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Gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Forderungsmanagements von Unternehmen durch Factoring

Eine Analyse der Verhältnisse in Deutschland und der EU

AutorPatrick Schmitt
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl94 Seiten
ISBN9783656954620
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich VWL - Finanzwissenschaft, Note: 2,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Hochschule für Politik), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Factoring-Branche war in Deutschland und Europa mehrere Dekaden lediglich eine Randerscheinung in der Finanzdienstleistungsbranche. Durch eine konsequente Medien- und Öffentlichkeitsarbeit sowie den gesetzlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen aufgrund der vergangenen Krisenjahre, konnte sich das Factoring in den Volkswirtschaften Europas nachhaltig etablieren. Diese Arbeit hat sich das Ziel gesetzt, die gesamtwirtschaftliche Relevanz des Factorings insbesondere in Deutschland und der europäischen Union, darzustellen. Hierzu werden zunächst die theoretischen Grundlagen sowie die unterschiedlichen Factoring-Varianten und rechtlichen Gegebenheiten untersucht. Im weiteren Verlauf wird mit Hilfe von Veröffentlichungen der Factoring-Verbände Deutschlands und Europas die Kunden- und Umsatzentwicklung der Factoring-Branche erarbeitet und die Ergebnisse in einem gesamtwirtschaftlichen Kontext dargestellt. Im Ergebnis wird deutlich, dass sich Factoring zu einem bedeutenden Finanzierungsinstrument in den Unternehmen der europäischen Volkswirtschaften entwickelt hat. Klein-Unternehmen, der klassische Mittelstand und Großkonzerne nutzen das Factoring in zunehmendem Maß. Das mögliche Potential in Export-Steigerungen der Unternehmen unterstreicht die gesamtwirtschaftliche Relevanz der Factoring-Branche. In Anbetracht zunehmender Globalisierung und wachsendem grenzüberschreitendem Handel, ist dem Factoring ein anhaltend positives Wachstum zu prognostizieren.

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Leseprobe

3.0 Nutzungsverbreitung und Nutzungsstrukturen in     Deutschland und Europa


 

Während im Abschnitt 2.5 vornehmlich die Organisation der deutschen Factoring Unternehmen in Ihrem Verband gezeigt wurden, wird in diesem Kapitel untersucht, in welcher Ausprägung die Nutzung von Factoring in Deutschland und Europa bereits vorzufinden ist.

 

Es werden konkrete Zahlen zu den Volumen und Zahlungsströmen aufgezeigt[100], jedoch vorerst untersucht, inwieweit sich die verschiedenen (Factoring-) Märkte in Europa unterscheiden und welche Firmen besonders häufig Factoring nutzen, während andere Zweige gänzlich darauf verzichten.

 

3.1 Factoring in Deutschland


 

Factoring als abstrakte Finanzdienstleistung wurde erstmals 1958 in Deutschland eingeführt. Damaliger Pionier in diesem neuen Zweig der Finanzdienstleistungen war die Mittelrheinische Kreditbank Dr. Horbach & Co. KG in Mainz.[101] Zu dieser Zeit noch als fragile Modeerscheinung aus den USA[102] von diversen Vertretern der Wirtschaft belächelt, entwickelte sich das Factoring jedoch zunehmend zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber deutscher Banken.

 

Im Jahresbericht des deutschen Factoring Verband e.V. von 2013 wird ein Gesamtvolumen von ca. 171,29 Milliarden Euro angegeben.[103] Diese Summe lässt bereits erste Schlüsse darauf zu, dass Factoring ein wichtiger Bestandteil der deutschen Volkswirtschaft darstellt.

 

Die Universität zu Köln hat im Jahr 2011 nach eigenen Angaben eine „[…]statistisch valide Untersuchung[…]“[104] durchgeführt, welche als Grundlage für dieses  Kapitel sowie den weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit herangezogen wird, um eine repräsentative Untersuchung des deutschen Factoring Marktes zu gewährleisten.[105] Die Untersuchungsfragen der Studie wurden an 17.000 deutsche Unternehmen versendet, welche nach repräsentativen Merkmalen der Zusammensetzung der Gesamtverteilung deutscher Unternehmen nach Branche und Unternehmensgröße ausgesucht wurden.[106] Die Studie hat zudem unterschieden nach Factoring-Nutzer und nicht-Factoring-Nutzer. Da sich diese Arbeit jedoch ausschließlich um die volkswirtschaftliche Relevanz von Factoring beschäftigt, wird auf die Nennung der Nicht-Factoring-Nutzer weitestgehend verzichtet und nur an relevanten Stellen erwähnt.[107]

 

3.1.1 Die Nutzerstruktur in Deutschland


 

Im Jahresbericht 2013 des Deutschen Factoring Verbandes e.V. werden folgende Branchenzugehörigkeiten der Factoring-Kunden als besonders stark vertreten genannt:

 

Handel- / Handelsvermittlung

 

Dienstleistungen

 

Herstellung von Metallerzeugnissen und Maschinenbau

 

Ernährungsgewerbe

 

Fahrzeugbau[108]

 

Die Top 5 der Factoring-Nutzer ändert sich jedoch sehr dynamisch, was angesichts der Globalisierungsanpassungen, sowie der Verdichtung des Dienstleistungssektors in der deutschen Volkswirtschaft nicht verwunderlich ist.

 

So spielte die Dienstleistungsbranche laut dem Jahresbericht 2005  des deutschen Factoring Verbandes noch eine absolut untergeordnete Rolle.[109]

 

Die Studie der Universität zu Köln hingegen kommt zu einer leicht veränderten Nutzerstruktur. Demnach sind die Unternehmen aus den Branchen:

 

Handel

 

Industrie

 

Automobilbau

 

Dienstleistung

 

Transport und Logistik[110]

 

Aus den Gemeinsamkeiten der Ergebnisse kann jedoch eine Tendenz gewonnen werden, dass vor allem jene Branchen Factoring nutzen, welche Güter liefern oder produzieren. Dies lässt sich auf die traditionelle Problematik zurückführen, dass optimaler Weise für eine monetäre Vorleistung, eine Sicherheit vorhanden sein soll.

 

Vereinfacht dargestellt ist ein Auto ein realer Gegenwert, welcher im Zweifel auch gepfändet und wieder zu Geld gemacht werden kann, während eine Dienstleistung in der Realisierung problematischer zu werten ist. Die Factoring-Unternehmen zeigen jedoch durchweg Anstrengungen, passende  Lösungen zu generieren um am Markt für die potentiellen Kunden weiterhin attraktiv zu sein. Demnach müssen besonders in problembehafteten Branchen, wie zum Beispiel im Bau-Gewerbe[111], Lösungen geschaffen werden, um sich weitere Märkte für das Factoring zu sichern bzw. zu generieren. Das Bau-Gewerbe ist aufgrund großer Einrede-Möglichkeiten bei Mängeln und Gewährleistungsfällen und den damit verbundenen Zahlungs- bzw. Teilzahlungsausfällen risikoreich für die Factoring-Unternehmen.[112] Hierzu haben sich jedoch vor allem kleinere, sehr spezialisierte Institute berufen, den Markt zu versorgen.[113]

 

Die Erhebung der Kundenzahlen der angeschlossenen Mitglieder  des Factoring Verbandes (vgl. Abbildung 3) belegen zudem, dass ein stetiger Kundenzulauf zu verzeichnen ist und durch gute Platzierung am Markt, Aufklärung sowie Werbung immer mehr Kunden gewonnen werden können. Demnach konnten die Factoring-Unternehmen im Jahr 2005 lediglich 3.200 Kunden verzeichnen, wohingegen acht Jahre später bereits 17.770 Kunden Factoring nutzen.

 

Abbildung 3: Anzahl der Kunden der deutschen Factoring-Unternehmen

 

 

Quelle: Eigene Darstellung an Anlehnung der  Zahlen des deutschen Factoringbunds

 

In den letzten acht Jahren hat sich die Zahl der Kunden nahezu versechsfacht oder in Prozent ausgedrückt um ca. 555% erhöht. Dies bedeutet eine durchschnittliche Steigerung der Kundenzahlen um ca. 69% pro Jahr.[114] Besonders in den Finanzkrisenjahren 2008/2009 ist ein überdurchschnittlicher Zuwachs der Kundenzahlen zu verzeichnen gewesen. Dies hat nicht zuletzt mit der Tatsache zu tun, dass viele Finanzdienstleistungsunternehmen aktiv Factoring beworben haben und den Firmen einen Weg aus einem Liquiditätsengpass ebneten, den ihre Geschäftsbanken zu dieser Zeit nicht bieten konnten.[115] Die massive Medienarbeit und Weiterempfehlungen der Kunden haben den steten Kundenzuwachs bis heute beibehalten können.

 

Da es zu den Kunden der Factoring-Institute keine gesicherten Statistiken gibt, was die Mitarbeiteranzahl als auch den Jahresumsatz[116] betrifft, wird in dieser Arbeit hierzu die Studie der Universität zu Köln herangezogen. Diese bietet aufgrund ihres repräsentativen Wertes eine annähernd gesicherte Darstellung der deutschen Situation.

 

Abbildung 4: Verteilung der Factoring-Kunden bezogen auf Mitarbeiterzahlen

 

 

Quelle: Eigene Darstellung an Anlehnung Studie der Universität Köln

 

Die Hauptnutzer des Factorings sind vor allem im Mittelstand zu finden[117] und machen damit kumuliert 91,3% der gesamten Factoring-Kunden aus (vgl. Abbildung 4). Dies deckt sich annähernd mit den Untersuchungen des Institutes für Mittelstandforschung. Diese geben in Ihrem Report einen Anteil des Mittelstandes an den Unternehmen in Deutschland von 99,6% an.[118]

 

Der erkennbare Trend, dass eher größere Unternehmen das Instrument des Factorings nutzen setzt sich fort in der Betrachtung der Jahresumsätze der Factoring nutzenden Unternehmen.

 

Sortiert nach den Jahresumsätzen ergibt sich ein recht homogenes Bild bei der Aufteilung nach Jahresumsätzen.

 

Abbildung 5: Verteilung der Factoring-Kunden bezogen auf den Jahresumsatz

 

 

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung der Daten der Studie der Universität zu Köln

 

Eine deutlich erkennbare Häufung in den umsatzstärkeren Unternehmen ist jedoch erkennbar. Großkonzerne spielen demnach kaum eine Rolle (vgl. Abbildung 5). Auch in der Verteilung der Kunden nach Jahresumsatz dominiert der Mittelstand, ist jedoch mit 75,4% deutlich weniger kategorisiert als noch bei der Betrachtung in Bezug auf die Mitarbeiterzahlen.

 

Diese Zahlen lassen den Schluss zu, dass eher jahresumsatzstärkere Unternehmen das Factoring nutzen, bzw. jene Unternehmen die trotz einer relativ geringen Mitarbeiteranzahl einen hohen Jahresumsatz generieren und damit einen großen Kapitaldurchfluss haben.

 

Bei den in Kapitel 2.2 der vorliegenden Arbeit beschriebenen Varianten des Factorings sind...

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