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E-Book

Frauen lachen anders

AutorHeide-Ulrike Wendt
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783864156236
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Wie sieht Frauenhumor heute aus? Welche Frau hat es ins Fernsehen geschafft?  Was sind das für Frauen, die sich selbst in den Mittelpunkt stellen und bestimmen, worüber sie lachen? Welche Lachnummern wählen Frauen?

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Leseprobe

1. DIE NACHT DER KOMIKERINNEN


Fünf Frauen auf einen Streich konnte Gerburg Jahnke, eine der beiden legendären „Missfits“ und außerdem eine, die weiß, dass der Fünfzigste kein völlig unbeschwerter Geburtstag im Leben einer Frau ist, am Vorabend des Internationalen Frauentages auf der Bühne des Bonner Pantheon-Theaters präsentieren. Sich selbst und vier weitere Komödiantinnen, die, jung und schön, seit einiger Zeit am Kabaretthimmel funkeln:

  • Angela Buddecke, Kabarettistin, Sängerin, Pianistin und Schauspielerin, bei der philosophischer Tiefgang und profaner Alltag trotzdem korrespondieren und jeder Flügel zu schwitzen anfängt, wenn sie im roten Samt in die Tasten greift.
  • TOP SIGRID – das sind zwei Frauen, Eva Eiselt und Christine Prayon, kein Klavier, keine Männerwitze. Davon abgesehen versprechen sie allerdings: „Wir machen alles!“, weil ständig das Damoklesschwert der Arbeitslosigkeit über dem ungekämmten Scheitel hängt.
  • Barbara Ruscher kämpft auf der Bühne wie im Leben ums letzte Hemd und bietet allen Freunden der gepflegten Abendunterhaltung Stand-up, Comedy, Kabarett und total absurd gereimte Nummern à la Morgenstern. Klavier spielen kann sie übrigens auch.

„Frauen lachen unterstützend und ermunternd“



Gespräch mit Gerburg Jahnke


Lachen Frauen anders?

Ich kann nur über meine Erfahrungen mit dem Publikum reden, das ich kenne, und da finde ich, dass Frauen eine unterstützende Art haben zu lachen. Wenn das, was auf der Bühne passiert, schlecht ist oder schwierig, dann leiden Frauen im Publikum mit, sind sehr empathisch. Das kennt man ja auch von Feiern. Ein Mann erzählt einen Witz, alle denken: „Oh Gott, der kann ja gar keine Witze erzählen“, und es gibt trotzdem immer wieder ein paar nette Frauen, die ihm die Freude machen und darüber lachen. Es ist dieses unterstützende, ermunternde, ein freundliches Lachen. Frauen schütten sich auch über die Witze ihrer Kinder aus, obwohl sie manchmal eine halbe Stunde warten müssen, bis die Pointe endlich raus ist.

Männer dagegen lehnen sich zurück, verschränken die Arme über dem Bauch und warten, dass man sie lustig macht. Und wenn sie schließlich lachen, ist das eine Anerkennung, oder man hat sie erwischt. Manchmal scheint es mir allerdings, als würden Männer erst nach dem Lachen begreifen, dass sie gelacht haben, dass es aus ihnen herausgebrochen ist. Es gibt viele Männer im Publikum, die sich erst lange sperren, bevor sie sich gehenlassen, sich zu lachen erlauben. Das erlebe ich auch, wenn ich in den Programmen von Kollegen sitze und die Männer und Frauen im Publikum beobachte. Da gibt es diesen Klassiker: Das Paar geht zusammen in die Vorstellung, sie hat die Karten gekauft, er ist kritisch. Sehr unangenehm finde ich, wenn die Frau dann bei jedem Scherz zu ihm rüberguckt, ob er den witzig findet. Das kann er in dieser Situation oft gar nicht. Aber grundsätzlich finde ich, dass Frauen ein solidarischeres Lachen haben als Männer.

Bei dem, was wir als „Missfits“ gemacht haben und was ich jetzt allein mache, geht es oft um die Beziehungen zwischen Männern und Frauen. Die Hiebe sind gerecht verteilt, aber auch da sind Frauen großzügiger und eher in der Lage, über sich selbst zu lachen. Wenn eine Kabarettistin über eine 48-Jährige spottet, die bauchfrei geht, dann lachen die Frauen: Hahaha, das habe ich auch schon gemacht, und zeigen eine ironische Distanz zu sich selbst. Darüber können sich Männer ebenfalls sehr gut amüsieren, aber wenn es um sie selber geht, wenn sich die Witze gegen Männer richten, dann ist die Humorfähigkeit auf dem Prüfstand. Da gibt es Männer, die das gar nicht lustig finden, erst recht nicht, wenn es von einer Frau kommt. Männer machen Unterschiede, von wem sie auf die Schippe genommen werden. Wenn mein Kollege Horst Schroth zum Beispiel Witze über Männer macht, vor allem über die erfolgreichen, da können sich die Jungs schon drüber amüsieren, denn er ist einer von ihnen, der da Witze macht, da weiß Mann, der ist in Ordnung. Bei einer Frau ist das so eine Sache. Je sexuell unattraktiver sie sich auf die Bühne stellt, umso eher können die Männer den Witz zulassen. Sie mögen es aber nicht, wenn eine attraktive Frau einen männerfeindlichen Witz macht, das passt nicht ins Bild. Ich glaube, wenn man in ihr Beuteschema passt, wird es für sie schwierig, dann muss man als Frau sehr charmant sein, um den Witz verkaufen zu können.

Ich finde es generell gut, wenn Frauen auf der Bühne charmant sind, aber ich finde nicht gut, Charme als Methode einzusetzen, weil es wie eine Krücke wirkt. Frauen spielen ihre Aggressivität gerne runter durch Charme oder durch eine hohe Stimme. Ich glaube, dass Frauen, die Humor haben und sich trauen, in die ironische oder auch zynische Ecke zu gehen, den Männern Angst machen. Eine Satirikerin oder Zynikerin, an die man nicht mit so einem dummen Anmachspruch rankommt, sondern wo man sich richtig was überlegen muss, um ihr zu imponieren, die erschreckt sie.

Sind die Frauen im Kabarett, in der Comedy oder im Fernsehen auf dem Vormarsch?

Ich denke, sie sind immer noch unterrepräsentiert, aber da bewege ich mich mit verschiedenen Theorien auf dünnem Eis. Zum einen gibt es viele Frauen, die sich für die alte Tradition der Chansonette entscheiden, also für Lieder und dazwischen gestreute Moderationstexte. Das geht allein oder mit einer Begleitung und ist ein sehr traditioneller Frauenbereich. In der Comedy setzen sich immer mehr Frauen durch, haben die Fünfzigprozentmarke jedoch noch lange nicht erreicht, und im Kabarett wird es ganz schwierig.

Als Stephanie Überall und ich vor über 20 Jahren als „Missfits“ anfingen, waren wir eine Seltenheit und wurden überallhin eingeladen, um die Frauenquote abzudecken. Damals gab es kaum Frauen wie uns, die sich humorvoll und aus persönlichem Interesse mit sozialpolitischen oder soziologischen Phänomenen beschäftigten, also mit dem ganz normalen Alltag. Mit der Beziehung zwischen den Geschlechtern, mit der Situation der Frau, mit ihren kleinen Problemen, die sonst niemanden interessieren, die aber für Frauen total wichtig sind: dicker werden, älter werden, verlassen werden. Dieses Revier war damals frei, damit beschäftigten sich die Jungs nicht. Auch nicht mit ihrem eigenen Dickerwerden oder Älterwerden. Das war unter ihrer Würde. Diese Nische haben wir sehr erfolgreich besetzt. Das hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren aber extrem verändert. Erstens entdecken Männer diese Themen für sich, gerade die in der Comedy beackern sie bis zum Gehtnichtmehr. Kollegen wie Volker Pispers („Bis neulich“) oder Georg Schramm („Neues aus der Anstalt“, die monatliche Politsatire im ZDF, gemeinsam mit Urban Priol), die politisches Kabarett machen, beschäftigen sich allerdings nicht damit. Dieter Hildebrandt dagegen besitzt inzwischen eine gewisse Altersweisheit und redet jetzt hin und wieder sogar über die Beziehung zu seiner Frau.

Und wie viel Sendeplatz gibt es im Fernsehen für humorvolle Frauen?

Gerade das Privatfernsehen sucht immer gute Komiker, und da ist es völlig egal, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Gaby Köster hat ihre eigene Serie, und Cordula Stratmann war in der „Schillerstraße“ die Hauptfigur. Ich glaube, im Fernsehen wird alles ausprobiert, was ankommen könnte, und da machen die Macher keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, sondern gucken nur auf die Quote. Wenn die mit einer Frau zu erreichen – ist super, wenn das mit einem Mann geht – auch super. Da hat jeder Chancen. Ich finde auch Poetry-Slam großartig, denn da geht es in erster Linie um Sprache und Intelligenz und die Fähigkeit, einfache, kleine Geschichten zu erzählen. Aber da tummeln sich vor allem Männer.

Warum?

Ich kann mir vorstellen, dass Frauen immer noch Probleme haben, sich einer so direkten Konkurrenzsituation auszusetzen. Oder das Interesse der Frauen, sich mit Sprache an sich zu beschäftigen, ist zu gering.

Aber es wird doch immer behauptet, dass gerade Frauen Sprachwitz lieben und Nuancen entdecken.

Ja, aber das umzusetzen und auf der Bühne mit dem nötigen Selbstbewusstsein zu verkaufen, ist ein zweiter Schritt. Ich weiß nicht, warum sie das Selbstbewusstsein noch nicht haben.

Vielleicht, weil sie spüren, dass Männer, bewusst oder unbewusst,...

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