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Evidenzbasierte Leitlinie zur Psychotherapie Affektiver Störungen (Reihe: Evidenzbasierte Leitlinien Psychotherapie, Bd. 1)

AutorChristine Kühner, Elisabeth Schramm, Martin Hautzinger, Renate de Jong-Meyer
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl105 Seiten
ISBN9783840920707
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR

Die Leitlinie zur Psychotherapie Affektiver Störungen gibt Empfehlungen für die Diagnostik und Therapie Affektiver Störungen. Die Leitlinie wurde von einem Expertenteam der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie in der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) entwickelt und vermittelt den aktuellen Wissensstand zur Behandlung dieser Störungen. Mit den Empfehlungen in dieser Leitlinie wird die Sicherung und Verbesserung der Versorgung, die Förderung der Anwendung als wirksam nachgewiesener Psychotherapien, die Vermeidung unnötiger und unwirksamer Verfahren sowie die Information der Fach- und Laienöffentlichkeit angestrebt.

Die vorgelegten Behandlungsleitlinien für depressive und bipolare Affektive Störungen basieren auf dem aktuellen Kenntnisstand zu wirksamen Psychotherapien sowie zur Kombination von Psychotherapie mit Pharmakotherapie. Der Band liefert eine knappe Beschreibung der Störungen, gibt Empfehlungen zur Diagnostik und stellt ein Erklärungsmodell der Depression dar, das den Stellenwert psychologischer, aber auch pharmakologischer Maßnahmen einordnen hilft.

Spezifische Empfehlungen für die Therapie unterschiedlich schwer Erkrankter und für verschiedene Stadien der Erkrankung (Prävention, Akuttherapie, Rückfallprophylaxe) sowie für besondere Rahmenbedingungen der Therapie (Einzeltherapie, Gruppentherapie, ambulante und stationäre Versorgung) werden vorgestellt. Zudem werden Behandlungsleitlinien für die Psychotherapie bei Depression von Kindern und Jugendlichen, von Frauen nach Schwangerschaft und Geburt sowie von älteren Menschen in weiteren Kapiteln aufgezeigt.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. 1 Ausgangspunkt, Ziele und Methoden dieser Psychotherapieleitlinie
  4. 2 Die Störungsbilder
  5. 3 Empfehlungen zur Diagnostik
  6. 4 Störungstheorien und Erklärungsmodelle
  7. 5 Ansatzpunkte der Depressionsbehandlung
  8. 6 Niedrigschwellige Maßnahmen
  9. 7 Spezifische Psychotherapien zur Behandlung unipolarer Depressionen
  10. 8 Psychotherapie bei Patienten mit chronischer Depression
  11. 9 Erhaltungstherapien (Rezidivprophylaxe)
  12. 10 Psychotherapie für besondere Patientengruppen
  13. 11 Bipolare Affektive Störung
  14. 12 Kurzfassung evidenzbasierter Empfehlungen
  15. Literatur
  16. Häufig verwendete Abkürzungen
Leseprobe

4 Störungstheorien und Erklärungsmodelle ( S. 28)

Als Teil von Leitlinienempfehlungen zur Psychotherapie von Affektiven Störungen sind Störungstheorien und Erklärungsmodelle nur als Hintergrundheuristiken von Bedeutung. Durch die folgende Kurzdarstellung soll vor allem die psychobiologische Orientierung deutlich werden. Diese Orientierung ist wichtig, wenn es im praktischen Umgang mit den betroffenen Patienten darum geht, Behandlungsalternativen zu verdeutlichen und den gleichzeitigen oder konsekutiven Einsatz von pharmakologischen und psychotherapeutischen Strategien zu begründen.

Der in diesem Absatz erwähnten „gemeinsamen Wegstrecke", in die Vulnerabilitätsfaktoren einmünden, kann bezogen auf Interventionen die „gemeinsame Wegstrecke" des Herauskommens aus der Depression gegenübergestellt werden. Erklärungshypothesen affektiver Störungen lassen sich vereinfacht biologischen und psychologischen Modellvorstellungen zuordnen (Hautzinger, 1998a, Gotlib &, Hammen, 2002, Kühner, 2003a, de Jong-Meyer, 2005).

Keiner dieser Ansätze kann bislang für sich in Anspruch nehmen, eine überzeugende monokausale Erklärung geliefert zu haben. Es ist angesichts der Heterogenität der affektiven Syndrome vermutlich auch unwahrscheinlich, dass ein Faktor allein für die Entstehung einer Depression oder Manie verantwortlich ist. Von der Mehrzahl der Experten werden multifaktorielle Erklärungskonzepte angenommen.

Bereits in den 70er Jahren hatten Akiskal und McKinney (1975) ein „Final-Common- Pathway" Modell der Depression vorgeschlagen, das postuliert, dass dem Auftreten einer Depression eine gemeinsame Endstrecke neuronal gestörten Stoffwechsels vorausgeht. Das Hineingleiten in diese gemeinsame Endstrecke kann durch die unterschiedlichsten Bedingungen (physikalisch, genetisch, sozial, entwicklungspsychologisch, kognitiv, zwischenmenschlich usw.) und deren multiple Interaktionen verursacht werden.

Entsprechend besteht zwischen sozialen, psychologischen und biologischen „Ursachen" kein Gegensatz, sondern eine Ergänzung. So fasst Aldenhoff (1997) neurobiologische und entwicklungspsychologische Befunde zu einem psychobiologischen Phasenmodell der Depressionsentwicklung zusammen. Er geht davon aus, dass bei den später affektiv erkrankenden Menschen ein „frühes Trauma" vorliegt.

Dabei soll dieser Begriff eine sehr heterogene Ausgangsbedingung darstellen, wie frühkindliche Deprivation, Vernachlässigung, Missbrauch, Veränderungen der Rezeptorenstruktur durch Virusinfektionen, genetische Aberrationen und noch bislang unbekannte Mechanismen. Die Adaptation an diese „Traumen" erfolgt im Sinne eines biologischen „Priming", welches neurobiologische Veränderungen bewirkt, die der Depression lange vorausgehen kann, persönlichkeitsbildend wirkt und an Lebensbedingungen/Lebens- ereignissen Anteil hat.

In diesem Anpassungszustand, der über Jahre unbemerkt bestehen kann (Latenzphase), ist das Individuum empfindlich für depressionsauslösende Bedingungen. Durch entsprechende psychologische und/oder biologische Ereignisse kommt es zu einer Reaktivierung mit einer möglichen ersten subsyndromalen bzw. unerkannten affektiven Reaktion, die nach inädaquater Bewältigung und damit einhergehenden dysfunktionalen affektiv-kognitiven Vulnerabilitäten in eine zweite Latenzphase mündet.

Das Individuum ist nun bereits anfälliger und befindet sich häufiger in Zuständen einer „psychobiologischen Stressreaktion". Nun kann es episodisch und durch geringfügige Ereignisse ausgelöst zu depressiven Phasen, also dem syndromalen Bild einer affektiven Störung kommen. Abbildung 1 stellt den Versuch dar, Vulnerabilitäts- und Abfolgeannahmen zu konkretisieren, indem empirisch schon weitgehend replizierte Befunde in ein aktualisiertes „Final Common Pathway"-Konzept eingeordnet wurden.

Hinzugefügt wurden auch diejenigen Variablen, die nach neueren Studien prognostische Bedeutung für den weiteren Erkrankungsverlauf haben (für eine ausführlichere Darstellung siehe de Jong-Meyer, 2005). Für die Begründung der verschiedenen psychotherapeutischen Interventionen bei affektiven Störungen werden spezifischere, z.T. nur auf Einzelaspekte fokussierende Konzepte (z. B. Verstärkerverlustmodell, Hilflosigkeitsmodell, kognitives Modell, Interaktionsmodell, Copingmodell) herangezogen, deren Relevanz für die Aufrechterhaltung der Depression relativ gesichert ist, bei denen jedoch erst einzelne Variablen (vgl. Abb. 1) als Vulnerabilitätsfaktoren bestätigt werden konnten (Hautzinger, 1998a, de Jong-Meyer, 2005).

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort10
1 Ausgangspunkt, Ziele und Methoden dieser Psychotherapieleitlinie13
1.1 Ausgangspunkt und Ziele13
1.2 Methoden14
1.3 Bewertungskriterien empirischer Studien15
2 Die Störungsbilder18
2.1 Depressive Episoden18
2.2 Manische und hypomanische Episoden19
2.3 Diagnosen Affektiver Störungen20
2.4 Abgrenzung zu weiteren Störungen mit depressiver Symptomatik21
2.5 Epidemiologische Befunde22
2.6 Erkrankungsverlauf und Ausgang23
3 Empfehlungen zur Diagnostik25
3.1 Diagnosestellung25
3.2 Funktionale Diagnostik und Therapieplanung26
3.3 Erkennen von Suizidalität und Umgang mit suizidalen Krisen26
4 Störungstheorien und Erklärungsmodelle29
5 Ansatzpunkte der Depressionsbehandlung34
6 Niedrigschwellige Maßnahmen38
6.1 Bibliotherapie38
6.2 Netzbasierte Selbsthilfeprogramme38
6.3 Kurzzeitige kognitiv-verhaltenstherapeutische Gruppenprogramme39
6.4 Empfehlungen40
7 Spezifische Psychotherapien zur Behandlung unipolarer Depressionen41
7.1 Allgemeine Gestaltung des Behandlungsprozesses41
7.2 Psychotherapien als Akutbehandlung im Einzelsetting42
7.3 Psychotherapien als Akutbehandlung in Gruppen oder als Paartherapie53
7.4 Psychotherapien als Teil einer Kombinationsbehandlung in der Akutbehandlung56
8 Psychotherapie bei Patienten mit chronischer Depression60
8.1 KVT bei chronischer Depression oder Dysthymie60
8.2 Cognitive Behavioral Analysis System for Psychotherapy ( CBASP) bei chronischer Depression61
8.3 IPT bei chronischer Depression oder Dysthymie62
8.4 Empfehlungen63
9 Erhaltungstherapien (Rezidivprophylaxe)64
9.1 Psychotherapien als alleinige Erhaltungstherapien oder während des gleichzeitigen Ausschleichens von Medikamenten64
9.2 Psychotherapien als Teil einer Kombinationstherapie während der Erhaltungsphase67
9.3 Empfehlungen68
10 Psychotherapie für besondere Patientengruppen70
10.1 Depressionen in bestimmten Altersgruppen70
10.2 Depression und Geschlecht78
11 Bipolare Affektive Störung80
11.1 Charakteristika von adjuvanten Interventionen bei bipolaren Störungen81
11.2 Effektivität einiger spezifischer adjuvanter Interventionen bei bipolaren Störungen82
11.3 Empfehlungen84
12 Kurzfassung evidenzbasierter Empfehlungen85
Literatur88
Häufig verwendete Abkürzungen104

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