Gefangenschaft in den Kreuzfahrerstaaten

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Erscheinungsjahr | 2008 |
Seitenanzahl | 28 Seiten |
ISBN | 9783640184361 |
Format | PDF |
Kopierschutz | kein Kopierschutz DRM |
Geräte | PC MAC eReader Tablet |
Preis | 7,99 EUR |
Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,7, Ruhr-Universität Bochum, 18 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Kriegsgefangenschaft ist eine der zutiefst traumatisierenden Erfahrungen, die ein
Mensch in seinem Leben machen kann. Das Erlebnis der Beschneidung persönlicher
Freiheit in Kombination mit der oft vorhandenen Ungewissheit über die zu
erwartende Dauer der Gefangenschaft üben starken psychologischen Druck auf den
Gefangenen aus und die Haftbedingungen sind nicht selten schlecht. Dennoch kann
sich ein Kriegsgefangener zumindest in der Theorie heute sicher sein, dass die
Gefangenschaft keine unmittelbare Gefahr für sein Leben bedeutet und seine
jeweilige Regierung sich diplomatisch und ggf. militärisch für seine Befreiung
einsetzen wird.
Diese Situation ist jedoch das Resultat eines graduellen Entwicklungsprozesses:
Erst durch das internationale Völkerrecht in seiner Kombination mit Vereinbarungen
wie der Genfer Konvention wurde in den letzten Jahrzehnten ein
länderübergreifender Rechtsraum geschaffen, der sich über alle Unterzeichnerstaaten
erstreckt und selbst im Konfliktfall humanitäre Mindeststandards garantiert. Der
Rechtsstatus des Kriegsgefangenen, beginnend in einem üblicherweise durch ein
Ritual markierten Moment der Gefangennahme (weiße Flagge, Handschlag etc.), ist
zudem heute in fast allen Staaten der Welt zumindest formal vorhanden und mehr
oder minder klar definiert.
Demgegenüber steht die Situation des Gefangenen im Mittelalter, insbesondere zur
Zeit der Kreuzzüge: Der formale Rechtsstatus von Gefangenen änderte sich hier zwar
ebenfalls von einer Sekunde zur anderen und war durch Rituale markiert, prinzipiell
bot der Status 'Gefangener' jedoch keine Garantie auf körperliche Unversehrtheit.
Das Leben eines Gefangenen hing vielmehr von vielen verschiedenen und teilweise
diffus interdependenten Faktoren ab: vom Moment der Unterwerfung, von der
initialen Reaktion des Gefangennehmers im Moment der Gefangennahme sowie
natürlich von den täglichen Bedingungen in der folgenden Gefangenschaft1, die selbst
für Gefangene mit höchstem sozialem Status zunächst nicht zwingend garantiert
waren. Die Auslösung eigener Gefangener galt zudem auf christlicher Seite mehr als Ausdruck christlicher caritas denn als moralische Pflicht des kriegführenden
Herrschers.