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E-Book

Gab es Gemeinwesenarbeit in der DDR?

AutorEric Schley
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl119 Seiten
ISBN9783640420865
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis36,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 2,0, Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit Dresden (FH), Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Diplomarbeit bearbeite ich die Fragestellung, ob es in der DDR Gemeinwesenarbeit gab. Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung war die unzureichende Klärung dieses Themas durch die bisherige Forschung. Gemeinwesenarbeit hat in der Sozialen Arbeit der Bundesrepublik Deutschland eine lange Tradition und prägte die Weiterentwicklung dieser in den letzten Jahrzehnten. Für das Sozialwesen der DDR, so kann man aus der Literatur entnehmen, spielte Gemeinwesenarbeit keine Rolle. Aber hat es Gemeinwesenarbeit dennoch gegeben? Intention meiner Arbeit ist es zu erforschen, ob es Gemeinwesenarbeit in der DDR gegeben hat. Es soll einen Beitrag zur Geschichte und Theorie Sozialer Arbeit leisten und versuchen eine Theorie zu generieren. Zur Klärung der Fragestellung konnte ich nur begrenzt auf Literatur zurückgreifen. So habe ich den Schwerpunkt auf qualitative Sozialforschung, in Form von Experteninterviews, gelegt. Die vier Experten haben Mitte der 1980er Jahre ihre Ausbildung zum kirchlichen Fürsorger in Potsdam absolviert und sammelten in der DDR praktische Erfahrungen mit Ansätzen der Gemeinwesenarbeit.

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Leseprobe

III.  Methodik der Interviews


 

1.  Gütekriterien und Bewertungskriterien qualitativer Forschung


 

Um die Qualität eines Forschungsprozesses sicher zu stellen, stellt sich die Frage nach den Gütekriterien. Auch unter dem Aspekt, dass Forschung nicht der Ge­fahr unterliegt, beliebig zu werden. Philipp Mayring weist in seiner „Einführung in die Qualitative Sozialforschung“ (1990) darauf hin, dass man Gütekriterien von quantitativen Methoden nicht einfach so auf qualitative Methoden übertragen kann. Das heißt, die klassischen Fragen in Bezug auf quantitative Methoden nach Validität, Reliabilität und Objektivität müssen in Bezug auf qualitative Methoden anders gestellt werden (vgl. Mayring 1990, 100ff).

 

Ines Steinke (1999) hat neue Gütekriterien für qualitative Methoden vorgeschlagen. Diese stehen allerdings vor dem Hintergrund, dass auch Gütekriterien der Methode angemessen sein sollten. Deshalb werde ich mich im Folgenden zwar an den von Steinke vorgeschlagenen Gütekriterien orientieren, wo sie aber auf meine Forschung nicht zutreffen, sie auch vernachlässigen. Statt der Begriffe: Validität, Reliabilität und Objektivität benutzt sie den Begriff Bewertungskriterien (vgl. Steinke 1999, 205f.). Sie hat sieben Bewertungskriterien aufgestellt:

 

(1) Intersubjektive Nachvollziehbarkeit; (2) Indikation des Forschungsprozesses und der Bewertungskriterien; (3) Empirische Verankerung der Theoriebildung und –prüfung; (4) Limitation; (5) Reflektierte Subjektivität; (6) Kohärenz; (7) Relevanz.

 

Im Folgenden habe ich zuerst das Kriterium benannt und anschließend fest­gehalten, wie ich das Kriterium erfüllt habe (erkennbar durch: „->“).

 

1.1  Intersubjektive Nachvollziehbarkeit


 

Dieses Kriterium führt Steinke deshalb auf, weil man in der qualitativen Forschung keinen Anspruch auf das Kriterium der intersubjektiven Überprüfbarkeit erheben kann. Das, was möglich ist, ist intersubjektive Nachvollziehbarkeit und sie bezeichnet deren Sicherstellung als Hauptkriterium. Steinke nennt drei Wege zur Sicherung dieses Bewertungskriteriums:

 

(1) die Dokumentation des Forschungsprozesses, (2) die Interpretation in Gruppen und (3) die Anwendung bzw. Entwicklung kodifizierter Verfahren.

 

 Zu (1): Die Dokumentation des Forschungsprozesses umfasst folgende Ebenen: (a) Dokumentation des Vorverständnisses -> Auf diesen Aspekt bin ich kurz in der Vorbemerkung eingegangen; (b) Dokumentation der Erhebungsmethoden und des Erhebungskontextes -> Dies ist unter der Überschrift „Datenerhebung“ zu finden; (c) Dokumentation der Transkriptionsregeln -> Diese sind unter der Überschrift „Datenaufbereitung“ zu finden; (d) Dokumentation der Daten -> Die transkribierten Interviews mit Nummerierung der Abschnitte sind in der Anlage zu finden; (e) Dokumentation der Auswertungsmethode -> Diese ist unter „Datenauswertung“ zu finden; (f) Präzise Dokumentation -> Meine Datenquellen sind die Literatur, die im Literaturverzeichnis zu finden ist, die transkribierten Interviews und Dokumente als Fotokopien von Mitschriften aus der Ausbildung eines Interviewten. Ich habe mich bemüht, dass alle Informationen im Text auf die entsprechenden Quellen zurückzuführen sind. (g) Dokumentation von Ent­scheidungen und Problemen -> Wo diese aufgetreten sind, habe ich sie dar­gestellt. (h) Dokumentation der Kriterien -> Das wird an dieser Stelle behandelt. (i) Reflexive Dokumentation meint die Darstellung selbstreflexiver Analysen des/der ForscherIn im Forschungsprozess. -> Da ich am Anfang nicht eingeplant hatte, dies während des Forschungsprozesses aufzuzeichnen, ist es mir jetzt nicht mehr möglich, dies festzuhalten.

 

Zu (2): „Interpretationen in Gruppen sind eine diskursive Form der Herstellung von Intersubjektivität und Nachvollziehbarkeit durch expliziten Umgang mit Daten und deren Interpretationen“ (ebd., 214). -> Die Kategorisierung der Daten, als auch die daraus entstandene Darstellung der Daten habe ich, soweit es möglich war, nicht allein gemacht, sondern zu zweit.

 

Zu (3): -> Die Datenerhebung, sowie die Datenauswertung sind angelehnt an kodifizierte Verfahren. Erstere an den Modellen des Problemzentrierten Inter­views (PZI) und von ExpertInneninterviews und Letztere an Auswertungs­methoden des PZI (vgl. ebd. 207ff).

 

1.2  Indikation des Forschungsprozesses und der Bewertungskriterien


 

Mit diesem Kriterium soll die Gegenstandsangemessenheit überprüft werden. Dies soll auf folgenden Wegen geschehen:

 

(1) Indikation qualitativen Vorgehens angesichts der Fragestellung; (2) Indikation der Methodenwahl: Sind die Methoden gegenstandsangemessen?; (3) Indikation von Transkriptionsregeln; (4) Indikation der Samplingstrategie; (5) Indikation der methodischen Einzelentscheidung im Kontext der gesamten Untersuchung und (6) Indikation von Bewertungskriterien.

 

Zu (1): Hier ist die Frage zu klären, ob nicht andere Verfahren angemessener wären. -> Das qualitative Vorgehen ist hier angebracht, da es sich um Einzelfälle handelt und darum geht, Sichtweisen bestimmter Menschen zu erfahren, was in dieser Komplexität nur über diskursive Verfahren möglich ist.

 

Zu (2): Die Beantwortung dieser Frage umfasst wieder mehrere Ebenen: (a) Wurde den Äußerungen und Bedeutungen der Untersuchung hinsichtlich des Untersuchungs-gegenstandes ausreichend Spielraum eingeräumt? -> Meiner Meinung nach kamen die subjektiven Sichtweisen in Bezug auf das Thema gut zum Ausdruck. (b) War der Forscher längere Zeit im Feld anwesend? -> Nein, ich war nicht längere Zeit im Feld anwesend, bringe aber Vorwissen in den Forschungsprozess mit ein. (c) Besteht ein Arbeitsbündnis zwischen Forscher und Informant? -> Lediglich zu einem Befragten, zu J.B., besteht zum Zeitpunkt des Interviews ein Arbeitsbündnis. J.B. war jahrelang mein Dozent und ich werde bei ihm zwei mündliche Diplomprüfungen ablegen. Jedoch kann ich sagen, dass die Interviews durch „Offenheit, Vertrauen, Arbeitsbereit­schaft und […] einem möglichst geringen Machtgefälle zwischen Forscher und Informant gekennzeichnet“ (ebd., 217) waren. (d) Wurden die Methoden gegen­standsangemessen ausgewählt? -> Ja, wie die Darstellung der Methoden zeigt, d. h. aus meiner Perspektive. Ja, weil mir die benutzte Methode in dem mir zur Verfügung stehenden begrenzten Rahmen ermöglicht hat, an die von mir ge­wünschten Daten zu gelangen. (e) Wurden gegenstandsangemessene Methoden entwickelt? -> Nein. Ich habe auf schon existierende Methoden zurückgegriffen und keine neuen Methoden entwickelt. (f) Ermöglichen die verwendeten Ver­fahren Irritationen des Vorwissens? -> Die offene Atmosphäre der Interviews trägt, meines Erachtens dazu bei, dass die Befragten auch Sachen sagen können, die von mir nicht vorhergesehen werden können. Die Auswertungsmethode ist jedoch nicht mit dem Ziel gewählt, dass sie Irritationen in der Analyse der Inter­views ermöglicht. Sie soll lediglich die verschiedenen Sichtweisen der Interview­partner wiedergeben.

 

Zu (3): Zwei Kriterien für die Transkription sind: (a) Handhabbarkeit und (b) Lesbarkeit, leichte Erlernbarkeit und Interpretierbarkeit. -> Für mich sind beide Punkte erfüllt, da ich einerseits die Interviews wortwörtlich abgeschrieben habe und andererseits aber nicht viel Wert auf Details wie z. B. die genaue Dauer von Pausen gelegt habe, da es mir mehr um die Inhalte ging als um die Struktur des Gespräches.

 

Zu (4): Inwiefern ist die Auswahl der zu untersuchenden Fälle indiziert? „Was als guter Fall gilt, ist kaum abstrakt, sondern nur in Bezug auf die jeweilige Frage­stellung, Methode und den Gegenstand zu entscheiden“ (ebd. 219). -> Drei der vier von mir benötigten Experten habe ich aufgrund der Empfehlung meines Dozenten, J.B., interviewt. Die hier genannten Kriterien für eine/n gute/n InformantIn, „Wissen und die Erfahrung, die der Forscher benötigt, ein gutes Reflexions- und Artikulationsvermögen, Zeit für Interviews und er ist motiviert, an der Studie teilzunehmen“ (ebd.) treffen, meines Erachtens, auf die befragten Personen zu.

 

Zu (5): Hier gibt es auch wieder verschiedene Aspekte zu unterscheiden: (a) Sind die Methoden coindiziert? -> Die Methoden der Erhebung und der Auswertung stehen in direktem Zusammenhang und passen somit zueinander. (b) Ist das Untersuchungsdesign unter forschungspragmatischer Perspektive realisierbar? -> Angesichts der vorhandenen Zeit- und Personenressourcen scheint es zu passen.

 

Zu (6): Bei jeder Untersuchung müssen dem Gegenstand, der Methode und der Fragestellung angemessene Kriterien ausgewählt bzw. entwickelt werden.

 

-> Dies ist vor der Untersuchung nicht passiert bzw. nicht so, dass ich die Kriterien auch festgehalten habe. Ich gehe jetzt, im Nachhinein der Unter­suchung, die einzelnen Kriterien durch, um...

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