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Facebook-Führerschein

Wie Jugend- und Schulsozialarbeit Kinder und Jugendliche im Alter von 13 - 17 Jahren auf einen selbstreflektierten und sozial verantwortungsbewussten Umgang mit Facebook vorbereitet.

AutorZoltan Kovacs
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl136 Seiten
ISBN9783656420439
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,3, Hochschule Coburg (FH), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Bachelorarbeit geht der Frage nach, wie Jugend- und Schulsozialarbeit Jugendliche im Alter von 13-17 Jahren auf einen selbstreflektierten sowie sozial verantwortungsbewussten Umgang mit Facebook vorbereiten kann. Die Motivation der Arbeit liegt in der Tatsache begründet, dass immer mehr Jugendliche Facebook nutzen. Dabei ist zu untersuchen, welche Chancen und Risiken Facebooks auf das kognitive sowie soziale Verhalten dieser Einfluss haben und wie darauf reagiert werden kann. Dazu wird im ersten Teil Facebook, dessen Geschichte, Angebot und Richtlinien analysiert. Zudem werden die Jugendlichen als Hauptzielgruppe untersucht und dargestellt. Die Nutzung Facebooks birgt positive sowie negative kognitive und soziale Aspekte, die im zweiten Teil dieser Arbeit untersucht werden. Darauf aufbauend befasst sich der dritte Teil damit, wie die Soziale Arbeit mit diesen Aspekten umgehen kann. Zielgruppe sind die Jugendlichen selbst, deren Eltern und LehrerInnen. Facebook und Social Networking sind bedeutsame und meist auch sehr persönliche Themen im Leben der Jugendlichen. Dabei ist es von Vorteil wenn verschiedene Ansprechpartner, in Form der Eltern, LehrerInnen aber auch der SozialarbeiterInnen, diesen zur Seite stehen können. Deshalb hat die Soziale Arbeit hier die Aufgabe, diese Zielgruppen auf den Umgang mit Facebook vorzubereiten. Ziel der Arbeit ist es, einen weitreichenden Überblick über die Chancen und Risiken Facebooks auf-zubauen, um mit diesem konstruktive Empfehlungen an die Soziale Arbeit zu richten, mit der die verschiedenen Zielgruppen personengerecht, über eine selbstreflektierte und sozial verantwortungsbewusste Nutzung Facebooks, vorbereitet werden können.

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Leseprobe

3 Jugendliche im Alter von 13-17 Jahren


 

In diesem Abschnitt möchte ich näher auf die Entscheidung eingehen, Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren in der Bachelorarbeit zu beschreiben. Der erste Faktor liegt in der Tatsache begründet, dass laut Jim-Studie 2012, immer mehr Jugendliche verstärkt Facebook nutzen (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest 2012: 41). Die Zahlen liegen hier bei mittlerweile 77 % bei den 12 bis 19-Jährigen (hier ist Schüler-VZ der einzige Anbieter der mit 11 % bei den 12-13-Jährigen punkten kann), wobei über die Hälfte der Befragten sich ein Leben ohne soziale Netzwerke, nicht mehr vorstellen können (vgl. IfD Allensbach 2012: 4). Hier sollte die Gelegenheit genutzt werden, durch Erziehung und Schule, sowie ergänzender Hilfestellung durch die Soziale Arbeit, die „richtigen“ Weichen in der medialen Entwicklung der Jugendlichen zu stellen. Aktuelle Zahlen der Jim-Studie deuten auch darauf hin, dass jene sehr empfänglich für die Schulung ihrer Medienkompetenz sind. Hier wurden in Schulen über 62 % von ihnen erreicht und bei 57 % eine Verbesserung des Verständnisses für die angesprochenen Themen erzielt (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest 2012: 59 ff.). Auch das Verhalten konnte bei rund 30 % der Befragten verändert werden. Diese Zahlen sollen zum Anlass genommen werden, die Arbeit an der Medienkompetenz zu fördern, damit die fehlenden 38 % erreicht werden. Die Soziale Arbeit sollte meiner Meinung nach verstärkt ihren Beitrag dazu leisten.

 

Ein weiterer Grund für die Wahl des Alters ist ein eher pragmatischer. Facebooks Mindestalter beträgt 13 Jahre. Zwar können auch Kinder unter 13 beitreten; dies wäre nur unter der Voraussetzung der Fälschung des Alters möglich, was eine Löschung des Kontos durch Facebook zur Folge haben könnte. Zur Vereinfachung wurde das Höchstalter von 17 Jahren gewählt. Durch die Problematiken, die im Internet lauern, wie z.B. Internetkriminalität oder Cyber-Mobbing, auf die in späteren Kapiteln eingegangen wird, und die teils leichtfertige Nutzung der Jugendlichen von Facebook, sehe ich einen Bedarf an Aufklärung und Information dieser Zielgruppe und deren Umfeld. Dabei dürfen aber auch die Chancen nicht außen vor gelassen werden.

 

Nun wird mithilfe verschiedener Literatur versucht, den Begriff Jugend näher zu deuten und die allgemeinen Eigenschaften dieses Lebensabschnittes aufzuzeigen. Jugend als Bezeich-nung der Phase, in der die ersten sexuellen Erfahrungen gemacht, persönliche Wertvor-stellungen gebildet, die vollständige Ablösung von den Eltern vorbereitet und die Entscheidung der Berufsrichtung getroffen wird (vgl. Schrader 2008: 162), gibt es so erst seit Ende des 19. Jahrhunderts. Hier wurde der „neuzeitliche Jugendbegriff entdeckt, erfunden bzw. konstruiert“ (Ferchhoff 2011: 94). Die Jugend an sich gab es auch schon früher, nur wurde sie nicht mit oben genannten Entwicklungsaufgaben verbunden, da diese damals teilweise andere Zeitphasen in Anspruch nahmen. Auch kann die Jugend als Erziehungs-aufgabe, gesellschaftliches Problem, historisch entstandenes Phänomen oder als Reife-phase bezeichnet werden (vgl. Sander/Witte 2011: 658). Einigkeit besteht beim ungefähren Beginn der Jugendphase, die in der meisten Literatur ab 13 Jahren angegeben wird. Das Ende des Zeitraums kann im Alter von 18 bis 27 Jahren sein; hier gehen die Meinungen auseinander. Wichtig sind die Entwicklungsaufgaben, die in dieser Phase von den Jugend-lichen geleistet werden, teilweise verspätet oder auch gar nicht, auf welche im späteren Verlauf des Kapitels gesondert eingegangen wird.

 

Weiter werden mögliche Gründe für die Nutzung Facebooks dargestellt. In einer Studie von Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink (2011) wird deutlich aufgezeigt, dass Jugendliche SNS nutzen, um ihre Beziehungen zu organisieren oder einfach nur um „dabei zu sein“ (Schmidt/ Paus-Hasebrink/Hasebrink 2011: 203). Ein kleinerer Teil der Heranwachsenden nutzt die SNS`s um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und um eigene Inhalte zu schaffen. Ein weiterer Grund kann z.B. für Jugendliche mit Migrationshintergrund und mangelnder Integration sein, große soziale Defizite im Alltag zu kompensieren (vgl. ebd.).

 

Schilliger (2010) ergänzt die oben genannten Gründe. Die für ihn relevanten sind die Befriedigung der Bedürfnisse nach sozialer Nähe und Anerkennung, nach den Theorien von Maslow. Auch der Effekt des Wirksamkeitsgefühls nach der Theorie von Kollock scheint ihm naheliegend. Diese besagt, auf Facebook angewandt, dass die UserIn durch die Reaktionen ihrer FreundInnen auf ihre Beiträge, das Gefühl bekommt, der Gemeinschaft einen Nutzen zu bringen und daher mehr Motivation hat, erneut Beiträge zu posten (vgl. Schilliger 2010: 62).

 

Eine weitere Theorie zur Begründung wieso Jugendliche an Facebook teilnehmen, liegt in der normativen Medienwahl (Kaiser 2011: 1). Kaiser besagt, dass die Medienwahl nach den Normen des sozialen Umfelds generiert wird. Zudem nennt er die Verfügbarkeit des Mediums und die Medienkompetenz der Einzelnen. Außerdem beeinflusst das soziale Umfeld die Wahl in der Hinsicht, dass dem Medium ein „bestimmtes Image zugeschrieben wird“ (ebd.). Das würde im Falle Facebooks bedeuten, dass die Jugendlichen, die sich bedingt durch ihre Entwicklungsaufgaben stark an den Gleichaltrigen orientieren, die Nutzung Facebooks bevorzugen, weil ihr soziales Umfeld dies auch tut.

 

Nachfolgend werden Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen analysiert. Dies liegt bei der Betrachtung der Lebensphase Jugend nahe, da elementare Veränderungen in, um und an den Heranwachsenden geschehen. Herangezogen werden die Entwicklungsaufgaben nach Havighurst. Nach einer Aufzählung wird darauf eingegangen, welche Chancen und Risiken durch Facebook generiert werden können.

 

Zuerst eine Definition der Entwicklungsaufgaben nach Havighurst (Stock 2011: 3 zitiert aus Dreher/Dreher 1985: 30):

 

„Eine Aufgabe, die in oder zumindest ungefähr zu einem bestimmten Lebensabschnitt des Individuums entsteht, deren erfolgreiche Bewältigung zu dessen Glück und Erfolg bei späteren Aufgaben führt, während ein Misslingen zu Unglücklichsein, zu Missbilligung durch die Gesellschaft und zu Schwierigkeiten mit späteren Aufgaben führt.“

 

Nachfolgend aus Ferchhoff (2011: 112-113), die wichtigsten Entwicklungsaufgaben, die in der Adoleszenz geleistet werden können:

 

1. „Akzeptanz der eigenen ‚körperlichen Erscheinung und effektive Nutzung des Körpers: Sich des eigenen Körpers bewusst werden. Lernen, den Körper in Sport und Freizeit, aber auch in der Arbeit und bei der Bewältigung der täglichen Aufgaben sinnvoll einzusetzen.

2. Erwerb der männlichen bzw. weiblichen Rolle: Der Jugendliche muss seine individuelle Lösung für das meistens stereotype geschlechtsgebundene Verhalten und für die Ausgestaltung der Geschlechtsrolle auf der Basis des Anpassungsdrucks von Eltern und Peers finden.

3. Erwerb neuer und reiferer, zuweilen romantischer Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts: Hierbei gewinnt, was die Integration angeht (Silbereisen 1996, 9), die Gruppe der Gleichaltrigen an Bedeutung‘ (Oerter/Montada 1987,. 276).

4. Lockerung, Ablösung und Gewinnung emotionaler Unabhängigkeit von den Eltern und anderen Erwachsenen und die Hinwendung zu tendenziell frei ausgewählten Peers: […]

5. Qualifikationsbezogene ‚Vorbereitung auf die berufliche Karriere: Lernen bzw. Qualifikationserwerb im Jugendalter zielt direkt (bei berufstätigen Jugendlichen) oder indirekt (in weiterführenden Schulen) auf die Übernahme einer beruflichen Tätigkeit und die soziale Platzierung im Gesellschaftsgefüge ab.

6. Vorbereitung auf Beziehungen, Heirat und Familienleben: Sie bezieht sich auf den Erwerb von Kenntnissen und sozialen Fertigkeiten für die bei Partnerschaft und Familie anfallenden Aufgaben.

7. Gewinnung eines sozial verantwortungsvollen Verhaltens: Bei dieser Aufgabe geht es darum, sich – zwischen den ‚Polen Individualität und Gemeinschaft‘ (Grundmann 2004, 32) und bei aller Autonomie und Persönlichkeitsentwicklung – insbesondere auch für das Gemeinwohl zu engagieren und sich mit der politischen und gesellschaftlichen Verantwortung des Bürgers auseinander zu setzen.

8. Aufbau eines stimmigen und lebbaren Wertesystems und eines ethischen Bewusstseins als Richtschnur für eigenes Verhalten: Die Auseinandersetzung mit Wertgeltungen in der umgebenden pluralen Kultur soll in diesem Lebensabschnitt zum Aufbau einer eigenständigen internalisierten Struktur von Werten als Orientierung für das Handeln führen‘ (Oerter/Montada 1987, 276).“ (Ferchhoff 2011: 112-113)

 

Nun eine Bezugnahme auf Facebook und dessen mögliche Auswirkungen auf die Entwicklungsaufgaben:

 

Zu 1.: Bei dieser Aufgabe kann die Nutzung Facebooks enorme Auswirkungen auf das Selbstbild einer Jugendlichen haben. So kann die Darstellung des eigenen Körpers, in Form von hochgeladenen Bildern oder Videos, Feedback der FreundInnen, in oder außerhalb Facebooks erzeugen, welche sowohl positiv, als auch...

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