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E-Book

Fehldiagnosen und Patientensicherheit

AutorWilhelm Kirch
VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783540275381
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,48 EUR

Fehldiagnosen in der Medizin haben meist schwerwiegende Folgen für den Patienten: eine falsche Therapie und verschlechterte Prognose können die Lebensqualität nachhaltig beeinflussen. Das vorliegende Buch macht auf das Thema 'Fehldiagnosen und Patientensicherheit' unter dem Aspekt eines immensen diagnostischen Fortschritts aufmerksam.

Nach einem Einführungskapitel zur Definition und Häufigkeit von Fehldiagnosen werden Fehldiagnosen aus verschiedenen Fachbereichen der Inneren Medizin dargestellt. Aber auch Irrtümer in der Arzneitherapie finden Beachtung. Zusätzlich bietet das Buch Übersichtsbeiträge über diagnostisches Qualitätsmanagement, Leitlinien und Risikomanagement für Patienten.

Gleichermaßen interessant für Allgemeinmediziner, Internisten, Neurologen, Psychiater, Praktiker und Klinische Pharmakologen.

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Leseprobe
6.1 Patientensicherheit und Risikomanagement aus Sicht des Gesundheitssystems (S. 169-170)

6.1.1 Gesundheitspolitische Rahmenbedingungen

Die Relevanz der Qualität im Gesundheitswesen ist nicht unabhängig vom Entwicklungsstand des jeweiligen Gesundheitswesens zu sehen. In den industrialisierten Ländern entwickelt sich das Gesundheitswesen von der Phase der Kostendeckung über die Phase der Kostendämpfung zur Phase des Wettbewerbs fort (Relman [66]). In der Phase der Kostendeckung werden alle erbrachten Leistungen vergütet, explizite Qualitätssicherungsprogramme existieren nur in Ausnahmefällen, wie z. B. die Perinatalerhebung, eines der ältesten Qualitätsdarlegungsprojekte in Deutschland.

Die Phase der Kostendämpfung (cost containment) begann in Deutschland im Jahr 1993 mit dem Gesundheitsstrukturgesetz unter Gesundheitsminister Seehofer – das Selbstkostendeckungsprinzip wurde aufgehoben und unter den Bedingungen einer sektoralen Budgetierung ein begrenzter Preiswettbewerb eingeführt, die transparente Erfassung der Leistungen (ICD, ICPM) begonnen und erste Fallpauschalen (und Sonderentgelte) für ca. 20 % der stationären Fälle defi niert. Da nicht auszuschließen war, dass die noch nicht Risiko- und Komorbiditäts-adjustierten Fallpauschalen zu einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung führten, erhielt die sog. externe Qualitätssicherung, die Qualitätsdaten zu den Fallpauschalen erarbeitete, eine größere Bedeutung. In der dritten Phase steht den Kosten der Output in Form von Qualität und Leistungsmenge gegenüber, das Schlüsselwort ist der Wert der Leistung, value of care (Wenzel [89]).

Die Qualität der Leistungen wird beschrieben über die nachgewiesene (effi cacy) und umgesetzte Wirksamkeit (eff ectiveness), muss in angemessener Form die Patientenpräferenzen berücksichtigen (acceptability), zu möglichst niedrigern Kosten (effi ciency) auf dem besten Kosten-Leistungs-Niveau (optimality) erbracht werden und im Übrigen Grundsätzen der sozialen und ethischen Kompatibilität (legitimacy equity) entsprechen (Donabedian [23]). Diese Entwicklung impliziert, dass die Kunden, in erster Linie die Patienten, aber auch Kostenträger, Arbeitgeber und andere kooperierende Anbieter gestützt auf Qualitätsinformationen und in ihrer Wahlfreiheit gestärkt als Nachfrager von Gesundheitsleistungen ihre beste Wahl treff en können (health care consumerism (Angell und Kassirer [3], Kizer [45]).

6.1.2 Qualität und Qualitätstransparenz

In Deutschland wurde der Übergang in die Phase des value of care durch die GKV 2000-Reform eingeleitet. Hervorzuheben sind diesbezüglich

• die bundesweite Durchführung der Qualitätssicherung durch die Bundesgeschäft sstelle Qualitätssicherung in Düsseldorf (BQS) nach §137 Abs. 1 i.V.m. §135a und §91 Abs. 1 SGB V,
• die verpflichtende Einführung des Qualitätsberichtes verbunden mit der Möglichkeit für Kostenträger und Kassenärztliche Vereinigungen, diese Informationen vergleichend z. B. im Internet zu präsentieren (§137 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 und Satz 6 SGB V),

• die Einführung des internen Qualitätsmanagements in allen Institutionen des Gesundheitswesens n. §135a SGB V – die Institutionen sollen lernen, mit Qualitätsinformationen zu steuern,

• die Stärkung der Patientensouveränität durch Repräsentation im Bundesausschuss, durch die Etablierung eines Patientenbeauft ragten der Bundesregierung und durch die Möglichkeit der Bonusregelungen (§140f-h SGB V).
Inhaltsverzeichnis
Vorwort7
Inhalt11
Autorenverzeichnis13
1 Definition und Häufigkeit der Fehldiagnose16
Zusammenfassung17
Abstract19
1.1 Definition21
1.2 Literaturübersicht22
1.3 Häufigkeit fehlerhafter Diagnosen27
1.4 Häufigste Fehldiagnosen30
1.5 Ursachen für Fehldiagnosen37
1.6 Diagnostische Verfahren40
1.6.1 Anwendungshäufigkeit verschiedener diagnostischer Verfahren40
1.6.2 Wertigkeit der diagnostischen Verfahren42
1. 7 Patientencharakteristika47
1.7.1 Dauer des stationären Aufenthalts47
1.7.2 Sterbealter49
1.7.3 Obduktionsrate51
1. 8 Resümee57
Literatur60
2 Fehldiagnosen in der Kardiologie/Angiologie68
Zusammenfassung69
Abstract71
Kasuistik I74
Kasuistik II80
Kasuistik III86
Resümee92
Literatur95
3 Fehldiagnosen in der Gastroenterologie und Hepatologie97
Zusammenfassung99
Abstract100
Einleitung101
Kasuistik aus der Gastroenterologie102
Kasuistik aus der Hepatologie110
Fazit119
Literatur120
Farbtafeln121
4 Fehler bei der Arzneitherapie128
Zusammenfassung129
Abstract130
Kasuistiken131
Resümee140
Literatur141
5 Vermeidung von Fehldiagnosen durch Leitlinien?143
Zusammenfassung145
Abstract146
Vermeidung von Fehldiagnosen durch Leitlinien?147
Definition von Qualität148
Messung von Qualität149
Qualitätssicherung150
Definition und Ziele von Leitlinien151
Qualität von Leitlinien154
Entwicklung von Leitlinien155
Kritische Wertung161
Voraussetzungen für die Effizienz von Leitlinien162
Inhalte von Leitlinien165
Diagnosefindung und Leitlinien167
Fazit170
Literatur172
6 Qualitätsmanagement, Patientensicherheit und Risikomanagement176
Zusammenfassung177
Abstract179
6.1 Patientensicherheit und Risikomanagement aus Sicht des Gesundheitssystems182
6.1.1 Gesundheitspolitische Rahmenbedingungen182
6.1.2 Qualität und Qualitätstransparenz183
6.1.3 Patientensicherheit: das Problem186
6. 2 Patientensicherheit und Risikomanagement aus Sicht der „lernenden Organisation“194
6.2.1 Qualitätsmanagement und Führung195
6.2.2 Das sichere Krankenhaus – Risikomanagement als Aufgabe der Unternehmensführung198
6.2.3 Konkrete Umsetzung und methodische Fragen202
6. 3 Die professionelle Perspektive: Verbesserung und Fehlervermeidung206
6. 4 Patientensicht: funktioniert der Qualitätswettbewerb?210
Literatur212
Sachverzeichnis221

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