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Förderfaktoren von Transfererfolg in der betrieblichen Weiterbildung

Eine arbeits- und organisationspsychologische Untersuchung mittels verhaltensnahem Selbst-Assessment

AutorKatharina Tomoff
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl162 Seiten
ISBN9783640611911
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Psychologie - Arbeit, Betrieb, Organisation und Wirtschaft, Note: 1,3, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Institut für Psychologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Ausgehend von der betrieblichen Problemstellung der Erfassung und Förderung von Transfererfolg hatte diese Diplomarbeit das Ziel, empirisch zu untersuchen, inwiefern Zusammenhänge zwischen aus der Literatur herausgearbeiteten Förderfaktoren und Transfererfolg im Feld bestehen. Dabei ist unter Transfererfolg die Umsetzung gelernter Inhalte am Arbeitsplatz zu verstehen. Der Begriff Förderfaktoren bezeichnet alle Bedingungen zur Begünstigung dieses Transfererfolgs. Die Untersuchung wurde mit 81 Mitarbeitern eines mittelständischen Unternehmens aus der High-Tech-Branche durchgeführt, deren Seminarteilnahme zwischen einem und zwölf Monaten zurück lag. In der Auswertung zeigte sich, dass das Trainingsdesign den höchsten Erklärungswert für das transferrelevante Verhalten nach dem Seminar hat. Persönlichkeitsmerkmale haben (nur) eine Moderatorfunktion im Transferprozess: für Teilnehmer mit externem Locus of Control hängt die Unterstützung durch die Führungskraft und die Kollegen stärker mit dem Transfererfolg zusammen als für die Teilnehmer mit niedrigem Locus of Control. Bezüglich der Unterscheidung zwischen lang- und kurzfristigem Transfererfolg ergab sich, dass sich Transfererfolgswerte von Teilnehmern, bei denen das Seminar bereits lange zurück liegt nicht von Teilnehmern, die erst kürzlich das Seminar besucht haben, unterscheiden. Die Erhebungsmethode des verhaltensnahen Selbst-Assessments erwies sich als angemessen. Der Vergleich mit der Einschätzung des Transfererfolgs über das pauschale Eigenurteil konnte zeigen, dass dieses keine Vorhersage von Transfererfolg auf der Ebene von Verhalten erlaubt. Aus betrieblicher Sicht sprechen die Ergebnisse daher für eine verhaltensnahe Erfassung von Transfererfolg statt des Einsatzes von Pauschalabfragen. Weiterhin empfiehlt sich Förderung von Transfer als ganzheitlicher Prozess, der sowohl das Trainingsdesign, als auch Aspekte der Arbeitsumgebung sowie moderierende Effekte durch Teilnehmermerkmale berücksichtigt. Aus wissenschaftlicher Perspektive ist festzuhalten, dass die bisher vernachlässigte integrative Erforschung zum Transfererfolg und seinen Förderfaktoren einen viel versprechenden Ansatz darstellt. Die empirisch gefundene Faktorenstruktur entspricht der theoretisch angenommenen Faktorenstruktur. Sie empfiehlt sich daher zur Systematisierung weitergehender, integrativer Forschungsansätze.

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Leseprobe

3.Ziele und Fraqestellunqen dieser Arbeit


 

3.1 Ziele der Untersuchung


 

Die folgende Untersuchung ist ein Forschungsvorhaben im betrieblichen Umfeld, bei dem wissenschaftliche Interessen und praktische Relevanz bzw. Bedürfnisse des Unternehmens miteinander verbunden werden. Der Anspruch der Arbeit ist es, zum einen bestehende Ansätze zu integrieren und im Rahmen der gegebenen betrieblichen Bedingungen einer ersten empirischen Prüfung zu unterziehen, zum anderen neue Hinweise für weitere integrative, ganzheitliche und umfassende (siehe 2.4.2) Transferforschung zu geben.

 

Ziel dieser Diplomarbeit ist es, empirisch zu untersuchen, inwiefern Zusammenhänge zwischen aus der Literatur herausgearbeiteten Faktoren und Transfererfolg im Feld bestehen.

 

Dafür muss Transfererfolg angemessen operationalisiert und erfasst werden. Da auf kein geeignetes Instrument zurückgegriffen werden kann, stellt die Entwicklung und Erprobung eines neuen Instruments zur Erfassung von Transfererfolg einen wichtigen Zwischenschritt auf dem Weg zu erstgenanntem Ziel dar. Durch die Dokumentation und Diskussion dieses Zwischenschritts soll der hier anwandte Zugang zur Transfererfassung für weitere Untersuchungen nutzbar gemacht werden.

 

Von den Ergebnissen sind einerseits Hinweise auf die Beziehung zwischen den von Baldwin und Ford (1988) bzw. Rank und Wakenhut (1998) genannten Hauptfaktoren und Transfererfolg zu erwarten. Zum anderen sollen genauere Angaben darüber gemacht werden können, welche Unterfaktoren - und damit Operationalisierungen der Hauptfaktoren aus bisherigen Untersuchungen - mit dem Transfererfolg zusammenhängen. Weiterhin sollen die Ergebnisse einen ersten Einblick in das bisher ungeklärte Binnenverhältnis der Faktoren geben.

 

Darüber hinaus soll der Einfluss der Transferdauer auf diese Zusammenhänge untersucht werden.

 

3.2 Fragestellungen der Untersuchung


 

Die Basis des Transfer- und Transferfaktorenverständnisses für diese Untersuchung bildet das Bedingungsmodell für Transfer von Rank und Wakenhut (1998) (siehe 2.4.2). Über deren Erkenntnisse hinaus liefert die Synthese aus bisherigen Forschungsergebnissen (siehe 2.4.3, 2.4.4. und 2.4.5) einzelne Operationalisierungen in Form von Unterfaktoren der drei von Baldwin und Ford (1988) bzw. Rank und Wakenhut (1998) übernommenen Hauptfaktoren (siehe 2.4.1. und 2.4.2). Somit gehen in die Untersuchung die drei Hauptfaktoren Teilnehmermerkmale, Trainingsdesign und Arbeitsumgebung ein. Dabei besteht der Hauptfaktor Teilnehmermerkmale aus drei, der Hauptfaktor Arbeitsumgebung aus vier Unterfaktoren. Dem Hauptfaktor Training werden fünf Aspekte (siehe 2.7) zugeordnet, die jedoch wie bereits unter 2.4 erläutert, keinen Faktorenstatus haben. Der Hauptfaktor Training ist deshalb Haupt- und Unterfaktor zugleich, integriert aber dennoch bisherige Aspekte zur transferfördernden Trainingsgestaltung.

 

Die Ausprägungen der Haupt- und Unterfaktoren sowie ihr Zusammenhang mit dem Transfererfolg werden für verschiedene Zeitpunkte nach dem Seminar ermittelt.

 

Anmerkung

 

Die Variable Anwendungsgelegenheit wird hier nicht als Unterfaktor eingeordnet, da sie in dieser Untersuchung eine Sonderstellung erhält: Aufgrund der Annahme, dass Transfer nur gemessen werden kann, wenn die Teilnehmer bis zur Erhebung Gelegenheit zur Anwendung hatten, wurde die Stichprobe unter dieser Prämisse ausgewählt (siehe 4.1.4). Für die Variable Anwendungsgelegenheit ist aufgrund der Stichprobenzusammensetzung kaum Varianz zu erwarten, weshalb sie nur zu zusätzlichen Kontrollzwecken erhoben wird.

 

Für eine umfassende Vorhersage von Transfererfolg muss zunächst geklärt werden, welche Förderfaktoren den größten Zusammenhang mit den Kriterien des Transfererfolgs haben. Dabei wird auf Grundlage des Modells von Rank und Wakenhut (siehe 2.4.2) davon ausgegangen, dass die drei Hauptfaktoren Teilnehmermerkmale, Training und Arbeitsumgebung jeweils einen statistischen Zusammenhang mit den Kriterien des Transfererfolgs aufweisen. Auf diese Weise soll zunächst überprüft werden, ob auf der Ebene dieser theoretisch entstandenen (vgl. Baldwin & Ford, 1988) Hauptfaktoren postulierte Zusammenhänge bestätigt werden können. Über die Größe der Zusammenhänge sowie die Zusammenhänge der einzelnen Unterfaktoren kann aus der Theorie keine eindeutige Aussage getroffen werden. Um spezifischere Aussagen über die Zusammenhänge zwischen Förderfaktoren und Transfererfolg zu überprüfen, gilt demnach empirisch nachzuweisen, inwieweit und in welchen Ausprägungen die Unterfaktoren in der Praxis realisiert sind und in welchem Maße sie mit den Kriterien des Transfererfolgs zusammenhängen. Die Befunde für die Hauptfaktoren, welche mehrere unterschiedliche Konstrukte umfassen, können somit durch Ergebnisse zu Zusammenhängen einzelner Unterfaktoren mit dem Transfererfolg ergänzt bzw. spezifiziert werden.

 

Aus den Befunden von Smith-Jentsch, Salas & Brannick (2001) geht weiterhin hervor, dass der Unterfaktor Locus of Control als Moderatorvariable für den Zusammenhang zwischen Unterstützung durch die Kollegen bzw. Führungskraft und Transfererfolg fungiert.

 

Fragestellung 1: Zusammenhang von Förderfaktoren mit dem Transfererfolg

 

Thesen:

 

1a Es besteht jeweils ein positiver Zusammenhang zwischen den Einschätzungen der drei Hauptfaktoren Teilnehmermerkmale, Training und Arbeitsumgebung und der Einschätzung des Transfererfolgs.

 

1b Die Einschätzung des Unterfaktors Locus of Control moderiert den Zusammenhang zwischen dem Unterfaktor Unterstützung durch Arbeitskollegen und dem Transfererfolg.

 

1c Die Einschätzung des Unterfaktors Locus of Control moderiert den Zusammenhang zwischen dem Unterfaktor Unterstützung durch die Führungskraft und dem Transfererfolg.

 

Offene Frage:

 

1d Welche der Unterfaktoren

 

Motivation, Locus of Control, Leistungs- und Karriereeinstellung

 

Training

 

Unterstützung durch die Führungskraft, Unterstützung durch die Kollegen, Zeit und organisationale Bedingungen

 

weisen den größten signifikanten Zusammenhang mit der Einschätzung des Transfererfolgs auf?

 

Des Weiteren soll die Auswirkung des Abstands zur Weiterbildungsmaßnahme auf Förderfaktoren und die Kriterien für Transfererfolg gemessen werden.

 

Befunde über den Einfluss der Transferdauer auf den Zusammenhang des Hauptfaktors Teilnehmermerkmale mit dem Transfererfolg sind nicht bekannt. Da es sich beim Hauptfaktor Teilnehmermerkmale um stabile Persönlichkeitseigenschaften handelt, wurde hier angenommen, dass sich der zeitliche Einfluss nicht auf deren Zusammenhang mit dem Transfererfolg auswirkt.

 

Aus den Befunden von Fleishman, Harris und Burtt (siehe 2.4.5) wird geschlossen, dass der Zusammenhang des Hauptfaktors Arbeitsumgebung mit dem Transfererfolg mit zunehmender Zeitdauer nach dem Seminar verschwindet.

 

Ob und inwieweit sich die Einschätzungen der Unterfaktoren bei unterschiedlicher Transferdauer unterscheiden, ist bisher noch ungeklärt und wird deshalb als offene Fragestellung formuliert. Des Weiteren interessiert, ob sich die Einschätzung der verschiedenen Transfererfolgskriterien zu den unterschiedlichen Umsetzungszeitpunkten unterscheidet. Da die bisherigen Ergebnisse hierzu uneinheitlich sind (vgl. 2.4.1) , wird auch dies als offene Frage formuliert.

 

Fragestellung 2: Zusammenhang Förderfaktoren und Transferdauer

 

Thesen:

 

2a Der positive Zusammenhang des Hauptfaktors Teilnehmermerkmale mit der Einschätzung des Transfererfolgs in der Stichprobe „Transfer kurz“ unterscheidet sich nicht von dem in der Stichprobe „Transfer lang“.

 

2b Der Zusammenhang des Hauptfaktors Arbeitsumgebung mit der Einschätzung des Transfererfolgs ist in der Stichprobe „Transfer kurz“ höher als in der Stichprobe „Transfer lang“.

 

Offene Fragen:

 

2c Unterscheiden sich die Einschätzungen der Unterfaktoren

 

Motivation, Locus of Control, Leistungs- und Karriereeinstellung Training

 

Unterstützung durch die Führungskraft, Unterstützung durch die Kollegen, Zeit und organisationale Bedingungen

 

in der Stichprobe „kurz“ von den Einschätzungen der Variablen der Stichprobe „lang“?

 

2d Gibt es signifikante Unterschiede zwischen den eingeschätzten Transfererfolgskriterien der Stichprobe „kurz“ und der Stichprobe „lang“?

 

Da für diese Untersuchung die Operationalisierung und Messung von Transfererfolg durch einen deskriptiven, verhaltensnahen Selbst-Assessment-Bogen realisiert wurde, soll zusätzlich geklärt werden, ob sich der mittels dieses Instruments gemessene Transfererfolg von der durch eine Globalfrage erfassten subjektiven Meinung unterscheidet. Da in der Literatur immer wieder darauf hingewiesen wurde, dass sich pauschale Selbsteinschätzungen nicht eignen,...

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