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Freundschaft macht glücklich!

Warum wir Weggefährten brauchen

AutorBeate M. Weingardt
VerlagSCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl97 Seiten
ISBN9783417226577
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Was ist Glück? Was im Leben macht wirklich glücklich? Beate M. Weingardt beschreibt in ihrem Buch einen Glücksfaktor, den wir alle verwirklichen können: Freundschaft! Denn Freunde bereichern das Leben und machen glücklicher. Doch wie findet man wahre Freunde? Wie beginnt man eine Freundschaft, und was kann man tun, damit sie ein Leben lang anhält? Diesen und anderen Fragen geht die Bestsellerautorin nach. Untersuchungen belegen, dass in einer globalisierten Welt das Bedürfnis nach echten Wegbegleitern immer größer wird. Jeder von uns braucht Freunde - sie gehören zu den größten Schätzen in unserem Leben!

Dr. Beate Maria Weingardt, geb. 1960, hat Psychologie und Ev. Theologie studiert und 1999 über den 'Prozess des Vergebens in Theorie und Empirie' promoviert. Beate Weingardt ist mit vielen Themen in der Erwachsenenbildung tätig.

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Leseprobe

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3   Freundschaft unter Männern, Freundschaft unter Frauen – Gemeinsamkeiten und Unterschiede


Ein bisschen Freundschaft ist mir mehr wert als die Bewunderung der ganzen Welt.

Otto von Bismarck

Männer haben Kumpels, Kollegen, Vereinskameraden, Sportsfreunde – Frauen haben Freundinnen. Stimmt das? Pauschalierungen stimmen nie – aber die Tendenz stimmt. Frauen haben mehr vertraute Personen in ihrem Umfeld als Männer. Die Erklärung dafür ist gar nicht so schwierig: Da Frauen von Geburt an in der Regel beziehungsorientierter sind6, wenden sie mehr Zeit und Energie auf, um enge Beziehungen sowohl in als auch außerhalb der Familie zu pflegen. Das war möglicherweise nicht zu allen Zeiten so, doch zumindest in heutiger Zeit gilt, „dass Männer (…) weniger in Freundschaften investieren als Frauen“.7

Könnte dies auch damit zusammenhängen, dass viele Männer von ihrem Beruf zeitlich sehr beansprucht werden? Wer zehn und mehr Stunden seiner täglichen Wachzeit der Arbeit widmet, ist in der verbleibenden Zeit häufig zu ausgebrannt, um sich noch intensiv einem anderen Menschen zuzuwenden – selbst bei der eigenen Familie fehlt hier oft die Energie. Doch da auch Frauen heutzutage vielfach beruflich sehr eingespannt sind und dennoch enge Beziehungen unterhalten, ist die Erklärung nicht ausreichend. Es muss noch andere Gründe geben, weshalb Männer seltener enge freundschaftliche Verbindungen pflegen als Frauen. Schließlich war es nicht zu allen Zeiten so. Es gibt auffallend viele Philosophen und Dichter, die sich intensiv mit dem Thema der Freundschaft auseinandergesetzt haben. Zwei Beispiele seien genannt.

Der griechische Philosoph Aristoteles (384–322 v. Chr.) unterscheidet drei Typen von Freundschaft:

•  Freundschaften, die eher Zweckbündnisse sind und bei denen der gegenseitige Nutzen im Vordergrund steht. Es ist für mich die Frage, ob der Begriff „Freundschaft“ hier angebracht ist.

•  Freundschaften, in denen gemeinsame Interessen und Aktivitäten im Vordergrund stehen. Sie dürften die bei Männern heute vorherrschende Form von Freundschaft sein.

•  Freundschaften, in denen die seelische Verbundenheit, das „Füreinander-da-Sein“ im Mittelpunkt steht. Dieser Typ ist für Aristoteles interessanterweise die wertvollste Form der Freundschaft, die sich am nachhaltigsten auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirkt. Dass er mit dieser Einschätzung erstaunlich richtig lag, wird in Kapitel 5 näher erörtert.

Auch der französische Philosoph Michel de Montaigne (1533–1592) hat sich tiefgründige Gedanken über die Freundschaft gemacht. Sie ist für ihn eine „auf wechselseitigem Verständnis beruhende innige Beziehung“. Dieses wechselseitige Verständnis, das er selbst in einer Freundschaft erlebte, entwickelt sich nach seiner Auffassung im persönlichen Austausch, im „Einander-etwas-Anvertrauen“, was jedoch Vertrautheit und Vertrauen voraussetzt. Für Montaigne steht fest: Die „Tugend der Freundschaft“ ist ohne gegenseitige geistige und emotionale Öffnung nicht denkbar.

Und genau hier stehen sich die Männer – ob angeboren oder angelernt, sei an dieser Stelle nicht erörtert8 – häufig selbst im Weg, und zwar aus mindestens zwei Gründen. Zum einen: Wenn Männer sich treffen oder verabreden, so tun oder unternehmen sie eher etwas zusammen. Sie treiben Sport, sie üben ein gemeinsames Hobby oder eine gemeinsame Tätigkeit aus, sie engagieren sich für etwas. Dabei wird natürlich auch geredet, aber vorwiegend sach- und tätigkeitsbezogen oder nebenher, wie eine Art Begleitmelodie. Der Freundschaftsforscher Denissen stellt fest: „Männer sitzen sich seltener gegenüber und reden, sondern stehen eher nebeneinander, beobachten etwas und bewerten das Geschehen.“9 Um nicht missverstanden zu werden: Auch dieses gemeinsame Beobachten oder Bewerten schafft, ebenso wie gemeinsames Tun, ein Gefühl der Verbundenheit, das man durchaus als Freundschaft bezeichnen kann. Doch es fehlt die von Montaigne geforderte persönliche Offenheit und Vertrautheit.

Frauen, so Denissen weiter, treffen sich häufig auch nur, um sich gegenüberzusitzen und intensiv miteinander auszutauschen. Ein weiterer Unterschied: Männer unterhalten sich seltener über ihre Gefühle10. Sie öffnen sich gegenseitig weniger, reden lieber über neutrale Themen als über sich selbst. Das ist, so lange alles im Leben überwiegend glattgeht, eine Eigenheit männlicher Kommunikation, die durchaus ihre Vorteile hat. Wer Persönliches ausklammert, vermeidet auch eher persönliche Konfrontationen und Konflikte. Man macht sich nicht angreifbar, riskiert keine Verletzung oder Enttäuschung. Eine Menge Vorteile, in der Tat. Doch was ist, wenn das Leben nicht mehr problemlos dahinplätschert wie ein Wiesenbach? Was ist, wenn plötzlich und unerwartet Krisen und Abgründe, Problemzonen und Problemzeiten auftauchen? Sie sind bei Männern nicht seltener als bei Frauen.

Im Verlauf solcher Krisen erlebt man Gefühle wie Angst, Trauer, Kränkung, Verunsicherung, Scham, Ratlosigkeit usw. Spätestens jetzt rächt es sich, wenn die Kommunikation von Gefühlen und persönlichen Themen nicht oder zu wenig gelernt oder geübt wurde. Denn nun können diese Gefühle auch nicht ohne Weiteres verbal mitgeteilt werden. Doch genau das wäre hilfreich, weil ein anderer Mensch nur so ein Problem mittragen und nachfühlen kann! Was uns nicht gesagt wird, können wir nicht wissen, und was wir nicht wissen, können wir nicht verstehen. Was wir aber nicht verstehen, können wir auch nur schwer mittragen, geschweige denn: effektiv Hilfe leisten.

Die Einsamkeit, in die viele Männer angesichts eines Schicksalsschlags oder einer persönlichen Niederlage geraten, weil sie nicht gelernt haben, über solche Themen zu reden, hat häufig einen hohen Preis: Ihre Suizidrate ist dreimal so hoch wie die der Frauen. Wie viel Verzweiflung, die keinen Ansprechpartner findet, muss sich in einem Menschen angestaut haben, bevor er seinem Leben selbst ein Ende setzt? Wer einige wenige gute Freunde hat, ist davor nachweislich weit besser geschützt als Männer, die niemanden ihren Freund nennen. Vor allem ältere Männer, deren berufliches Umfeld wegbricht und denen womöglich noch die einzige vertraute Person, nämlich die Ehefrau, durch Trennung oder Tod abhanden kam, bilden eine Altersgruppe, in der wachsende Suizidzahlen beobachtet werden. Wer ein Leben lang nicht geübt hat, geistig-seelische Nähe zu einem anderen Menschen herzustellen, kann es gerade dann nicht, wenn es dringend notwendig wäre.

Fazit: Es gibt auch eine Form der Verbundenheit, die nicht über Sprache läuft, sondern über Körpersprache, Handeln, wortloses Einvernehmen. Sie ist allerdings für die Belastungszeiten des Lebens selten ausreichend.

Doch kann man dieses Vertrauen, das auch ein „Einander-etwas-Anvertrauen“ ermöglicht, noch in reiferen Zeiten lernen? Ja – wenn man es wirklich lernen möchte. Aber nur dann.

Die Kommunikation von Gefühlen und seelischen Zuständen fällt auch Frauen nicht in den Schoß – und Männern meistens noch weniger! Deshalb sollten wir sie in jungen Jahren und in den guten Zeiten trainieren – im eigenen Interesse, aber auch in Verantwortung für unsere Kinder und Enkel. Denn es ist nun einmal nicht zu ändern: Vertrauensvolle Beziehungen entstehen, wie der Freundschaftsforscher Edward Hoffman sagt, „nur durch geteilte und mitgeteilte Gefühle“. Das Bedürfnis nach solchen vertrauensvollen Beziehungen haben, so Hoffman, sowohl Frauen als auch Männer! Doch im Unterschied zu den Männern kümmern sich die Frauen zumindest in heutiger Zeit offenbar mehr um dieses Bedürfnis und geben ihm mehr Raum in ihrem Leben.

Also sind wir Frauen einfach klüger und besser als die Männer? Nicht unbedingt – es fällt uns schlichtweg leichter, uns auch emotional zu öffnen. Doch unsere ausgeprägtere Beziehungsorientierung hat natürlich ihre Schattenseite. Ein erfahrener Grundschullehrer schilderte mir einmal mit knappen Worten den Unterschied zwischen Jungen und Mädchen: „Mädchen sind an einem Tag beste Freundinnen, und am nächsten Tag können sie schlimmste Feindinnen sein. Jungs sind dagegen viel stabiler und verlässlicher in ihren Beziehungen!“ Eine Beobachtung, die uns allen durchaus vertraut ist: Frauenbeziehungen, ob in Beruf oder Privatleben, sind häufig auch „störanfälliger“. Denn wo viel Nähe ist, kann es auch leicht zu Rivalitäten, Reibungen und Konfrontationen kommen. Und wo viel Vertrauen entsteht, kann dieses Vertrauen aufgrund von Verletzungen und enttäuschten Erwartungen auch leicht in Gekränktheit und Groll umschlagen. Hier die Balance zwischen Verstand, Vernunft und Gefühl zu halten, ist nicht immer leicht.

Davon abgesehen beobachte ich allerdings bei uns Frauen eine andere Entwicklung, die mir manchmal Sorgen macht. Ich habe eine beruflich sehr erfolgreiche Freundin und bin meinerseits auch recht vielseitig engagiert. Wenn ich mich mit dieser Freundin treffen möchte, müssen wir dies wochenlang im Voraus planen – und oft ist es gar nicht leicht, einen gemeinsamen Termin zu finden. Allgemein formuliert: Frauen, die viel arbeiten und beruflich sehr eingespannt sind, haben – genau wie Männer – häufig nicht mehr genügend Zeit oder Kraft übrig, um intensive Freundschaften zu pflegen. Das ist ein hoher Preis, den wir Frauen für unsere berufliche Gleichstellung zahlen müssen. Auch aus diesem Grund warne ich davor, den Männern in puncto Karriere allzu unkritisch...

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