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Festung Glückstadt

Vorträge anlässlich des 200. Jahrestages der Belagerung Glückstadts 1813/14

VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl228 Seiten
ISBN9783744842358
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
2014 jährte sich die Belagerung und das Ende der Festung Glückstadt zum 200. Mal. Im Januar 1814 endete die Belagerung der Stadt Glückstadt durch die Gegner Napoleons. Anlässlich des 200. Jahrestages dieses wichtigen historischen Ereignisses, beschloss der Vorstand der Detlefsen-Gesellschaft im November 2012 unter Dr. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt, eine Vortragsreihe zur Festungsgeschichte Glückstadts zu veranstalten. Die sechs Vorträge sollten an die Belagerung vor 200 Jahren erinnern und im Winter 2014 stattfinden.

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Leseprobe

Garnisonsleben in Glückstadt 1689–1813


Klaus-J. Lorenzen-Schmidt


Glückstadt war zu Beginn des 19. Jahrhunderts schon durch seine Funktion als Festungs- und Garnisonsstadt eine Ausnahme und im Rahmen der Herzogtümer Schleswig und Holstein vergleichbar eigentlich nur mit der Landeshauptfestung Rendsburg. Aber neben diesen beiden stark befestigten Städten, die sich ganz den militärischen Bedürfnissen unterwerfen mussten, gab es doch eine Reihe von offenen Städten und Flecken, die kurz- oder längerfristig als Garnisonsorte für das doch recht starke stehende Heer des dänischen Gesamtstaates zu dienen hatten.

Über die Verhältnisse zwischen Bürger- und Einwohnergemeinde einerseits und der militärischen Besatzung andererseits in Glückstadt am Vorabend des Engagements der dänischen Monarchie in den Napoleonischen Kriegen sind wir vor allem durch Arbeiten von Carl Friedrich Rode1, Gerhard Köhn2 und Hans Reimer Möller3 informiert. Ich selbst habe die sehr aussagekräftige Volkszählungsliste von 1803 für die Stadt ausgewertet.4 Aber natürlich gibt es auf diesem Gebiet noch viel zu tun, wie jüngere, massiv quellenbasierte Forschungen für das dänische Reich zeigen.5 Gleichwohl soll hier ein historisch entwickelter Überblick über das Garnisonsleben bis 1813 gegeben werden.

Offiziere des Königin-Leibregiments. Stadtarchiv Glückstadt, Köhn-Sammlung.

Grenadiere des Königin-Leibregiments. Stadtarchiv Glückstadt, Köhn-Sammlung.

Glückstadt 1803


Die Volkszählungsliste von 1803 zeigt uns nicht nur die Zahl und Zusammensetzung der Glückstädter Zivilbevölkerung, sondern gibt uns auch wichtige Aufschlüsse über die Garnison. Die Stadt war damals die bedeutendste im Südwesten Holsteins. Sie hatte eine reine Zivilbevölkerung von ca. 3.200, während Itzehoe nur 2.600, Wilster nur 1.800 und Krempe nur gut 1.000 vorweisen konnte. In Glückstadt gab es nicht nur eine kopfstarke Garnison mit Offizierskorps, sondern auch die „Regierung“ für Holstein – damals noch ungetrennt Verwaltung und Rechtsprechung. Mehrere Obergerichtsadvokaten waren hier ansässig. Natürlich machten sich in der Berufszusammensetzung der Stadt die beiden bedeutenden Nachfrager nach Gütern gehobener handwerklicher Produktion und des speziellen Handels bemerkbar.

Tab.1: Gewerbetreibende nach Sparten auf 1.000 Bewohner in den südwestholsteinischen Städten 18036

Vor allem Krempe und Wilster hatten ein beträchtliches Umland mitzuversorgen, denn das Landhandwerk war in den Herzogtümern bis zur preußischen Zeit (1867) stark beschränkt.7

Die dänische Heeresorganisation8


Die in den Jahren 1615 bis 1621 gegründete und ausgebaute Festung erhielt erst in den Jahren nach dem 30jährigen Krieg eine Garnison. Unter dem Druck des rivalisierenden Schweden entschloss sich Dänemark zur Errichtung eines stehenden Heeres. Ausschlaggebend waren dafür die leidvollen Erfahrungen des Zweiten Schwedischen Krieges (1655–1660), in dem Kopenhagen nur knapp dem schwedischen Zugriff entgangen war. 1659 bezog das neu errichtete Leibregiment der Königin zu Fuß seinen Garnisonsort an der Unterelbe, wo es bis 1848 seinen Standort behalten sollte (es wurde 1842 bei der Heeresreform in 17. Linieninfanterieregiment umbenannt).

Die Einheiten des stehenden Heeres bestanden ganz überwiegend aus geworbenen Soldaten, von denen viele aus dem Inland kamen, mehr aber noch aus dem deutschen Ausland. Erst 1701 wurden sog. Nationale Regimenter (bestehend aus Infanterie und Landdragonern) in den drei Teilen der Monarchie (Norwegen, Dänemark und den Herzogtümern) eingerichtet, die nun aus wehrpflichtiger eingeborener Mannschaft bestanden; sie traten neben die geworbenen Verbände. 1733 gab es sechs nationale Infanterieregimenter zu je zwei Bataillonen, die je sechs Kompanien stark waren. Die Soldaten waren 18 bis 36 Jahre alt; die Dienstzeit betrug insgesamt sechs bis acht Jahre und setzte sich aus einer Grundausbildungsperiode, anschließend monatlichen Sonntagsübungen sowie jährlich mehrwöchigen Sommermanövern zusammen. Die Nationalsoldaten konnten also ihren Berufen während ihrer Dienstpflichtzeit nachgehen.

Die Heeresreform, die unter dem Oberkommandierenden Claude Louis, Graf von Saint Germain, 1761–1767 angestoßen wurde, hatte das Ziel, 13 Infanterieregimenter zu je 1.000 Mann in zwei Bataillonen aufzustellen; von der Gesamtstärke sollten etwa 25 % Landrekruten, also Eingeborene, sein. Doch schon 1766 bestand das Heer der Monarchie aus zwei Leibgarden, sechs Kürassier- und vier Dragonerregimentern sowie 16 Infanterieregimentern, von denen in den Herzogtümern ein Regiment Infanterie in Glückstadt, sechs Infanterieregimenter in Rendsburg, ein disloziertes Infanterieregiment auf Helgoland, in Friedrichsort und Glückstadt sowie vier Kompanien Artillerie (der sog. Holsteinische Artillerieetat) in Rendsburg und Glückstadt garnisonierten. Die Mehrheit (ca. 65 %) der Soldaten stammte aus deutschen Landen und deshalb wurde folgerichtig 1772 das Deutsche die Kommandosprache im dänischen Heer. In der Folgezeit scheint sich das Verhältnis zwischen dänisch und deutsch gewandelt zu haben, denn 1788 stammten von den neu geworbenen Soldaten 4.400 aus Dänemark, während nur 4.000 aus Deutschland; insbesondere die Kavallerieeinheiten waren dänisch majorisiert.

Die Landmilitär- und Remonteordnung von 1800 machte mit der Werbung von Soldaten im Ausland Schluss und etablierte die Wehrpflicht, ließ allerdings Stellvertreter für Wehrpflichtige zu, so dass in der Folgezeit eine gewisse Professionalisierung des Soldatenberufes in den Mannschafts- und Unteroffiziersrängen stattfand.

Marine


Die dänische Kriegsmarine machte seit der Zeit Christian IV. eine Entwicklung zu andauernd stehenden Einheiten durch. Für den Stadtgründer Glückstadts war ja die Gewinnung eines guten Nordseehafens als Basis seiner südelbischen Politik bedeutend. Die Marinegarnison im Rahmen des königlich-dänischen See-Etats entwickelte sich hier ebenfalls, wenngleich nicht mit großen Einheiten. Dazu gehörte ab etwa 1670 eine kleine Abteilung der See-Equipage (Ausrüstung). Glückstadt war als Marine-Garnison recht unbedeutend, denn man befürchtete keine Marineangriffe auf das südwestliche Holstein.

Glückstadt als Garnison


Zunächst muss betont werden, dass die historischen Nachrichten über das Zusammenleben von Zivil- und Militärbevölkerung der Stadt durch die Quellenlage verzerrt sind. Aktenmäßig niedergeschlagen haben sich die Problemfälle, nicht die normalen Alltagssituationen.

Rangabzeichen der Glückstädter See-Equipage. Stadtarchiv Glückstadt, Köhn-Sammlung.

a) Unterbringung der Soldaten

Die Einquartierung der Mannschaften und Unteroffiziere erfolgte in den Häusern der Bürger. Allerdings wurden in begrenztem Umfang in den Radialstraßen Soldatenbuden gebaut, die vor allem verheirateten Mannschaftsdienstgraden (ab Gefreiten) und Unteroffizieren Unterkunft boten. Die Offiziere mieteten sich in gehobenen Bürgerhäusern ein.

b) Uniformierung

Die Uniformierung (einheitliche Gestaltung der Bekleidung und Montur) der Soldaten einer Großeinheit (Regiment) wird erst im 18. Jahrhundert möglich und dann ein Lieblingskind von Heeresreformern.

Soldatenbuden in Glückstadt. Hier die Große Danneddelstraße mit den ehemaligen Soldatenbuden. Anfang der 1960er Jahre wurden sie abgebrochen.

c) Dienst

Der Dienst der Soldaten war sehr eingeschränkt. Es mussten täglich Wachen bezogen werden und zwar: an den drei Toren, an den beiden Hauptwachen, auf bestimmten Bastionen und bei den Pulvertürmen, auch beim Stockhaus (dem Militärgefängnis). Die Arbeit der Karrensträflinge musste bewacht werden. Die ganze Garnison oder einzelne Einheiten exerzierten wöchentlich auf dem Marktplatz oder auf dem Exerzierplatz vor dem Deichtor. Dort fanden auch die Schießübungen statt – allerdings wegen der Kostspieligkeit von Pulver und Kugeln nur selten in scharfer Form. Dieser Dienst forderte keinen der Soldaten allzusehr, so dass manche in früher erlernten Berufen Gelegenheitsarbeiten ausführten – zum Leidwesen der Handwerker der Stadt.

Die gesamte Garnison rückte wenigstens einmal im Jahr zu einer mehrwöchigen Manöverperiode aus. Es wurden dann die in den Herzogtümern stehenden Verbände zusammengezogen und im Feld zu Übungen von Angriff und Verteidigung eingesetzt. In dieser Zeit übernahmen Bürger die Bewachung der militärischen Anlagen.

Kam es in dem ruhigen Ablauf doch einmal zur Notwendigkeit, die gesamte Garnison unter Waffen zu haben, wurde der Generalmarsch geschlagen, d.h. die Tamboure der Einheiten gaben Trommelsignale in allen Straßen, auf welche hin die Sammlung und Aufstellung auf dem...

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