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FASD - Fetale Alkoholspektrumstörungen

Auf was ist im Umgang mit Menschen mit FASD zu achten? Ein Ratgeber

AutorAnnika Thomsen, Gerhild Landeck, Gisela Michalowski, Katrin Lepke
VerlagSchulz-Kirchner Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2021
ReiheRatgeber für Angehörige, Betroffene und Fachleute 
Seitenanzahl76 Seiten
ISBN9783824809158
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/Wasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Alkohol in der Schwangerschaft schädigt das Ungeborene. Es entstehen körperliche, geistige und seelische Beeinträchtigungen, die das Kind lebenslang begleiten. Der Fachbegriff für dieses Krankheitsbild heißt Fetale Alkoholspektrumstörungen (englisch: fetal alcohol spectrum disorder), abgekürzt FASD. Wenn ein Kind mit FASD auf die Welt kommt und sich nicht altersentsprechend entwickelt, müssen Eltern/Erzieher, Therapeuten sowie alle seine Bezugspersonen im Umgang häufig andere Wege gehen. Was sich so einfach liest, ist beschwerlich und mühsam, und oft genug fühlen sich Eltern/Bezugspersonen/Betreuer auf diesem Weg allein gelassen. Jedoch gibt es Menschen, die diesen Weg bereits gegangen sind, die Wegweiser in schweren Zeiten sein können und möchten. Sie haben sich daher bemüht, in diesem Ratgeber Hinweise und Informationen zum Umgang mit Menschen mit FASD zu geben.

Annika Thomsen Sonderschullehrerin, seit 2004 im Vorstand von FASD Deutschland e.V., verheiratet, drei Kinder Gisela Michalowski Dipl. Sozialpädagogin, Mutter von einem Adoptivkind mit FASD, drei Pflegekindern mit FASD und vier leiblichen Kindern, seit 2004 Vorstandsmitglied/1. Vorsitzende des Vereines FASD Deutschland e.V. Gerhild Landeck Verwaltungsangestellte, verheiratet, Mutter von vier leiblichen Kindern und zwei Pflegekindern, davon ein Pflegekind mit FASD, Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied von FASD Deutschland e.V. Katrin Lepke verheiratet, Mutter eines Adoptivkindes und zweier Pflegekinder mit FASD, seit 2008 im Vorstand von FASD Deutschland e.V.

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Leseprobe
Funktions- und Verhaltensstörungen durch Schäden am ZNS

Sprache/Denken

Das Gehirn ist das Organ, das am anfälligsten für die teratogene Wirkung von Alkohol ist. Dies gilt für die Entwicklung des Organs insgesamt als auch für die Ausdifferenzierung des Gewebes und die funktionelle Ausreifung. Es gibt aber kein typisches Schädigungsbild des Gehirns bei FASD. Zum jetzigen Zeitpunkt kann FASD nicht durch CT, Röntgen, EEG oder andere bildgebende Verfahren diagnostiziert werden. Doch die Symptome bei Gedächtnisleistungen und Lernen, Exekutivfunktionen, Schulleistungen, Verhaltensregulation und Sozialkompetenzen zeigen eindeutig, dass die Hirnentwicklung Ungeborener durch Alkohol beeinträchtigt wird.

Beispiel
Ein Kind mit FASD bekommt den Auftrag, das Licht vor der Haustür anzumachen. Entweder geht es dann auch zum Hauseingang, kann sich dort aber nicht mehr an den Grund dafür erinnern, oder es geht in einen anderen Raum und macht dort das Licht an. Das Kind hätte den Auftrag aber vielleicht korrekt wörtlich wiedergeben können. Menschen mit FASD ist die Umsetzung eines verbalen Auftrags bzw. einer Information in eine konkrete Handlung nicht immer möglich. Sie haben Schwierigkeiten in der Aufnahme, Interpretation, Verknüpfung und dem Auffinden von zuvor gespeicherten Informationen und der Anwendung von Wissen. Menschen mit FASD gelingt es häufig nicht:
¦ zu verallgemeinern (Generalisierung)
¦ Ursache und Wirkung zu erkennen (Kausalzusammenhänge)
¦ Gleiches und Unterschiedliches zu erkennen (Differenzierung)
¦ Gelerntes zu behalten oder wieder abzurufen und auf andere Situationen zu übertragen
¦ zu antizipieren bzw. Handlungsabfolgen zu benennen
¦ ein Verständnis für Abstraktionen (Zeit, Geld) zu entwickeln
¦ soziale Zusammenhänge nachzuvollziehen und soziale Regeln „abzuspeichern“ und dauerhaft anzuwenden

Die beschriebenen Schwierigkeiten erklären auch, warum manche Kinder mit FASD keine Unterschiede im Umgang mit Fremden und Familienangehörigen machen können. Es ist ihnen nicht möglich, Umgangsformen zu differenzieren.

Beispiel
Ein Kind setzt sich nicht nur beim Opa auf den Schoß und kuschelt, sondern auch bei völlig fremden Besuchern.

So besteht ein erhebliches Gefährdungsmoment für Missbrauch, aber auch für eigene Grenzüberschreitungen.
Menschen mit FASD können nicht immer auf ihr vorhandenes Wissen zurückgreifen. Gespeicherte Informationen stehen an einem Tag zur Verfügung, an einem anderen aber nicht.

Beispiel
Max hat in der Schule das Einmaleins der Dreier-Reihe gelernt und beherrscht es sicher. Am nächsten Schultag kann er keine einzige Aufgabe lösen. Lehrer und Eltern können dies häufig kaum glauben und unterstellen ihm Faulheit oder Aufsässigkeit.

Die Schwierigkeiten in der Informationsverarbeitung können auch erklären, warum Menschen mit FASD nicht aus ihren Fehlern zu lernen scheinen.

Beispiel
Lisa hält sich an das Verbot der Eltern, nicht auf der Straße vor dem Haus mit dem Fahrrad zu fahren. In der Nachbarstraße fährt sie aber. Sie erkennt nicht, dass das Verbot, mit dem Fahrrad auf der Straße zu fahren, für alle Straßen gilt und nicht nur für die bestimmte Straße, für die es ausgesprochen wurde.

Menschen mit FASD erscheinen manchmal kompetenter, als sie es sind, da ihre kognitiven Einschränkungen durch häufig sehr gute verbale Fähigkeiten überdeckt werden können. Sie können Lehrer, Jugendamtsmitarbeiter, Erzieher usw. für eine gewisse Zeit „blenden“. Erziehungsberechtigte stoßen dann lange Zeit auf Unverständnis in der Umwelt, wenn sie ihre Kinder oder Jugendlichen mit FASD wie deutlich jüngere Kinder behandeln. Die vorgeburtliche Hirnschädigung durch Alkohol führt bei Menschen mit FASD zu vielen Schwierigkeiten, ihr Leben erfolgreich zu bewältigen. Die beschriebenen Auffälligkeiten passen unter den Oberbegriff „Störung der Exekutivfunktionen“ (vgl. Müller, 2009). Hierunter sind die Fähigkeiten zur Vorausschau, Planung und Ausführung einer Handlung und die dabei benötigte Selbstbeobachtung zu verstehen.
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