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Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur. Fakten und Fiktionen im Kriegsfilm 'Der längste Tag'

Fakten und Fiktionen im Kriegsfilm 'Der längste Tag'

AutorJana Zimdars
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl91 Seiten
ISBN9783638063029
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Didaktik - Geschichte, Note: 1,3, Universität Rostock (Historisches Institut), 111 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In diesem Buch geht es um die Manipulation von Geschichtsbewusstsein (also um das Individuum und dessen Vorstellung von Geschichte) durch Medien unserer Gesellschaft, die ein bestimmtes Bild von Geschichte vermitteln. Die Untersuchung erfolgt am Beispiel des Kriegsfilms 'Der längste Tag'. Dieser wurde auf seinen Wahrheitsgehalt hin überprüft. Außerdem wurde die Wirkung bzw. die Manipulation des Films an vielen unterschiedlichen Versuchspersonen getestet, und zwar an Schülern, Studenten und Soldaten. 'Der längste Tag' gilt als der teuerste Kriegsfilm aller Zeiten, ist von drei Regisseuren und oscarprämiert. Und der Zuschauer sieht sich den Film an, fragt sich, ist dieser Film authentisch und bis zu welchem Grad? Kann ich all das glauben, was mir dort auf dem Bildschirm vorgespielt wird? Sind es Fiktionen, die mit wenigen wahren Fakten vermischt werden, um die Spannung zu erhöhen, dem passiven Zuschauer etwas 'Action' zu bieten und um hohe Verkaufszahlen dieser Produktion zu erreichen? Oder liegt mit diesem Film ein Produkt vor, welches dieses tatsächliche historische Ereignis so glaubhaft, wahrhaft, einzigartig darstellt, wie es das nicht noch einmal gibt? Und wenn dies so ist, hätte man dann nicht eine beachtliche Möglichkeit den Schülern sowie der außerschulischen Öffentlichkeit lehrend und zugleich fesselnd und spannend die berühmteste Invasion der Kriegsgeschichte näher zu bringen und es sie hautnah nacherleben zu lassen? Doch bevor man sich dazu entscheiden kann, müssen der Film und die ihn umgebenden Einflusssphären genauer betrachtet werden.

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Leseprobe

3 Versuch einer empirische Untersuchung


 

3.1 Ziel und Methodik der Untersuchung

 

3.1.1 Problemformulierung


 

Diese Datenerhebung soll in erster Linie eine Stichprobe darstellen, um Aussagen über die Beeinflussung des Geschichtsbewusstseins durch die Geschichtskultur zu überprüfen. Die Untersuchung wird unter folgender Leitfrage durchgeführt.:

 

Inwiefern beeinflusst das Anschauen des historischen Spielfilms „Der längste Tag“ den Rezipienten und dessen Vorstellung von der historischen Wirklichkeit, also sein Geschichtsbewusstsein?

 

Dabei werden Arbeitshypothesen für die Rezipienten aufgestellt, die im Kapitel zu den jeweiligen Personengruppen und zur Methode konkretisiert werden[45].

 

Das Ziel der Stichprobe ist es, einerseits Hypothesen zu entwickeln, indem von der Stichprobe Verallgemeinerungen (Generalisierungen) auf die Gesamtheit der Bevölkerung vorgenommen werden (Repräsentationsschluss). Ein weiteres Ziel ist es, Hypothesen an der Stichprobe zu überprüfen (Inklusionsschluss). 

 

3.1.2 Methode

 

Zum Konzept gehört ebenso die Erstellung eines Fragebogens, der im Anschluss an die Filmvorführung den Probanden vorgelegt wird. Dieser Fragebogen[46] ist unterteilt in einen Part zur Erhebung sozialstatistischer Daten, unter Sicherstellung der Anonymität. Im zweiten Teil, in den Fragen 5-20 werden einzelne Stichproben zu ausgewählten Inhalten des Filmes genommen, um zu überprüfen, ob die Rezipienten diese Aussagen für historisch glaubwürdig oder erfunden halten. In den Fragen 21-24 soll ermittelt werden, wie die Rezipienten diesen Film in seiner Gesamtheit in ihr Geschichtsbewusstsein integrieren. Dazu gehört auch die Überprüfung, für wie hoch die Probanden im Anschluss an den Film die Bedeutung der Invasion beurteilen. Sie sollen sich darüber hinaus eigenständig positionieren, für wie glaubwürdig sie den Film einschätzen und damit  indirekt auch ihre Voreinstellung skizzieren, ob sie nun besonders kritisch an den Film herangegangen sind. Mit den Fragen 25 und 26[47] bezweckt die Untersuchungsleiterin Informationen darüber zu gewinnen, wie groß und wodurch das Vorwissen der Rezipienten geprägt ist, da dieses ebenso Aufschluss gibt über den Grad des kritischen Umgangs mit Geschichte. Daneben möchte die Untersuchende aber auch Aufschluss darüber gewinnen, wo das Interesse bzw. Desinteresse für den Umgang mit Geschichte besonders groß ist. Daraus können Konsequenzen für den Geschichtsunterricht in der Schule sowie für die Vermarktung von Geschichte außerschulisch, in der Öffentlichkeit, gezogen werden, denn schließlich gehört „Der längste Tag“ diesen Bereichen an.

 

3.1.3 Stichprobe der Untersuchung


 

Es werden kleinere Stichproben aus der Bevölkerung genommen.

 

Es können jedoch keine beliebigen Passanten auf der Straße angesprochen werden, da die Grundvoraussetzung gewährleistet sein muss, dass der Film den Probanden bekannt ist. Daher greift die Untersuchungsleiterin gezielt Repräsentanten der Bevölkerung heraus, bei denen die Lokalitäten es ermöglichen, ihnen den Film zu zeigen und eine Befragung durchzuführen.

 

Dabei werden die zu Befragenden in drei Kategorien eingeteilt.:

 

A) Personen, die über kein wissenschaftlich abgesichertes Wissen über den Zweiten Weltkrieg verfügen.

 

Hierzu erwählt die Untersuchende eine 9.Klasse der Realschule, da die Schüler vom Alter und von den kognitiven Strukturen her, in der Lage sind, sich mit dieser Thematik auseinander zu setzen. Der Rahmenplan sieht vor, den Zweiten Weltkrieg in dieser Klassenstufe zu unterrichten. Die Untersuchungsleiterin hat die Bedingung abgesichert, dass die zu befragenden Schüler in ihrem Geschichtsunterricht diese Thematik noch nicht behandelt haben, und demzufolge noch nicht über einen wissenschaftlich abgesicherten Kenntnisstand verfügen.

 

Hypothese/ Erwartungshaltung der Untersuchenden:

 

Die Schüler weisen aufgrund ihres Alters, ihres momentanen Bildungsstandes und ihrer geringen Lebenserfahrung einen sehr geringen kritischen Umgang mit historischen Spielfilmen auf. Zudem zeigen sie eine recht hohe Bereitschaft, die ihnen vorgelebten Ereignisse für glaubwürdig und real zu halten.

 

Sie repräsentieren in dieser Studie den Teil der Bevölkerung, der sich vom Fernsehen unterhalten und belehren lässt und der zumeist ungeprüft, dem Film vertrauend, die Informationen übernimmt.

 

B) Personen, bei denen man einen bestimmten Grad an Allgemeinwissen voraussetzen und einen  gewissen kritischen Umgang mit historischen Filmen erwarten kann.

 

Hierzu wählt die Untersuchungsleiterin Studenten der Universität.

 

Hypothese/ Erwartungshaltung der Untersuchenden:

 

Die Studenten werden sich aufgrund ihrer erfahrungsgemäßen Tätigkeit in der kritischen Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Fragen ebenso kritisch mit den Inhalten des Filmes auseinandersetzen. Darüber hinaus greifen sie auf ein größeres Wissen über den Zweiten Weltkrieg zurück als die Personen aus Kategorie A, da die meisten der Anwesenden außerdem Geschichte studieren.

 

Sie werden daher vermutlich die Fragen, die durch Faktenkenntnisse lösbar sind, richtig beantworten und Inhalte, die den Anschein erwecken, eher den Film spannender zu gestalten als den realen Gegebenheiten zu entsprechen, mit „erfunden“ beurteilen.

 

C) Personen, die aufgrund ihres spezifischen Tätigkeitsbereiches, eine besondere Nähe zu den dargestellten Inhalten des Filmes aufweisen.

 

Da es sich bei diesem historischen Spielfilm speziell um einen Kriegsfilm handelt, der sich intensiv mit militärischen Strukturen und Problemen befasst, erwählt die Untersuchungsleiterin Vertreter der Bundeswehr.

 

Hypothese/ Erwartungshaltung der Untersuchenden:

 

Die Soldaten werden evtl. auf weniger geschichtliches Faktenwissen zurückgreifen als Personen der Kategorie B, doch können sie aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung besser beurteilen, ob sie die im Film gezeigten Befehlsstrukturen, Manöver und militärtechnischen Probleme für real oder erfunden halten sollten und sich dem entsprechend in Beantwortung der Fragen vom Film distanzieren oder nicht. Häufig ist festzustellen, dass Angehörige des Militärs ein besonderes Interesse für den Zweiten Weltkrieg zeigen. So werden sie ggf. Namen und Personen wieder erkennen, mit denen sie bestimmte Assoziationen verknüpfen, die der Film dann in ihren Augen bestätigt, verfälscht oder als neu hinzubringt.[48] Welche konkreten Ergebnisse die Befragung dieser Personengruppe erwarten lässt, ist daher im Voraus hypothetisch am unsichersten zu bestimmen. Denn hier kommt auch hinzu, dass Vertreter unterschiedlichen Bildungsstandes (Schulabschluss) und Alters einbezogen sind.

 

Bei den befragten Personengruppen hat sich die Untersuchungsleiterin auf die Zahl 25 festgelegt, da die Räumlichkeiten, die bereitzustellende Technik sowie die Organisation großer Mengen an Versuchspersonen Einschränkungen auferlegen. Es soll für jede Personengruppe eine einheitliche Mengenzahl gelten. Die Ergebnisse einer Gruppe von beispielsweise 21 Schülern würde den Ergebnissen einer Gruppe von 42 Soldaten in den Relationen nicht aussagekräftig entsprechen. Auch bei 60 Studenten gegenüber 12 Schülern und 12 Soldaten würden die soziologischen Merkmale dieser Gruppe über denen der anderen Repräsentanten der Bevölkerung dominieren und die Ergebnisse in ihrem Realitätsanspruch entkräften. Daher hat sich die Untersuchungsleiterin auf die Zahl 25 festgelegt.

 

3.1.4 Vorgehensweise

 

Die Bedingungen/ Voraussetzungen einer aussagekräftigen Stichprobe sind erfüllt.: Zum einen stellt eine Stichprobe „eine Auswahl von Elementen (n) aus der Gesamtheit aller Elemente (N) [dar], die durch ein oder mehrere gleiche Merkmale gekennzeichnet sind“[49]. Die Gesamtheit aller Elemente ist die Bevölkerung, die Auswahl von Elementen sind die befragten Personen, die die Gesamtheit der Bevölkerung repräsentieren sollen. Die Elemente weisen ein oder mehrere gleiche Merkmale auf. Es handelt sich um Personen, die sprachlich und kognitiv in der Lage sind, die Anforderungen des Fragebogens zu bewältigen. Unter den verschiedenen Personenkreisen können sich teilweise gleiche Altersmerkmale ergeben (Studenten und Soldaten), Geschlechterzugehörigkeit, Interessenmerkmale usw.. Dieses entkräftet jedoch nicht die Einteilung in diese drei Kategorien, wird aber in der Auswertung und Interpretation je nach Bedarf berücksichtigt.

 

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