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E-Book

Folge dem blauen Vogel - Die Twitter-Story

Bekenntnisse eines Kreativen

AutorBiz Stone
VerlagAriston
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783641154431
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Vom Internet-Nerd zum Twitter-Gründer
Es gab eine Zeit, da wusste Biz Stone nicht, ob sich sein Social- Media-Start-up jemals einen Namen machen würde. Heute lautet die Frage eher, wer den Namen Twitter nicht kennt. Glaubwürdig, unterhaltsam und informativ beschreibt der Autor den unerwarteten Erfolg seines Unternehmens, aber auch seinen eigenen, und erzählt die bemerkenswerte Geschichte seines Lebens und seiner Karriere - wie er von einem unbekannten, hoch verschuldeten Internet-Nerd zum Gründer und Sprachrohr eines der bekanntesten Kommunikationsmedien der Welt wurde. Biz Stone zeigt überzeugend auf, wie man mit Selbstvertrauen und einem unerschütterlichen Glauben an sich selbst eigene Grenzen, Ängste und Selbstzweifel überwinden und dabei das kreative Potenzial ausschöpfen kann, das in jedem von uns steckt. Das perfekte Buch für alle, die mehr aus sich und ihrem Leben machen möchten - von einem der erfolgreichsten Unternehmer des 21. Jahrhunderts!

Biz Stone arbeitete zuerst bei Google und half dort unter anderem bei der Entwicklung von 'Blogs' und 'Podcasts'. Im Anschluss daran gründete er mit zwei Freunden Twitter. Er ist gefragter Gastdozent an Universitäten und Keynote-Speaker auf Konferenzen und Firmenveranstaltungen. Zuletzt gründete Biz das Unternehmen Jelly, dessen Geschäftsführer er zugleich ist. Mit seiner Frau und seinem Sohn lebt er in der Nähe von San Francisco.

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Leseprobe

Einleitung

Auftritt: Das Genie

Am 7. Oktober 2003 ließ ein »Bostoner Blogunternehmen« namens Genius Labs verlauten, es sei von Google aufgekauft worden. Die Presseerklärung wurde von mehreren Nachrichtenmedien aufgegriffen, und schon bald tauchte Genius Labs in der »Liste der Fusionen und Akquisitionen von Google« bei Wikipedia auf. Sobald etwas bei Wikipedia steht, gilt es oft als Tatsache. Und in gewisser Weise stimmte das auch. Genius Labs war ein Unternehmen. Dieses Unternehmen war ich. Die Geschichte, wie ich von Google übernommen – das heißt: eingestellt – wurde, sagt eine ganze Menge über meinen Werdegang aus.

Ein Jahr zuvor hatte es für mich als Unternehmer nicht allzu gut ausgesehen. Mein erstes Start-up, eine Webseite namens Xanga, hervorgegangen aus der nicht ganz ausgereiften Idee von ein paar Freunden und mir, »eine Webfirma zu gründen«, war nicht das, was ich mir erhofft hatte. Da ich es satthatte, ewig pleite in New York zu leben – von allen Orten auf der Welt ist New York wirklich einer der schlimmsten, um pleite zu sein –, kündigte ich. Meine Freundin Livia und ich zogen zurück in meine Heimatstadt Wellesley, Massachusetts, mit Zehntausenden Dollar Kreditkartenschulden im Gepäck. Wir wohnten bei meiner Mutter im Keller. Ich hatte keine Arbeit. Ich versuchte, eine alte Version von Photoshop auf eBay zu verkaufen (was vermutlich illegal ist), aber keiner wollte sie haben. Irgendwann fragte ich sogar, ob ich meinen alten Job im Start-up wiederbekommen könnte – doch meine früheren Kollegen lehnten ab.

Der einzige Lichtblick in meinem sogenannten Berufsleben war das Bloggen. Im Start-up hatten wir die Software eines Unternehmens namens Pyra verwendet, und die Arbeit eines Mitgründers von Pyra, Evan Williams, interessierte mich sehr. Ich fing an, meinen eigenen Blog zu schreiben, und folgte Evans. 1999 gehörte ich zu den Ersten, die ein neues Produkt von Pyra testen durften: einen Bloghosting-Dienst mit dem Namen Blogger. Für mich, wie für viele andere auch, bedeutete das Bloggen eine Offenbarung, sogar eine Revolution – eine ganz neue Dimension der Demokratisierung von Informationen.

Xanga war eine Blogger-Community, doch seit meiner Kündigung bekam ich – der pleite und ohne Ziel vor Augen bei seiner Mutter im Keller festsaß – diese Revolution nur noch am Rande mit. In meinem Blog sah das allerdings ganz anders aus. Mein Blog war mein Alter Ego. Es war eine Fiktion, durchdrungen von absoluter, fast wahnhafter Zuversicht. Das fing schon beim Namen an, der von einem alten Bugs Bunny-Cartoon inspiriert war, in dem Wile E. Coyote einen Gastauftritt hat. In einer Szene sagt der Kojote in untadeliger Manier: »Darf ich mich vorstellen?«, und überreicht Bugs mit einer schwungvollen Geste eine Visitenkarte. Darauf steht: WILE E. COYOTE, GENIE. Indem er sich auf seiner Visitenkarte als Genie bezeichnet, verkörpert Wile E. Coyote genau das, was einen Unternehmer aus dem Silicon Valley ausmacht. Wenn man ein Unternehmen gründet, existiert manchmal nicht mehr als nur eine Idee. Und manchmal hat man noch nicht einmal eine Idee – nur die unerschütterliche Zuversicht, dass man eines Tages eine Idee haben wird. Und da man irgendwo beginnen muss, erklärt man sich selbst zum Unternehmer, so wie Wile E. sich zum Genie erklärt. Dann lässt man eine Visitenkarte drucken und nennt sich selbst Gründer und CEO.

Ich hatte kein Unternehmen … noch nicht. Doch ganz im Geiste von Wile E. taufte ich meinen Blog Biz Stone, Genie. Ich erstellte auch Visitenkarten mit diesem Wortlaut. Und in meinen Beiträgen gab ich mir alle Mühe, diese Rolle zu verkörpern. Biz, das Genie, behauptete, mit unerschöpflichen Ressourcen und einem Team von Weltklassewissenschaftlern an Erfindungen zu arbeiten, in einem Hauptquartier, das natürlich »Genius Labs«, Genielabor, hieß.

In einem meiner Posts im Juli 2002 war zu lesen: »Das maßstabsgetreue Modell eines japanischen Superjets, der doppelt so schnell wie die Concorde fliegen soll, ist beim Testflug abgestürzt … Eventuell muss ich mit ein paar Unterschriften dafür sorgen, dass weitere Millionen in die Weiterentwicklung von Hybridmotoren für den Luftverkehr fließen können.«

Der echte Biz investierte nicht in Hybridmotoren für den Luftverkehr. Doch ich schaffte es immerhin, eine Stelle als »Webspezialist« am Wellesley College zu ergattern, und auch Livia fand einen Job. Wir mieteten eine Wohnung in der Nähe des Campus, damit ich zu Fuß zur Arbeit gehen konnte. Es war zwar eher ein Dachboden als ein Apartment, aber immerhin nicht der Keller meiner Mutter.

Mein Alter Ego Biz, das Genie, verbreitete in der Zeit weiter Zuversicht und gewann immer mehr Anhänger. Er war Buddy Love, ich Professor Kelp. Doch während ich dieses Spielchen immer weiter trieb, veränderte sich etwas. Meine Beiträge waren nicht mehr einfach nur skurril. Einige der Ideen waren nicht länger die eines durchgeknallten Forschers, sondern meine eigenen. Während ich darüber schrieb, wie sich das Internet weiterentwickeln könnte, kamen mir ein paar Ideen, die später in meine Arbeit einfließen würden. Im September 2003 postete ich:

Mein RSS-Reader [ein Newsfeed-Format] ist auf 255 Zeichen begrenzt. Könnte 255 ein neuer Blog-Standard sein? … Erscheint zwar sehr wenig, aber wenn man täglich viele Blogs auf iPods und Handys liest, ist es vielleicht ein guter Standard.

Ich hatte keine Ahnung, dass Ideen wie diese, die zu der Zeit nebensächlich erschienen, eines Tages die Welt verändern sollten. Und das sage ich mit der ganzen bescheidenen Zurückhaltung eines selbst ernannten Genies.

Google kaufte Evan Williams’ Unternehmen Blogger Anfang 2003 auf. In den vier Jahren, die es gedauert hatte, bis Bloggen von der Freizeitbeschäftigung einiger Nerds zu einem Alltagsbegriff geworden war, hatten Ev und ich uns nie getroffen oder auch nur miteinander telefoniert. Aber ich hatte ihn für ein Onlinemagazin namens Web Review interviewt und hatte noch seine E-Mail-Adresse. Jetzt nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und kontaktierte ihn. Ich gratulierte ihm per Mail zur Übernahme und schrieb: »Ich habe mich immer als das fehlende siebte Mitglied deines Teams betrachtet. Wenn du je mit dem Gedanken spielst, mehr Leute einzustellen, gib mir Bescheid.«

Es stellte sich heraus, dass Ev meinem Blog ebenfalls folgte, ohne dass ich davon wusste. Das machte uns in der Computerwelt praktisch zu Blutsbrüdern. Obwohl er von den besten Entwicklern der Welt umgeben war, brauchte er jemanden, der sich wirklich mit sozialen Medien auskannte – jemanden, der verstand, dass es um die Menschen ging, nicht nur um Technologie – und er meinte, ich sei der Richtige dafür.

Er schrieb mir sofort zurück und fragte: »Willst du hier arbeiten?«

Ich antwortete: »Klar«, und dachte, damit sei alles geritzt. Ich hatte einen neuen Job an der Westküste. Total einfach.

Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass Evan hinter den Kulissen einige Hebel in Bewegung setzen musste, um mich einzustellen. Ziemlich große Hebel. Solche, mit denen man extreme Lasten bewegen kann. Google war bekannt dafür, nur Leute mit einem Studienabschluss in Informatik einzustellen, vorzugsweise mit Doktortitel; niemand dort interessierte sich für Studienabbrecher wie mich. Doch letzten Endes ließen sich die Mächtigen bei Google widerstrebend darauf ein, dass Wayne Rosing, damals bei Google für die technische Entwicklung zuständig, mit mir telefonieren sollte.

Am Tag des Anrufs saß ich in meiner Dachwohnung und starrte auf das rechteckige, weiße RadioShack-Telefon, das ich schon seit meiner Kindheit besaß. Es war noch eins mit Schnur und im Grunde ein Sammlerstück. Ich hatte noch nie zuvor ein Bewerbungsgespräch gehabt; keiner hatte mich auf so etwas vorbereitet. Obwohl ich, naiv, wie ich war, davon ausging, dass ich den Job ohnehin schon hatte, verstand ich, dass dieses Telefonat mit Wayne Rosing für jemanden in meiner Position ein ziemlich großes Ding war. Ich hatte Angst, dass ich es versauen könnte, und das mit gutem Grund. Ein paar Tage zuvor hatte mich eine Frau aus der Personalabteilung angerufen und ich hatte mit ihr herumgeflachst. Als sie mich fragte, ob ich einen Studienabschluss hätte, antwortete ich: Nein, aber ich hätte im Fernsehen Werbung dafür gesehen, wo man einen bekommen könnte. Sie lachte nicht. In diesem Bereich war auf meine Instinkte offenbar kein Verlass. Der echte Biz war von Selbstzweifeln geplagt.

Das Telefon klingelte, und während ich den Arm danach ausstreckte, geschah etwas mit mir. In dem Augenblick entschied ich, all meine Misserfolge und die Hoffnungslosigkeit hinter mir zu lassen. Stattdessen würde ich ganz zu meinem Alter Ego werden: dem Typen, der Genius Labs leitete. Biz, das Genie, stand parat.

Wayne erkundigte sich als Erstes nach meiner Erfahrung. Er hatte wohl mit der Frau aus der Personalabteilung gesprochen, denn seine erste Frage lautete, warum ich mein Studium nicht abgeschlossen hätte. Selbstbewusst erklärte ich, dass mir ein Job als Buchumschlaggestalter angeboten worden war, bei dem ich direkt mit einem Artdirector zusammenarbeiten konnte. Ich betrachtete diese Arbeit als eine Art Ausbildung. Im weiteren Verlauf des Gesprächs gab ich zu, dass mein Start-up ein Fehlschlag gewesen war – zumindest für mich –, doch ich machte deutlich, dass ich gekündigt hatte, weil die Firmenkultur dort nicht meiner Persönlichkeit entsprach. Im Silicon Valley war die Erfahrung, mit einem Start-up gescheitert zu sein, durchaus etwas wert. Ich erzählte ihm, dass ich ein Buch über das Bloggen geschrieben hatte.

Dann, zwischen zwei Fragen, meinte ich:...

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