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Financial Due Diligence als Instrument des Risikomanagements

Strukturierung und Minderung des Akquisitionsrisikos für den potentiellen Käufer im Rahmen von Unternehmensakquisitionen

AutorThomas Otte
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl72 Seiten
ISBN9783656642718
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich BWL - Investition und Finanzierung, Note: 1,7, Business and Information Technology School - Die Unternehmer Hochschule Iserlohn, Sprache: Deutsch, Abstract: Nach herrschender Meinung in Wissenschaft und Praxis handelt es sich im Rahmen eines Unternehmenskaufes bei der Due Diligence um eine Obliegenheit des Käufers. Nur eine sorgfältige Prüfung des zu akquirierenden Objektes durch den Käufer bildet die Grundlage für eventuelle spätere Inanspruchnahme vertraglicher Garantien und Gewährleistungsrechte. Um eine kostenadäquate Prüfung zu erreichen stellt sich in der Praxis die Frage nach Intensität und Umfang einer solchen Due Diligence. Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Bachelor Thesis die Bedeutung der Financial Due Diligence als Instrument des Risikomanagements erörtert. Besondere Beachtung findet dabei die Strukturierung und Minderung etwaiger Akquisitionsrisiken für den potentiellen Käufer. Zur Erreichung der Zielstellung werden zunächst die Standards des heutigen Risikomanagements anhand ihrer Zielsetzung, des Risikomanagementprozess sowie der unterschiedlichen Risikoarten charakterisiert. Dies bildet die Basis für die anschließende Einordnung der Financial Due Diligence als Teilbereich einer vollständigen Due Diligence. Insbesondere der Prozess der Kaufpreisbildung sowie die Analyse der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage findet besondere Beachtung. Abschließend wird im 4. Kapitel die Rolle der Financial Due Diligence mit den Standards des Risikomanagements abgeglichen und bewertet. Im Mittelpunkt dabei steht die Erörterung welche Risiken berücksichtigt und welche tendenziell eher vernachlässigt werden.

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Leseprobe

3 Financial Due Diligence zur Minderung von Akquisitionsrisiken


 

3.1 Financial Due Diligence als Teilbereich einer Due Diligence


 

Von einer Due Diligence im Allgemeinen wird im Zuge einer vorhergehenden Analyse im Akquisitionsprozess, einer sogenannten Pre Acquisition Audit, hinsichtlich rechtlicher und wirtschaftlicher Aspekte, gesprochen. (Picot, 2008, S. 163) Für eine Durchführung einer Due Diligence ist es sinnvoll, diese zu systematisieren sowie in individuelle Teilbereiche aufzuteilen, um den anfallenden Gesamtaufwand in der zur Verfügung stehenden Zeit bewältigen zu können. (Wirtz, 2012, S. 208)

 

In der Praxis haben sich folgende Ausprägungen einer Due Diligence im Akquisitionsprozess etabliert: (Berens, Brauner, & Strauch, 2011, S. 867f.)

 

1. Financial Due Diligence

2. Legal & Tax Due Diligence

3. Marketing Due Diligence

4. Human Ressource Due Diligence

5. Cultural Due Diligence

6. Organizational & IT Due Diligence

7. Environmental Due Diligence

 

Eine klare Trennung all dieser Bereiche fällt in der Praxis allerdings oft schwer. Ebenso ist es nicht bei jeder Akquisition sinnvoll oder notwendig, alle Einzelbereiche separat zu analysieren, sondern empfehlenswert, auf die vorliegende Transaktion individuell anzupassen und nach Bedarf durchzuführen. (Picot, 2008, S. 172)

 

Eine grundlegende Analyse des zu akquirierenden Unternehmens kann in der Regel auch ohne die Zustimmung des Verkäufers, und der damit verbundenen Bereitstellung interner Informationen, vorgenommen werden. Grund dafür sind öffentlich zugängliche Daten, wie beispielsweise Informationen über die Historie des Unternehmens und über die aktuelle Eigentümerstruktur und Verantwortlichkeiten innerhalb des Unternehmens. Als weitere Quellen können Pressemitteilungen sowie ggf. veröffentlichte Jahresabschluss- und Bilanzberichte dienen. (Wirtz, 2012, S. 208)

 

Des Weiteren empfiehlt es sich, insbesondere bei internationalen Akquisitionen eine sogenannte External Due Diligence durchzuführen. Berens und Brauner definieren diese External Due Diligence als eine Analyse von makroökonomischen Einflussfaktoren, auf welche sowohl der potentielle Käufer als auch der Verkäufer keinen Einfluss haben. Besondere Aspekte wie volkswirtschaftliche, rechtliche und politische Verhältnisse, aber auch die sozio-demographische Struktur und das Ausbildungsniveau des Landes, in dem das Target tätig ist, werden kritisch hinterfragt. (Berens, Brauner, & Strauch, 2011, S. 867f.)

 

Gegenstand dieser Arbeit ist allerdings eine genaue Betrachtung der Financial Due Diligence und ihr Einfluss als Instrument des Risikomanagements im Rahmen von Unternehmensakquisitionen. Den traditionell zentralen Stellenwert der Financial Due Diligence unterstreicht ihr hoher Verbreitungsgrad von 94,7%. Grundlage dieser Daten ist eine Befragung unter 225 deutschen Käuferunternehmen zum Stellenwert einer Due Diligence beim Erwerb eines deutschen Zielunternehmens. Damit erreicht sie zusammen mit der Legal & Tax Due Diligence den höchsten Verbreitungsgrad aller Teilbereiche. Außerdem entfallen 44% aller erbrachten Manntag auf die Financial Due Diligence. (Berens & Strauch, 2006, S. 540)

 

Um den Stellenwert der Financial Due Diligence weiter zu unterstreichen können zwei zentrale Fragen bei der Akquisition eines Unternehmens gestellt werden. Ob und wenn ja zu welchem Preis eine Akquisition durchgeführt werden soll, sind die zu beantwortenden Fragestellungen. Ausgehend von der strategischen Planung des Käufers und der Klarheit über die verfolgten Taktiken zur strategischen Zielerreichung (Internes vs. Externes Wachstum) ist zu klären, inwieweit eine Wertsteigerung durch eine angestrebte Akquisition zu verzeichnen wäre. (Berens & Strauch, 2006, S. 537)

 

Laut Definition ist eine Wertsteigerung dann der Fall, wenn der addierte Wert des Käufer- und des Zielunternehmens abzüglich des Kaufpreises höher ist als der Unternehmenswert des Käuferunternehmens vor der Akquisition. (Rappaport, 1999, S. 165)

 

Infolgedessen ergibt sich der Abgleich vergangener und gegenwärtiger Analysen der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie deren prognostizierte Entwicklung als zentraler Faktor beim Abgleich der Unternehmensstrategien. Ergänzend zu diesem strategischen Fit von Käufer und Target sind Risiken zu identifizieren und in diesem Zusammenhang finanzielle Konsequenzen abzuleiten, welche Eingang in das Rechnungswesen finden und folglich Auswirkungen auf den Unternehmenswert und eine mögliche Wertsteigerung haben. (Berens & Strauch, 2006, S. 537)

 

Übergeordnetes Ziel der Financial Due Diligence muss es also sein, dem Kaufinteressenten, im Wesentlichen ausgehend von den Daten der Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung (im Folgenden GuV), detaillierte Kenntnis über die VFE-Lage zu verschaffen. Essentiell dabei ist die Bewertung und Beurteilung der Werthaltigkeit von Vermögensgegenständen und Wertansätzen, welche in den zu prüfenden Jahresabschlüssen angesetzt wurden. (Wirtz, 2012, S. 209) Um die vorhanden Informationen weiter zu verdichten und um zu einer fundierten Grundlage für eine mögliche Kaufentscheidung zu kommen, werden auch Daten aus anderen Unternehmensbereichen, wie beispielsweise diverse finanzielle Kennzahlen, sowie Daten aus dem internen Rechnungswesen genutzt. (Brauner & Scholz, 1999, S. 253) Zur strukturierten Durchführung einer Financial Due Diligence wird sich in der Regel vorgefertigter Checklisten bedient (Jansen, 2008, S. 344f.) Grund für den Einsatz solcher vorstrukturierter Checklisten ist die ebenfalls stark standardisierte Form der zugrundeliegenden Daten von Bilanz und GuV. Die Ausgestaltungsformen sind in den gesetzlichen Vorschriften der an der Transaktion beteiligten Länder geregelt. (Pack, 2000, S. 232)

 

Diese Checklisten sind eine Art Leitfaden zur Durchführung einer Financial Due Diligence für im Prozess zu beachtenden Informationen, liefern aber keine Garantie für Vollständigkeit. Es gilt zu berücksichtigen, dass jede Transaktion individuell zu betrachten ist. Es besteht die Gefahr einer Scheinsicherheit, da Verantwortliche sich auf die vorgefertigten Checklisten verlassen und ggf. entscheidende Aspekte einer Transaktion übersehen. (Lucks & Meckl, 2002, S. 167)

 

Im Gegensatz zur klassischen Bilanzanalyse geht die Intention einer Financial Due Diligence über die reine Betrachtung der Vergangenheits- und Gegenwartswerte hinaus. Vielmehr liegt die Zielsetzung darin, durch eine Modellierung auf Basis der Ist-Werte zukünftige Kosten- und Umsatzentwicklungen zu prognostizieren. (Wirtz, 2012, S. 210) Folglich muss eine Analyse der wesentlichen Finanzinformationen vorgenommen werden um die einzelnen Bilanzpositionen der Vermögens- und Schuldbestandteile auf ihre zukünftigen Erfolgschancen und -risiken untersuchen zu können. (Humpert, 1992, S. 369)

 

3.2 Zielstellung der Financial Due Diligence


 

3.2.1 Identifikation potentieller Dealbreaker


 

Die Akquisition eines Unternehmens ist ein komplexer Vorgang und beinhaltet immer ein hohes Misserfolgsrisiko. Nach Jansen zeigt sich sogar, dass ca. 70% aller Akquisitionen scheitern, sobald nicht nur das formelle Scheitern als Fehlschlag interpretiert wird, sondern beispielsweise auch die Verfehlung von erwarteten Synergieeffekten. (Jansen, 2008, S. 336f.)

 

Hauptursache ist neben der unzureichenden Kenntnis über die Geschäftsstrategie des Transaktionsobjektes vor allem die Überschätzung der vorhandenen Synergiepotentiale und der daraus resultierende zu hoch angesetzte Kaufpreis. Häufig fehlen dem Käufer relevante Informationen, die unabdingbar sind, um aus erkennbaren Risiken und Synergien einen Kaufpreis abzuleiten. (Picot, 2008, S. 166) Ebenso kann eine schlecht integrierte, nur mangelhaft ausgeführte Post-Merger-Integration erhebliche Auswirkungen auf den Erfolg einer Transaktion haben. In Form einer Financial Due Diligence lassen sich diese möglichen Ursachen für ein Scheitern der Akquisition im Vorfeld durch eine systematische Analyse minimieren. (Pack, 2000, S. 221)

 

Eine im Rahmen von Mergers & Acquisitions durchgeführte Financial Due Diligence verfolgt das Ziel einer sorgfältigen Analyse des Zielunternehmens um bestehende Informationsasymmetrien zwischen Verkäufer und potentiellem Käufer abzubauen. Nur durch eine ausführliche Aufbereitung möglichst vieler Informationen über das Zielunternehmen kann eine Entscheidung auf einer soliden Grundlage getroffen werden. (Wirtz, 2012, S. 205) Eine auf dieser Basis durchgeführte Financial Due Diligence symbolisiert den Willen des Verkäufers, die bestehenden Asymmetrien abzubauen und das vorhandene Wissen mit dem potentiellen Käufer zu teilen. (Picot, 2008, S. 166) Folglich kann der Prozess einer Due Diligence zeitgleich als ein parallel ablaufender Prozess der Wissenserarbeitung des Käufers und Wissensübertragung des Verkäufers gesehen werden. (Berens & Strauch, 2008, S....

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