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E-Book

Förderung sozialer Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen am Lebensort Schule: Möglichkeiten und Grenzen

AutorTheresa Reckstadt
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl59 Seiten
ISBN9783958205055
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Trotz der aktuellen, durch die Ergebnisse der PISA-Studie ausgelösten Bildungsdebatte, in der die Bedeutung ganzheitlicher Bildung vielfach diskutiert wurde, haben bisher leider nur wenige Ansätze zur Förderung sozialer Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen in schulpolitische Vorgaben und die schulische Praxis Eingang gefunden. Daher soll in der vorliegenden Arbeit der diesbezüglich bestehende Handlungsbedarf verdeutlicht und begründet werden. Auf Grundlage aktueller wissenschaftlicher Literatur wird mit Hilfe der Fragestellung 'Welche Möglichkeiten und Grenzen bestehen in Bezug auf die Stärkung der Sozialkompetenzen von Kindern und Jugendlichen durch die Institution Schule?' erörtert, welche Bedeutung die Förderung sozialer Kompetenzen für das Individuum und aus gesellschaftlicher Sicht hat und wie diese in der Schule umgesetzt werden kann. Dabei wird insbesondere auf die Möglichkeit der Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe näher eingegangen.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3, Entwicklung sozialer Kompetenzen: Aufbauend auf der Definition des Begriffes 'Soziale Kompetenz' wird nun erörtert, durch welche Einflussfaktoren die Entwicklung sozialer Kompetenzen geprägt ist. Das Wissen darüber ist Voraussetzung, um umfassend beurteilen zu können inwieweit dieser Prozess positiv beeinflussbar ist. Die Entwicklung sozialer Kompetenzen kann als Teil der Persönlichkeitsentwicklung betrachtet werden, die im Rahmen von Sozialisations-, Erziehungs- und Bildungsprozessen in Wechselwirkung zwischen den genetisch bedingten Anlagen eines Kindes und seiner Umwelt stattfindet. Entscheidend sind dabei die Erfahrungen, die ein Kind in sozialen Interaktionen mit seiner umgebenden Umwelt gewinnt und aufgrund derer es seine eigenen Wahrnehmungsmuster und Handlungsstrategien entwickelt (Schellknecht 2007: 11). 3.1, Die Theorie 'Lernen am Modell' von Albert Bandura: Das Erlernen sozialer Verhaltensweisen lässt sich anhand der sozialen Lerntheorie 'Lernen am Modell' von Bandura und Walters (1973) erklären. Diese besagt, dass Kinder in erster Linie durch Nachahmung von Verhaltensweisen (älterer) Vorbilder lernen, wodurch die Persönlichkeitsentwicklung - mit all ihren dazugehörigen Fähigkeiten und Kompetenzen - stark geprägt wird. Diese Art des Lernens ist für das Hineinwachsen in die jeweilige Gruppe, Familie und Gesellschaft (Sozialisation) von großer Bedeutung (Bandura 1979: 31 und Roth 2006: 19 ff.). Bandura stellte in zahlreichen Experimenten zum Erwerb von sozialem Verhalten bei Kindern verschiedener Altersstufen fest, dass bestimmte Vorraussetzungen erfüllt sein müssen, damit das Verhalten anderer Menschen nachgeahmt und ins eigene Verhaltensrepertoire übernommen wird. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist verhältnismäßig hoch, wenn: - Das Kind die jeweilige Person sympathisch findet, sie respektiert oder gar bewundert, - Aus Sicht des Kindes Ähnlichkeit zwischen ihm und dem Vorbild besteht, auch wenn diese nur in seiner Fantasie existiert, - Das beobachtete Verhalten von anderen belohnt und anerkannt wird oder die Ausführung Freude bereitet , - Das Kind dafür belohnt wird, dass es dem Vorbild aufmerksam zuschaut, - Das Kind aufgrund seines Entwicklungsstandes und seiner Fähigkeiten auch tatsächlich in der Lage ist das beobachtete Verhalten nachzuahmen (Bandura 1979: 33 ff. und Kasten 2008: 25). Badura sieht den Menschen von seiner Natur her als soziales Wesen. Nach ihm besteht der größte Teil menschlichen Lernens aus sozialem Lernen, das tagtäglich nebenbei und unbewusst in verschiedenen sozialen Situationen durch die Beobachtung anderer Menschen stattfindet. Verhaltensweisen, die durch die Beobachtung eines anderen Menschen erworben wurden, werden dauerhaft beibehalten, wenn sich die Ausführung als wirksam für die Erreichung eines bestimmten Ziels und damit als erfolgreich erwiesen hat beziehungsweise wenn sie positiv bekräftig wird. Demnach kann eine durch Nachahmung erworbene Verhaltensweise auch wieder aus dem Verhaltensrepertoire eines Kindes verschwinden, wenn sich diese als wenig erfolgreich entpuppt oder es dafür negativ bekräftigt wird. Dieser Grundsatz gilt auch für aggressives Verhalten: Kinder imitieren aggressives Verhalten besonders dann, wenn es von Vorbildern mit hohem Status ausgeführt wird, sich als erfolgreich erweist und nicht bestraft wird (Kasten 2008: 25 f.). Auf diese Weise werden die ersten Grundsteine für die Entwicklung sozialer Kompetenzen bereits in der Familie gelegt (Roth 2006: 19 ff.). Kinder ahmen das sozial kompetente oder sozial inkompetente Verhalten ihrer Eltern nach, was die Entwicklung ihrer sozialen Kompetenzen stark prägt. So hat der Grad der Ausprägung der sozialen Kompetenzen der Eltern wesentlichen Einfluss darauf, ob sich die Kinder zu sozial kompetenten Persönlichkeiten entwickeln oder nicht. Hier scheint ein Ausgangspunkt für den Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg zu liegen, denn erwiesenermaßen wirken sich die sozialen Kompetenzen eines Menschen direkt auf dessen Erfolg in Schule und Berufsleben aus. So haben Kinder von Eltern mit Defiziten in der sozialen Kompetenz und einem geringen Bildungsniveau, das häufig damit verbundenen ist, grundsätzlich schlechtere Bildungschancen (vgl. Huck-Schade 2003: 22). 3.2, Prägung durch Familie und Gleichaltrige: Den stärksten Einfluss auf das Erlernen sozialer Kompetenz haben anfangs die familiären Bezugspersonen eines Kindes, bei denen es sich in der Regel um die Eltern handelt. Denn schon früh ist das Erlernen von 'prosozialem Verhalten' ein wesentlicher Teil der kindlichen Entwicklung (Petermann et al. 2004 zitiert in Brandes). Kinder verfügen etwa ab dem vierten Lebensjahr über die kognitiven Vorraussetzungen für sozial kompetentes Handeln. Die Bereitschaft dafür besteht jedoch bereits im Säuglingsalter, weshalb Babys bereits nach einigen Monaten bevorzugt Gesichter anschauen und versuchen, Mimik und Laute nachzubilden. Dieses Interesse bildet die Basis dafür, dass sie später - darauf aufbauend - soziale Kompetenzen entwickeln. Damit sich diese Anlagen entfalten und ausdifferenzieren können, muss von den Bezugspersonen die Möglichkeit zur Kommunikation geschaffen werden. Sozial kompetentes Verhalten muss vorgelebt werden, für die Kinder durch ständigen Austausch nachvollziehbar gemacht und angemessene (positive oder negative) Reaktionen auf das Sozialverhalten der Kinder gezeigt werden. Die damit verbundenen Erfahrungen des Kindes tragen zu einer altersangemessenen Entwicklung sozialer Kompetenzen bei. Wird dem Kind nicht die Möglichkeit gegeben angemessenes Sozialverhalten von Vorbildern zu lernen, bilden sich die Bereitschaft und die Fähigkeit zu sozial kompetentem Verhalten stetig zurück. Auch kann das nicht befriedigte Bedürfnis nach nachvollziehbarer harmonischer Kommunikation mit den Bezugspersonen zu einer Beeinträchtigung der seelischen Entwicklung führen. Somit sind gut entwickelte soziale Kompetenzen eines Kindes meist auch ein Ausdruck für seine psychische Gesundheit (vgl. Kasten 2008: 10 f.). Die unterschiedlichen Bedingungen des Aufwachsens führen zu unterschiedlichen Ausgangssituationen für den erstmaligen Umgang mit Gleichaltrigen innerhalb einer Gruppe in Kindergarten oder Schule. Die Erfahrungen, welche die Kinder in ihrer Familie gemacht haben beeinflussen ihre Fähigkeiten erfolgreich zu kommunizieren, Regeln einzuhalten und zu kooperieren, die eigenen Interessen zu vertreten und Empathie zu zeigen. All diese Kompetenzen bestimmen in hohem Maße wie erfolgreich sich ein Kind in eine (neue) Gruppe integrieren kann, was seine weitere Entwicklung - auch im Hinblick auf seine Sozialkompetenzen - stark prägt (De Boer 2008: 27). Ab dem Kleinkindalter gewinnen die Erfahrungen mit Gleichaltrigen, die vorwiegend in Kindergarten und Schule gemacht werden, mehr und mehr an Bedeutung (Brandes). Nun sind viele von ihnen erstmalig damit konfrontiert, dass sie um die Anerkennung anderer 'kämpfen' müssen und dass sie, um hierbei erfolgreich zu sein, ein gewisses Sozialverhalten zeigen müssen und bestimmte Regeln, die ein friedliches Auskommen in sozialen Gruppen voraussetzen, zu beachten haben (vgl. Roth 2006: 21 f.). Darüber hinaus lernen sie nun wie sie sich ohne den Schutz der Eltern zurechtfinden, wie sie sich in gleichrangigen Beziehungen behaupten, wie Konkurrenz und Rivalität gestaltet werden oder wie Freundschaften aufgebaut und gepflegt werden. All dies kann nur durch eigene Erfahrungen gelernt werden, durch welche die Kinder ihre sozialen Kompetenzen weiter entwickeln. Daher ist es unverzichtbar dass Kindern in Tagesstätte und Schule ausreichend Raum dafür geboten wird (Langmaack 2004: 203). Die Erfahrungen, die ein Mensch in der Vergangenheit, insbesondere in der Kindheit, gemacht hat prägen sein Sozialverhalten. Sie bestimmen, was als gut oder schlecht, angemessen oder unangemessen bewertet wird und wie man sich entsprechend verhält. Diese Vorgänge laufen weitgehend unbewusst ab. Nur selten werden alte während der Kindheit erlangte Muster nachhaltig korrigiert. Dabei hängt es vom jeweiligen Umfeld ab, welches Verhalten als sozial kompetent bewertet wird. So muss jeder im Laufe des Heranwachsens eigene Erfahrungen sammeln, um so zu sozialen Orientierungsmustern zu gelangen, die auch weiterhin für das zu erwartende Umfeld Gültigkeit haben (Langmaack 2004: 202).
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