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Führungspersönlichkeiten in kreativwirtschaftlichen Betrieben. Diversität und Komplexität der kreativen Führung

AutorKurt Arbter
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl102 Seiten
ISBN9783668333956
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Führungspersönlichkeiten, die in einem kreativwirtschaftlichen Betrieb arbeiten und kreative Leistungen von Einzelpersonen oder Teams managen. Durch Interviews sollen mehrere Fragen näher beleuchtet werden: Welche Führungsstile existieren in einer kreativen Organisation? Welche Ressourcen und Freiräume geben Führungskräfte ihren Mitarbeitern? Und wie kann das Vertrauen der Mitarbeiter nicht nur auf persönlicher Ebene gestärkt, sondern auch Loyalität zum Unternehmen und dessen Zielen aufgebaut werden? Zur Beantwortung dieser Fragen wird aus der gelebten Praxis ein Einblick in die Rolle und Funktion von Führungspersönlichkeiten genommen. Die dabei gewonnenen Ergebnisse zeugen von einer Diversität und Komplexität der kreativen Führung. Sie dienen als erste Bestandsaufnahme über Motivation, Aufgaben, Herausforderungen und Nutzen. Allgemein gilt es zu zeigen, dass ein kreativer Führungsstil bestrebt ist, Personen zu vereinen, um etwas Neues zu schaffen. Aus dem Inhalt: - Kreativität und kreative Prozesse - Darstellung von Führungsstilen - Kreativwirtschaft und -management - Führungspersönlichkeiten

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Leseprobe

2. Theoretischer Teil


 

Nach einer intensiven themenspezifischen Literaturrecherche sind im folgenden Hauptteil alle für die Untersuchung wichtigen Themenbereiche dargestellt, welche zugleich auch die theoretischen Grundlagen des zu untersuchenden Forschungsgegenstandes bilden. Es wird versucht das Phänomen Kreativität und die notwendigen wissenschaftlichen Grundlagen darzustellen, damit Theorien, für ein weiteres Verständnis der Analyse ausgewählt werden können.

 

Damit eine aktuelle Situation der Untersuchung analysiert und vorgelegt werden kann, wurde diese Studie mit dem gegenwärtigen Stand der Kreativitätsforschung und der österreichischen Kreativwirtschaft durchgeführt.

 

2.1 Kreativität


 

Die meisten interessanten, bedeutungsvollen und menschlichen Phänomene, so Csikszentmihalyi (vgl. 1997, S. 9), sind Resultate der Kreativität.

 

Dabei ist die wissenschaftliche (systematische) Untersuchung der menschlichen Kreativität verhältnismäßig jung und wurde erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts erforscht (vgl. Sternberg & Lubart, 1999, S. 3 und Brodbeck, 2006, S. 2) und besitzt bis zum heutigen Tag noch keine anerkannte Definition (vgl. de Bono, 1996, S. 2 und Amabile 1996, S. 17). Damit der zu Beginn noch recht unerforschte Begriff Kreativität zu einem gebräuchlichen Gegenstand von wissenschaftlichem Interesse werden konnte, brauchte es dementsprechende Veränderungen.

 

Eine dieser notwendigen Veränderungen war der Glaube, dass Kreativität eine Schöpfung Gottes oder eines spirituellen Wesens sei (vgl. Sternberg und Lubart 1999, S. 4f und Weisberg, 1989, S. 15). Diese Grundlage machte eine systematische und wissenschaftliche Betrachtung unmöglich (vgl. Vogt, 2010,

 

S. 20) und wurde anhand neuer Naturwissenschaften und Techniken der Modernen des 15. und 16. Jahrhunderts gebrochen (vgl. Seliger, 2014, S. 2f und Vogt, 2010, S. 20ff).

 

Auch durch die Kultur- und Kreativleistungen der Renaissance konnte die Vorherrschaft des religiösen Feldes bzw. System unterbrochen werden, wie Albert & Runco (1999, S. 8) feststellen:

 

„Early in the Renaissance a significant change in the view took place. At this historical moment the divine attribute of great artists and artisans was recognized and often emphasized as manifestly their own and not of divine origin” (ebd.).

 

Trotz den Paradigmenwechsel wurde bis in die späten 50er Jahre dem facettenreichen Phänomen Kreativität kaum Aufmerksamkeit gewidmet.

 

Einerseits waren die Ebenen der Kreativitätsforschung einem Teilgebiet der Intelligenzforschung untergeordnet (vgl. Brodbeck, 2006, S. 2), welche von der traditionellen Psychologie zu Beginn vielmehr, wie Vogt (2010, S. 18) beschreibt, „esoterisch“ betrachtet wurden. Angesichts dieses Blickwinkels waren die ersten durchgeführten Studien über Kreativität nicht an die gegenwärtigen theoretischen und methodischen Verfahren angepasst und hatten dadurch auch keinen wissenschaftlichen Zugang. Kreativität wurde schlicht als angeborene außergewöhnliche Fähigkeit, als eine Beigabe des künstlerischen Schaffens einzelner Individuen eingeordnet (vgl. Schlicksupp, 1993, S. 69, vgl. auch Sternberg & Lubart 1999 und Vogt, 2010).

 

Weiteres bestanden wesentliche Methoden- und Messprobleme (vgl. Schlicksupp, 1993, S.686 und vgl. auch Guilford, 1950, S. 445). Der Gedanke, dass kreative Handlungen nur gelegentlich, nicht absehbar geschehen, machte es einer empirisch orientierten Psychologie unausführbar, sich dem Thema Kreativität nachdrücklich wissenschaftlich und mit empirischen Methoden anzunähern (vgl. Vogt, 2010, S. 18).

 

Ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte der Kreativforschung wurde vom Psychologen und Intelligenzforscher Joy Paul Guilford eingeleitet. Guilford, zu diesem Zeitpunkt Präsident der American Psychological Association (APA), hielte am 5. September 1950 eine Rede vor der Jahrestagung und rief zu mehr Engagement in der systemischen Erforschung, Erfassung und Förderung der Kreativität (vgl. Brodbeck, 2006, S. 2 und Guilford, 1950, S. 444ff) auf.

 

Grund für diese Aufforderung waren die in der Vergangenheit vernachlässigten wissenschaftlichen Arbeiten, da in den 25 Jahren zuvor von 121.000 erschienen wissenschaftlichen Arbeiten, nur ca. 186 Titel mit dem Thema Kreativität verbunden waren (vgl. de Bono, 1996, S. 570f; Vogt, 2010, S. 23 und Comrey, 1993).

 

Ein weiterer Höhepunkt seiner Rede war die Aussage, dass jeder Mensch kreative Anlagen besitzt und nutzen kann:

 

“The general psychological conviction seems to be that all individuals possess to some degree all abilities […] Creative acts can therefore be expected, no matter how feeble or how infrequent, of almost all individuals. […] Whatever the nature of creative talent may be, those persons who are recognized as creative merely have more of what all of us have” (Guilford, 1950, S. 446).

 

Bevor Guilford seine Ansprache hielt, wurde angenommen, dass Kreativität nur bei ganz speziellen (hochbegabten) Personen mit spezifischen Eigenschaften zu finden sei (vgl. Guilford, 1950; Sternberg & Lubart, 1999; Vogt, 2010 und de Bono, 1996). Angesichts Guilfords Äußerung in seiner Rede „Jeder Mensch ist

 

kreativ“ widersprach er dem festeingefahrenen Weltbild der Psychologen und sorgte für einen erstaunlichen Aufschwung in der Kreativforschung und setzte dadurch neue Impulse auf wissenschaftlicher und nicht-wissenschaftlicher Ebene (vgl. Csikszentmihalyi, 1997 und Vogt, 2010).

 

Vogt (2010, S. 25) beschreibt diesen Perspektivenwechsel als „vom Genie zur Normaler-Kreativität“.

 

Die neuere, Kreativitätsforschung hat sich demnach aus dem Fokus und aus der Reichweite der Intelligenzforschung entbunden. Der Begriff der Kreativität wurde laut Brodbeck (2006) erweitert, sodass sich andere Disziplinen neben der Psychologie um eine Erklärung der Kreativität bemühen können (Brodbeck, 2006, S. 2).

 

Nachdem 1950 die Aufmerksamkeit und das Interesse zu dem Thema Kreativität durch Guilford geweckt war, wurden diverse Kreativitätstests und Trainings entwickelt und durchgeführt.

 

Lange Zeit haben sich die Forschungen sowie Versuche mit der Förderung und Beurteilung der Persönlichkeiten bzw. intellektuellen Fähigkeiten von kreativen Personen beschäftigt (vgl. Brodbeck, 2006, S. 2), erwiesen sich zumeist jedoch für nicht passend oder brachten nicht den erwarteten Durchbruch (vgl. Amabile, 1996, de Bono 1996 und Vogt, 2010). Ein weiteres Problem, welches sich mit der Durchführung der Test zeigte, ist, dass meist nur ein Ergebnis vorliegt und der Prozess nicht dargestellt wird, was auch Gartner (1996) dementsprechend beurteilt:

 

„Trotz einiger interessanter Befunde war die Gültigkeit (Validität) von Kreativitätstests bisher nicht zu beweisen. Das heißt, hohe Punkteanzahlen im Testergebnis lassen keine Rückschlüsse darauf zu, ob die Versuchspersonen in Beruf und Tätigkeit tatsächlich Kreativität entwickeln. Entsprechend fehlen überzeugende Beweise dafür, dass Menschen, die innerhalb ihrer Disziplin oder Kultur als schöpferisch gelten, tatsächlich auch immer die von den Kreativitätstests geforderten Merkmale divergenten Denkens aufweisen. Kreativitätstests erfüllen also noch weniger als Intelligenztests die an sie gestellten Erwartungen“ (Gardner, 1996, S. 39f).

 

Erst nachdem eine verstärkte Hingabe dem sozialen Forschungskontext gewidmet wurde, welche Guilford (1950, S. 446) als eine „social importance of creativity“ bezeichnet, konnte im Zusammenhang der Kreativität ein genaueres Bild von der Bedeutung einer normalen, persönlichen Kreativität dargestellt werden.

 

Dass soziale Faktoren bei kreativen Leistungen wichtig sind und diese auch nachhaltig beeinflussen, zeigt sich auch in der Darlegung von Amabile (1996):

 

„Social and environmental factors seem to play a crucial role in creative performance. There is considerable informal evidence that social-psychological factors have a significant impact on the productivity and creativity of outstanding individuals” (Amabile, 1996, S. 5f).

 

Brodbeck (2006) beschreibt ein erneutes wachsendes Interesse ab den 80er Jahren, vorab in der Wirtschaft (vgl. Kap. 2.4) und anschließend auch in der breiten Öffentlichkeit. Gleichzeitig ergaben sich damit neue thematische Definitionen von Kreativität wie Brodbeck (2006) feststellt:

 

„Kreativität wurde nun nicht mehr als besondere Form intelligenter Leistung erkannt, sondern als ein motivierter, keineswegs nur kognitiver Prozess, der stark von äußeren und sozialen Bedingungen abhängt“ (Brodbeck, 2006, S. 2 und vgl. auch Schlicksupp, 1998).

 

Dementsprechend kann Kreativität, aus dieser Perspektive betrachtet, ein Ausgang sozialer Strukturen und ein Gruppen bzw. Interaktionseffekte (vgl. Vogt, 2010, S. 25f und S. 105ff) sein. In diesem Sinne existieren demnach soziale Strukturen und Zusammenhänge, welche für eine erfolgreiche kreative Entwicklungsphase mitverantwortlich sind, denn bei kreativen Ereignissen kommt es weniger auf die Person an als auf die...

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