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E-Book

Für oder gegen Rom? Germanen in der römischen Armee

AutorKarsten Mertens
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl92 Seiten
ISBN9783656194767
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis36,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 2,3, Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg, Veranstaltung: Alte Geschichte, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Römische Imperium war ein Reich mit vielen Stämmen und Kulturen die aus den verschiedensten Winkeln der damals bekannten Welt stammten. Ziel war es nicht nur neue Gebiete zu erobern, sondern diese auch in das Reich zu assimilieren. Besonders die Gebiete der germanischen Stämme stellten das Römische Imperium immer wieder vor neue Herausforderungen. Zwar war es möglich die linksrheinischen Stämme zu 'befrieden' und der 'Zivilisation' zuzuführen, aber dem unbändigen Charakter der kriegerischen Barbaren aus dem Norden ließ sich nicht so einfach das römische Gesellschaftsleben aufzwängen. So gab es immer wieder germanische Heerführer, über die ganze Geschichte des Römischen Reiches verteilt, die die Macht des Imperium Romanum herausforderten. Auf der anderen Seite gab es aber auch Germanen, die im römischen Heer dienten, sich auszeichneten, Karriere machten und so die civitas Romana erlangten und teilweise erfolgreich ins Reich integriert wurden. Im Rahmen dieser Magisterarbeit soll der Frage nachgegangen werden, welche unterschiedlichen Herrschaftsmuster und Karrierechancen sich für Germanen im römischen Heeresdienst ergaben. Dabei wird zu untersuchen sein, inwieweit sich die reichsweite Verleihung des römischen Bürgerrechts, durch die Constitutio Antoniniana, an alle freien Bewohner auf die Karrieren der einzelnen Heerführer auswirkte. Um dieses genauer beleuchten zu können, sollen zwei Karrieren von Germanen vor der Constitutio Antoniniana und zwei nach ihrem Erlass untersucht werden.

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Leseprobe

1. Einleitung

 

1.1 Thema, Fragestellung und Eingrenzung

 

Das Römische Imperium war ein Reich mit vielen Stämmen und Kulturen die aus den verschiedensten Winkeln der damals bekannten Welt stammten. Ziel war es nicht nur neue Gebiete zu erobern, sondern diese auch in das Reich zu assimilieren. Besonders die Gebiete der germanischen Stämme stellten das Römische Imperium immer wieder vor neue Herausforderungen. Zwar war es möglich die linksrheinischen Stämme zu „befrieden“ und der „Zivilisation“ zuzuführen, aber dem unbändigen Charakter der kriegerischen Barbaren aus dem Norden ließ sich nicht so einfach das römische Gesellschaftsleben aufzwängen.

 

So gab es immer wieder germanische Heerführer, über die ganze Geschichte des Römischen Reiches verteilt, die die Macht des Imperium Romanum herausforderten.[1] Auf der anderen Seite gab es aber auch Germanen, die im römischen Heer dienten, sich auszeichneten, Karriere machten und so die civitas Romana erlangten und teilweise erfolgreich ins Reich integriert wurden.

 

Im Rahmen dieser Magisterarbeit soll der Frage nachgegangen werden, welche unterschiedlichen Herrschaftsmuster und Karrierechancen sich für Germanen im römischen Heeresdienst ergaben. Dabei wird zu untersuchen sein, inwieweit sich die reichsweite Verleihung des römischen Bürgerrechts, durch die Constitutio Antoniniana, an alle freien Bewohner auf die Karrieren der einzelnen Heerführer auswirkte. Um dieses genauer beleuchten zu können, sollen zwei Karrieren von Germanen vor der Constitutio Antoniniana und zwei nach ihrem Erlass untersucht werden.

 

Der erste Germane den es zu betrachten gilt ist Arminius der Cherusker. Bei ihm wird vor allem die Stellung seiner Person zum Zeitpunkt der Varusschlacht zu erforschen sein. Neben der Betrachtung seiner Karriere als römischer Offizier soll es darum gehen, ob er der germanische Freiheitskämpfer war, der zum Symbol der nationalen Bewegung und dessen Freiheitskampfes im 19. Jahrhundert geworden ist.[2]

 

Durch seinen Dienst in einer Auxiliareinheit des römischen Heeres war es ihm möglich gewesen, die Taktiken, Stärken und Schwächen der Legionen kennen zu lernen und diese schließlich gegen sie einzusetzen. Inwieweit von dieser Schlacht und den darauf folgenden Kämpfen von einer einheitlichen koordinierten Erhebung der Stämme gesprochen werden kann, wird abzuwarten sein. Die Vernichtung von drei Legionen und die Einsicht Roms die germanischen Stämme zwischen Rhein und Elbe nicht auf Dauer besetzten zu können bzw. zu wollen, hatten Arminius dank Tacitus den Namen liberator Germaniae[3] eingebracht.

 

Mit Julius Civilis wird ein weiterer Germane, der sich das römische Bürgerrecht durch seinen Dienst im Militär verdient hat, betrachtet werden, der zeitlich nur wenige Jahre von Arminius entfernt liegt. Civilis’ Aufstand fällt in die unruhigen Zeiten des Vierkaiserjahrs 68/69 n. Chr. Seine Rolle im innenpolitischen militärischen Machtkampf ist etwas schwieriger zu erfassen. Zwar war er Anführer einer batavischen Aufstandsbewegung gegen die Rheinlegionen, aber ob dieses aus eigenem Antrieb oder aufgrund eines Auftrages durch Vespasian erfolgte, werden die folgenden Untersuchungen versuchen herauszukristallisieren. Seine Einbindung in das machtpolitische Geflecht des Vierkaiserjahrs ist daher schon sehr kompliziert, da er nach dem Sieg des Vespasian seinen Kampf fortsetzte. Ob dieser Kampf gerechtfertigt war, weil die Rheinlegionen durch Anhänger des Vitellius gestellt wurden, oder ob darin der eindeutige Beweis seines Bestrebens nach einem unabhängigen germanischen Reich zu erkennen ist, wird noch zu diskutieren sein. Eine genauere Auseinandersetzung mit den Überlieferungen des Tacitus und dessen Barbarenbild von den Germanen wird dabei von Nöten sein.

 

Interessant ist dabei zu sehen, dass beide Germanen mit der Präfektur ihren höchsten Rang erreicht hatten und aus dieser Stellung heraus gegen Rom bzw. dessen Rheinlegion revoltierten. Beiden Germanen war die Ehre zu teil geworden, das römische Bürgerrecht verliehen zu bekommen. Diese Verleihung, eine besondere Auszeichnung in Form eines Militärdiploms, wurde unter Claudius an alle Auxiliare verliehen. Mit der Constitutio Antoniniana 212 n. Chr. entfielen die Militärdiplome, da allen Freien des Reiches das römische Bürgerrecht verliehen wurde. Diese Maßnahme, aber vor allem die Durchsetzung des römischen Militärs und der römischen Gesellschaft mit Nichtrömern, machte es ihnen möglich in der Hierarchie weiter nach oben zu kommen.

 

Der erste Fall der unter diesen Umständen zu betrachten sein wird ist Carausius. Ihm gelang es bis zum Präfekten aufzusteigen und das Kommando über die classis Britannica zu erlangen. Diese Machtfülle nutzte er aus, um in Britannien ein Sonderreich zu gründen und sich selbst zum Kaiser auszurufen.

 

Die kurze Existenz seines Reiches ist durch Münzfunde belegt und zeigte den machtpolitischen und gesellschaftlichen Wandel im Reich, der es erlaubte als Angehöriger eines germanischen Stammes soviel Macht auf sich zu vereinen, um sich gegen den Kaiser zum Mitregenten aufzuspielen. Seine Ambitionen, ein von Rom unabhängiges Reich zu etablieren oder als Mitregent akzeptiert zu werden, wurden jedoch bald von den Legionen des Reiches beendet.

 

Eine andere Karriere bestritt Stilicho. Zwar gelang es ihm auch wie Carausius ein enormes Machtpotential auf sich zu vereinen, aber lag dabei sein Ziel nicht in der Abspaltung eines eigenen unabhängigen Reiches von Rom. Er schaffte es indessen zum Vormund des weströmischen Kaisers aufzusteigen und Heerführer der Armee zu werden. Ob er selber die totale Macht anstrebte oder ob er nur ein guter pflichtbewusster Verwalter für den jungen Kaiser Honorius sein wollte soll dieses Kapitel zeigen. Um seine Regentschaft im weströmischen Reich konsolidieren zu können, war es wichtig, das bis zu diesem Zeitpunkt in die Politik des Reiches eingreifende Heer, aus Italien herauszuhalten. So wurden Stilichos Feldzüge an den Grenzen des Reiches zu friedenssichernden Maßnahmen, die es ermöglichten die Regierung zu entmilitarisieren und dem Senat wieder mehr Macht zu verleihen. Auch war es ihm möglich in der kurzen Phase des Friedens Reformen durchzusetzen, die seine Bestrebungen der Entpolitisierung des Militärs weiter vorantrieben. Sein großes Ziel auch die Regentschaft über das Ostreich zu erlangen, blieb ihm trotz aller Anstrengungen verwehrt. Bei der Bearbeitung dieses Themas wird sich zeigen, dass für die Durchsetzung von politischen und militärischen Interessen immer mehr „Ausländer“ wie zum Beispiel die Goten und Hunnen eingesetzt wurden.

 

Aber auch die römischen Legionen bestanden schon längst nicht mehr nur aus Römern. Nachdem der Limes 233 n. Chr. erstmals von den Alemannen überrannt worden war, war der Fluss der Sippen- und Stammesverbände kaum noch aufzuhalten. Die Armee wurde immer weniger zu den Identitätsgebenden integrierenden Mittel der Republik.

 

Sie hatte sich zu einem in der Gesellschaft wenig angesehenen Söldnerheer entwickelt, was sich mehr und mehr aus Völkerschaften aller möglichen Regionen zusammensetzte.[4] Die Römer zogen sich immer mehr aus dem Militär und der Politik zurück und machten Germanen wie Stilicho platz. Die Teilung des Imperiums in ein West- und Ostreich war das Resultat und endete für das Westreich 476 n. Chr. mit dessen Untergang. Und wieder war es ein Germane, der in das Schicksal des Imperiums eingriff.[5]

 

Um das Thema der Herrschermuster und Karrierechancen für Germanen einzugrenzen, soll sich die Betrachtung auf die oben genannten vier Germanen beschränken. Um den zeitlichen Rahmen nicht überzustrapazieren werden die Personen nur kurz in den jeweiligen zeitlichen und örtlichen Kontext eingebettet.

 

1.2 Quellenlage und Forschungsstand

 

Aufgrund der großen Zeitspanne und den unterschiedlichen Personen die in dieser Arbeit betrachtet werden, wird für jede Person eine eigene Betrachtung der Quellen und des Forschungsstandes erfolgen.

 

Das Problem bei den Quellen ist, dass wir ausschließlich auf römische Quellen angewiesen sind, da es von germanischer Seite her keine schriftlichen Überlieferungen gibt. Dabei ist zu beachten, dass die antiken Geschichtsschreiber weniger an einer faktengetreuen Wiedergabe vergangener Ereignisse interessiert waren, als viel mehr zu unterhalten und zu belehren. Dazu wurden Ereignisse oft dramaturgisch ausgeschmückt und Dinge hinzuerfunden, um die Geschichten noch interessanter und den Erzähler noch wichtiger zu machen. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Germanen oft so wiedergegeben wurden, wie man sich eben Germanen in Rom vorstellte.

 

Vor allem Tacitus der das Bild der Germanen mit seinen Historien[6] und Annalen[7] prägte benutzte immer wieder die in Rom altbekannte Barbarentopik, um Germanen wie Arminius und Julius Civilis als gefährliche unzivilisierte Barbaren darzustellen. Die...

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