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E-Book

Frauenrollen

Zur Situation der Frau heute

AutorUlrike Kroneck
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl152 Seiten
ISBN9783864155796
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Mit dem Blick aus der Mitte des Frauenalltags  wird ein Panoptikum von Frauentypen entworfen. Welche Frauentypen bevölkern unseren Alltag in den Medien?

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Leseprobe

2.
MEDIENINSZENIERUNG



Superweibchen und ihre Inszenierung


Sieht das Leben von Frauen so aus, wie es uns in der Medienwirklichkeit dargestellt wird? Wenn ich mich hier umsehe auf dem Lande in Norddeutschland, aber auch auf den Straßen Berlins und Hamburgs, dann denke ich häufig, dass ich offensichtlich nicht dort wohne oder mich bewege, wo das Leben so ist, wie es sein könnte: nackt, reich und sexy. Meine Nachbarinnen gehen in normaler Kleidung zur Arbeit, auf dem Markt sehe ich in erster Linie konventionell gekleidete Frauen, keine schamhaarkurzen Röcke und warzentiefe Dekolletés. Es gibt eine offensichtliche Diskrepanz zwischen realer Welt und Medienwelt.

Kann es sein, dass vor allem unsere Medien, die Zeitschriften mit ihren bunten Bildern, die Fernsehsendungen und die Werbung und viele erfolgreiche Filme bevölkert sind von Frauen, die diese Rolle des Weibchens so selbstverständlich verinnerlicht haben? Kann es sein, dass diese Frauen so sind, wie wir sie sehen? Sind sie im „wirklichen“ Leben genauso? Kann es sein, dass diese Frauen nur über diese und nur diese eine Rolle verfügen – hübsch, sexy und dickbusig? Dass sie die anderen „Seinsweisen“ von Frauen, anderes Leben und andere Rollen, in denen Frauen auch leben können (siehe 4. Bilder werden gemacht, S. 55), entweder nicht kennen, sie ablehnen oder aber einfach nicht ausfüllen oder übernehmen können? Oder kann es nicht auch sein, dass sie in dieser vereinseitigenden Form vor allem in unseren Medien dargestellt werden?

Wir können diese Frage nicht beantworten. Auch wenn wir die Homepage von Verona Pooth besuchen, werden wir letztlich nicht schlauer:


Die Homepage von Verona Pooth


Verona Pooths Schriftzug in mädchenhafter englischer Schreibschrift verspricht Unterhaltung in redundanter Übertreibung: „Neue Ideen, neue Eingaben, Inspirationen, Einfälle ohne Ende“.

Ein Video: Verona geht im tief dekolletierten rosa Kleidchen zur Party, „fetzig, flippig“ soll es sein. Sie wollen viel Spaß haben, und sie lässt sich von ihrem Mann wie ein Kindergartenmädchen am Händchen hinter sich herziehen. Viele Kameras sind auf das Paar gerichtet, das gepiercte, ledergekleidete Publikum johlt am Rande.

„Man sagt ja den Frauen nach, sie seien so stutenbissig, … habe heute so viele Komplimente von den Mädels bekommen, dass es mich echt freut.“ Mit einem Link auf die online-Ausgabe von Frau im Spiegel können wir alle sehen, wie Veronas 38. Geburtstag wie eine Baby-Doll-Party der 1960er Jahre gefeiert wurde.


Heidi Klum auf ihrer Homepage


Posen mit Jungs (Germany’s next Topmodel)

„In dieser Woche ging es auch um den Unterschied zwischen Commercial Posing und Editorial Posing. Die Mädchen lernten, dass es ein großer Unterschied ist, ob nett und freundlich für ein Shampoo in die Kamera gelächelt wird oder ob für ein Cover ein markanter, lasziver oder frecher Blick gefragt ist.“

Diese Internetseiten zeigen die professionelle Selbstinszenierung von Frauen, die das Weibchenschema bedienen. Verona Pooth lebt von einer Werbeöffentlichkeit, die diese Bilder kauft. Für diese setzt sie ihren Körper, insbesondere ihren Busen und ihr Hinterteil, ins Bild und bedient, sobald sie den Mund aufmacht, das Klischee des Dummchens, das nur über rudimentäre Grammatikkenntnisse verfügt. Verona Pooth, jetzt 39, arbeitet übrigens offensichtlich an einem Imagewandel. Hochgeschlossen läuft sie als Liz Mohns Agentin der Schlaganfallstiftung durch die Öffentlichkeit. Mit 39 Jahren wird eine Frau als Weibchen-Darstellerin eindeutig zu alt. Ob sie allerdings diesen Wandel auf Dauer erfolgreich – das heißt in den Medien gewinnträchtig – unterbringen kann, ist wohl mehr als fraglich.

Damit ist nicht gesagt, dass Frauen wie Verona Pooth oder Heidi Klum dumm seien, im Gegenteil: Beide sind sicherlich intelligent. Sie sind zumindest so intelligent, dass sie auf einem uralten Klischee eine erfolgreiche persönliche Strategie und ihr Geschäft aufgebaut haben. Sie vermarkten sich selbst und den Anblick ihres Körpers absichtsvoll gepaart mit dem Einblick in ihre eigene Selbstverliebtheit – von Verona Pooth dargeboten in scheppernd vorgetragenen Einfältigkeiten und von Heidi Klum in plappernder Mädchenmasche.

Heidi Klum spielt die Rolle „kleines Mädchen“. In „klumscher Natürlichkeit“ wirkt ihre Sexyness weniger gewöhnlich als leicht anrüchig – ein Mädchen, das für sein Alter und seine intellektuelle Unreife (zu) sexy ist. Auf der anderen Seite dominiert Klum das Tribunal in ihrer Sendung „Germany’s next Topmodel“ in der Pose eines Großinquisitors, steht auch schon einmal in bis über die Knie gezogenen Lackstiefeln vor ihren Mädchen oder zeigt sich im hinternkurzen Röckchen. Die BetrachterInnen können die Peitsche imaginieren, mit der das aggressive Superweibchen Heidi Klum die jungen Mädchen öffentlich zur Selbstbezichtigung und Denunziation auffordert (wer hat was über wen hinter den Kulissen gesagt?), damit sie einmal so werden wie ihre Domina.

Wir – als Betrachterinnen – können über Frauen wie Heidi Klum und Verona Pooth nicht sagen, wie sie wirklich sind. Wir können darüber nichts, aber auch gar nichts sagen – denn wir kennen nur das Bild, das sie uns von sich selbst präsentieren. Ihre selbstbewusste, sexistische Darbietung aber dürfen wir analysieren, denn Pooth und Klum scheinen es aus freiem Willen zu tun.

Verona Pooth und Heidi Klum sind ihre eigenen Produkte. Sie sind Marketing-Spezialistinnen und in der Spezialisierung auf diese eine Rolle, die sie beherrschen und von der sie nicht abrücken, verdienen sie ihr Geld. Beide bedienen mit ihren Produkten eine offensichtlich große Nachfrage auf dem Werbe- und Eventmarkt in Deutschland.


Welche Aspekte von Frauen werden gezeigt?


In den meisten Fällen haben wir keine Ahnung, ob eine in der Öffentlichkeit auftretende Frau, über die in der Presse berichtet wird, sich selbst so dargestellt hat, denn sie wird dargestellt. Und oft entgleitet es ihrer Macht, auf die Darstellung Einfluss zu nehmen.

„Schöne Frau – aber leider nichts in der Birne“, schreibt ein Kommentator am 29. März 2007 zu Gabriele Pauli, nachdem sie sich für die Park Avenue hatte fotografieren lassen. Viel Häme gab es für die noch einige Wochen zuvor durch die Talkshows gereichte Frau, die Edmund Stoiber, den bayerischen Ministerpräsidenten, stürzte.

Ob es klug von Gabriele Pauli war, sich in Latexhandschuhen, Langhaarperücke und lasziver Pose, den pornographischen Accessoires aus der Halbwelt, ablichten zu lassen und in dieser Naivität mit einem Boulevardblatt umzugehen, ist eine ganz andere Sache. Auch Alice Schwarzer fragte verblüfft: „Wie doof ist Pauli?“

Im Journalismus ist es allerdings üblich, Interviews – zumindest die Antworten, die eine Interviewte gegeben hat – der Befragten zu zeigen. Publikumsgeile Blätter verzichten jedoch zugunsten einer höheren Auflage gern einmal darauf und zahlen offenbar gegebenenfalls lieber eine Vertragsstrafe. Gabriele Pauli nutzten ihre Dementis und einstweiligen Verfügungen nicht mehr. Sie war „geleimt“ worden. Denn es war an sich nichts Unsittliches an den Fotos, möglicherweise kann man es allerdings unsittlich nennen, mit einer interviewten Frau so umzugehen.

Dennoch hatte Gabriele Pauli es noch bedingt in der Hand. Sie hätte sich nicht einlassen sollen auf diese Fotos. Wie aber sieht es aus mit den vielen Frauen, Models und Schauspielerinnen, deren Brüste uns unter die Nase gehalten werden, oder den Politikerinnen, die uns täglich, manchmal in vereinseitigender Form, gezeigt werden?


Wenig Platz für eigenständige Frauen


Gibt es keine anderen Frauen? Wo bleiben die Bilder und Berichte über Anne Will, Sabine Christiansen, Sandra Maischberger und Maybritt Illner? (Über Sabine Christiansen wurde bezeichnenderweise ausgiebig berichtet in der Zeit ihrer Trennung von ihrem Mann und ihrer neuen Liebe!) „Kopf-Frauen“ wie Anne Will und Maybritt Illner haben keine Werbeverträge, sie inszenieren sich nur im Rahmen ihres Produkts als harte Interviewerinnen und gute Journalistinnen. Sie bedienen das Weibchenschema nicht.

Anne Will, die Frau, die die Tagesthemen moderiert hat, und...

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