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Für immer auf Wolke sieben

Einmal um die Welt auf der Suche nach dem Geheimnis einer glücklichen Ehe

AutorJo Piazza
VerlagPenguin Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl384 Seiten
ISBN9783641207458
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Jeder weiß, dass eine Ehe nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen bereithält. Aber niemand sagt einem, wie man diese gemeinsam übersteht und wie es in Zeiten immer höherer Scheidungsraten gelingt, trotzdem für immer glücklich miteinander zu sein. Die Reisejournalistin Jo Piazza ist mit ihrem frischgebackenen Ehemann zu einer Weltreise aufgebrochen, um genau das herauszufinden. Auf fünf Kontinenten haben sie Ratschläge und Weisheiten gesammelt, die zu lebenslangem Liebesglück führen sollen. Gibt es vielleicht doch irgendwo ein Geheimrezept?

Jo Piazza hat Wirtschaft, Journalismus und Religionswissenschaften studiert und schreibt seit vielen Jahren unter anderem für die New York Times, das Wall Street Journal, Glamour und Elle. Für ihre Artikel wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Mit ihrem Ehemann und ihrem riesigen Hund lebt sie in San Francisco.

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Leseprobe

Nach: Und so lebten sie glücklich
bis ans Ende ihrer Tage

»Du könntest gehen. Dich von mir scheiden lassen. Ich mein’s ernst«, sagte ich zu Nick, der seit gerade mal drei Monaten mein Ehemann war. Ich sank tiefer ins Sofa, wendete den Blick von ihm ab und starrte stattdessen auf die verschwommenen Spuren eines Rotweinflecks auf dem orangefarbenen Kissen. »Ehrlich. Das hast du vorher nicht gewusst. Such dir eine andere. Eine gesunde Ehefrau.«

»Das ist lächerlich«, konstatierte Nick mit der typischen Selbstsicherheit eines Mannes aus dem Mittleren Westen. Er saß neben mir und legte eine seiner riesengroßen Hände auf meinen Rücken. Er wirkte ruhig und gelassen, während ich kurz davor war, hysterisch zu werden. Ich kniff die Augen zusammen, wollte gemein sein und sehnte mich zugleich danach, getröstet zu werden. Für den Fall, dass er mein Angebot annehmen sollte, rückte ich jedoch sicherheitshalber schon ein Stück von ihm ab und sorgte so für körperlichen Abstand.

»Ich bin nur ehrlich. Dafür hast du mich nicht geheiratet!« Warum sagte ich das? Halt, dachte ich. Hör auf damit. Aber ich konnte nicht anders. Meine Augen brannten, meine Stimme zitterte, und mein Herz schlug mir bis zum Hals, während ich mein Gesicht im Sofa vergrub, das wir zusammen gekauft hatten. Wir fanden es gemütlich und waren der Ansicht, es würde gute Laune verbreiten. Zudem schien es uns ausreichend strapazierfähig, um selbst der Zerstörungswut unseres dicken großen Hundes zu trotzen, und – eines Tages – unseren Kindern.

Einige Stunden zuvor hatte mir eine Genetikexpertin namens Violet in verblüffend fröhlichem Ton erklärt, dass ich sehr wahrscheinlich dieselbe Krankheit entwickeln würde, an der mein Vater allmählich zugrunde ging – Muskelschwund. Bis jetzt hatten meine Eltern und mehrere Ärzte stets behauptet, ich könne die Krankheit nicht erben, doch sie hatten sich geirrt. Violet teilte mir darüber hinaus mit, dass mich diese spezielle Form der Muskeldystrophie vermutlich mit Ende dreißig treffen würde (ich war fünfunddreißig). War die Krankheit einmal ausgebrochen, gab es keine Möglichkeit, ihren Verlauf zu stoppen. Die Muskeln, besonders in Beinen, Rücken und Gesicht, bilden sich zurück. Viele Menschen mit dieser Erkrankung enden im Rollstuhl und können nur noch mithilfe einer Maschine atmen.

Bei meinem Vater traten die ersten Symptome kurz vor seinem vierzigsten Geburtstag auf, der Verlauf war langsam, schmerzhaft und qualvoll. Als Violet mir die Nachricht übermittelte, war mein Vater schon an ein Krankenhausbett gefesselt, das im Wohnzimmer meiner Eltern stand; er war unfähig, ohne Hilfe zu gehen, zu stehen, zu atmen. Für meine Mutter verwischten sich die Grenzen zwischen Ehefrau, Pflegerin und Bediensteter – ein Zustand, der sowohl ihre Ehe aushöhlte als auch ihre physische und psychische Gesundheit schwer belastete. Das Leben meiner Mutter, das Leben einer pflichtbewussten, aber unglücklichen Pflegekraft, war nicht das, was ich Nick wünschte. Weder jetzt noch in irgendeiner fernen Zukunft. Ich versuchte einfach, menschlich zu sein, vielleicht dachte ich auch, wenn ich eine andere schreckliche Situation heraufbeschwor, würde das die gegenwärtige schreckliche Situation verdrängen.

Darum sagte ich zu meinem frischgebackenen Ehemann – der es liebte, Rad zu fahren, zu wandern, Ski zu fahren, auf alles Mögliche zu klettern und überhaupt alles zu tun, wofür man zwei gesunder, starker Beine bedurfte –, er solle sich von mir scheiden lassen. Ich war verzweifelt, verletzt, ohnmächtig.

Doch ich muss zeitlich noch etwas weiter zurückgehen. Mit der Arbeit an diesem Buch begann ich ein halbes Jahr, bevor ich von Violet hörte. Ich steckte mitten in den Hochzeitsvorbereitungen, und nachdem ich monatelang immer wieder unaufgefordert Ratschläge für »den großen Tag« erhalten hatte, wurde mir auf einmal klar, dass ich keine Ahnung hatte, wie man eigentlich eine Ehe führt.

Klar, es gibt massenhaft Bücher darüber, wie man eine Ehe rettet, aber meine war ja noch gar nicht kaputt. Außerdem sprach mich keines der Bücher wirklich an. Mit ihren pastellfarbenen Titeln, den Blumen, Sonnenaufgängen und barocken Schriftzügen schienen sie sich irgendwie an erwachsenere, reifere, kultiviertere Leserinnen zu richten, an solche, die Serviettenringe besaßen und ihre Zimmerpflanzen nicht eingehen ließen.

Oder wie meine Freundin Jessica es ausdrückte: »Es gibt zwar jede Menge Bücher darüber, wie man eine perfekte Ehefrau wird, aber die sind alle schrecklich.«

Es verwirrte mich zutiefst, dass die Bekanntgabe meiner Verlobung mehr Likes auf Facebook erhielt als alle meine früheren Posts. Mehr als die Information, dass ich einen tollen Job bekommen oder mein erstes Buch veröffentlicht hatte, oder auch mehr als das Superbild von Liz Lemon beim Pommes-frites-Essen. Alles, was ich jemals getan hatte, verblasste neben der Nachricht, dass ich heiraten würde.

Ich bin nicht die Einzige, deren hart erkämpfte Leistungen von einem Verlobungsring in den Schatten gestellt wurden. Während der Sommerolympiade 2016 in Rio de Janeiro erkämpfte sich die chinesische Wasserspringerin He Zi eine Silbermedaille. Daraufhin machte ihr Lebensgefährte ihr sofort einen Heiratsantrag. In dem BBC-Artikel über Zis Erfolg war zu lesen:

»Am Sonntag gewann die chinesische Wasserspringerin He Zi bei den Olympischen Spielen in Rio die Silbermedaille der Frauen im Einzelwettbewerb vom Dreimeterbrett. Doch im Anschluss erwartete sie ein noch größerer Gewinn, als ihr Lebensgefährte Qin Xai vor Fernsehzuschauern aus aller Welt vor Zi niederkniete und um ihre Hand anhielt.« Die Hervorhebung stammt von mir.

Und genau wie der Verlobungsring alle Leistungen und Erfolge einer Frau überschattet – ihre Persönlichkeit, ihren Charakter, ihre Identität –, verschwindet die Ehe an sich hinter jenen »zwölf Stunden, die alles verändern«. Egal, für wie fortschrittlich wir uns in Amerika halten, unsere Gesellschaft ist noch immer vom Heiraten besessen. In der meistverkauften Ausgabe der Woche veröffentlicht die New York Times hochwertige Immobilienanzeigen zwischen Dutzenden von Hochzeitsanzeigen. Millionen Fernsehzuschauer schalten die Fernsehsendung Der Bachelor und ähnliche Reality-Sendungen ein, in denen zwei panische alkoholisierte Fremde zu einer Verlobung gezwungen werden und mit der Angst gespielt wird, niemals den Richtigen oder die Richtige zu finden. Und obwohl die Serie Sex and the City, die lange Zeit für ihre schwindelerregend hohen Einschaltquoten gefeiert wurde, von starken, unabhängigen Frauen handelte, landeten drei der vier Heldinnen bis zum Ende der letzten Staffel vor dem Traualtar.

Fast jede romantische Komödie endet mit der Hochzeit und lässt den interessantesten Teil weg: die Ehe.

Anscheinend haben wir weniger Interesse daran zu erfahren, wie die Ehe funktioniert – an den täglichen Herausforderungen, den Freuden, Tücken, Fallen, Überraschungen und Intimitäten. Keiner würde eine der folgenden Schlagzeilen anklicken: »Beyoncé sauer – Jay sah das Ende von Game of Thrones ohne sie«, oder »Kanye wünschte, Kim würde aufhören, beim Abendessen zu simsen«, oder »Justin ist total GENERVT, dass Jen immer vergisst, die Shampooflasche zuzudrehen«. Obwohl all diese Dinge absolut der Wahrheit entsprechen.

Ich habe begonnen, dieses Buch zu schreiben, um herauszufinden, was nach dem »Ja, ich will« kommt. Wie man es richtig macht und wie ich in einer Welt, die den Blick nur auf den »großen Tag« und den Ring richtet, ich selbst bleiben kann.

Ich will ehrlich sein. Meine eigene Hochzeit war das märchenhafte Happy End der romantischen Komödie, die mein 34-jähriges Leben bis dahin darstellte. Lange Zeit suchte ich mir stets die »falschen« Männer aus, geriet in höchst amüsante Missverständnisse, küsste alle Frösche und trank Unmengen Pinot Grigio mit schwulen Freunden. Mit Anfang dreißig war ich die letzte Junggesellin unter meinen Collegefreundinnen … eine alte Jungfer, die Katzen und Affären mit den Ehemännern anderer Frauen haben würde. Und dann, als ich am wenigsten damit rechnete, traf ich meinen Prinzen auf einem Boot während einer Recherchereise zu den Galapagosinseln.

Ich war als leitende Redakteurin für die Reisewebseite von Yahoo! zuständig. Nick arbeitete ebenfalls als Journalist, allerdings als seriöser Wirtschaftsjournalist, den man auf die Galapagosinseln geschickt hatte, um über die Tauglichkeit der ecuadorianischen Tourismusstrategie zu berichten. Ich hingegen schrieb darüber, was für tolle Selfies man mit Seelöwenbabys machen kann. Schnell entwickelte sich Nick zu meinem Lieblingsmitreisenden auf diesem Boot. Beide hatten wir eine zerfledderte Ausgabe von Kurt Vonneguts Galápagos dabei. Als wir zusammen schnorcheln gingen, nahm er meine Hand und zeigte mir winzige Pinguine, die ganz dicht unter der Wasseroberfläche schwammen. Er hatte rein gar nichts von der Arroganz, von der die Typen in New York nur so trieften. Und obwohl ich mich ungeschminkt, ohne Absichten und ohne ein einziges hübsches Kleidungsstück auf diese Öko-Bootstour begeben hatte, küsste er mich an unserem letzten Abend auf dem Meer. Entweder würde dieser Kuss der Beginn von etwas überaus Wundervollem sein, oder ich würde ihn nie wiedersehen.

Als wir uns auf dem Flughafen in Ecuador voneinander verabschiedeten, erinnerte seine traurige Miene an einen Labrador, der gerade sein Lieblingsspielzeug verschluckt hat.

»Ich...

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