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E-Book

Frühförderung behinderter Kleinkinder

Grundlagen, Diagnostik und Intervention

AutorKlaus Sarimski
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl243 Seiten
ISBN9783840920790
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Das Buch informiert über entwicklungsbezogenes, störungsspezifisches und interventionsorientiertes Wissen, welches für die Frühförderung von behinderten Kleinkindern von Bedeutung ist. Kinder, die mit einer Hörschädigung, Blindheit, Spracherwerbsstörung, kognitiven Beeinträchtigung oder frühen Regulationsstörung aufwachsen, benötigen besondere Formen der Förderung. Je früher diese einsetzt und je mehr sie an die spezifische Behinderung angepasst ist, desto besser lässt sich späteren psychischen Folgeerscheinungen bei den Betroffenen und ihren Eltern begegnen. In diesem Buch wird ein Überblick über entwicklungsbezogenes, störungsspezifisches und interventionsorientiertes Wissen gegeben, das für die Frühförderung von behinderten Kleinkindern in den ersten drei Lebensjahren von Bedeutung ist. Der Autor stellt die Ursachen von biologischen und sozialen Entwicklungsstörungen dar, und setzt Ergebnisse aus der Forschung in Empfehlungen für die Diagnostik, Interventionsgestaltung und Familienberatung um. Berücksichtigt wird dabei besonders die Beziehung und Interaktion zwischen Eltern und Kind. Der Band liefert Pädaágogen und Psychologen somit Leitlinien für ihre Arbeit mit kleinen Kindern mit Behinderungen und deren Eltern.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. 1 Biologische und soziale Risiken für Entwicklungsstörungen
  4. 2 Kinder mit schwerer Hörschädigung
  5. 3 Blinde Kinder
  6. 4 Kinder mit frühen Spracherwerbsstörungen
  7. 5 Kinder mit kognitiven Entwicklungsstörungen
  8. 6 Kinder mit sozialen Risiken
  9. 7 Diagnostisches Vorgehen
  10. 8 Intervention: Interaktionsberatung zur Förderung im Alltag
  11. 9 Elternzentrierte Hilfen
  12. 10 Eine spezielle Herausforderung: Kinder mit besonderem Hilfebedarf
  13. Literatur
  14. Verzeichnis der Tests und Diagnoseverfahren
  15. Sachregister
Leseprobe
5 Kinder mit kognitiven Entwicklungsstörungen (S. 76-77)

Zusammenfassung:
Kinder mit kognitiven Entwicklungsstörungen - z. B. Kinder mit Down-Syndrom - zeigen weniger Eigeninitiative und Ausdauer im Spiel und haben Probleme bei der Koordination von Aufmerksamkeitsprozessen sowie der Informationsverarbeitung. Im gemeinsamen Spiel entstehen seltener Momente von geteilter Aufmerksamkeit, in denen das Kind etwas mitteilt, was es interessiert oder wünscht. Mit den eingeschränkten kommunikativen Fähigkeiten der Kinder geht ein erhöhtes Risiko einher, dass die Eltern einen direktiven, wenig responsiven Interaktionsstil entwickeln, der die Entwicklung zusätzlich hemmt. Förderprogramme zum üben einzelner Fertigkeiten können die Entwicklung unterstützen, die Entwicklungsretardierung aber nicht kompensieren. Langzeitstudien sprechen dafür, dass der Qualität der Eltern-Kind- Beziehung eine große Bedeutung für den Entwicklungsverlauf zukommt.

Antonia, 2 Jahre alt, ist ein Mädchen mit Down-Syndrom. Sie beschäftigt sich gern mit einfachen Spielsachen und hat gerade begonnen, das Füttern ihrer Puppe als Lieblingsbeschäftigung zu entdecken. Im gemeinsamen Spiel mit der Mutter hat sie wenig Ausdauer, sobald ihr etwas nicht sofort gelingt, sucht sie Hilfe. Die Mutter versucht sie intensiv anzuleiten, indem sie ihr viele Dinge zeigt, die man mit Spielsachen machen kann, und ihr häufig Vorschläge macht und Aufforderungen stellt. Antonia lässt sich aber selten dazu bewegen, diese Vorschläge aufzugreifen.

In diesem Kapitel sollen die Forschungsergebnisse zu Kindern mit kognitiven Entwicklungsstörungen vorgestellt werden, die bereits in den ersten Lebensjahren erkennbar sind. Dazu gehören vor allem Entwicklungsstörungen, die auf genetische und andere pränatale Schädigungen zurückzuführen sind und bereits unmittelbar nach der Geburt oder wenig später diagnostiziert werden (können).

Entwicklung unter der Bedingungen einer beeinträchtigten Hirnreifung bedeutet generell eine langsamere Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung, eine reduzierte Kapazität des Gedächtnisses ("Arbeitsspeichers",), welche die Verarbeitung komplexer (simultan oder sequentiell zu erfassender) Informationen erschwert, und eine eingeschränkte Fähigkeit zur Planung und Steuerung von Aufmerksamkeitsprozessen und zielgerichteten Handlungen. Es kommt entweder zu einer allgemeinen Entwicklungsverlangsamung (harmonisches Entwicklungsprofil) oder zu dissoziierten Entwicklungsprofilen, bei denen die einzelnen Fähigkeitsbereiche unterschiedlich stark betroffen sind.

5.1 Frühentwicklung von Kindern mit Down-Syndrom

5.1.1 Motorische Entwicklung

Die motorische Entwicklung von Kindern mit Down-Syndrom ist durch eine allgemeine Hypotonie verlangsamt. So liegt der Zeitpunkt, zu dem Kinder mit Down-Syndrom eine stabile Kopfkontrolle erreichen, bei 5 Monaten. Selbstständiges Sitzen wird

im Mittel mit 9 Monaten, freies Laufen frühestens mit 19 Monaten erreicht. Auch feinmotorische Fertigkeiten werden später erworben. Das Stapeln von Bausteinen gelingt z. B. im Durchschnitt erst mit 20 Monaten (Cunningham, 1982). Bei allen genannten Entwicklungsschritten ist die individuelle Variabilität beträchtlich. Der Unterschied zum Entwicklungsverlauf nicht behinderter Kinder ist in den ersten 6 Monaten geringer, wird aber dann - vor allem bei den Aufgaben, die Haltungs- und Gleichgewichtskontrolle erfordern - deutlicher. Das Entwicklungstempo im motorischen Bereich ist etwa halb so schnell wie das Entwicklungstempo nicht behinderter Kinder (Rauh, 1992)."
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort10
1 Biologische und soziale Risiken für Entwicklungsstörungen14
1.1 Pränatale Ursachen von Entwicklungsstörungen15
1.2 Perinatale Risiken21
1.3 Soziale Risiken27
Weiterführende Literatur36
2 Kinder mit schwerer Hörschädigung37
2.1 Kindliche Entwicklung unter den Bedingungen einer schweren Hörschädigung37
2.2 Sprachentwicklungsverlauf bei hörgeräteversorgten Kindern41
2.3 Sprachentwicklung bei früher Versorgung mit einem Cochlea Implantat43
2.4 Aufgaben der Frühförderung hörgeschädigter Kinder49
Weiterführende Literatur50
3 Blinde Kinder51
3.1 Entwicklung unter der Bedingung von Blindheit51
3.2 Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Interaktion54
3.3 Risiko einer Entwicklungsstagnation bei einer Teilgruppe blinder Kinder57
3.4 Aufgaben der Frühförderung blinder Kinder58
3.5 Spezifische Bedürfnisse taubblinder Kinder58
Weiterführende Literatur60
4 Kinder mit frühen Spracherwerbsstörungen61
4.1 Entwicklungsstufen und -mechanismen des normalen Spracherwerbs61
4.2 Vorläufer spezifischer Sprachentwicklungsstörungen: „Late Talkers“68
4.3 Prävention von spezifischen Sprachentwicklungsstörungen70
Weiterführende Literatur76
5 Kinder mit kognitiven Entwicklungsstörungen77
5.1 Frühentwicklung von Kindern mit Down-Syndrom77
5.2 Auswirkungen auf das Eltern-Kind-Interaktionssystem83
5.3 Spezifische Probleme der sprachlichen Entwicklung beim Down-Syndrom86
5.4 Entwicklungsverlauf bei Kindern mit anderen anlagebedingten Störungen88
5.5 Erfolge von Frühförderprogrammen bei kognitiver Behinderung94
5.6 Erfahrungen aus der „Early Intervention Collaborative Study“97
5.7 Aufgaben der Frühförderung kognitiv beeinträchtigter Kinder102
Weiterführende Literatur103
6 Kinder mit sozialen Risiken104
6.1 Regulationsstörungen als Risikofaktor für die Mutter-Kind-Beziehung104
6.2 Exzessives Schreien, Fütter-/Ess- und Schlafprobleme106
6.3 Interventionen bei frühen Regulations- und Beziehungsstörungen110
6.4 Integration in Konzepte zur Betreuung von Familien mit mehrfachen Risiken115
Weiterführende Literatur118
7 Diagnostisches Vorgehen119
7.1 Methoden der fachärztlichen Untersuchung119
7.2 Bestimmung des Entwicklungsstandes durch standardisierte Verfahren123
7.3 Spielbasierte Beurteilung des Förderbedarfs135
7.4 Beurteilung der Belastung und Bedürfnisse der Eltern141
Weiterführende Literatur143
8 Intervention: Interaktionsberatung zur Förderung im Alltag145
8.1 Förderung im Alltag145
8.2 Unterstützung förderlicher Beziehungen bei unterschiedlichen Entwicklungsrisiken150
8.3 Prinzipien der videogestützten Interaktionsberatung157
8.4 Beziehungsförderung in der Praxis160
Weiterführende Literatur163
9 Elternzentrierte Hilfen165
9.1 Behinderung im familiären System165
9.2 Spezielle Anpassungsprobleme177
9.3 Elternzentrierte Hilfen als Aufgabe der Frühförderung182
9.4 Eltern mit multiplen Belastungen – eine Herausforderung für den Berater187
Weiterführende Literatur191
10 Eine spezielle Herausforderung: Kinder mit besonderem Hilfebedarf192
10.1 Auswirkungen schwerer cerebraler Schädigung auf das körperliche Wohlbefinden194
10.2 Frühförderung als Unterstützung in der Bewältigung des Alltags198
10.3 Kommunikationsförderung unter den Bedingungen einer sehr schweren Behinderung204
10.4 Begleitung der Eltern207
Weiterführende Literatur208
Literatur209
Verzeichnis der Tests und Diagnoseverfahren239
Sachregister242

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