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Evolution der Logistik

Von der physical distribution zum Supply Chain Management

AutorNiklas Kürten
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl103 Seiten
ISBN9783638805100
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich BWL - Beschaffung, Produktion, Logistik, Note: 1,7, European Business School - Internationale Universität Schloß Reichartshausen Oestrich-Winkel, 106 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der bedeutende Einfluss der Logistik in der Vergangenheit sowie in der Gegenwart ist erwiesen. Für die Zukunft wird eine 'dramatisch wachsende Bedeutung' erwartet, was sich durch das Wachstum im Logistiksektor und die steigende Vielseitigkeit der Logistik belegen lässt. Sowohl in der Wirtschaft, die sich neuen Herausforderungen gegenübersieht, als auch in der Wissenschaft - durch den signifikanten Anstieg von Publikationen belegt - ist die steigende Bedeutung unbestritten. Ferner wird diese Erkenntnis durch die positive Korrelation zwischen dem Gesamterfolg eines Unternehmens und der Logistikführerschaft unterstützt, was die wachsende Relevanz der Logistik als Erfolgsfaktor stärkt. Zwar ist sich die Literatur über die Anfänge und die Begriffsherkunft der einflussreichen Disziplin relativ einig, bezüglich der Evolution und der Abgrenzungen einzelner Phasen innerhalb der Evolution zeigt sich die Literatur hingegen uneinig. In der Literatur sind zahlreiche Ansätze zu finden, die die verschiedenen Abschnitte der Evolution der Logistik unterschiedlich benennen und interpretieren. Walter gliedert die Entwicklung ab den 1970er Jahren in fünf Phasen. Göpfert hingegen führt für die gesamte Evolution drei Abschnitte, Weber wiederum vier Phasen an. Krampe und Lucke sehen in der logistischen Disziplin insgesamt fünf Abstufungen. Verstärkt wird diese Uneinigkeit weiter durch die Ausführungen von Engelsleben und Niebuer, die Phasenmodelle zur Abgrenzung der Evolution der Logistik als nicht haltbar darstellen. Als problematisch erwiesen sich die nicht überschneidungsfreien Datierungen der Entwicklungsphasen und die daraus folgende Evolution der Logistik. Neben der Uneinigkeit bezüglich der Einstufung in einzelne Abschnitte besteht Disharmonie über die operative oder strategische Dimension im Laufe der Evolution. Aus der Uneinigkeit über die Evolution der Logistik von der 'physical distribution' hin zum globalen 'Supply Chain Management' resultiert die Diskussion über die eindeutige Abgrenzung der Begriffe. Selbst unter Experten herrscht zum Teil Unschärfe über den Begriff des Logistikers. Weiter wird in der Literatur vereinzelt der Term des Supply Chain Managements unter anderem als Synonym für Logistik verwendet.

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Leseprobe

2 Theoretische Grundlagen


 

Um eine Grundlage für die Diskussion der Evolution der Logistik zu schaffen, wird zu Beginn auf die theoretischen Grundlagen eingegangen. Dazu werden innerhalb der Begriffsabgrenzungen der Gegenstand der Logistik und die den Erfolg determinierenden Rahmenbedingungen sowie Leistungsindikatoren diskutiert. Weiter werden Theorien angeführt, die die Basis dieser Arbeit bilden, und wird der Logistik-Begriff etymologisch hergeleitet.

 

2.1 Begriffsabgrenzungen


 

Im Folgenden wird auf den Gegenstand der Logistik sowie deren Rahmenbedingungen und Leistungsindikatoren eingegangen. Zu Anfang werden dabei der Gegenstand der Logistik sowie die Rahmenbedingungen der Logistik erläutert. Letztere setzen sich aus Bedingungen zusammen, die sich dem Logistikprozess zum einen direkt, zum anderen nur indirekt zuordnen lassen. Daran anschließend werden die Leistungsindikatoren der Logistik diskutiert, die das Resultat des Logistik-Prozesses und die Effektivität determinieren und einordnen.

 

2.1.1 Gegenstand und Rahmenbedingungen der Logistik


 

Die Literatur ist sich uneinig über das heutige Verständnis der Logistik. Nach einer Definition bildet die Logistik das verbindende Element zwischen vier diese Disziplin definierenden Aspekten: dem Objekt, den Prozessen, dem Netzwerk und den Akteuren. Als Objekte werden in diesem Zusammenhang Güter, Personen oder Informationen gesehen, die durch den Transformationsprozess der Logistik, bestehend aus Teilprozessen wie Transportieren, Umschlagen oder Speichern, verändert werden. Übergeordnet und aus einer längerfristigen Perspektive stehen Prozesse wie Planung, Organisation, Steuerung und Überwachung im Vordergrund. Zusammenfassend bilden diese Prozesse ein Netzwerk, in dem Akteure wie Logistikdienstleister oder Kunden dieser Prozesse angesiedelt sind.[17]

 

Weiter unterliegt die Logistik unzähligen Rahmenbedingungen, die aus zwei verschiedenen Clustern besteht: zum einen Faktoren, die direkt dem Logistikprozess zugeordnet werden können, zum anderen Faktoren, die dem Prozess nur indirekt zugeordnet werden können.

 

Einen Faktor direkten Einflusses bildet die Qualität der angebotenen logistischen Dienstleistung. Das sich dynamisch verändernde Umfeld beeinflusst in hohem Maß die Nachfrager, deren Bedürfnisse und die Prozesse, wie diese verschiedenen Forderungen zu erfüllen sind, so dass die Logistikdienstleister auf Dauer gefordert sind, sich anzupassen und Qualität neu zu definieren und zu sichern.[18] Parallel zu dieser Entwicklung sind der Logistikmarkt und die wachsende Konkurrenz zu sehen, die den Markt von einem Verkäufermarkt mit mangelndem Angebot zu einem Käufermarkt mit ausreichend Angebot im Vergleich zur Nachfrage entwickelte.[19]

 

Zum zweiten Cluster mit indirekter Einflussnahme zählt die politische Situation, der der Aufbau oder die Auflösung wirtschaftlicher Barrieren, geknüpft an geographische Grenzen oder die Angleichung von Rechtssystemen, unterliegt. In diesem Zusammenhang sind der Fall alter politischer, ideologischer und zolltechnischer Grenzen zwischen Ländern und Regionen zu nennen und als Beispiele die Osterweiterung der EU oder die konformen Zölle innerhalb der EU anzuführen.[20] Diese Abkommen entwickelten sich stetig weiter und wurden zu Beginn des Standardisierungsprozesses durch die EFTA oder später durch die GATT oder WTO gefördert.[21] Weiter nimmt die politische Situation Einfluss auf Gesetze bezüglich der Ökologie eines Landes, die die Logistik speziell betreffen. Als Beispiele lassen sich die Maut oder Mineralölsteuergesetze anführen. Die technische Entwicklung und der Fortschritt, der sich in Transporttechniken und -mittel, Informations- oder Kommunikationstechnologien widerspiegelt, drücken den zweiten Faktor aus. Einblicke in die Praxis bestätigen dies und zeigen das hohe Potential in der Zukunft beim Ausbau dieses Bereichs für die Logistik.[22] Weiter ist zwischen der Evolution der Logistik und der technischen Entwicklung eine gegenseitige Abhängigkeit zu sehen, die sich wechselseitig bedingt.[23]

 

Den dritten Faktor bilden der Arbeitsmarkt und das Angebot an qualifizierten und günstigen Arbeitskräften, die angestellt werden können um logistische Dienstleistungen zu erbringen.[24] Im deutschen Wirtschaftsraum ist exemplarisch zwischen den Jahren 1999 und 2004 ein Wachstum der Beschäftigtenzahl im Kernsektor der Logistik von mehr als drei Prozent auf über 1,2 Mio. Beschäftigte zu verzeichnen gewesen, was die zunehmende Bedeutung dieses dritten Faktors unterstreicht.[25]

 

Zusammenfassend ist herauszustellen, dass die Logistik eine der Unternehmensfunktionen ist, die die reichsten internen und externen Einflussfaktoren aufweist.

 

2.1.2 Leistungsindikatoren der Logistik


 

Die Effizienz und Effektivität der Logistik ist anhand verschiedener Faktoren identifizier- und messbar. Als allgemeingültige Indikatoren können dabei Zeit, Flexibilität, Qualität der Lieferung sowie die Fähigkeit, die gewünschte Dienstleistung zu erbringen, angeführt werden.[26] Der Faktor Zeit ist in diesem Zusammenhang als besonders kritisch anzusehen, was auf die Wandlung von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt im Logistiksektor zurückzuführen ist. Heute wird durch Konzepte wie Efficient Consumer Response (ECR) oder Just-In-Time (JIT) versucht, diesem zu entsprechen.[27] ECR stützt sich dabei auf die enge Zusammenarbeit zwischen Industrie und Handel, um den Verbrauchern einen möglichst hohen Nutzen zu garantieren, während das JIT-Konzept auf die „vollständige Synchronisierung von Beschaffung und Fertigung“ abzielt, um Lagerhaltung im Idealfall vollends zu vermeiden.[28]

 

Die angeführten Indikatoren zur Leistungsmessung gehen auf die Abwicklung, den Transport, die Lagerstrategie sowie die Standortentscheidung zurück und werden dadurch entschieden.[29] Allgemeiner formuliert zieht die Logistikdisziplin ihre Einflüsse aus vier verschiedenen Kategorien: Wissen, Technik, Ziele und Umwelt. Wissen, das auf unternehmensinternes Know-how sowie externe Erfahrungen beispielsweise durch Benchmarking zurückgreift, bildet dabei die erste Dimension. Dieses Wissen wird durch adäquate Techniken, die zweite Dimension, zu einem Leistungsprozess transformiert um vordefinierte Ziele, die dritte Dimension, zu erreichen. Als vierte Variable sind Einflüsse aus der Umwelt anzuführen.[30] Auch bei Betrachtung der Faktoren lässt sich eine Entwicklung und Verschiebung der Bedeutung erkennen. Zu Beginn der Disziplin standen neben der Qualität der Dienstleistung klar die Kosten im Vordergrund, was sich in den 80er Jahren zu Gunsten der Qualität verschob. In den 90er Jahren wurde diese Entwicklung bezüglich der Qualität mit besonderer Betonung der Zeit und Flexibilität bestätigt. Heute steht die Qualität der Logistik als einer auf den Nutzen des Kunden ausgerichteten Marktleistung im Vordergrund. Allerdings ist anzumerken, dass die Indikatoren und Einflüsse stark unternehmens- und branchenabhängig sind und daher stark variieren. Weiter ist die Basis der angeführten Leistungsindikatoren einer eher operativen und weniger strategischen Perspektive entnommen.[31]

 

2.2 Theorien


 

Im Folgenden wird durch die Beschreibung und Diskussion zweier Theorien eine Basis der Erörterung der Evolution der Logistik gelegt. Zu Beginn wird in diesem Zusammenhang auf die Westline-Theorie und anschließend auf die Evolutionstheorie eingegangen.

 

2.2.1 Westline-Theorie


 

Die Westline-Theorie geht auf Martin Stopford zurück und basiert auf der Erkenntnis, dass eine Korrelation zwischen der Historie des Seehandels und der stetigen Verschiebung des kommerziellen Zentrums des Seehandels in der Geschichte in Richtung Westen besteht. Diese Entwicklung, die im Libanon 3000 Jahre v. Chr. einsetzt, beschreibt einen 5000 Jahre währenden Verlauf über Griechenland und Westeuropa an die Nordküste Amerikas. Heute entwickelt sich dieses Zentrum weiter in Richtung Pazifik und wird seine Zukunft nach den südostasiatischen Zentren Japan und Südkorea in China und in arabischen Regionen haben.[32]

 

Nach der Umrundung des Globus in mehr als fünf Jahrtausenden besteht Uneinigkeit über den weiteren Verlauf. Oftmals wurden diese Entwicklungen von technologischen und wirtschaftlichen Fortschritten gefördert bzw. fungierten diese als eine Art Auslöser oder Katalysator für die Verschiebung der Handelszentren.

 

Auf die Logistik projiziert, gibt die Westline-Theorie bedeutende Entwicklungstendenzen der Logistik wieder. Zeitlich kongruent müssten einige Zwischenschritte die Verschiebung der Handelszentren ergänzen, um die Evolution der Logistik vollständig beschreiben zu können. Nachteil der Westline-Theorie ist die ausschließliche Konzentration auf den Seehandel und somit die Vernachlässigung der Entwicklung auf dem Festland. Für die Fortschritte der Logistik waren beide Evolutionen von Bedeutung und sind somit nicht zu...

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