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Funktionen des Darstellenden Spiels im Unterricht der Grundschule

AutorKathrin Schwarz
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2003
Seitenanzahl93 Seiten
ISBN9783638167826
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Pädagogik - Schulpädagogik, Note: 2,7, Freie Universität Berlin (Erziehungswissenschaft und Psychologie / Grundschulpädagogik), Veranstaltung: Examen, Sprache: Deutsch, Abstract: In den letzten Jahren vermehren sich die Forderungen nach neuen Lernformen im Unterricht der Grundschule. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, den Unterricht für die Schüler und den Lehrer interessanter und wirksamer zu gestalten als es der Frontalunterricht vermag. Wochenplanunterricht, handlungsorientierter und auch fächerübergreifender Unterricht sind nur einige Stichworte. Auch die Musisch-Ästhetische Erziehung bemüht sich um ein Unterrichtsprinzip, bei welchem die Schüler spielerisch und experimentell tätig werden können und der Einsatz des Körpers sowie aller Sinne Beachtung findet. In dieser Arbeit wird das Darstellende Spiel - ein wesentlicher Bereich der Musisch-Ästhetischen Erziehung - als eine innovative und produktive Lernform für den Unterricht der Grundschule vorgestellt. Ziel wird es sein, die pädagogischen Funktionen dieses Unterrichtsmittels darzulegen und auf den Stellenwert des Darstellenden Spiels für den Unterricht der Grundschule aufmerksam zu machen.

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3.2. Formen des Darstellenden Spiels


Bei den Formen des Darstellenden Spiels lassen sich zwei Typen unterscheiden: das personale Spiel und das mediale Spiel Das mediale Spiel umfasst alle Spielformen, die das Spielgeschehen primär durch ein Medium gestalten (z.B. Schattentheater, Maskenspiel, Puppentheater, usw.). Personale Spiele hingegen sind Darstellungsformen, die den Körper der spielenden Person zum Instrument der Darstellung von Handlungen, Situationen oder Gefühlen haben. 32 Obwohl das mediale Spiel auch vielerlei Lernmöglichkeiten im Unterricht bietet (z.B. ästhetisch-gestalterische Förderung), wird es in dieser Arbeit nicht weiter berücksichtigt, da es zu sehr das Darstellende Spiel an sich und nicht die Verwendung als Unterrichtsmittel in den Vordergrund rückt. Die folgenden begrifflichen Beschreibungen erheben zudem keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da die Vielfalt der Möglichkeiten den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Es werden daher nur einige bedeutende Formen des Darstellenden Spiels vorgestellt. Aufwärmspiele

Aufwärmspiele sind Bewegungs- und Spielformen im Kreis oder im offenen Raum, die dazu dienen sollen, eine Spielatmosphäre zu schaffen und die Schüler auf das Darstellende Spiel vorzubereiten. Ein solches Aufwärmspiel wäre zum Beispiel ein Kennenlernspiel, bei dem sich die Schüler gegenseitig einen Ball zuwerfen und ihre Namen nennen o der das Kontaktspiel 33 , bei dem sich alle Schüler an den Händen fassen und auf ein Zeichen des Lehrers Impulse wie z.B. ein Händedruck oder ein Streicheln weitergegeben werden. Übungen

Übungen dienen der Heranführung der Schüler an das Darstellende Spiel. Mit Übungen können spezifische Einzelaspekte schauspielerischen Vermögens trainiert werden. Diese

können zum Beispiel die Atmung, das Sprechen, die Artikulation oder die körperliche Ausdrucksgestaltung bewusst machen und fördern. Übungen können aber auch d azu dienen, verschiedene Formen des Darstellenden Spiels zu erarbeiten. Übungen zur Sprechgestaltung könnten z. B. Sätze sein, die von den Schülern gesprochen werden, um die Artikulation eines bestimmten Lauts zu trainieren (Bsp.: „ Am Anfang aß Anna abends alle Aale.“). Eine Übung zur Einführung in das Darstellende Spiel wäre die 3 -Schritt-Improvisation. Durch sie lernen die Schüler die Grundelemente von szenischer Darstellung. Bei der 3 -Schritt-Improvisation müssen zwei Schüler in drei Zügen aufeinander reagieren. Der eine Schüler stellt z.B. Wut auf den Partner dar, indem er die Fäuste gegen ihn erhebt. Der andere Schüler muss nun darauf reagieren. Er kann sowohl „zurückschlagen“ als sich auch überlegen abwenden oder eine ganz andere Reaktion als vermutet darstellen. Auf diese Reaktion muss nun wieder der erste Spieler reagieren. Dies kann sowohl nur pantomimisch als auch in 1 -Wort-Sätzen oder kleineren Szenen geschehen. Kreisspiele

Kreisspiele werden mit der ganzen Klasse im Kreis durchgeführt. Bei Kreisspielen können z.B. Lieder mit Spielbewegungen einzeln (z.B. „ Ein kleiner Matrose“ 34 ) oder mit dem Partner (z.B. „Brüderlein, komm tanz’ mit mir“ 35 ) begleitet werden, oder es können erste kleine Rollen in Spielliedern (z.B. „Das Katzentatzentanzspiel“ 36 ) übernommen werden. Hierbei können einige Kinder schon Einzelrollen in der Kreismitte übernehmen. Der Kreis kann auch geöffnet werden, so dass sich zwei Schülerreihen gegenüberstehen und einen Dialog, z.B. im Sinne eines Frage- und Antwortspiels (Bsp.: „Die Herren aus Senevi“ 37 ) durchführen.

Kreisspiele eignen sich besonders zum gegenseitigen Kennenlernen und sind eine angemessene Grundform des Darstellenden Spiels in den Anfangsklassen. Diese Art des Spiels soll eine pädagogische Hilfe für die Schüler sein, indem es ihnen ein Zugehörigkeitsgefühl vermittelt: alle handeln zugleich. „In der ersten, z.T. auch noch zweiten Grundschulklasse sollte diese Spielform selbstverständlich und organisch in den Raum der Schule hineinreichen. Der Weg entspricht der kindlichen M entalität, er ist ursprünglich, weil das tänzerische und gemeinsame Tun dominiert, er ist umfassend, weil er mehrere musische Elemente zugleich aufgreift. Vor allem aber bietet er die Gelegenheit, alle Kinder einer Klasse einzubeziehen und sie miteinander ‚tun’ zu lassen.“ 38 Außerdem verhindert der Kreis, dass einzelne Schüler herausgestellt und Kinder mit eingeschränkter

Darstellungskraft vom Spiel ausgeschlossen werden, obwohl die aktive Teilnahme gerade für sie besonders wichtig ist. Ein weiterer Vorteil von Kreisspielen ist, dass sie überall und mit einer beliebigen Teilnehmerzahl durchgeführt werden können. Den Kreisspielen ähnlich sind die schon erwähnten Reihenspiele sowie die Brückenspiele, bei denen die Kinder aus ihren Körpern Tore bilden. Bei all diesen Spielen bedarf es keiner Requisiten, da die Kinder selbst die benötigten Gegenstände darstellen oder diese pantomimisch verwenden.

Alle im Folgenden beschriebenen Spielformen basieren auf dem Grundprinzip der Improvisation. Improvisationen sind spontane Inszenierungen von Situationen oder Charakteren. Der konkrete Handlungsablauf sowie das Ergebnis der zu spielenden Szene wird zuvor nicht festgelegt. Die Art und Weise der Darstellung, Mimik und Gestik sowie die zu wählende Sprache obliegen den Darstellern und sind somit prozessorientiert. Durch das Beobachten der eigenen darstellerischen Gestaltung und der Reaktion der Zuschauenden findet der Darsteller eine persönliche, ihm eigene Ausdrucksform. Stegreifspiele

Ursprung des Wortes Stegreifspiel ist der „Stegreif“, also im eigentlichen Sinne der Steigbügel eines Reiters. Spielt man beim Stegreifspiel „aus dem Stegreif“, so b edeutet das, dass der Spieler „ohne sicheren und festen Halt ins Spiel geht.“ 39 Ein Stegreifspiel ist also die Darstellung von Szenen ohne Textvorlage, die aus dem Augenblick heraus gestaltet werden. Es entsteht aus einer knappen Themenvorgabe und einem kurzen, klärenden Lehrer-Schüler-Gespräch. Fast alles kann Spielanreiz sein: Bilder, Gegenstände oder Reizwörter können als Vorlage dienen.

Die Schüler können aus verschiedenen Einzelbildvorlagen (z.B. ein Bild eines Flusses, eines Mädchens und eines Balls), Gegenständen oder Reizwörtern eine eigene Geschichte entwerfen und diese gestalten. Gibt der Lehrer eine Bildergeschichte vor, so wird ihnen durch die Bindung an den Handlungsablauf eine Strukturierung der Szene vorgegeben. Der Lehrer kann auch eine kurze Szenenbeschreibung geben, deren Ausführung dann den Schülern überlassen ist (z.B. „Harry leiht Anna seine Spielzeugfeuerwehr. Als sie damit spielt, geht die Feuerwehr durch einen heranfliegenden Ball kaputt. Wer hat den Ball geworfen? Wie geht es weiter?“). Auch durch das Erfinden einer Geschichte bei vorgegebenem Anfangs- und Schlusssatz kann eine Stegreifszene entstehen. Eine musikalische Vorlage oder ein Requisit/Kostüm kann ebenso Vorlage für ein Stegreifspiel sein.

Zunächst kann das Stegreifspiel nur als Pantomime gespielt werden, damit sich die Schüler nicht auf Handlung und Sprache zugleich konzentrieren müssen. Haben sie etwas Übung und eine Darstellungsform für sich gefunden, so wird die Sprache automatisch hinzutreten. 40 Stegreifspiel bedürfen keiner abgesteckten Bühne und können somit jederzeit und überall stattfinden. Sie sind meist einmalig und sollten auch keine Vorführspiele, sondern ein Stück des Schulalltags sein.

Stegreifspiele können z.B. Geschehnisspiele sein, bei denen Alltagsbegebenheiten und Lebenssituationen in aufeinander folgenden Geschehnissen gespielt werden, ohne dass ein dramatischer Konflikt vorliegt 41 . Aber auch das Simultanspiel, bei dem an unterschiedlichen Orten gleichzeitig verschiedene Geschehnisse ablaufen, ist ein Stegreifspiel. Hier können z.B. Märchen auch ohne direkte zeitliche Abfolge dargestellt werden. An einer Stelle des Klassenzimmers agiert die böse Stiefmutter, während auf der anderen Seite die sieben Zwerge gemütlich beim Mittagessen zusammensitzen. Durch das Klassenzimmer kann währenddessen Schneewittchen streifen. Es finden also mehrere Geschehnisse simultan statt und alle sind am Spiel beteiligt. Auch Erzählspiele sind Stegreifspiele. Beim Erzählspiel kann entweder ein Text vorgetragen werden, zu dem parallel pantomimisch gespielt wird oder zwischen Textabschnitten werden kurze, besonders handlungsträchtige Szenen dargestellt, wodurch Zeit- und Ortswechsel ermöglicht werden, die sonst nicht darstellbar wären. Das Erzählspiel kann auch eine Verbindung zwischen den Einzeldarstellungen des Geschehnisspiels schaffen, wenn der Lehrer durch eine Erzählung die Geschehnisse miteinander verbindet. Beim Entscheidungsspiel, einem anderen Stegreifspiel, gibt der Lehrer eine Handlung vor, führt diese aber nicht zu Ende. Dadurch sind die Rollenbiographien und die Spielsituation schon festgelegt. Die Schüler müssen nun im Spiel den weiteren Handlungsverlauf (problemlösend) gestalten.

Im Folgenden werden zwei Sonderformen des Stegreifspiels vorgestellt:...

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