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E-Book

Fucking good

Von Tinder, Online-Dates und wilden Nächten

AutorNina Wagner
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl193 Seiten
ISBN9783426429631
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Junge Frauen sind so aufgeklärt wie nie und trotzdem orientierungslos wie ein Brummkreisel. Gerade in Zeiten von 'Feuchtgebiete' und 'Shades of Grey' ist es schwer geworden, sich sexuell zu suchen und zu finden, und das, obwohl uns jegliche Medien zur Verfügung stehen. Wie finde ich den passenden Liebhaber? Wie funktioniert eigentlich ein erfülltes Sexleben, bei dem ständigen Performance-Druck? Wie mache ich meinen Partner glücklich und bleibe mir dabei selbst treu? Nina Wagner weiß Rat und leistet Orientierungshilfe im Dschungel der großen Erwartungen und des Selbstoptimierungswahns.

Nina Wagner ist 27 und lebt in Berlin. Nach acht Jahren dramatischer Beziehung trennt siesich, bricht ihr Studium ab, arbeitet in den angesagtesten Clubsund streift durch das Berliner Nachtleben. Sie bloggt für das Online-Single-Magazin www.imgegenteil.de, wo sie »Head of Sexy Times« ist.

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Leseprobe

Lust


Ich hatte einfach keine Lust. So gar keine Lust. Ich wollte mich in meinem Bett vergraben, stundenlang irgendeine stumpfe oder vielleicht auch dramatische Serie gucken, mich sinnlos durch Facebook und belanglose Tumblr-Seiten klicken. Nur um mich abzulenken, bis ich wieder einen Grund fand, aufzustehen. Ich hätte eigentlich eine Hausarbeit und ein Essay schreiben müssen. Der Boden in der Küche klebte schon, die Wäscheberge in meinem Zimmer nervten mich. Trotzdem konnte ich nichts dagegen tun. Ich konnte nur im Bett liegen. Klick. Klick. Klick. Wie manövriere ich mich eigentlich am besten selbst in eine richtig schöne Depression?

Gerne hätte ich meine Laune auf den kommenden Winter geschoben. Konnte ich aber nicht, ich mag Winter. Die leise Dunkelheit, die Atemwölkchen. Den ersten Frost, das erste Knirschen unter den Füßen. Tee und Kerzen. Vielleicht hätte ich einen traurigen Film gucken sollen, dann hätte ich endlich mal weinen können. Vielleicht.

Das letzte Mal geweint habe ich, als ich die restlichen Sachen aus der gemeinsamen Wohnung mit Marius holte. Eigentlich hatte ich mich darauf gefreut, ihn zu sehen. Ich hatte einfach verdrängt, wie es sein würde, in mein altes Zuhause zu kommen. Denn das war es für eine lange Zeit gewesen. Und dann war es schlimmer als schlimm. Da läuft man wochenlang fehlerfrei durch ein Minenfeld, und dann zündest du in dir eine Handgranate. Die Wohnung hatte überall Löcher, wo meine Möbel fehlten. Und meine Bücher. Unser Bild lag verstaubt auf dem Gesicht im Regal. Daneben eines der alten Passbildautomatenbilder, die jeder Idiot in Berlin macht. Ich griff instinktiv danach, und als ich realisierte, dass es nicht unser Bild war, sondern eines mit einer anderen Frau, brach noch einmal irgendetwas in mir.

Beim Packen weinte ich leise, ohne Pause. Marius stand hilflos daneben, konnte weder vor noch zurück. Ich ließ mich nicht von ihm anfassen und redete kein Wort mit ihm. Damals habe ich nicht verstanden, dass ihm unsere Trennung und diese spezielle Situation auf seine Art genauso schrecklich weh taten wie mir. Weil er wusste, dass er ein Arschloch war, und damit musste man erst mal leben.

Ich hatte mich getrennt. Ich wusste, dass es andere Frauen gegeben hatte und gab. Und dass nach mir noch viele kommen würden. Trotzdem verletzte mich das. Irgendwie war es respektlos dem gegenüber, das wir zusammen gehabt hatten. Letztendlich war es einfach das Bewusstsein, dass man so beliebig austauschbar ist. Und das tut scheiße weh, weil man in dem Moment ja auch nicht daran denkt, dass man selbst auch Menschen austauschen kann und das auch macht.

Ich hatte aber auch noch keine Vorstellung davon, wie eine Beziehung sonst aussehen könnte. Es war einfach eine Grundvoraussetzung für mich, dass man ehrlich zueinander sein muss. Mich verletzten nicht zwangsläufig die anderen Frauen, eher die Unehrlichkeit. Und dass er mit einer guten Freundin von mir schlief. Arschlöcher. Beide.

Die kleine Depression danach hatte ich mir wirklich verdient, finde ich.

Also lag ich alleine in einer fremden, halb eingerichteten Wohnung rum und starrte die Wand oder den Bildschirm meines Laptops an. Und dann schrieb ich Levi.

Forever – und dann? Robin und Levi


Er ist erste Mann, mit dem ich nach der Trennung von Marius schlafen will. Er ist ein komischer Kauz, den ich von diversen Partys und gemeinsamen Freunden flüchtig kenne. Levi ist kein Mensch, den man auf einer Party nicht bemerken kann. Er ist tatsächlich unfassbar witzig, und sein Selbstdarstellungsdrang ist so enorm, dass er innerhalb kürzester Zeit immer die Unterhaltungen in der Runde bestimmt. Er hat so eine große Klappe, dass ich nur immer wieder über sein aufgeblasenes Ego staunen kann. Er beschäftigt sich irgendwie mit Computern und schreibt für ein paar trashige Magazine. Er mag Feuersalamander genauso gerne wie ich. Und er hat eine große Narbe auf der Stirn. Das finde ich sexy.

Ich liege deprimiert im Bett rum, und mein Gleichgültigkeitslevel ist hoch genug, dass ich mich traue, Levi zu schreiben, und dabei weiß, dass mir eine Abfuhr auch nicht mehr viel ausmachen würde. Immerhin sind wir schon Facebook-Freunde – ich schreibe, und er geht sofort darauf ein. Mein erster Social-Media-Flirt – viel einfacher, als ich dachte.

Levi macht mir den Einstieg aber auch extrem leicht. Seine Fragen sind sehr gezielt und so offen und direkt, dass ich sofort begeistert bin. Er will alles wissen: meine Vorlieben im Bett, ob ich auf Sperma stehe und ob ich große Schwänze mag. Ich habe mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht mal wirklich Gedanken darüber gemacht, ob die Penisgröße irgendwie ausschlaggebend ist. Vielleicht, weil ich noch nie Sex mit einem Mann mit wirklich kleinem Penis hatte.

Eigentlich will er nur darauf hinaus, mir Bilder von seinem durchaus großen Penis zu schicken. Irgendwie finde ich das befremdlich, aber auch sehr spannend. Soll er mir doch Bilder schicken, wenn er drauf steht. So bekomme ich meine ersten Schwanzbilder. Viele. Erigiert, nicht erigiert, mit Sperma, im Zug, im Bett, im Flugzeug. Meine Unerfahrenheit lasse ich mir nicht anmerken, weil ich irgendwie Angst habe, dass es mich uninteressanter macht. Ihm schicke ich auch meine ersten Nacktbilder. Das ist so aufregend und neu und versaut. Ich fühle mich erwachsen dabei, und später, als die Bilder, seine und meine, mit meinem ersten Laptop ins Jenseits befördert werden, bin ich wirklich traurig.

Levi und ich schreiben uns fast jede Nacht und verstricken uns immer weiter in erotische Fantasien.

 

Der erste Mann, mit dem ich dann tatsächlich schlafe, sitzt seit ein paar Tagen jeden Abend besoffen und traurig an der Theke bei uns im Club. Ich bestelle mir gerade meinen ersten Feierabenddrink – Wodka-Cranberry mit Limette –, als er mir aus Versehen seinen Drink ins Dekolleté kippt. Whiskey-Cola zwischen den Brüsten mag ich ja besonders gerne. Vollidiot. Aber wir kommen irgendwie trotzdem ins Gespräch. Robin trauert um seine Ex-Freundin, die ihn verlassen hat, und ertränkt das jetzt jeden Abend in einem feinen Mix aus Whiskey und Wodka. Es geht sehr schnell um gescheiterte Beziehungen und die Elefanten in unseren Porzellanherzen.

Und auf einmal finde ich ihn doch ganz heiß. Tätowiert bis unters Kinn, rotzevoll, nur am Pöbeln – eine Schwäche für Punker hatte ich irgendwie schon immer. Wir trinken und pöbeln und stolpern über die Tanzfläche und helfen uns gegenseitig, kurz zu vergessen, was uns quält.

Dass er mich dann tatsächlich sehr höflich fragt, ob er mich küssen dürfe, lässt mich leise kichern. Wir sitzen gefühlte Stunden knutschend an der Theke, bis ich genug Mut dazu habe, ihn zu fragen, ob wir gemeinsam nach Hause wollen. Er ist sofort dabei, und wir teilen uns ein Taxi. Zu ihm. In seine Eigentumswohnung mit Badewanne und Balkon in Mitte. So Punkrock.

Die ganze Bude ist vollgestopft mit komischen Sachen. Im Wohnzimmer steht eine riesige Anlage, deren Boxen Affenkostüme tragen, irgendwo lehnt ein orangener Berliner Straßenmülleimer, Spielautomaten, Straßenschilder, Skateboards in jeder Ecke und riesige, zum Teil echt schlechte Graffiti an den Wänden. Auf dem Klo wohnt ein aggressiver Hummer im Aquarium, den ich wirklich gruselig finde. Aber irgendwie Punkrock.

Er bietet mir ein kaltes Bier an, und jetzt bin ich doch etwas verlegen. Ich stehe unsicher an der Wand in der Küche, er reicht mir die Flasche und zieht seine Jacke aus. Als Robin zu mir kommt, mich küsst und gegen die Wand drückt, weiß ich wieder, warum ich hier bin. Wir ziehen uns gegenseitig aus, Stück für Stück, bis ich in Unterwäsche vor ihm stehe. Es ist wild und unkoordiniert. Ist aber auch richtig schwer, irgendwie aus superengen Jeans rauszukommen, ohne dabei total beknackt auszusehen. Unsere Zähne stoßen oft aneinander, und unsere Zungen verfehlen sich immer wieder. Ich finde es trotzdem super. Weil es neu ist. Und anders.

Wir haben zweimal unspektakulären Sex, und ich komme kein einziges Mal. Vielleicht, weil wir nicht so richtig harmonieren. Oder weil ich so aufgeregt und gespannt...

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