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E-Book

Gastroenterologie bei Hund und Katze

Klinik - Diagnostik - Therapie

Autorund Jan S. Suchodolski
VerlagSchlütersche
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl400 Seiten
ISBN9783842685307
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis129,99 EUR
Dieses Buch ist ein Standardwerk zur Gastroenterologie bei Hund und Katze. Das Autorenteam von 30 international renommierten Spezialisten aus Europa und den USA liefert den 'State of the Art' dieser Fachdisziplin und stellt den derzeitigen Standard in Diagnostik und Therapie gastrointestinaler Erkrankungen vor.

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Leseprobe

1 Diagnostische Verfahren


1.1 Klinische Anamnese


OLIVIER DOSSIN

1.1.1 Einleitung


Die Erstellung einer detaillierten Anamnese ist für die meisten Kleintierpatienten genauso wichtig wie die Aufnahme von Befunden während der klinischen Untersuchung. Dies trifft insbesondere für Erkrankungen des Digestionsapparates zu, da hier die klinischen Symptome oft nicht direkt während der klinischen Untersuchung beobachtet werden können, sondern vom Patientenbesitzer übermittelt werden. Daher bedarf es der Kompetenz des Klinikers zur zielgerichteten Befragung des Patientenbesitzers, welche in individueller Abstimmung auf den jeweiligen Fall erfolgen sollte.

Einige grundlegende Richtlinien sowie vorgeschlagene Schritte für die Erhebung der Anamnese sind in den Tabellen 1.1 und 1.2 aufgeführt. Dabei sind Beobachtungen seitens des Patientenbesitzers, welche eine wertvolle Ergänzung für die Diagnosefindung darstellen, eindeutig von solchen abzugrenzen, die möglicherweise auf irrtümlichen Schlussfolgerungen oder Missinterpretationen des Besitzers beruhen. Beispielsweise werden die Begriffe Erbrechen und Regurgitation oft synonym verwendet. Derartige Missverständnisse können vermieden werden, indem Patientenbesitzer die von ihnen beobachteten Symptome mit eigenen Worten schildern.

Das Signalement des Tiers kann ebenfalls hilfreich sein, da für zahlreiche gastrointestinale Erkrankungen Alters- bzw. Rasseprädispositionen bekannt sind (Tab. 1.3, 1.4). Ebenso empfiehlt es sich, Informationen bezüglich des Impfstatus und der aktuellen Medikation einzuholen, da die Anwendung einer Vielzahl von Medikamenten mit Nebenwirkungen am Gastrointestinaltrakt einhergehen kann (z. B. können nichtsteroidale Antiphlogistika [NSAID] Ulzerationen der Magenschleimhaut verursachen oder die Anwendung verschiedener Antibiotika zu Durchfall führen). Über eine Intoleranz gegenüber Anästhetika wurde bei Patienten mit Lebererkrankungen, insbesondere solchen, die mit einem portosystemischen Shunt einhergehen, berichtet.1

Eine ordnungsgemäße Dokumentation ist nicht nur im Hinblick auf etwaige Nachuntersuchungen unerlässlich. Im Allgemeinen empfiehlt es sich, alle während der Anamnese erhobenen Befunde schriftlich festzuhalten, was in der Folge unter anderem zur Einschätzung des Schweregrades der Erkrankung sowie für Nachuntersuchungen von Nutzen sein kann.

Tabelle 1.1: Zu evaluierende Parameter bei der Erstellung der Anamnese für Patienten mit gastrointestinaler Symptomatik2,7,9

Signalement

Hauptsymptom

Aktueller medizinischer Vorbericht (chronologisch geordnet, einschließlich Vorbehandlungen)

Vorangegangener medizinischer Bericht

Überblick über die Organsysteme

Aktueller Gesundheitszustand (einschließlich Umgebungs- und Futteranamnese)

Tabelle 1.2: Richtlinien zur Erstellung der Anamnese für Patienten mit gastrointestinaler Symptomatik11,12

Es sollte mit dem Hauptsymptom begonnen werden.

Es sollten zunächst breit gefächerte Fragen gestellt werden.

Es sollten kurze und bündige Fragen (solche, die mit wenigen Worten wie »Ja« oder »Nein« oder »Ich weiß nicht« beantwortet werden können) folgen, um vorherige Antworten zu bestätigen.

Es sollten die eigenen Worte des Patientenbesitzers benutzt werden, um eine Verwechselung dessen, was der Besitzer wirklich meint, zu vermeiden.

Der Patientenbesitzer sollte nicht mit zu vielen Fragen überhäuft werden.

Die Kombination mehrerer Fragen sollte vermieden werden.

Es sollte versucht werden, beruhigend auf den Patientenbesitzer einzuwirken.

Die Aufmerksamkeit des Besitzers sollte auf die Schwerpunkte der Anamnese gelenkt werden.

Kategorische Antworten oder Urteile sollten während der Erstellung der Anamnese vermieden werden.

Während der Erstellung der Anamnese sollten externe Unterbrechungen vermieden werden.

Tabelle 1.3: Vermutete oder bekannte Rasseprädispositionen gastrointestinaler Erkrankungen der Katze3,6,14

RasseKrankheitsprädisposition
AbessimierAmyloidose der Leber
ManxKotinkontinenz, Konstipation
Orientalische KurzhaarAmyloidose der Leber
PerserPortosystemische Gefäßanomalien
SiameseMegaösophagus, Amyloidose der Leber, Pylorusstenose, intestinale Neoplasien

Tabelle 1.4: Vermutete oder bekannte Rasseprädispositionen für gastrointestinale Erkrankungen des Hundes3,6,13

RasseKrankheitsprädisposition
Australian Cattle DogPortosystemische Gefäßanomalien
BasenjiImmunproliferative lymphozytär-plasmazelluläre Enteritis
Bedlington TerrierChronische Hepatitis aufgrund von Kupfer-Speicherkrankheit
Belgischer SchäferhundMagenkarzinom
Border CollieSelektive Malabsorption von Cobalamin
Boston TerrierStenose des Pylorus-Schließmuskels, Gefäßringanomalie
Bouvier des FlandresDysphagie, im Zusammenhang mit Muskeldystrophie
BoxerEosinophile Enteritis, lymphozytär-plasmazelluläre Kolitis, histiozytäre ulzerative Kolitis, Stenose des Pylorus-Schließmuskels
Brachyzephale RassenHiatushernie, Pylorusstenose
Cairn TerrierPortosystemische Gefäßanomalien
Cocker SpanielChronische Hepatitis und Leberzirrhose
DalmatinerMit Kupfer-Speicherkrankheit assoziierte chronische Hepatitis
Deutsche DoggeMagendilatation-Volvulus-Syndrom
Deutscher SchäferhundExokrine Pankreasinsuffizienz, Megaösophagus, Parvovirus-Enteritis, lymphozytär-plasmazelluläre Enteritis, eosinophile Enteritis, idiopathische Leberfibrose, Gefäßringanomalie, Perianalfistel, bakterielle Dysbiose des Dünndarms
Dobermann PinscherParvovirus-Enteritis, eosinophile Enteritis, chronische Hepatitis
Englische BulldoggeGefäßringanomalie, Konstipation, Kotinkontinenz
Irischer SetterMegaösophagus, Magendilatation-Volvulus-Syndrom, Glutenenteropathie, Gefäßringanomalie
Irischer WolfshundPortosystemische Gefäßanomalien (intrahepatischer Shunt)
Labrador RetrieverMegaösophagus, portosystemische Gefäßanomalien, chronische Hepatitis
Lhasa ApsoChronische hypertrophe Pylorus-Gastropathie
MalteserChronische hypertrophe Pylorus-Gastropathie, portosystemische Gefäßanomalien
Norwegischer LundehundEnteropathie mit Proteinverlust, Lymphangiektasie
PekineseChronische hypertrophe Pylorus-Gastropathie
Rauhaar CollieExokrine Pankreasinsuffizienz, Magenkarzinom
RiesenschnauzerSelektive Malabsorption von Cobalamin
RottweilerParvovirus-Enteritis, eosinophile Enteritis
Shar-PeiAmyloidose der Leber, Hiatushernie, Enteropathie mit Proteinverlust, lymphozytär-plasmazelluläre Enteritis, eosinophile Enteritis, Cobalaminmangel
Shi TzuChronische hypertrophe Pylorus-Gastropathie
Skye TerrierChronische Hepatitis aufgrund von Kupfer-Speicherkrankheit
Soft Coated Wheaten TerrierProteinverlust-Enteropathie und/oder -Nephropathie
StandardpudelLobulär dissezierende Hepatitis
West Highland White TerrierChronische Hepatitis aufgrund von Kupfer-Speicherkrankheit
Yorkshire TerrierAkute Pankreatitis, portosystemische Gefäßanomalien, intestinale Lymphangiektasie, chronische hypertrophe Pylorus-Gastropathie
ZwergschnauzerPankreatitis, portosystemische Gefäßanomalien

1.1.2 Anamnese spezifischer gastrointestinaler Symptome


Dieses Kapitel soll schwerpunktmäßig die wichtigsten spezifischen...

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