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E-Book

Flick

Eine Konzerngeschichte vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik

AutorKim Christian Priemel
VerlagWallstein Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl864 Seiten
ISBN9783835320918
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis37,99 EUR
Die erste wissenschaftlich fundierte Geschichte des Flick-Konzerns. Der Name Flick steht wie ein Menetekel über der deutschen Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Wie bei keinem anderen Unternehmen sind mit diesem Namen in der öffentlichen Wahrnehmung beispielloser Erfolg und tiefe Krisen, Skandale und Affären und die Zusammenarbeit deutscher Unternehmer mit dem NS-Regime bei 'Arisierungen' und Zwangsarbeit verbunden. Noch 20 Jahre nach der Auflösung des Konzerns vermochte der Streit um die Friedrich-Christian-Flick-Collection ein breites Publikum monatelang zu polarisieren. Erstmals liegt nun eine wissenschaftlich fundierte Geschichte des Flick-Konzerns und der Karriere seines Namensgebers Friedrich Flick vor. Beginnend mit dem ausgehenden Kaiserreich wird sein Aufstieg zum Bannerträger des Wirtschaftswunders und größten deutschen Privatkonzern der Bundesrepublik nachgezeichnet. Dabei nähert sich der Verfasser der Unternehmensgeschichte nicht als Skandalon, sondern analysiert Erfolg und Scheitern vor dem Hintergrund der Binnenorganisation des schwerindustriellen Konzerns und dessen Verflechtungen mit politischen Entscheidungsträgern mit Hilfe des methodischen Instrumentariums des corporate governance-Ansatzes.

Kim Christian Priemel, geb. 1977, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder); Veröffentlichungen zur Unternehmensgeschichte und zur NS-Herrschaft in Osteuropa.

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Leseprobe
Teil C Kein Wunder V. Fall (1944/45-1947) (S. 591-592)

I. Die Auflösung des Konzerns

Die Umschichtung der Kapitalbeteiligungen und die Neuregelung der Besitzverhältnisse im Flick-Konzern seit Mitte 1944 trugen bereits der Erwartung eines verloren gehenden Krieges Rechnung. Die Umbauten hatten dabei vor allem präventiven Charakter. Dies galt um so mehr, als bis weit in das letzte Kriegsjahr hinein Ungewißheit – oder besser: Illusionen – über den Charakter der Niederlage in der deutschen Unternehmerschaft weit verbreitet war. Insbesondere die Erkenntnis, daß der totale Krieg in die totale Kapitulation münden würde, setzte sich nur allmählich durch.

Erst die Kombination aus dem Luftkrieg, der zur Zerstörung ganzer Städte führte, der Besetzung und Aufteilung des Altreiches durch die Alliierten, den ersten Demontagen sowie den Verhaftungen namhafter Repräsentanten der Privatwirtschaft ließ immer weniger Zweifel an einem substantiellen Kontroll- und mutmaßlichen Vermögensverlust zu. Zwischen Sommer 1944 – wenn nicht gar schon früher, seit dem Desaster von Stalingrad – und Mitte 1946 sah sich die deutsche Wirtschaftselite gezwungen, sich schrittweise mit der Realität des Einsturzes des gewohnten staatlichen und, vor allem im Osten, auch des wirtschaftlichen Koordinatensystems vertraut zu machen. Erst im Zuge dieses mühsamen Lernprozesses gelangte die Mehrheit der Unternehmer, unter ihnen die Führungskräfte des Flick-Konzerns, in der »Zusammenbruchgesellschaft « an.

1.1. Kriegsende

1.1.1. Nachkriegsplanungen 1944/45


Während die Regimespitze im Juli 1944 einmal mehr den totalen Krieg ausrief und mit Durchhalteparolen die letzten Reserven zu mobilisieren hoffte, machten sich führende Vertreter sowohl auf ministerialer Ebene als auch innerhalb der privaten Wirtschaft daran, Pläne für eine Friedenswirtschaft zu schmieden, die nicht durch jenen deutsch-dominierten »Großwirtschaftsraum« gekennzeichnet war, mit dem man bis 1942/43 gerechnet hatte.

Die Initiative zur binnenwirtschaftlichen Nachkriegsplanung ergriff die private Seite, band frühzeitig aber auch Regierungsbeamte und Vertreter staatlicher Unternehmen ein. In die Überlegungen, die zunächst im Umfeld des Generaldirektors der Salzd etfurth AG, Rudolf Stahl, entwickelt wurden, durch die Kontakte ins Reichswirtschaftsministerium aber bald einen offiziösen Charakter erhielten, wurde auch Friedrich Flick einbezogen.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort12
Einführung16
Ausgangsbeobachtung und Fragestellung16
Ansatz und analytisches Konzept19
Gang der Arbeit28
Forschungsstand32
Quellen38
Teil A Vom Krieg zur Krise42
Prolog: Das Siegerland vor dem Ersten Weltkrieg44
I. In Krieg und Inflation (1915-1925)54
1. Die Charlottenhütte54
2. Inflation und Expansion88
II. Der Stahlverein (1926-1932)122
1. Die Majorisierung der Vereinigten Stahlwerke122
2. Konzernbau als Außenpolitik: Oberschlesien151
3. Die Flick-Beteiligungen bis zum Ende der Weltwirtschaftskrise180
4. Der Rückzug aus dem Stahlverein221
Zwischenbetrachtung: Die Charlottenhütte am Ausgang der Weimarer Republik248
Teil B Rüstung und Expansion272
III. Reorganisation – Reintegration – Rüstung (1932-1939)274
1. Nach der Schlacht: Die Konzernreorganisation274
2. Vertikale Integration I: Steinkohle295
3. Vertikale Integration II: Endfertigung und Rüstung326
4. Horizontale Integration I: Der Ausbau des Eisenkerns354
5. Die »Arisierung« der Petschek-Gruppen: Horizontale und vertikale Integration391
IV. Expansion – Kriegswirtschaft – Leistungsgemeinschaft (1939-1944/45)434
1. Territoriale Expansion434
2. Zwangsarbeit im Flick-Konzern471
3. Der Flick-Konzern in der deutschen Kriegswirtschaft509
4. Die Reorganisation des Konzerns im Krieg541
Zwischenbetrachtung: Der Flick-Konzern am Ende des Zweiten Weltkrieges561
Teil C Kein Wunder590
V. Fall (1944/45-1947)592
1. Die Auflösung des Konzerns592
2. Der Prozeß617
VI. Comeback (1948-195)652
1. Die Rückeroberung des Konzerns652
2. Konsolidierung, Mittelbeschaffung und Vergangenheitsabwicklung691
3. Ausblick: Der Flick-Konzern bis zu seiner Auflösung717
Zwischenbetrachtung: Der Flick-Konzern im Nachkriegsdeutschland752
Schlußbetrachtungen762
Periodisierung zwischen politikgeschichtlichen Zäsuren und Pfadabhängigkeiten763
Produktive Kraft und Systemopportunismus: Der Flick-Konzern und die Politik765
Konzernleitung: Informationsmonopol, Dezentralisierung, persönliches Regiment773
Ökonomismus und Unternehmertypus781
Bilanz: Erfolgreicher Personenkonzern, gescheitertes Familienunternehmen?786
Anhang790
Abkürzungen792
Abbildungen798
Tabellen799
Bildnachweis801
Quellen- und Literaturverzeichnis802
Ungedruckte Quellen802
Gedruckte Quellen807
Zeitgenössische Periodika811
Nachschlagewerke812
Literatur812
Index854
Personen854
Firmen860

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