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Felix Mendelssohn Bartholdy

Große Komponisten

AutorAugust Reissmann
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl285 Seiten
ISBN9783849602291
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Eine der besten Biografien des berühmten Musikschriftstellers August Reissmann über das Leben des genialen Komponisten. Inhalt: Vorrede zur dritten Auflage. Erstes Kapitel. Das Haus Mendelssohn. Zweites Kapitel. Die Uebersiedelung nach Berlin. Drittes Kapitel. Mendelssohn's erste Schöpfungen. Viertes Kapitel. Die ersten Triumphe. England. Die italienische Reise. Fünftes Kapitel. Die ersten Jahre der praktischen Wirksamkeit. Düsseldorf. Sechstes Kapitel. Leipzig. Siebentes Kapitel. Berlin. Achtes Kapitel. Leipzig. Berlin. Neuntes Kapitel. Mendelssohn's kunst- und kulturgeschichtliche Bedeutung. Anhang.

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Viertes Kapitel. Die ersten Triumphe. England. Die italienische Reise.


 

Durch Haendel's gewaltigen Genius war der deutschen Musik in England, und namentlich in London, eine bleibende Stätte bereitet worden. Sie hatte nicht eigentlich als ein neuer Factor in der herrlichen Entwickelung des englischen Geistes im Leben der Nation Eingang gewonnen, um dort zündend und zeugend weiter zu wirken – kaum zu einigen wenig geglückten Nachahmungsversuchen fühlte der künstlerisch schaffende Geist Englands sich durch sie angeregt –, aber ihren Erzeugnissen wandte er sich mit bewundernder Anerkennung zu. Je weniger er sich der Erkenntniss zu verschliessen vermochte, dass sein produktives Vermögen auf diesem Gebiete nicht der Grösse seiner anderweitigen Ideale und Anschauungen entspricht, mit um so grösserem Eifer war er bemüht, sich den Genius der andern Nationen dienstbar zu machen, die künstlerischen Produkte desselben sich anzueignen. Dass dies vorwiegend in der Form des Import geschah und noch geschieht, ist aus der ganzen Eigenthümlichkeit englischen Geistes und englischen Lebens zu erklären. So entstanden in England jene grossartigen Opern- und Concert-Unternehmungen, welche alljährlich eine Reihe der bedeutendsten Künstler der Welt nach London ziehen, und die den Engländern die hervorragendsten Schöpfungen des Continents auf dem Gebiete der Tonkunst vermitteln. Bei der, trotz der grossen und tiefgreifenden Unterschiede im Einzelnen, doch grossen Verwandtschaft deutschen und englischen Geistes, gewann die deutsche Musik leicht vor der italienischen und französischen die Oberhand, wenngleich die letzteren oft vorübergehend grössere Erfolge errangen. Selbst die besten italienischen und französischen Componisten waren höchstens mit ihren vorzüglichen Werken auf eine grössere oder geringere Reihe von Jahren die Lieblinge der Saison, während unsere deutschen Meister sich ihren stehenden Platz auf dem Programm der alljährlich wiederkehrenden Concerte, wie auf der englischen Bühne erwarben. Seit Haendel's Tode war namentlich Joseph Haydn der erste hervorragende deutsche Meister, der in London mit seinen Werken unvergänglichen Ruhm und reichen Lohn erwarb. Es ist bekannt, dass er zur Reise nach dieser Stadt durch einen deutschen Musiker, Salomon, welcher seit einer Reihe von Jahren einem Concert-Institut in London vorstand, veranlasst worden war. Der deutsche Meister erfreute sich bereits seit Jahren in England einer grossen Popularität. Schon 1788 wollte ihn Salomon, im Auftrage des Unternehmers des Haymarket Theaters, Gallini, für die mit dem Theater in Verbindung stehenden und von Salomon geleiteten Concerte engagieren, und nur sein Verhältniss zum Fürsten Esterházy verhinderte die Annahme des vorteilhaften Engagements. Erst nach dem 1790 am 28. September erfolgten Tode des Fürsten vermochte Salomon, der von einer, im Auftrage Gallini's unternommenen Rundreise in Italien heimkehrend, auf die Kunde von des Fürsten Tode sofort nach Wien gereist war, unsern Meister zu dieser ersten Kunstfahrt nach London zu bewegen. Beide reisten am 15. December 1790 von Wien ab, und am Neujahrstage des folgenden Jahres langten sie in London an. Dieser erste Aufenthalt Haydn's in England währte bis in den Juli 1792. Neben den grossen Vortheilen und Auszeichnungen, welche ihm das ganze Unternehmen gewährte, lernte er auch die Schattenseiten desselben genugsam erkennen, und wir gedenken ihrer hier nur darum, weil sie das Londoner öffentliche Musikleben charakterisieren. Der ungeheure Erfolg, welchen Haydn's Werke schon im ersten Concerte erwarben, erregte natürlich auch den Neid der übrigen zahlreichen Concertgesellschaften, die nun, unterstützt durch die italienischen Sänger und Tonkünstler, denen Haydn gleichfalls gefährliche Concurrenz machte, jenen kleinlichen, aber so sehr empfindlichen Kampf mit den Waffen der Lüge und Verdächtigung gegen ihn begannen, dem auch Haendel selbst eine Zeitlang unterlag, bis endlich das sogenannte »Professional-Concert«, an dessen Spitze gleichfalls ein Deutscher – Wilhelm Cramer – stand, in Ignaz Pleyel, dem Schüler Haydn's, damals in dem jugendlichen Alter von 25 Jahren, einen Rivalen engagierte. Namentlich wol der gemüthvollen Liebenswürdigkeit des ältern Meisters ist es zuzuschreiben, dass ihm in diesem Kampfe nicht mehr bittere Stunden bereitet wurden. Wir erfahren wenigstens, dass Meister und Schüler, unbekümmert um die Fehden der Gesellschaften, durch welche sie engagiert waren, bald in Eintracht mit und neben einander gingen.

Nicht minder erfolgreich war der zweite Aufenthalt Haydn's in London, vom 4. Februar 1794 bis zum 15. August 1795. Auch die künstlerischen Früchte dieses Doppelaufenthalts in England sind hochbedeutend. Neben einer Oper »Orfeo«, 6 Quartetten und andern Tonstücken schrieb er jene 12 Sinfonien, welche namentlich seine grosse kunstgeschichtliche Bedeutung begründeten. Nicht so begünstigt in seinen Erfolgen war ein anderer grosser deutscher Meister, der nur wenige Jahre vor Mendelssohn einem Rufe nach London gefolgt war, und hier zugleich sein frühes Ende fand: Carl Maria von Weber. Im Jahre 1824 waren an ihn von Paris und von dem Pächter des Londoner Coventgarden-Theaters, Charles Kemble, Aufträge und Einladungen ergangen. Er entschloss sich, für London den »Oberon« zu schreiben und neben »Freischütz« und »Preciosa«, die beide sich schon einer grossen Popularität in England erfreuten, selbst zu dirigieren. Im Februar 1826 reiste Weber von Dresden ab und kam am 5. März in London an. Wenn es ihm nicht vergönnt war, dieselben grossen Erfolge zu erreichen, wie die vorerwähnten deutschen Meister, so mag einerseits der Grund darin zu suchen sein, dass weder sein »Oberon«, noch die andern von ihm zur Aufführung gebrachten Werke im Stande waren, den Eindruck der früher schon in England bekannten, namentlich des »Freischütz« und der »Preciosa« zu erhöhen, selbst nur zu erreichen, was doch bei Haydn der Fall gewesen war. Andererseits mochte auch der von mancherlei harten Schlägen getroffene jüngere Meister, der mit dem Tode im Herzen kam, den Engländern weniger imponieren, als der schlichte, innerlich und äusserlich zufrieden-heitere Papa Haydn. Bedeutsamer als für Weber selbst, der am 5. Juni 1826 in London sein müdes Haupt zur ewigen Ruhe gelegt hatte, wurden dessen Erfolge zweifellos für Felix Mendelssohn-Bartholdy. Wir haben auf die Verwandtschaft des Geistes der künstlerischen Produkte beider schon hingewiesen; es erscheint daher wohl zweifellos, dass der jugendliche Meister nimmer so rasch und so sicher in London Boden gewonnen haben würde, wenn solcher ihm nicht durch den »Freischütz« und »Oberon« zubereitet worden wäre.

Auch in andern Beziehungen betrat Mendelssohn unter weit günstigern Verhältnissen den englischen Boden, als die meisten seiner Vorgänger. Diese waren als Künstler von der Speculation geworben und wurden demgemäss betrachtet und behandelt. Sie erhielten für ihre Leistungen reichen Lohn, blieben aber im Uebrigen der höhern Gesellschaft fern, wenn sie nicht einen weltberühmten Namen mitbrachten und wie Haendel oder Haydn ausserordentliche Erfolge errangen. Erst dadurch gewannen sie gewissermassen einen Rang, der ihnen die höchsten aristokratischen Kreise erschloss. Auch hierin war Mendelssohn besonders bevorzugt. Schon als Enkel des berühmten Philosophen Moses Mendelssohn erregte er die Aufmerksamkeit und Theilnahme der Engländer. Die »Times« vergisst nicht, als sie eines Concerts gedenkt, das in »Argyll-Rooms« stattfand und in welchem Mendelssohn Weber's »Concertstück« spielt, daran zu erinnern.1 Als Sohn aus dem reichen und weltberühmten Berliner Bankhause öffneten sich ihm leicht jene Kreise, in welche der Künstler schwer, und wie wir erwähnten, nicht selten nur unter demüthigenden Formen Eintritt gewann. In den künstlerischen Kreisen Londons aber hatte ihm Moscheles, der eine Reihe von Jahren schon ein hervorragendes, einflussreiches Mitglied derselben war, die Wege geebnet. Am 21. April 1829 traf Mendelssohn in London ein, wo er die ihm von Moscheles gemiethete Wohnung: 203 Portland Street bezog, und bald entwickelte sich der regste Verkehr in Moscheles' gastfreiem und von Künstlern gern besuchtem Hause. Fand er hier doch auch seinen ihm engbefreundeten Leibdichter Carl Klingemann, der seit 1827 als Secretär der hannover'schen Gesandtschaft in London lebte.

Das obenerwähnte Concert fand am 30. Mai 1829 statt. Es war dies eins der Philharmonischen Concerte (Philharmonic Band), die 1810 durch eine Vereinigung der angesehensten Musiker Londons begründet worden waren, zunächst zur Pflege der Orchestermusik. Später wurden auch Solo-Vorträge, und endlich auch Vocalwerke in das Programm, das mit strenger Kritik entworfen ward, aufgenommen. Sie fanden in »Argyll-Rooms« statt, und bald war die gesamte Aristokratie Londons Beschützer und Förderer des Unternehmens. Nur die eminentesten Leistungen wurden hier zugelassen und gebührend anerkannt. Um so höher ist der Erfolg anzuschlagen, den Mendelssohn hier mit dem Vortrage des erwähnten Werkes von Weber neben den gefeierten Grössen des Tages: der Sonntag und der Malibran, wie den italienischen Sängern und Sängerinnen, welche alle mitwirkten, errang. In dem Concert, das am 25. Mai stattfand, hatte er bereits seine C-moll-Sinfonie mit dem besten Erfolg zur Aufführung gebracht.

Durchgreifender wirkte sein Auftreten in dem Concert des berühmten Flöten-Virtuosen Drouet, das am 24. Juni, gleichfalls in Argyll-Rooms, stattfand. Ausser dem Concertgeber und seiner Frau wirkten mit: Madame Garcia, Mlle. Blasis, Signor Bregez u.s.w. Mendelssohn spielte Beethovens Es-dur-Concert und führte seine...

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