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E-Book

Fragile Freundschaften

Networking und Gender in der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung

AutorElisabeth Maurer
VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl303 Seiten
ISBN9783593408446
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Die Autorin geht am Beispiel eines Graduiertenkollegs der Frage nach, welche Faktoren für eine gendergerechte Nachwuchsförderung an Hochschulen wichtig sind, und zeigt, dass für eine erfolgreiche akademische Laufbahn die 'persönlichen wissenschaftlichen Freundschaften' eine besondere Bedeutung besitzen. Diese Freundschaften, so zeigt sie, sind zweischneidig und nicht geschlechtsneutral und müssen in ihrem Einfluss auf die akademische Nachwuchsförderung beachtet werden.

Elisabeth Maurer, Dr. des., ist Leiterin der Abteilung Gleichstellung der Universität Zürich.

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Leseprobe
V Empirie: Teilnehmende Beobachtung und Netzwerkanalyse (S. 151-152)

Forschungspraxis, doing interdisciplinarity und doing gender equality In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der teilnehmenden Beobachtung dargestellt. Beobachtet wurde der Prozess der Reflexion des Kollegs, die als Ersatz für die vom »SOWI-Disslabor« konzipierte formative Evaluation (vgl. Kap. 3.4) durchgeführt wurde. Die teilnehmende Beobachtung hatte zum Ziel, die Entwicklung der Forschungspraxis des Kollegs zu verfolgen und – so formulierte es ein Mitglied der Trägerschaft – folgenden Fragen nachzugehen: »Welche Impulse des Kollegs waren produktiv, anregend und welche belastend oder ablenkend für den individuellen Forschungsprozess?«, »Wo treten wir als Kolleg an der Stelle?«, »Warum und wann erhielten wir welche Impulse als Institution der Nachwuchsförderung?« Mit Blick auf das Anliegen, gleichzeitig Prozesse zu verfolgen, die für die Gleichstellungsarbeit relevant sind, wurde beschlossen, zudem Beobachtungen zu doing interdisciplinarity und doing gender equality festzuhalten – zwei Begriffe, die das Kolleg selbst vorschlug (vgl. Kap. 3.4.1).

Die teilnehmende Beobachtung beruhte auf a) der Beobachtung aller Veranstaltungen im Kolleg, b) der Auswertung der Veranstaltungsprotokolle, c) dem Führen informeller Gespräche, d) den ergänzenden E-Mail-Umfragen und e) der Nachbefragung (PV, Leemann 2007). Die Auswertung des Datenmaterials orientierte sich an den drei vom Kolleg definierten Dimensionen »Forschenlernen«, doing interdisciplinarity und doing gender equality und konnte dabei auf den Vorarbeiten zum Konzept der formativen Evaluation aufbauen (vgl. Kap. 3.1). Um die Offenheit in der Prozessbeobachtung und -analyse nicht vorgängig unnötig einzuschränken, wurden die Beobachtungen thematisch breit und detailliert von Hand protokolliert. Im Sinn der Grounded Theory (vgl. Kap. 7.3.3) wurde kein Beobachtungsraster deduktiv entwickelt und eingesetzt.

9.1 Die Forschungspraxis des Kollegs

Das Graduiertenkolleg »Genderstudies« verfolgte das Ziel, eine partizipative Forschungspraxis zu entwickeln, indem es über die dreijährige Laufzeit des Kollegs einen eigenen Bildungskanon herauskristallisierte (Kap. 9.1.1) und Reflexionsräume und -instrumente (Kap. 9.1.2) einrichtete.

9.1.1 Entwicklung des dreijährigen Veranstaltungskanons

Der Bildungskanon orientierte sich am Forschungsprozess der Kollegiatinnen und Kollegiaten. Die für die Lehrveranstaltungen sowie für den institutionalisierten Reflexionsprozess gewählten Formen veränderten sich im Verlauf der drei Jahre. Sie waren immer wieder einem Aushandlungsprozess unterworfen. Der im Projektantrag konzipierte Veranstaltungskanon (vgl. Anhang B.2) wurde von der Trägerschaft laufend konkretisiert und an den Plenarversammlungen jeweils im April, an denen die ganze Trägerschaft und alle Kollegiatinnen und Kollegiaten teilnahmen, für das Folgejahr diskutiert und verabschiedet. Die Forschungskultur des Kollegs wurde immer wieder auf ihre Qualität hin überprüft und weiterentwickelt.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort10
I Einleitung14
II Gleichstellungspolitische Praxis26
1 Das Projekt »SOWI-Disslabor mit Gleichstellungsanspruch«28
1.1 Die Projektinitiative28
1.2 Vorarbeiten bis zur Ausschreibung des Schweizerischen Nationalfonds29
1.3 Kooperation von »SOWI-Disslabor« und Graduiertenkolleg »Genderstudies«33
2 Das Graduiertenkolleg »Wissen – Gender – Professionalisierung«35
2.1 SPP »Zukunft Schweiz« und sozialwissenschaftliche Graduiertenkollegien35
2.2 Graduiertenkolleg »Wissen – Gender – Professionalisierung«36
2.3 Integration der Gleichstellungsanliegen44
3 Zur Dynamik der »internen Evaluation«47
3.1 Das Konzept einer internen formativen Evaluation zur Qualitätssicherung48
3.2 Die Schwierigkeit, die interne formative Evaluation zu implementieren53
3.3 Die Argumentationen des Kollegs gegen die formative Evaluation55
3.4 Das Alternativprojekt: Reflexion statt Selbstevaluation58
3.5 Konsequenzen für die Begleitstudie: ein neues Forschungsdesign60
4 Die Wirkungsanalyse des Schweizerischen Nationalfonds61
4.1 Design und Resultate der externen Programmevaluation62
4.2 Kritik an der externen Evaluation63
4.3 Konsequenzen aus der veränderten Zielsetzung der externen Evaluation65
III Theorie: Kontext Wissenschaft und Gleichstellungspolicies68
5 Gleichstellungstätigkeit in der Nachwuchsförderung68
5.1 Gleichstellungsförderung und wissenschaftliche Freiheit68
5.2 Nachwuchsförderung und Gleichstellungstätigkeit77
5.3 Handlungsmöglichkeiten von Gleichstellungsbeauftragten87
5.4 Konsequenzen für die Reflexion der Gleichstellungspraxis92
6 Gleichstellungsstrategien und ihre Akzeptanz in der Wissenschaft95
6.1 Genderwissen und genderkompetentes Handeln96
6.2 Vision einer gerechten Gesellschaftsordnung nach Fraser100
6.3 Empirische Befunde: policies der Gleichstellung mit unterschiedlicher Reichweite109
6.4 Politischer Kontext: gleichstellungspolitische Strategien mit unterschiedlicher Reichweite118
6.5 Konsequenzen für die Reflexion der Gleichstellungspraxis135
IV Forschungsdesign und Methoden138
7 Das Forschungsdesign138
7.1 Besonderheiten einer explorativen Einzelfallstudie138
7.2 Konsequenzen der Projektmodifikation des »SOWI-Disslabors«140
7.3 Grounded Theory nach Anselm Strauss141
8 Die Methoden143
8.1 Dokumentenanalyse, Interviews, Fokusgruppengespräch, Vorstudien143
8.2 Institutionelle Reflexion und teilnehmende Beobachtung144
8.3 Netzwerkanalyse: Datenerhebung und Datenanalyse am Rand des Kollegs145
V Empirie: Teilnehmende Beobachtung und Netzwerkanalyse152
9 Forschungspraxis, doing interdisciplinarity und doing gender equality152
9.1 Die Forschungspraxis des Kollegs153
9.2 Drei Belastungsproben für die Forschungspraxis160
9.3 Faktoren, die das »Forschenlernen« begünstigen oder erschweren166
9.4 Forschungspraxis und doing interdisciplinarity169
9.5 Forschungspraxis und doing gender equality176
9.6 Die drei Dimensionen im Vergleich und damit verbundene Konsequenzen187
10 »Persönliche wissenschaftliche Freundschaften«: (k)ein Tabu der akademischen Laufbahn189
10.1 Ausgangskonzepte der Netzwerkbefragung und -analyse190
10.2 Das Graduiertenkolleg als Netzwerk193
10.3 Akademische Laufbahn und networking – Perspektive der Professorinnen und Professoren199
10.4 Akademische Laufbahn und networking – Perspektive der Nachwuchsforschenden215
10.5 Unsagbares oder vergeschlechtlichte Substrukturen: zur Bedeutung von »persönlichen wissenschaftlichen Freundschaften«234
VI Bilanz und Ausblick: Theoretisch reflektierte Gleichstellungspraxis250
11 Ergebnisse der Reflexion250
11.1 Dissertation ermöglicht Distanz251
11.2 Handlungsfeld 1: Initiative »SOWI-Disslabor«252
11.3 Handlungsfeld 2: Praxis des Graduiertenkollegs »Genderstudies«256
11.4 Handlungsfeld 3: Auf den Spuren der gendered substructures (Netzwerkanalyse)262
11.5 Handlungsfeld 4: Transfer in die Nachwuchsförderungspolitik266
12 Ausblick für Praxis und Forschung267
12.1 Empfehlungen für die Gleichstellungspraxis267
12.2 Empfehlungen für die Praxis einer genderbewussten Nachwuchsförderung270
12.3 Plädoyer für eine forschungsgestützte genderbewusste Nachwuchsförderung275
Nachwort278
Abkürzungsverzeichnis282
Publikationenverzeichnis (PV)284
Quellenverzeichnis (QV)286
1 Projektanträge und Berichterstattung286
2 Ausschreibungen und Empfehlungen des SNF288
3 Protokolle und weitere interne Dokumente des Graduiertenkollegs »Gender Studies«289
4 Publikationen über das Graduiertenkolleg »Wissen – Gender – Professionalisierung«290
Literatur292
Inhaltsverzeichnis des Anhangs im Internet304

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