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E-Book

Gender and Economics

Feministische Kritik der politischen Ökonomie

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783531923475
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis42,99 EUR
Dieser Band führt umfassend in die feministische Diskussion zur politischen Ökonomie ein. Internationale Wissenschaftlerinnen aus den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften stellen hier eine systematische Kritik von Theorien und Modellen des traditionellen ökonomischen Denkens dar. Ausgehend von zentralen ökonomischen Kategorien wie Geld, Tausch und Rationalität werden alternative Perspektiven auf Handels-, Sozial- und Wirtschaftspolitik entwickelt.

Prof. Dr. Christine Bauhardt ist Leiterin des Fachgebiets Gender und Globalisierung an der Humboldt Universität zu Berlin.
Dr. Gülay Caglar ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Gender und Globalisierung an der Humboldt Universität zu Berlin.

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Leseprobe
Hegemonie, Identität und der homo oeconomicus Oder: Warum feministische Ökonomie nicht ausreicht (S. 149-150)

Hegemonie, Identität und der homo oeconomicus

Friederike Habermann


Während dieser Artikel entsteht, laufen die Präsidentschaftswahlen in den USA. Barack Obama wird gewählt, Bundeskanzlerin Angela Merkel schickt eine Grußbotschaft – das Geschlecht oder die Hautfarbe scheinen heute in keinem Widerspruch zur Karriere mehr zu stehen. Das Bild des homo oeconomicus, dem Subjekt in der Wirtschaftstheorie – jung, dynamisch, gesund, unabhängig, erfolgreich etc. – gilt heute auch für Frauen und people of colour als hegemoniales Ideal – inzwischen mit einigen soft skills angereichert. Was ist geschehen? Der homo oeconomicus war von jeher der Lieblingsfeind feministischer ÖkonomInnen: Als angeblich völlig abstraktes Subjekt der Wirtschaftstheorie impliziere er dennoch eine weiße, männliche, gesunde, heterosexuelle etc. Identität. Nun nicht mehr?

„Sind Sie machtgeil?“ fragt zur gleichen Zeit ein Redakteur des Magazins ‚Stern’ Andrea Ypsilanti wegen ihres Versuchs, sich als Ministerpräsidentin einer linken Koalition in Hessen wählen zu lassen. Eine journalistische Frage ohne Beispiel, konstatiert Martin Hecht in der ‚Frankfurter Rundschau’ vom 3. November 2008. Noch nie zuvor sei in der deutschen Politik einem Kandidaten auf ein hohes politisches Amt diese Frage gestellt worden. Dies sei umso erstaunlicher, als der politische Gegenspieler dieser Frau wie kein anderer in der Republik über Jahre Beweise „höchster Machtgeilheit“ geliefert habe.

Aber auch die ‚FAZ am Sonntag’ halte mit Kritik nicht zurück: Die Frau habe früher einmal Andrea Dill geheißen, sie schmücke sich aber mit dem exotischen Namen Ypsilanti – sie behielt den Namen ihres Ex-Mannes. Was ist da los? Sind dies nur Überbleibsel von Ressentiments auf dem Weg zur Gleichberechtigung? Es gibt jedenfalls noch viele weitere solcher Indikatoren:

Der Karrierehöhepunkt für Frauen ist statistisch gesehen mit 32 Jahren erreicht (IAB 2006), und Frauen werden aus ihrer Verantwortung für Reproduktionsarbeiten nicht entlassen – auch wenn das bei den Privilegierteren (nur) bedeuten mag, sich um die Einstellung einer Migrantin als Haushaltshilfe zu kümmern. Weniger Privilegierte zählen auch heute nicht zu den neuen ‚Alphamädchen’. Strukturelle Ungleichheiten lösen sich auch unter den aktuellen ökonomischen und sozialen Bedingungen nicht einfach auf, einige verstärken sich sogar, doch stets kommt es zu Verschiebungen. Wie lässt sich dies mit feministischer Ökonomiekritik erklären?
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Einleitung Gender and Economics. Feministische Kritik der politischen Ökonomie8
Im Fokus der feministischen Ökonomiekritik: Reproduktion und Care Ökonomie10
Transdisziplinäre Sichtweisen auf zentrale Konzepte der Ökonomik13
Wirtschaftspolitische Beiträge der feministischen Ökonomik14
Literatur17
Feminist Economics: Setting out the Parameters19
Introduction119
1 New theoretical trends in feminist economics20
1.1 Socio-economics20
1.2 Institutional economics21
1.3 Post Keynesian economics23
1.4 Capability Approach25
1.5 Two-way relationship of economy and gender26
2 Reflections on methodology and methods27
3 The unpaid and care economy31
1. Caring agency32
2. Unpaid work and care as productive33
3. Caring capabilities33
4. Opportunity costs of unpaid work33
5. Substitutability between unpaid work and care, the market and the state34
6. Autonomous care34
7. Power, norms and gender in unpaid work and care35
4 Gender and trade35
4.1 Gender-aware value chain approach37
4.2 Feminist structuralist approach38
4.3 Gender elasticities of trade40
5 Gender, efficiency, and growth41
5.1 Gender inequality is inefficient41
5.2 Gender inequality drives growth43
6 Conclusion44
References45
I Im Fokus der feministischen Ökonomiekritik: Reproduktion und Care Ökonomie50
Im Fokus: Das (Re)Produktive. Die Neubestimmung des Ökonomischen mithilfe der Kategorie (Re)Produktivität151
1 „Produktivität“ in der ökonomischen Theorieentwicklung353
1.1 Von der klassischen zur neoklassischen Ökonomik: Entstehung und Verfestigung der Trennungsstruktur zwischen Produktivität und „Reproduktivität“53
1.2 Von der Physiokratie zur feministischen und ökologischen Ökonomik: „Andere Stimmen“ und Widerstände gegen die Trennungsstruktur zwischen Produktivität und „Reproduktivität“62
2 Die Kategorie (Re)Produktivität und ihre Bedeutung für die Debatte um Nachhaltigkeit67
3 Visionärer Ausblick: (Re)Produktive Ökonomie in einer nachhaltigen Gesellschaft74
Literatur77
Care Ökonomie – eine Herausforderung für die Wirtschaftswissenschaften81
Einleitung81
1 Personenbezogene Dienstleistungen als Arbeits- und Austauschprozess86
1.1 Care-Tätigkeiten setzen Subjekt-Subjekt-Beziehungen und Zeit für Gespräche und andere Interaktionen voraus88
1.2 Die Frage der Abhängigkeit: Was ist Abhängigkeit aus ökonomischer Sicht?89
1.3 Komplexität und Prozesshaftigkeit personenbezogener Dienstleistungen91
2 Volkswirtschaftliche Größenordnungen92
3 Bezahlte personenbezogene Dienstleistungen: Dynamiken99
Literatur102
The Return to Social Policy and the Persistent Neglect of Unpaid Care105
1 The ascendance of social policy105
2 The contribution of feminist economics107
3 Developmental social policy: Is there a place for care?112
4 Social investment (in children) and the invisible carer114
5 Social sector restructuring and the welfare and security of unpaid carers115
5.1 Health sector reform and unpaid care work115
5.2 Pension reform and unpaid care work119
5.3 Family benefits and unpaid care work121
6 Concluding remarks126
References127
Feminism, Basic Income and the Welfare State132
Introduction132
1 What is basic income?133
2 A largely gender blind literature137
3 Predicting changes in labour supply and income138
4 A problem not solved: the gender division of labour140
5 Will a basic income revalue care work?141
6 Unemployment traps, poverty trap, and childcare traps142
7 Do we have to choose between merit good provisioning and a basic income?143
8 The power to say No to poor jobs?144
9 Feminism and basic income: some conclusions145
References147
II Transdisziplinäre Sichtweisenauf zentrale Konzepte der Ökonomik149
Hegemonie, Identität und der homo oeconomicus Oder: Warum feministische Ökonomie nicht ausreicht150
1 Wirtschaftstheorie151
1.1 FeministInnen und der homo oeconomicus – Eine Hassliebe151
1.2 Adam Smiths Menschenbild: männlich, bürgerlich und weiß154
2 Warum Freiheit und Gleichheit nicht für alle galten: Von der Biologisierung der Ungleichheit156
2.1 Vom Ein-Geschlecht-Modell zum Zwei-Geschlechter-Modell156
2.2 Von der Great Chain of Being zur Dichotomie von Schwarz und Weiß158
2.3 Der homo oeconomicus als paradoxes Ideal159
3 Der homo oeconomicus als conditio sine qua non unserer Gesellschaftsform162
4 Die Schlussfrage: Darf’s etwas mehr sein?166
Literatur169
A Herstory of the Notion of Exchange in the History of Economics173
Introduction173
1 About exchange174
2 Exchange as used in economics177
3 A herstory of exchange notions182
4 Concluding remarks187
References190
Geld und Geschlecht im U.S.-amerikanischen Gegenwartsroman: Beiträge zu einem kulturwissenschaftlichen Verständnis ökonomischer Dimensionen von Weiblichkeit und Männlichkeit192
1 Geld und Geschlecht in literarischen Texten192
2 Geld und Geschlecht im späten 20. und 21. Jahrhundert195
3 Weiße Männlichkeit in der Krise197
4 Alternative Szenarien von Geld und Geschlecht205
5 Fazit: Ansatzpunkte für Veränderungen213
Literatur214
III Wirtschaftspolitische Beiträge der feministischen Ökonomik217
Macroeconomic Policy and Employment Generation: Gender Dimensions218
Introduction218
1 Women and men in labour markets: global trends219
2 Gender and unemployment220
3 Gender inequality and macroeconomic policies225
4 Conclusions228
References229
Die wirtschaftspolitischen Leitlinien der Europäischen Union – eine feministische Kritik230
1 Wirtschaftsraum Europäische Union231
2 Ökonomische Wirkungen von Binnenmarkt und einheitlicher Währung232
3 Strategie für Wachstum und Beschäftigung und Stabilitäts- und Wachstumspakt235
4 Zwischenbilanz generell …238
5 … und für die Frauen?243
6 Fazit250
Literatur251
Anhang253
The Gendered Dimension of Money, Finance, and the Subprime Crisis255
Introduction255
1 The social form of money: creditors and debtors258
2 New gender order: home ownership as “Welfare for the Masses”5261
3 The ownership society and the gendered subprime loan market8265
4 Conclusion270
References271
Transnationale Wissensnetzwerke und Geschlechterpolitik im Feld der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik275
Einleitung275
1 Feministische Ökonominnen und ihr Wissensnetzwerk im Feld der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik276
2 Engendering der Makroökonomie und Handelspolitik: politische Gegenentwürfe279
2.1 Gender Budgeting als alternativer Politikansatz279
2.2 Gender and Trade: Geschlechter-sensitive Politikansätze im Bereich der Handelspolitik285
3 Das Ringen um die thematische Verortung geschlechterpolitischer Forderungen287
3.1 Entwicklungsbekenntnisse auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner287
3.2 Die Doha-Entwicklungsrunde: Chance für ein Engendering?291
4 Gender in der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik: Sichtbar, aber marginal?294
Literatur297
Autorinnen und Herausgeberinnen301

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