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E-Book

Gehasster Sohn - Geliebter Zögling

Weißt´eh warum?

AutorRobert Volek
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl248 Seiten
ISBN9783743122017
Altersgruppe12 – 
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Gehasster Sohn - Geliebter Zögling Abrechnung mit der Mutter, die Robert immer gehasst hatte, ja noch immer hasst. Abrechnung mit dem System, der 20 jährigen Heimerziehung. Abrechnung mit der Zeit nach Heimentlassung und der Behördenwillkür. Robert hatte in den 20 Jahren Heimaufenthalt, in Heimen der Gemeinde Wien, nichts anderes kennengelernt, als Drill, Missbrauch, sexuellen Missbrauch, Folter und eisernen Gehorsam. Er wurde gezwungen, seine natürliche und kindliche Entfaltung zu unterdrücken und so zu leben, wie die schwarze Pädagogik es vorgeschrieben hat. Sein Wille wurde in den Heimen gewaltsam gebrochen. Die "Schwarzen Pädagogen und Psychologen" hielten in ihrem Gutachten fest, dass Robert "misshandlungsgefährdet" sei. Damit haben sie Robert zum Freiwild für Erziehungskräfte und Lehrer erklärt. In vier Teilen und einem Gedanken danach versucht Robert seine schreckliche Vergangenheit aufzuarbeiten und mit ihr abzurechnen.

Robert Wolfgang Volek, geb. 8. Februar 1951, 1180 Wien, Semmelweiß-Klinik. Er war in der Zufluchtsstätte für obdachlose Mütter auf die Welt gekommen, um nach 3 Wochen ins Zentralkinderheim überstellt zu werden. Er erlernte den Beruf Tischler. Bei den Wiener Linien war er über 23 Jahren beschäftigt, um krankheitshalber in den Ruhestand versetzt zu werden. Seit Dezember 2005 ist er in Ruhestand.

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Leseprobe

Teil 2


Austritt aus dem Kinderheim

Direktor Häusler verabschiedete sich von Robert. „Volek, ich wünsche dir alles Gute für deinen Beruf und privat!“ Er gab Robert die kraftlose Hand. Die dünne weiße Hand fühlte sich an, als hätte Häusler nie hart arbeiten müssen. „Danke, Herr Direktor!“ Robert schnappte seine Habseligkeiten und fuhr nach „Hause“ zu seiner Mutter. Wien 12. Bezirk, Fockygasse 40. Diese Adresse sollte für Robert das neue Zuhause sein.

Robert war bei seiner Wahltante Hella Untermaier, einer Freundin seiner Mutter. Sie hatte Robert ersucht, im Keller etwas Holz für den Winter zu hacken. Tante Hella wohnte im 14. Bezirk, Märzstraße, in einem alten Gemeindebau. Sie war schon an die 70 Jahre alt. Robert konnte seine Tante gut leiden. Sie verstand Robert, wenn er Sorgen hatte und gab ihm immer gute Ratschläge. Sie war eine Art Ersatzmutter für ihn.

Tante Hella

„Hast eh an Hunger, wie ich dich kenne? Gell, Robert?“ – „Ja, Tante Hella.“ – „Ich habe eine Nudelsuppe. Nachher gibt’s ein Wiener Schnitzerl!“ – „Jö! Wann hab’ ich das letzte Mal ein Schnitzerl gegessen?“ Robert brauchte nicht lange nachzudenken. „Ich denke, am Heiligen Abend, bei der Weihnachtsfeier haben wir Schnitzerl bekommen! Das war aber flachsig und zäh.“ – Tante Hella lachte. „Armer Bua! Was bekommt ihr sonst zum Essen?“ Er grübelte ein wenig nach. „Am Sonntag gibt es manches Mal ein faschiertes Laberl (Laibchen) mit Erdäpfelpüree. Unter der Woche gibt’s einbrannten Köch (Blumenkohl) mit Brot oder Brösel Nudeln mit einer Marmeladesauce.“ Marmeladesauce war in Hütteldorf gerne hergestellt worden. Die Marmelade wurde mit Wasser verdünnt und aufgekocht. Robert reckte es bei dem Gedanken, diese Sauce essen zu müssen. „Sonst gibt es Griess-Ziegel mit verdünntem Himbeersaft!“ – „Was gibt es?“ Tante Hella lachte. – „Griess-Pudding mit verdünntem Himbeersaft!“ Den Himbeersaft mochte Robert besonders gerne trinken. Nur der feste Griess-Ziegel wollte partout nicht in den Magen wandern.

Das Küchenpersonal machte einen dicken, festen Milchgriess, ließ die feste Masse abkühlen und schnitt in der großen, viereckigen Pfanne Portionsstücke. Schon das Rausnehmen aus der Pfanne konnte Robert nicht sehen. Der flache Mehlspeiswender hatte die Stücke nochmals zerkleinert und es wurden die Portionen auf den Teller geklatscht. Ein Haufen Irgendwas auf dem Teller kam zum Vorschein. Über den Haufen wurde verdünnter Himbeersaft gegossen. „Brrr!“ Robert schüttelte sich.

„Freitag gibt es immer Gemüsesuppe und nachher Fisch mit Erdäpfelsalat.“ Das ganze Stiegenhaus stank nach gebackenem Fisch. Alle Kinder verdrehten die Augen. Keiner mochte den Stinkefisch essen. „Man musste unendlich viele Gräten entfernen, bevor man den Fisch essen konnte“, stellte Robert fest.

Tante Hella schob Robert den Teller zurecht. Sie schöpfte eine Rindsuppe mit Nudeleinlage hinein und meinte: „Du wirst viel essen müssen. Du brauchst heute viel Kraft für das Holzhacken.“ – „Das werde ich schon schaffen, Tante Hella!“

Robert hackte den ganzen Nachmittag das gelagerte Holz im Keller und schlichtete es auf. Mit Blasen an den Händen war er zu Tante Hella im ersten Stock gelaufen. „Tante Hella, ich bin fertig!“, meldete er stolz. Hella griff ins Portemonnaie und gab Robert 50,00 Schilling. „Danke, Tante Hella, das wäre aber nicht notwendig gewesen!“ Robert wusste, dass Tante Hella nicht begütert war und einen erwachsenen Sohn namens Otto hatte, der arbeitslos war und ihr immer auf der Tasche lag – und das mit 30 Jahren. – „Bua steck’ das Geld ein, du wirst es brauchen.“ Sie schenkte Robert einen warmen Kakao ins Häferl ein und schnitt ein Stück Marmorgugelhupf auf.

Geldgier

„Robert, gib acht!“, warnte ihn Tante Hella. „Deine Mutter will dir das ganze Lehrlingsgeld abnehmen, wenn du mit der Schule fertig bist.“ Robert hatte das neunte Schuljahr freiwillig gemacht und wurde in den Schulferien aus dem Heim entlassen. Ein flaues Gefühl stieg in Robert auf. „Was will sie?“ Robert stutzte. „Ich bin noch nicht einmal arbeiten und sie will mir schon jetzt das Geld abnehmen?“ Zorn stieg in ihm hoch. „So eine geldgierige Frau!“ Er wandte sich Hella zu. „Tante, was kann ich dagegen machen?“ – „Bua, da kannst nichts dagegen machen. Deine Mutter sagt, du musst für Kost und Quartier selber aufkommen.“ – Na, das werden wir sehen, dachte Robert. Da kann ich gleich ins Lehrlingsheim gehen … – „Baba, Tante Hella. Danke für das Geld!“ – „Nichts zu danken, Bua, du hast es dir verdient. Pass auf, dass dir nichts passiert!“, war Hella um Robert besorgt.

Die Stadtbahn ratterte dahin und Robert wollten die Worte Hellas nicht aus dem Kopf gehen. „Margareten-Gürtel!“, schrie der Zugsbegleiter ins Mikrofon, dass es durch die Lautsprecher klang. Robert eilte zur Tür, stieg aus dem Waggon und ging den Bahnsteig entlang, die Treppen rauf. Er musste noch auf den 18er warten.

Eifersucht

„Wieso kommst du jetzt erst heim?“, wollte Roberts Mutter Margarete wissen. „Schau auf die Uhr, jetzt ist es 20 Uhr!“ – „Ich habe so lange Holz gehackt. Tante Hella hat mir noch einen Gugelhupf und Kakao gegeben.“ – „Lüge mich nicht an.“ Klatsch hatte Robert eine Watsche bekommen. „Ich lüge nicht, du kannst ja Tante Hella anrufen.“ – „Was habt ihr zwei gesprochen?“ – „Was meinst du?“, entgegnete Robert. „Ich will wissen, was du mit Tante Hella so gesprochen hast!“ – Nichts!“, sagte er barsch. Sie nahm einen Teppichklopfer (Pracker) und schlug auf Robert ein. „Jetzt wirst du mir sagen, was du mit Tante Hella gequatscht hast, sonst verprügle ich dich, dass dir Sehen und Hören vergeht!“ Sie drückte Robert zwischen zwei Kästen. Der Vorhang zwischen den Kästen wurde heruntergerissen. Das Lavoir, das auf einem Sessel stand, fiel auf den Boden und machte dabei höllischen Lärm. Robert richtete sich auf, stellte sich vor Margarete und sagte: „Wenn du noch einmal her haust, dann weiß ich nicht mehr, was ich mit dir machen werde. Du bist keine Mutter, du bist ein gottverlassenes Geschöpf!“ Robert hielt inne und begann zu weinen. „Du bist es nicht wert, Mutter genannt zu werden. Für mich bist du erledigt. Arm im Geiste, aber über deine Kinder herrschen wollen. Das kannst du, sonst nichts!“ Robert war echt wütend geworden. „Morgen kannst du mich zur Fürsorgerin bringen. Ich will ins Lehrlingsheim gehen. Dort werde ich vielleicht nicht verdroschen wie bei dir.“

Hysterie-Anfall

„Anziehen! Wir fahren zum Magistrat – Bezirksamt!“ Margarete war entschlossen, mit Robert zur Fürsorgerin zu fahren. Schon um acht Uhr wollte sie Robert abliefern. Mit der Linie 8 bis Meidlinger Hauptstraße, dann ca. fünf Minuten zu Fuß zum Bezirksamt für den 12. Bezirk, Hufelandgasse. Schnell wollte Margarete ihren Sohn bei der Fürsorgerin abliefern.

Margarete brüllte die Fürsorgerin an: „Da haben Sie den Schwererziehbaren. Wenn Sie ihn nicht nehmen, gehe ich mit ihm zur Polizei und liefere ihn dort ab!“

Die Fürsorgerin wollte Margarete beruhigen. „Frau Volek, beruhigen Sie sich und schreien Sie mich nicht an. Wir werden sicher eine Lösung finden!“

Margarete wurde hysterisch und schrie umso mehr: „Ich schreie, wenn und wann ich will.“ Margarete wollte sich nicht beruhigen. „Fahren Sie bitte mir Ihrem Sohn in die Kinderübernahmsstelle in die Lustkandlgasse. Dort wird Robert eingekleidet und wieder im Heim aufgenommen.“

Die Fahrt von der Kinderübernahmestelle bis nach Weidlingau hatten beide kein Wort gesprochen. Robert hatte sich über Margaretes Benehmen bei der Fürsorgerin in der Hufelandgasse gewundert. „So eine hysterische Frau!“, hatte er gedacht. Im Stillschweigen wurde die Fahrt mit dem Pendelzug nach Hadersdorf Weidlingau fortgesetzt.

Selbst beim Spaziergang zum Heim in der Herzmannsky Straße wurde das Stillschweigen eingehalten.

„Hier bringe ich Robert, den Schwererziehbaren!“, sagte Margarete zum Heimleiter Rohr. „Wie ist dein Name?“, fragte Rohr Robert. „Robert Volek.“ – „Ah ja! Ich wurde angerufen, dass du heute im Heim aufgenommen wurdest. Du bist in der Gruppe von Herrn Schreck und Herrn Cwack“, hielt er noch fest. „Ich wünsche dir einen schönen Aufenthalt!“ – Margarete war verschwunden, ohne sich zu verabschieden. Aber das war Robert schon gewöhnt.

„Volek, mir wurde von Herrn Abteilungsleiter von der MA 11, in der Kinderübernahmsstelle aufgetragen, dir mitzuteilen, dass du keinen Ausgang zu deiner Mutter haben darfst. Also bitte halte dich daran!“ – „Ja, Herr Heimleiter!“, entgegnete Robert....

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