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Fritz Schaefler (1888-1954)

Expressionistische Arbeiten der Jahre 1918 bis 1919 in München

AutorChristiane Schmidt
VerlagHerbert Utz Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl502 Seiten
ISBN9783831607907
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis44,99 EUR

Aufbruch, Neubeginn - die mitreißende Energie, die die Münchner Revolution und Räterepublik (1918/1919) nicht nur in der Gesellschaft, sondern ebenso bei der künstlerischen Avantgarde und im politischen Expressionismus freisetzte, wird im Werk Fritz Schaeflers, eines Vertreters der zweiten Generation der Expressionisten, deutlich.
 
Den traumatischen Ereignissen des Ersten Weltkrieges folgte eine intensive Schaffensperiode, in der Schaefler seine Kriegserlebnisse mittels einer komplexen Passions- und Irrsinnssymbolik aufarbeitete, die im Vergleich mit anderen Expressionisten eindrücklich die Eigenständigkeit seines Werkes offenbart. Vor diesem gesellschaftshistorischen Hintergrund wird überdies Fritz Schaeflers Porträttätigkeit beleuchtet, die sich aus überkommenen Strukturen löst, getreu des Appell des von ihm porträtierten Verlegers Felix Stiemer: „Bilder sind Extrablätter über den letzten Stand des Geistes. Fort aus den Ausstellungen. Auf die Straße!“

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Leseprobe
II. Biographie Fritz Schaefler (S. 23-25)

Fritz Schaefler wurde in der Silvesternacht 1888 in Eschau im Spessart geboren. Seine Jugend verbrachte er in der Kleinstadt Eggenfelden in Niederbayern, wohin der Vater als Zollbeamter versetzt worden war. Ab 1899 besuchte er das Gymnasium in Aschaffenburg, ab 1900 das Landshuter Gymnasium. 1905 begann Schaefler in München seine künstlerische Ausbildung. Zunächst besuchte er die Polytechnische Hochschule, um Architektur zu studieren. Nebenbei ging er zur Abendschule sowie in die Städtische Gewerbeschule. 1906 wechselte er kurz in die Kunstgewerbeschule, kehrte aber bald in die Städtische Gewerbeschule zurück. Das Arbeiten dort entsprach eher der Idee einer modernen Malerei, der Lösung von Akademischem. Freies Arbeiten war möglich und man lernte das Handwerk. Ab dem Sommersemester 1908 besuchte er die Königliche Kunstakademie, sein Stil ist zu dieser Zeit an Wilhelm Leibl, Wilhelm Trübner und vor allem an dem von ihm sehr verehrten Albert Weisgerber orientiert. An der Akademie blieb Schaefler bis zum Beginn seines einjährigen soldatischen Freiwilligendienstes beim Königlich-Bayerischen Infantrie-Leibregiment im Jahr 1909. Danach kehrte er an die Kunstakademie zurück. Außerdem nahm er privaten Unterricht in der Kunstschule von Carl Johann Becker-Gundahl in München-Solln. In der Schwabinger Zieblandstraße hatte Schaefler ein privates Atelier.

Erste Ausstellungen waren erfolgreich, die Ausmalung eines Landshuter Gasthauses gemeinsam mit dem Künstler Ernst Lineker stellte dagegen keinen Erfolg dar. Immer wieder arbeitete Schaefler mit anderen Künstlern vor der Natur am Simssee bei Rosenheim. Mit seinem Malerfreund Karl Puxkandl hatte Schaefler 1914 dort kurz vor Kriegsbeginn eine Malschule gegründet, sie stellten sich reiche Amerikanerinnen als Schülerinnen vor. Der Beginn des Krieges setzte diesem Vorhaben ein jähes Ende. Schon 1914 wurde Schaefler an die Westfront einberufen, es entstanden viele Skizzen und Blätter, die vor allem den Alltag der Soldaten zeigen. An der französischen Somme-Front wurde Schaefler im Herbst 1916 durch einen Kopfschuss schwer verwundet.

Nach der Genesung war der Frontdienst für Schaefler beendet, aber man setzte ihn im Winter 1917/1918 als Skilehrer für das Deutsche Alpencorps in Oberstdorf und in den Dolomiten ein. In Oberstdorf lernte er Vera Linzen kennen, die dort mit ihrer Mutter Clara zum Skiurlaub weilte. Bereits 1917 heiratete Schaefler Vera Linzen, das Ehepaar bezog 1918 eine Wohnung in der Elisabethstraße in München-Schwabing (Abb. 1). Im Juli 1918 kam ihr Sohn Hannsotto zur Welt. In den Jahren 1918 und 1919 arbeitete Schaefler verstärkt mit druckgraphischen Techniken: es entstanden zahlreiche Holzschnitte und Radierungen. Nach einer Phase der Bewältigung von psychischen Ängsten, ausgelöst durch die Kopfverletzung, überwogen religiöse Themen sowie die Beschäftigung mit dem Irrsinn. Fritz Schaefler gehörte in München zur künstlerischen Avantgarde und stellte in den Jahren 1918 und 1919 mehrfach in der progressiv-avantgardistischen Galerie „Galerie Neue Kunst – Hans Goltz“ aus.

Als im November 1918 wie in vielen anderen deutschen Städten auch in München die Revolution ausgerufen wurde, politisieren sich zahlreiche Kunstschaffende und Intellektuelle, auch Fritz Schaefler. Er gehörte zu den radikalen Künstlern, die sich Ende Februar 1919 in München zum „Aktionsausschuß revolutionärer Künstler“ zusammenschlossen, um aktiv an einer Erneuerung des Kunstbetriebes mitzuwirken. Für die politische Münchner Wochenzeitschrift „Süddeutsche Freiheit“ lieferte er mehrere Titelblätter, außerdem weitere Arbeiten für andere expressionistische Publikationen. Im Januar 1919 erschien die erste Ausgabe der expressionistischen Zeitschrift „Der Weg“, an der Publikation dieser für das Jahr 1919 im süddeutschen Raum sehr bedeutenden Kulturzeitschrift war Schaefler als Schriftleiter für bildende Kunst verantwortlich. Neben vielen politisch motivierten Arbeiten entstand in dieser Zeit auch eine Vielzahl von Porträts, die nicht nur die Familie und Freunde, sondern auch Künstler und Intellektuelle aus den Münchner Kreisen zeigen – Fritz Schaefler wurde so zum Porträtisten dieser bewegten Zeit. Er war auf dem Höhepunk seines künstlerischen Schaffens und bei zahlreichen Ausstellungen in München und anderen Städten vertreten. Nach der Niederschlagung der Revolution Anfang Mai 1919 flüchtete Schaefler zunächst nach Passau und dann nach Prien am Chiemsee ins Haus seiner Schwiegereltern. In der bayerischen Natur entstanden vor allem farbenfrohe Landschaftsdarstellungen.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt3
I. Einleitung7
II. Biographie Fritz Schaefler29
III. Fritz Schaefler – Arbeiten der Jahre 1918 bis 1919 in München35
IV. Schlusswort257
V. Quellensammlung263
VI. Literatur- und Quellenverzeichnis291
VII. Katalog der Abbildungen325

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