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E-Book

Fußballregeln für Fortgeschrittene

AutorOliver Noelle
VerlagBassermann
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783641219253
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,49 EUR
Immer am Ball
Jeden Samstag zur Bundesligazeit und ganz besonders während Großereignisse wie EM oder WM gibt es 22 Spieler auf dem Platz und mindestens 30 Millionen 'Trainer' und 'Schiedsrichter' im Stadion und am Bildschirm.

Dieses Buch enthält die offiziellen DFB-Fußballregeln inklusive der Änderungen zur Saison 2017/18 für alle, die was zu sagen haben möchten.

Das Buch

- erläutert die Regeln auf launige Weise und mit vielen Beispielen aus der Fußballgeschichte
- lässt Experten wie Patrick Ittrich knifflige Fragen klären
- gibt den Fußball-Angebern unter uns mit 'Paragraphenkicker-Kästen' ordentlich Material
- nennt skurrile Regeln aus der Zeit der Fußball-Urgroßväter
- und gibt am Ende auch Tipps für die elegantesten Schiedsrichter-Beleidigungen, für die es garantiert kein Stadionverbot gibt...



Oliver Noelle arbeitet als Sportreporter und freier Journalist in Hamburg.

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Leseprobe

Regel 2: Ball

Die Kugel, die Pille, die Murmel, die Kirsche, das Ei, das Leder – oder einfach im Regeljargon: der Ball. Ihm wird in den Fußballregeln einer der kürzesten Artikel gewidmet, gerade mal zwei Seiten lang.

Paragraphenkicker-Kasten:

Die Bälle unseres Lebens

Besonders für junge Fußballfans ist es heute wichtig, nicht nur im Trikot des Lieblingsstars selbst zu kicken, sondern möglichst auch mit dem entsprechenden Ball. Das ist die Chance für den Experten, von seinem eigenen Lieblingsball als Kind zu reden – und natürlich vom ersten offiziellen Spielball der Fußballgeschichte überhaupt: Es war der Telstar von Adidas für die Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko – benannt nach dem ersten zivilen Kommunikationssatelliten, den die NASA 1962 ins All schoss. Es folgten bei Weltmeisterschaften der Telstar Durlast (Deutschland 1974), Tango Durlast (Argentinien 1978), Tango Espana (Spanien 1982), Azteca Mexico (Mexiko 1986), Etrusco Unico (Italien 1990), Questra (USA 1994), Tricolore (Frankreich 1998), Fevernova (Japan/Südkorea 2002), Teamgeist (Deutschland 2006), Jabulani (Südafrika 2010) und Brazuca (Brasilien 2014).

Zunächst werden in Regel 2.1 die erforderlichen Maße des Balles genannt, die Fußball-Schlaumeier wie wir natürlich auswendig lernen:

Sämtliche Bälle müssen:

–kugelförmig sein,

–aus einem geeigneten Material bestehen,

–einen Umfang von mindestens 68 und höchstens 70 cm haben,

–zu Spielbeginn mindestens 410 und höchstens 450 g wiegen und

–einen Druck von 0,6–1,1 Atmosphären auf Meereshöhe (600–1100g/cm2) haben.

Es lohnt sich, die Zahlen der letzten drei Punkte auswendig zu lernen – so machen Sie im Gespräch ganz leicht einen sachkundigen Eindruck…

Bei den ersten zwei Punkten steckt der Teufel im Detail:

Viele Fußballfans wird es erstaunen, dass die geforderte Kugelförmigkeit nach streng wissenschaftlichen Gesichtspunkten erst 2010 mit dem WM-Ball „Jabulani“ erreicht wurde. In den knapp 150 Jahren zuvor waren die Bälle nie wirklich zu 100 Prozent kugelförmig – und deshalb, so fanden die Wissenschaftler weiter heraus, rotierten sie beim Schuss und flogen eben aus diesem Grund geradeaus. Seitdem die modernen Fußbälle aber absolut perfekt sind, flattern sie und sorgen für viele unangenehme Momente bei den Torhütern.

Früher bestanden Bälle tatsächlich noch aus Leder, seit der WM 1986 aber wird mit dem „Azteca Mexico“ Polyurethan verwendet – und hier können wir in der Kneipe oder in der Kurve richtig loslegen mit dem schönen Satz: „Das ist ein Kunststoff, der aus der Polyadditionsreaktion von Dialkoholen beziehungsweise Polyolen mit Polyisocyanaten entsteht“. Keine Sorge, da wird niemand nachfragen – und Sie haben Zeit zum Nachschieben: „Polyurethan wurde 1937 von dem deutschen Chemiker Otto Bayer entwickelt und steckt auch in Autositzen, Matratzen oder Schuhen.“

Ein Ball besteht aus zwölf Fünfecken und 20 Sechsecken aus diesem tollen Kunststoff – das nennt man in der Physik einen Ikosaederstumpf. Kein Wunder, dass mit so einem Ding manche Fußballer nicht umgehen können…

Paragraphenkicker-Kasten:

Die Regelhüter des IFAB

Wenn mal wieder jemand fragt, wer denn den neusten Blödsinn in Sachen Fußballregeln verzapft hat, können Sie glänzen: Es war das International Football Association Bord. Das Fifa-Gremium besteht heute aus jeweils einem Mitglied der Verbände Englands, Schottlands, Nordirlands und Wales’ (die Briten haben das Spiel erfunden und wachen mit Argusaugen darüber…) sowie vier Mitgliedern von der Fifa. Das IFAB berät und beschließt jedes Frühjahr mögliche Änderungen der Fußballregeln – 2018 trifft es sich bereits zum 132. Mal! Die erste Sitzung fand 1886 statt, und seit 1913 ist die 1904 gegründete Fifa mit dabei. Für eine Änderung der Regeln ist eine Mehrheit von sechs Stimmen erforderlich, wobei die Fifa-Stimmen immer im Block abgegeben werden.

Manchmal ist nicht nur bei einem Spiel die Luft raus, sondern auch beim Spielgerät. Regel 2.2 klärt den Fall eines beschädigten Balls:

Wenn der Ball beschädigt wird,

–wird das Spiel unterbrochen und

–mit einem Ersatz- und Schiedsrichterball an der Stelle fortgesetzt, an der der ursprüngliche Ball beschädigt wurde.

Wenn der Ball bei einem Anstoß, Abstoß, Eckstoß, Freistoß, Strafstoß oder Einwurf beschädigt wird, wird die Spielaufnahme wiederholt.

Wenn der Ball bei einem Strafstoß oder beim Elfmeterschießen beschädigt wird, während er sich nach vorne bewegt und bevor er einen Spieler, oder die Querlatte oder einen Torpfosten berührt, wird der Strafstoß/Elfmeter wiederholt.

Der Ball darf während des Spiels nur mit der Erlaubnis des Schiedsrichters ausgetauscht werden.

Ziel dieser Regel ist es, dass die Partie sofort unterbrochen wird, wenn ein Ball beschädigt wurde. In der belgischen Liga konnte dennoch Mittelfeldspieler Walter Baseggio vom RSC Anderlecht 2004 einen Treffer mit einem beschädigten Ball erzielen: Nach seinem Schuss platzte das Spielgerät, flog aber dann geradeaus weiter ins Gehäuse von RAA Louvieroise. Der Schiedsrichter entschied dennoch auf „Tor“ zum 1:1 für Anderlecht – er scheint der Einzige im Stadion zu sein, der es nicht gesehen hatte…

Frage an Patrick Ittrich:

Darf ein Schiedsrichter einen Treffer geben, der mit einem beschädigten Ball erzielt wurde?

„Laut Regel 2.2 muss der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen, wenn der Ball beschädigt wird. Mit einem beschädigten Ball soll und darf nicht Fußball gespielt werden. Die Frage ist hier allerdings, wann der Schiedsrichter erkennt, dass der Ball kaputt ist. Sieht er die Beschädigung, BEVOR der Ball die Torlinie überschreitet, pfeift er ab und gibt den Treffer nicht. Sieht der Schiedsrichter aber erst NACH Überschreiten der Torlinie, dass der Ball kaputt ist, muss er auf Tor erkennen.“

Rollt ein zweiter Ball aufs Spielfeld und irritiert die Spieler, muss der Schiedsrichter das Spiel ebenfalls unterbrechen (siehe Regel 5.3). Dies ist ein Fall, der gar nicht so selten vorkommt. Entweder gibt es ein Missverständnis mit den Balljungen, oder einer der Spieler oder Betreuer von der Ersatzbank wirft ganz bewusst einen zweiten Ball aufs Feld, um eine Unterbrechung zu provozieren. Kurios ist der Fall des DFB-Pokalspiels zwischen Alemannia Aachen und Waldhof Mannheim 1997, das praktisch durch einen Fan entschieden wurde: Bei einem Strafstoß für Aachen in der Verlängerung traf Mario Krohm im Nachschuss – doch hatte ein Mannheimer Anhänger einen zweiten Spielball, der zuvor von den Mannheimern auf die Tribüne geschossen wurde, genau in diesem Augenblick wieder aufs Feld geworfen. Der Mannheimer Keeper wurde irritiert, und der Unparteiische Dr. Markus Merk war gezwungen, den Treffer nicht zu geben. Am Ende siegte Mannheim im Elfmeterschießen und der Fußballregel-Gott weinte…

Noch bizarrer war der Fall eines ganz anderen zweiten Balles aus dem Jahr 2009: Ein junger Fan des FC Liverpool hatte beim Ligaspiel in Sunderland kurz nach Anpfiff einen großen roten Strandball mit Liverpool-Aufschrift in den Strafraum geworfen. Prompt traf Sunderlands Darren Bent bei einem Schuss in Richtung rechtes Torwarteck genau den Strandball – und dieser lenkte den Spielball unhaltbar ins linke Eck… Der Schiedsrichter entschied zu Unrecht auf „Tor“.

Paragraphenkicker-Kasten:

Dieser Ball sieht aus wie ein, igitt…

Die Urväter des Fußballs – ob nun im alten China, bei den Mayas oder den Römern auf den britischen Inseln – hatten natürlich noch nicht die heutigen, nach höchst wissenschaftlichen Gesichtspunkten hergestellten Fußbälle. Stattdessen begnügten sie sich zunächst mit zusammengebundenen Stoffresten oder den abgeschlagenen Köpfen ihrer Kriegsgegner. Angeblich waren es die Chinesen, die im ersten Jahrtausend nach Christus den luftgefüllten Ball erfanden. Seit den 1930er Jahren gibt es Bälle mit Blase und Ventil. Sie bestanden aus echtem Leder und waren daher braun. Für die bessere Sichtbarkeit im Fernsehen mussten die Bälle später weiß werden.

Die zusätzlichen Erläuterungen des DFB am Ende von Regel 2 fordern, dass der Schiedsrichter vor dem Spiel natürlich auch die Ersatzbälle prüft – und vor allem, dass er nach dem Spiel den Spielball dem Platzverein zurückgibt. Nur durch diesen Satz wird klar, warum die Unparteiischen sich manchmal ein wenig Zeit mit dem Halbzeitpfiff oder Abpfiff lassen und entspannt warten, bis der Ball in ihrer Nähe ist: Sie wollen sich das Spielgerät als erster schnappen, damit ihn nicht ein Spieler, der vielleicht drei Treffer damit erzielt hat und den Ball behalten will, zur Erinnerung klaut…

Paragraphenkicker-Kasten:

Fieser Tritt im Kampf um den Ball – mit einem Balljungen…

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