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E-Book

Fotografie und Geschichte

AutorJens Jäger
VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl230 Seiten
ISBN9783593407586
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Die Historische Bildforschung wird in der Geschichtswissenschaft immer wichtiger. Vor allem für die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts liegen mit unzähligen Fotografien umfangreiche Bildquellen vor. Jens Jäger gibt einen knappen Überblick über die Geschichte der Fotografie und führt anhand zahlreicher Beispiele vor, wie diese Quellen historisch analysiert werden können. Er bezieht sich dabei auf Fotografien von Arbeit und Industrie, auf Propaganda- und Kriegsbilder sowie auf die Fotografie von Körpern und die Kolonial- und Reisefotografie. Der Band vermittelt Studierenden das nötige Rüstzeug für eigene Analysen historischer Fotografien.

Jens Jäger, Dr. phil., ist Heisenberg-Stipendiat und Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität zu Köln.

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Leseprobe
5.2 Fotografie von Arbeit und Industrie Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wandelte sich die Arbeitswelt inklusive der Vorstellungen von Arbeit an sich. Diesen Wandel begleitete und prägte die Fotografie mit. Im Mittelpunkt der fotografischen Dokumentation stand zuerst jedoch nicht der arbeitende Mensch (Abb. 6), das wurde erst im 20. Jahrhundert eines der großen Themen der Fotografie. Wenngleich bereits früh Aufnahmen von Menschen gemacht wurden, die als Handwerker, Arbeiter oder Landarbeiter posierten, waren dies doch selten Bilder, die als Repräsentation von Arbeit und Industrie gedacht waren (vgl. zum Beispiel Briggs/Miles 1989: 92?ff.). Die Differenz zum Atelierporträt bestand darin, dass häufig die gesamte Person in Alltags- oder Arbeitskleidung ins Bild gesetzt wurde. Viele dieser Fotografien entstanden im Freien und manches Mal ließen mit aufgenommene Werkzeuge ahnen, welche Tätigkeit diese Menschen ausübten. Zwar gehen solche Bilder oft eher in die Richtung pittoresker Darstellungen oder Genreszenen, doch können sie durchaus als Aufnahmen der arbeitenden Bevölkerung angesehen werden. Die Industriefotografie unterscheidet sich von Bildern, die im weitesten Sinne arbeitende Menschen zum Thema haben, durch Provenienz, Inszenierung und (ursprüngliche) Intention (vgl. Zimmermann 2004). Hier ging es um die Selbstinszenierung von Unternehmen nach innen wie außen. Modernität, Größe, Ordnung und Leistungsfähigkeit kennzeichnen die Industriefotografie nach außen, das heißt gegenüber möglichen Kunden, aber auch gegenüber der Belegschaft. Betriebe und Fabriken wurden ebenfalls zum Nutzen eines besseren Überblicks in einer immer komplexer werdenden Firmenwelt fotografisch inventarisiert. Auch blieben die Folgen von Betriebsunfällen oder Testreihen neuer Produkte nicht undokumentiert (vgl. Lüdtke 1994). Oft wurden die Aufnahmen so inszeniert, dass für den Kenner ein Ausschnitt des tatsächlichen Arbeitsprozesses identifizierbar war, etwa das Drehen an einer Drehbank, das Walzen von Stahl oder ein Hochofenabstich. Die eben angeführten Beispiele deuten auch darauf hin, dass die überwiegende Mehrzahl der bisher analysierten Industriefotografie in großen Unternehmen, insbe-sondere der Eisen- und Stahlindustrie, entstand. Auf den Sonderfall der Bergwerksfotografie (vgl. Januarius 2008) sei nur kurz hingewiesen: Das Problem der Belichtung erschwerte Aufnahmen im Bergwerk. Tatsächlich ist Bergbau erst Ende des 19. Jahrhunderts Thema der Fotografie geworden. Anders als andere kapitalintensive Industrie gab es ohnehin seit der Frühen Neuzeit eine Abbildungstradition von Bergleuten und Stollensystemen, auf der aufgebaut wurde. So offenbaren die Aufnahmen mitunter nostalgisch-kulturgeschichtliche Absichten. Es ging nicht unbedingt um die Inszenierung einer wachsenden, dynamischen Industrie, sondern um die optische Archivierung einer jahrhundertealten Tradition (Photographieren im Bergwerk 1998). Insgesamt sind zunächst technische Großprojekte, etwa Eisenbahn- und Schiffbau und große Bauvorhaben, eher fotografisch dokumentiert als Büroarbeit, Nahrungs- und Genussmittelproduktion oder Handwerk. Landwirtschaft kam im Rahmen von Landschaftsfotografie mit in den Blick, ohne aber dass die Arbeit an sich das Sujet bildete.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
1. Einleitung8
1.1 Fotografie – Geschichte – Fotografiegeschichte?8
1.2 Bilder und Fotografien als Quellen9
2. Zum Forschungsstand20
2.1 »Klassiker«23
2.2 Geschichte der Wahrnehmung – Geschichte des Blicks32
2.3 Fotografiegeschichte36
2.4 Geschichtswissenschaft41
2.5 Gegenwärtige Tendenz44
3. Ein kurzer Abriss der Fotografiegeschichte47
3.1 Technische und kulturelle Entfaltung des Mediums47
3.2 Rezeption der Fotografie56
3.3 Kommerzielle und angewandte Fotografie61
3.4 Private Praxis72
4. Methoden und theoretische Ansätze75
4.1 Quellenkritik80
4.2 Realienkunde und sozialgeschichtliche Betrachtung84
4.3 Ikonologie und Ikonographie87
4.4 Neuere kulturwissenschaftliche Ansätze92
5. Themen, Ergebnisse und Problemfelder der Forschung105
5.1 Entfaltung der Fotografie im 19. Jahrhundert105
5.2 Fotografie von Arbeit und Industrie114
5.3 Bildjournalismus und Propaganda121
5.4 Fotografie von Körpern: »Rasse, »Klasse« und »Geschlecht«155
5.5 Randgruppen: Fotografie in Gefängnis, Krankenhaus, »Irrenanstalt«163
5.6 Das Andere und das Eigene: Reisefotografie, Kolonialfotografie, Fremde und Heimat169
5.7 »Private Praxis«: Amateure, Knipser und populäre Fotografie184
6. Bibliographie195
Personenregister228

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