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E-Book

Fundraising

Spenden, Sponsoring und mehr

AutorNicole Fabisch
VerlagVerlag C.H.Beck
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl407 Seiten
ISBN9783406648366
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Zum Buch Fundraising - In sieben Schritten zum Erfolg Viele gemeinnützige Organisationen, Vereine oder Institutionen stehen vor neuen Herausforderungen bei ihrer Finanzierung. Staatliche Mittel werden gekürzt oder gestrichen, Mitglieder- und Spenderzahlen stagnieren oder gehen zurück. Dieser Praxisratgeber führt ein in die Kunst des Fundraising. Er beschreibt Schritt für Schritt, wie es gelingt, durch systematische Planung zusätzliche Mittel zu beschaffen. Das Buch bietet praxisrelevante Informationen vom Spendenbrief bis zum Sponsoringkonzept, vom Stiftungsantrag bis zur Bindung von Spendern, Mitgliedern und Ehrenamtlichen. Mit seiner Fülle an Fallbeispielen und Checklisten ist es der ideale Wegweiser bei der Suche nach neuen Finanzierungsquellen und -methoden. Die Neuauflage bietet außerdem Experteninterviews zu rechtlichen Neuerungen im Online-Fundraising und zum Umgang mit Großspendern sowie aktuellste Inhalte zu innovativen Themen wie Crowdfunding, dem Einsatz sozialer Medien oder den Chancen und Risiken des Fundraisings in speziellen Umfeldern wie Hochschulen und Krankenhäusern. Zur Autorin Dr. Nicole Fabisch ist Professorin für Marketing und internationales Management an der EBC Hochschule Hamburg. Sie ist Mitglied im Deutschen Fundraising Verband e.V. und berät seit Jahren gemeinnützige Organisationen.

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Leseprobe

52. Kapitel
 
Theorie: Grundlagen und Hintergründe


1. Was ist eigentlich Fundraising? Hat das was mit Fun zu tun?


1.1 Definitionen


„Wir brauchen einen Sponsor“ ist ein beliebter Lösungsansatz in Vereinen oder anderen nichtkommerziellen Organisationen, wenn ein Loch in der Kasse klafft. Doch das ist leider nicht so einfach und greift in den meisten Fällen zu kurz. Sowohl in der Alltagssprache als auch in den Medien werden Spende und Sponsoring oftmals miteinander verquickt. „Das Handy hat Oma gesponsert“ oder der Kleinwagen ist „sponsered by daddy“. Ob Oma oder „daddy“ für ihr „Sponsoring“ eine vertraglich geregelte Gegenleistung erhalten haben oder ob es sich eher um eine selbstlose Spende gehandelt hat, bleibt ungeklärt. Wenn auch noch der Begriff des Fundraising dazu kommt, ist die Verwirrung oft komplett. „Ist das nicht das gleiche wie Spenden sammeln?“ Die Antwort lautet: Nein. Hinter Fundraising verbirgt sich weitaus mehr.

Um Unklarheiten oder Verwechslungen zu vermeiden, werden im Folgenden zunächst verschiedene Begriffe aus dem Umfeld des Fundraising geklärt.

6Beim Sponsoring handelt es sich im engeren betriebswirtschaftlichen Sinne um: „Analyse, Planung, Umsetzung und Kontrolle sämtlicher Aktivitäten, die mit der Bereitstellung von Geld, Sachmitteln, Dienstleistungen oder Know-how durch Unternehmen und Institutionen zur Förderung von Personen und/oder Organisationen in den Bereichen Sport, Kultur, Soziales, Umwelt und/oder den Medien, unter vertraglicher Regelung der Leistung des Sponsors und Gegenleistung des Gesponserten verbunden sind, um damit gleichzeitig Ziele der Marketing- und Unternehmenskommunikation zu erreichen. (Vgl. Bruhn, M. (2009), S. 6 f.)

Es geht also um Leistung und Gegenleistung. Der Sponsor erwartet für seinen Mitteleinsatz eine Gegenleistung. Er möchte vom guten Ruf, den guten Taten und den Erfolgen des Gesponserten profitieren und sein Engagement publik machen.

Bei einer Spende handelt es sich um eine freiwillige, unentgeltliche Zuwendung an eine gemeinnützige Körperschaft. Juristisch fixiert wird dieser Begriff im § 10b Abs. 1 EStG als vermögensmindernde Ausgabe zur Förderung mildtätiger, kirchlicher, wissenschaftlicher oder andere gemeinnütziger Zwecke. Zur Abgrenzung der Spenden von (sonstigen) Betriebsausgaben ist eine deutlich erkennbare Spendenmotivation entscheidend.

Die Spende erwartet keine Gegenleistung, von der öffentlichen Schecküberreichung, eventuellen Steuervorteilen oder immateriellem Nutzen einmal abgesehen.

Unter Mäzenatentum (nach Gaius Clinius Maecenas (um 70 bis 8 v. Chr.), römischer Grundbesitzer und Förderer der zeitgenössischen Literaten Horaz, Vergil und Properz.) versteht man die gönnerhafte Förderung des Gemeinwohls aus altruistischen Motiven ohne Gegenleistung.

Der Mäzen, oftmals Förderer der schönen Künste, verlangt keine öffentliche Anerkennung. Das Engagement ist selbstlos.

Der Begriff der Stiftung ist im Gesetz nicht definiert. Er dient vielmehr als Bezeichnung für eine Mehrzahl von Rechtsformen, wie beispielsweise der rechtsfähigen Stiftung bürgerlichen Rechts, der Stiftungs-GmbH oder dem Stiftungsverein. als Oberbegriff für eine komplexe Vielfalt von Körperschaften, die im privaten, öffentlichen und kirchlichen Recht verankert sein können und deren 7Vermögensmasse, auf Dauer einem zumeist gemeinnützigen Zweck gewidmet ist. (Vgl. www.stiftungen.org / Bundesverband Deutscher Stiftungen). Näheres regeln die jeweiligen Landesstiftungsgesetze.

Im Zusammenhang mit Fundraising kommen Stiftungen zum einen als potenzielle Geldgeber in Betracht, zum anderen ist die Gründung einer eigenen Stiftung eine Möglichkeit, dauerhaft Kapital zu sichern.

Nonprofit-Organisation (= NPO) bezeichnet eine Einrichtung, deren Ziele nicht auf die private Gewinnermittlung gerichtet, sondern gemeinwohlorientiert sind.

Nonprofit-Organisationen haben darüber hinaus folgende Merkmale:

  • formell strukturiert in unterschiedlichen Rechtsformen
  • organisatorisch unabhängig vom Staat
  • nicht gewinnorientiert
  • eigenständig verwaltet
  • keine Zwangsverbände
  • zu einem gewissen Grad von freiwilligen Leistungen getragen (Vgl. Priller, E. in Fundraising Akademie (Hrsg.) (2001), S. 147)).

In Abgrenzung zur Forprofit-Organisation (= FPO) besteht der Daseinszweck einer NPO nicht darin, ihren Eigentümern oder Kapitalgebern Einkommen zu verschaffen, sondern ihre Gewinne für das Gemeinwohl zu reinvestieren. Nicht alle NPO sind aus steuerlicher Sicht auch gemeinnützig.

Ein (nichtwirtschaftlicher) Verein ist im Sinne des BGB eine juristische Person, deren Zweck nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist. Er erlangt durch Eintragung in das Vereinsregister Rechtsfähigkeit (BGB § 21).

Ein Verein stellt quasi den „Klassiker“ der nicht primär an privatem Gewinn orientierten Organisationen dar.

Fundraising ist als Oberbegriff zu verstehen. Er umfasst das gesamte Beschaffungsmarketing einer nichtkommerziellen Organisation. Der 8Begriff stammt aus dem angloamerikanischen Sprachraum und setzt sich zusammen aus den Wörtern „fund“ = Kapital, Geldsumme, Mittel und „raise“ = beschaffen, vermehren. Wörtlich übersetzt hieße Fundraising also Geld- oder Mittelbeschaffung. Diese Übersetzung greift jedoch zu kurz, da andere benötigte Ressourcen sowie die notwendige planerische Systematik nicht ausreichend berücksichtigt werden. Es bietet sich folglich eine erweitere Definition an:

Fundraising ist die strategisch geplante Beschaffung sowohl von finanziellen Ressourcen als auch von Sachwerten, Zeit (ehrenamtliche Mitarbeit) und Know-how zur Verwirklichung von am Gemeinwohl orientierten Zwecken unter Verwendung von Marketingprinzipien.

Die Kernaussage dieser Definition umfasst:

  1. Beschaffung: Es geht darum, Ressourcen aus verschiedenen Märkten (Staat, Privatpersonen, Stiftungen, Unternehmen etc.) zu beschaffen.
  2. Planung: Fundraising ist mittel- und langfristig nur erfolgreich, wenn es systematisch geplant wird.
  3. Ressourcen: Es kann sich bei den benötigten Ressourcen um, Geld, Sachmittel oder ehrenamtliche Mitarbeit (Zeit- und Wissensspenden) handeln.
  4. am Gemeinwohl orientiert: Fundraising beschreibt die Finanzierung von nichtkommerziellen Organisationen. Es geht nicht um Wagniskapital oder ähnliches.
  5. Marketingprinzipien: Fundraising basiert auf Marketingprinzipien und hat mit Märkten, Zielgruppen, Austauschprinzipien und Kundenbindungsprozessen zu tun.

Beim Fundraising geht also nicht nur um Bargeld. Beschaffung von Ressourcen kann für Ihre Organisation auch bedeuten, dass Sie gezielt ehrenamtliche Unterstützer suchen und ansprechen, die Ihnen Arbeitskraft und Know-how zur Verfügung stellen. Es kann sich zum Beispiel um Menschen handeln, die kein Geld, aber fundierte Ahnung von Computern haben. Wenn Sie diese Fachleute von Ihrer Sache bzw. Ihrer Mission überzeugen können, spenden sie Ihnen 9Zeit und Wissen. Wenn es Ihnen gelingt, diese Ehrenamtlichen dauerhaft an Ihre Einrichtung („Organisation“ oder „Einrichtung“ werden im Folgenden synonym als Oberbegriffe für nichtkommerzielle Träger verwendet. Sie repräsentieren sowohl Vereine, Universitäten, (frei-gemeinnützige) Kliniken oder andere nichtkommerzielle Institutionen wie Schulen, Museen etc.) zu binden, können sie später zu Spendern werden und Ihnen am Ende sogar einen Teil des Erbes vermachen. Wenn Sie also beim Thema Fundraising zuerst an „Fun“ gedacht haben, lagen Sie nicht falsch. Fundraising hat immer mit Kommunikation, Vertrauen und Sympathie zu tun. Dieser zwischenmenschliche Beziehungsaufbau zu potenziellen Geldgebern und Förderern soll natürlich Spaß machen und ebenso die dazu gehörige Planung. Womit Fundraising nichts zu tun hat, ist Betteln, Schnorren oder Abzocken.

1.2 Zahlen und Fakten


Da Geld oder geldwerte Leistungen eine zentrale Rolle für das Überleben nicht-kommerzieller Organisationen spielen, lohnt sich ein Blick auf die Volumina der potenziellen Gebermärkte.

Das Geldvermögen der privaten Haushalte stieg in Deutschland nach Angaben der Deutschen Bundesbank bis Ende 2011 auf ein Rekordhoch von mehr als 4,75 Billionen Euro. Die Sparquote liegt seit Jahren unverändert bei etwa 0,1, das heißt, die Deutschen legen durchschnittlich 10 Prozent ihres verfügbaren Einkommens zurück. Das Geldvermögen in Österreich betrug 498 Milliarden und lag bei rund 59.346 Euro pro Nase. Auf Platz 1 der reichsten Bürger rangieren mit einem Durchschnittsvermögen von über 207.000 Euro pro Person die Schweizer. (Vgl. Allianz...

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