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Gesammelte Werke: Memoiren + Erzählungen + Romane + Gedichte + Briefe (107 Titel in einem Buch)

Joseph Fouché + Sternstunden der Menschheit + Schachnovelle + Die Welt von Gestern + Maria Stuart...

AutorStefan Zweig
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl3540 Seiten
ISBN9788026825227
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Dieses eBook: 'Gesammelte Werke: Memoiren + Erzählungen + Romane + Gedichte + Briefe (107 Titel in einem Buch)' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Stefan Zweig (1881-1942) war ein österreichischer Schriftsteller. Inhalt: Jeremias - Eine dramatische Dichtung in neun Bildern Die Liebe der Erika Ewald - Novellen Drei Dichter ihres Lebens (Casanova-Stendhal-Tolstoi) Drei Meister: Balzac - Dickens - Dostojewski Brasilien Der Kampf mit dem Dämon: Hölderlin - Kleist - Nietzsche Erstes Erlebnis - Vier Geschichten aus Kinderland Marie Antoinette Die Heilung durch den Geist: Mesmer - Mary Baker-Eddy - Freud Die Welt von Gestern - Erinnerungen eines Europäers Joseph Fouché - Bildnis eines politischen Menschen Amok - Novellen einer Leidenschaft Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam Maria Stuart Verwirrung der Gefühle Vergessene Träume Die gleich-ungleichen Schwestern Untergang eines Herzens Angst Sternstunden der Menschheit Magellan Amerigo - Die Geschichte eines historischen Irrtums Castellio gegen Calvin Die Ungeduld des Herzens Marceline Desbordes-Valmore - Das Lebensbild einer Dichterin Romain Rolland - Der Mann und das Werk Die frühen Kränze - Gedichte Reiseberichte (Europa, Rußland) Die unsichtbare Sammlung - Novellen Das Buch als Eingang zur Welt Kurze Texte über historische Persönlichkeiten Über Schriftsteller Briefe an Schriftsteller Kurze Texte über Musiker und bildenden Künster/Briefe an Frans Masereel Abschiedsbrief Stefan Zweigs - Declaracão

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Leseprobe

II. Die Warnung



»Die Profeten, die vor mir gewesen sind von alters her, haben wider viel Länder geweissaget von Krieg, von Unglück und Pestilenz;
wenn aber ein Profet von Frieden weissagt, den wird man kennen, ob ihn der Herr wahrhaftig gesandt hat, wenn sein Wort erfüllet wird.«

Jer. XVIII, 8/9.

Der große Platz von Jerusalem, der mit vielen Stufen aufsteigend in den Säulenvorhof der Burg von Zion führt, rechts zum königlichen Palaste und mittseits zum anschließenden Tempel. Auf der andern Seite ist der geräumige Platz von Häusern und Gassen begrenzt, die nieder und gebückt scheinen gegen den hochragenden Bau. Die Eingänge in den Palast sind umschmückt von Girlanden und prächtigem Zedergetäfel; in breite, kunstvolle Brunnenschalen des Vorhofs fließt Wasser nieder, rückwärts glänzt dunkel das erzgetriebene Tor des Tempels.

Vor der Säulenhalle des Palastes, auf der Straße und die Stufen empor wirr durcheinandergedrängt das Volk von Jerusalem, eine farbige, erregte Masse von Männern, Frauen und Kindern, die von einhelliger Erwartung bewegt sind. Die Menge hat viele Stimmen, die in den Augenblicken des Geschehens oft in einen einzigen Schrei zusammenfließen, sonst sich aber erregt widerstreiten. Im gegenwärtigen Augenblicke sind alle in die Richtung der Gassen gewandt und drängen sich in erwartender Unruhe.


STIMMEN:
Der Wächter hat schon gerufen vom Turm… nein, noch nicht… doch, ich habe das Horn gehört… ich auch… ich auch… sie müssen nahe sein… von wo kommen sie… werden wir sie sehen…

ANDERE STIMMEN:
Vom Tore Moria kommen sie… hier müssen sie vorbei… sie gehen zum Palast… laßt die Gasse frei,… ja… ja… wir wollen sie sehen… weicht zurück… macht Raum… Raum für die Ägypter…

EINE STIMME:
Aber ist es gewiß auch, daß sie kommen?

EINE ANDERE STIMME:
Den Boten sprach ich, der ihnen vorausgeeilt.

STIMMEN:
Er hat den Boten gesprochen… erzähle… wie viele sind ihrer… bringen sie Geschenke… wer ist ihr Führer… was bringen sie… erzähle, Isaschar!

(EINE GRUPPE bildet sich um den Mann Isaschar.)

ISASCHAR:
Ich vermag nur zu berichten, was der Bote, mein Schwäher, mir gesagt. Die ersten Krieger Ägyptens sind es, die Pharao uns sandte, und Sklaven sind viele mit ihnen, die Geschenke bringen auf Sänften und Tragen. Seit Salomos Tagen ward nichts ihresgleichen gen Zion gebracht.

STIMMEN:
Es lebe Pharao… Ruhm seiner Herrschaft… Heil Ägypten!

EINE STIMME:
Sie sagen, auch eine Tochter Pharaos reise mit ihnen, daß sie Zedekia vermählt werde. Ist es wahr, Isaschar?

ISASCHAR:
Es ist wahr. Eine Tochter Pharaos geleiten sie. Die Schönste ist sie seiner Töchter, und er hat sie Zedekia gewählt.

STIMMEN:
Ruhm Pharao… Heil Zedekia… werden wir sie schauen… Heil Ägypten!…

EIN ALTER MANN:
Unheil kam von je über Israel von den fremden Weibern der Könige…

STIMMEN:
Ja, sie wenden den Sinn der Gerechten… fort mit ihnen… was schmähst du Ägypten… ja, was wollen, sie… was bedeutet die Sendung… seit wann ist Freundschaft zwischen Ägypten und Israel… was wollen sie?

EINE STIMME:
Ein Bündnis bietet Pharao Necho wider Nabukadnezar, ich weiß es von Abimelech.

STIMMEN:
Heil Abimelech, unser Führer… kein Bündnis… kein Bündnis mit Ägypten… kein Bündnis mit Mizraim… wider wen ist das Bündnis…

ISASCHAR:
Warum kein Bündnis mit ihnen? Mächtig sind sie, und vereint wären wir stark wider unsern Unterdrücker. Zehntausend Sichelwagen vermag Pharao Necho ins Blachfeld zu stellen, und seine Bogenschützen und Reiter sind ohne Zahl. Er will aufstehen wider Assur, unsern Peiniger, und sie begehren unseres Beistands.

DER ALTE:
Kein Bündnis mit Ägypten! Unser Kampf ist nicht der ihre!

ISASCHAR:
Unsere Not ist die ihre, sie wollen nicht Knechte sein der Chaldäer!

STIMMEN:
Wir auch nicht… wir auch nicht… nieder mit Assur… zerbrechen wir das Joch… hüten wir uns…

BARUCH (ein Jüngling, ekstatisch):
In Ketten gehen unsere Tage und mit güldenen Schäkeln unsere Boten allneumonds gen Babel. Wie lange wollen wir es dulden noch?

SEBULON (der Vater Baruchs):
Schweige… nicht dein ist die Rede… eine linde Knechtschaft ist Chaldäas Joch…

STIMMEN:
Aber wir wollen nicht länger Knechte sein… die Stunde der Freiheit ist gekommen… nieder mit Assur… verbinden wir uns Ägypten…

SEBULON:
Nie kam Gutes von Mizraim. Man muß prüfen und erwägen, man muß mißtrauen und gedulden.

STIMMEN:
Die Geräte des Tempels muß man schaffen… nicht länger soll Baal sich ihrer ergötzen… nieder mit den Räubern des Tempels… jetzt ist es die Stunde…

ANDERE STIMMEN (von der Tiefe der Gasse her):
Sie kommen! Sie kommen!

STIMMEN (von allen Seiten jauchzend):
Sie kommen… Raum… macht Raum… sie kommen… hier herauf… zurück hier… ich sehe sie schon… hier kannst du sie sehen…

(DAS VOLK stürmt die Stufen empor und bildet eine Gasse, durch die nun die Gesandtschaft der Ägypter zum Palaste ziehen kann. Man sieht vorerst nur die Lanzenspitzen der Krieger über dem Gewoge der lärmenden Menge leuchten.)

STIMMEN:
Wie stolz sie gehen… wer ist der Führer… Araxes ist es… die Geschenke… die Sänften… seht diese, sie ist verhüllt… die Tochter Pharaos muß es sein… heil Araxes… heil Ägypten… wie schwer sie tragen an den Truhen, Gold muß darin sein… wir werden es zahlen müssen mit Blut… die Schwerter, seht die kurzen… die unsern sind besser… wie hochmütig sie gehen… gewaltige Krieger müssen es sein… es lebe Pharao Necho… es lebe Ägypten… heil… Gott strafe Assur… heil Ägypten… heil Araxes… es lebe Necho… Segen über Pharao… geheiligt unser Bund… heil euch… heil euch…

(DIE MENGE umdrängt mit frenetischen Jubelrufen den Zug der Ägypter.)

(DIE ÄGYPTER, reichgeschmückt, schreiten stolz und ernst durch die Reihen. Sie klirren die Schwerter zusammen und danken würdevoll.)

BARUCH (von den Stufen herab):
Der König erfülle eure Wünsche! Er schließe den Bund!

STIMMEN:
Ja… ja… auf gegen Assur… zerbrechen wir das Joch… es lebe Necho… Segen über eure Ankunft… Rache für Zion…

ANDERE STIMMEN:
Zum Palast… geleitet sie zum Palast… zum Könige… er schließe den Bund… es lebe Araxes… Segen über Zedekia, unsern König… ein König der Knechte… nein… nein… Freiheit… auf zum Palast…

(DIE ÄGYPTER sind die Stufen empor zum Palast geschritten und in die Säulenhalle eingetreten. Hinter ihnen strömt der Schwall des Volkes. Andere Schwärme verlaufen sich in den Gassen. Es bleiben auf den Stufen nur einzelne kleine Gruppen älterer Leute zurück, während die Krieger und die Frauen schaulustig den Ägyptern nachstürmen, die Sänften umdrängen und mit dem Zuge im Säulenvorhof verschwinden.)

BARUCH (der ihnen ekstatisch zugewinkt hat):
Ich muß mit ihnen.

SEBULON:
Du bleibst!

BARUCH:
Ich will es schauen, ich will es erleben, wie Israel aufsteht wider seine Peiniger. Meine Seele verzehrt sich, das Gewaltige zu erschauen, und nun ist die Stunde genaht.

SEBULON:
Du bleibst! Gott wägt seine Stunden, nicht wir. Des Königs ist die Entscheidung.

BARUCH:
Wie sie jubeln! Laß mich mit ihnen sein, mein Vater, daß ichs erlebe.

SEBULON:
Oft und oft noch wirst du’s erleben. Denn immer jubelt das Volk zu den lauten Worten, immer läuft es hinter dem Gepränge.

EIN ANDERER:
Was verweigerst du ihm die Freude? Ist der Tag unseres Sehnens nicht erschienen? Freunde sind Israel erstanden.

SEBULON:
Nie war Mizraim Israels Freund.

BARUCH:
Unsere Schmach ist die ihre, Israels Not die Ägyptens.

SEBULON:
Nichts gemein haben wir mit den Völkern der Erde. Einsamkeit ist unsere Gewalt.

DER ANDERE:
Aber sie wollen für uns kämpfen.

SEBULON:
Für sich wollen sie kämpfen. Jedes Volk kämpft nur für sich allein.

BARUCH:
Sollen wir Knechte bleiben, soll Zedekia ein König sein der Sklaven und Zion ein Pflichtling Chaldäas? Oh, daß er ein König wäre, Zedekia…

SEBULON:
Schweige, ich befehle es dir. Nicht ziemt es den Knaben, die Könige zu richten.

BARUCH:
Jung bin ich, doch wer ist Jerusalem, wenn die Jugend nicht? Die Bedächtigen nicht haben es gebaut. David, der Junge, hat sie getürmet und groß gemacht unter den Völkern.

SEBULON:
Schweige, nicht dein ist das Wort auf dem Markte.

BARUCH:
Sollen nur die Bedächtigen reden, nur die Greise beraten, daß Israel ergreise vor den Jahren und Gottes Wort faule in unsern Herzen? Unser ist die Stunde, unser die Rache. Ihr habt euch gebeuget, wir wollen uns erheben, ihr habt gezögert, und wir wollen vollbringen, ihr hattet den Frieden, und wir wollen den Krieg.

SEBULON:
Was weißt du vom Kriege, du Vorwitziger. Wir, die Väter, haben ihn gekannt. Er ist groß in den Büchern, aber ein Würger ist er in Wahrheit und ein Schänder des Lebens.

BARUCH:
Ich fürchte ihn nicht. Ein Ende der Knechtschaft!

EINE STIMME:
Einen Eid des Friedens hat Zedekia geschworen.

...
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