunkte sind nach den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler auszusuchen“ (Lehrplanentwurf Rheinland-Pfalz 1997/98)

 

Der Begriff ‚Sexualtrieb’ soll hier klar definiert werden, Inhalte und Grundbegriffe überschneiden sich mit denen der Hauptschule in Klasse 9. Auch in der Realschule sollen die verschiedenen Verhütungsmittel aufgezeigt werden und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile in Abhängigkeit zur Situation erörtert werden. Anders als bei der Hauptschule (6 Unterrichtsstunden) sind in der Realschule sieben Unterrichtsstunden vorgesehen. Ein weiterer Unterschied: Im Lehrplan für die Realschule kann man als nächstes Thema Alternativen treffen, die Lehrperson muss sich entscheiden zwischen Evolution oder Genetik. Beide haben natürlich mit dem Thema ‚Sexualität’ zu tun. Einmal die Geschichte und Anpassung der Sexualität, bei der Genetik die genaue Vererbung und der genaue Vorgang bei Verschmelzung Eizelle und Samenzelle und wie sich die verschiedenen Merkmale genetisch gesehen ausprägen.

 

Dies ist wiederum anders beim Lehrplan Gymnasium, hier sind Evolution und Genetik beides Pflichtthemen. Zwischen diesen Themen liegt auch das Thema ‚Sexualität’. Hier sind, wie bereits in der Hauptschule 6 Unterrichtsstunden vorgesehen.

 

5.2 Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüche bei minderjährigen Frauen im Zusammenhang mit Bildung und sozialem Umfeld


 

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat im Jahr 2007 einen Forschungsbericht veröffentlicht, der den Zusammenhang zwischen Bildung, sozialem Umfeld und Schwangerschaften Minderjähriger beleuchtet.

 

In der folgenden Grafik (Abb. 4) sind die Schwangerschaften, Geburten und Schwangerschaftsabbrüche von 1996 bis 2004 zu erkennen. Die folgenden Grafiken sind alle entnommen aus dem Forschungsbericht ‚Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen, BZgA 2007’

 

 

Zwischen 1996 und 2001 ist die Zahl der Schwangerschaften gestiegen. 1996 wurden noch knapp sieben von 1000 Frauen zwischen 15 und 17 Jahren schwanger. 2001 erreichte sie einen neuen Höchststand. Nach 2001 ist die Rate wieder abgeflacht. Heute wird ca. jede achte Frau (von 1000) zwischen 15 und 17 Jahren schwanger. Von acht schwangeren Minderjährigen vollziehen fünf einen Schwangerschaftsabbruch. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Interessant ist aber, dass es bei der Anzahl der Geburten keine großen Veränderungen zu erkennen sind.

 

Abbildung 5 zeigt, in welchem Alter Jugendliche schwanger werden. Schwanger werden die meisten Frauen im Alter von 16 Jahren. „Fragt man, wie viele junge Frauen derzeit vor ihrem 18. Geburtstag mindestens einmal schwanger werden, so kommt man auf knapp 3 %.“ (Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen, BZgA 2007)

 

 

Der Forschungsbericht kam zu der Erkenntnis, dass Schwangerschaften bei Minderjährigen sehr eng mit der Bildung verknüpft sind (vgl. Abb. 6). Deutlich ist hier zu erkennen, dass Schüler und Abgänger der Hauptschule fast fünfmal so oft schwanger werden wie Schüler und Abgänger des Gymnasiums. Es ist „unübersehbar, dass geringere Bildung und die heute damit verbundene Perspektivlosigkeit das Risiko, ungewollt schwanger zu werden, drastisch erhöht.“ (Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen, BZgA 2007)

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