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Geschlechtliche Positionierung in der Populärkultur: Über die Männlichkeit in der Sitcom 'Two and a half men'

AutorAnke Jaeger
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl55 Seiten
ISBN9783863418762
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
In dieser Abschlussarbeit wird die geschlechtliche Positionierung von Männern innerhalb der US-Sitcom 'Two and a half men' analysiert. Dabei ist von besonderem Interesse, wie Mann-Sein in der populären Serie verstanden und gelebt wird. Die Sitcom bietet sich als Untersuchungsgegenstand in besonderem Maße an, da Männlichkeit und das Zusammenleben unter Männern immer wieder ganz konkret thematisiert werden. Der Arbeit liegen die theoretischen Annahmen von Raewyn Connell zu Grunde, die davon ausgeht, dass Männlichkeit sich immer gegenüber der Weiblichkeit und anderen Männlichkeiten abgrenzt. Dabei lassen sich verschiedene Handlungsstrategien der hegemonialen, untergeordneten, komplizenhaften und marginalisierten Männlichkeit voneinander unterscheiden und definieren. Zunächst wird dieses theoretische Konzept der hegemonialen Männlichkeit erläutert, bevor es um moderne Reformulierungsansätze der aktuellen Geschlechterforschung ergänzt wird. Im empirischen Teil der Arbeit werden schließlich drei ausgewählte Szenen der Serie 'Two and a half men' auf die Interaktionsverhältnisse, sozialen Rollen und aufgearbeiteten Diskurse hin analysiert. Anhand dieser Analyseebenen lassen sich konkrete männliche Handlungspraktiken ausmachen. Sie geben Aufschluss darüber, auf wie vielfältige Weise Männlichkeit in der Serie ausgehandelt wird und welchen gesellschaftlichen Anforderungen sich der moderne amerikanische Mann gegenüber sieht.

Anke Jaeger wurde 1989 in Mölln geboren. Ihr Studium der Angewandten Kulturwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg schloss die Autorin im Jahr 2011 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Während ihres Studiums setzte sich die Autorin in vielfältiger Form mit dem Thema der gesellschaftlichen Konstruktion von Geschlechtlichkeit und geschlechtlichem Verhalten auseinander. Mit ihrer Bachelorarbeit verfolgte Anke Jaeger das Ziel, Geschlechterzuordnungen zu analysieren und anhand aktueller Populärkultur aufzubrechen.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3, Das Konzept der hegemonialen Männlichkeit: Erstmals in dem 1985 erschienenen Artikel 'Towards a new Sociology of masculinity' von Carrigan, Connell und Lee erwähnt, etablierte sich das Konzept der hegemonialen Männlichkeit zu einem der bis heute am häufigsten rezipierten Theorieansätze der kritischen Männerforschung. Vor allem durch ihre Dynamik zeichneten sich die neuartigen Überlegungen, welche in den letzten Jahren in erster Linie von Raewyn Connell vertreten und weiterentwickelt wurden, gegenüber bisheriger Theorien über Geschlechtlichkeit, wie etwa der Geschlechterrollentheorie, aus. Dabei wird die männliche Vorherrschaft erstmals nicht mehr als starre Charaktereigenschaft des Mannes, sondern vielmehr als ein veränderbares System verstanden, welches über Geschlechterbeziehungen und Widerstände untergeordneter Gruppen gegen die bestehende Geschlechterordnung immer wieder reproduziert wird. (vgl. Connell/Wedgwood 2008: 116) Demnach 'ist Gewalt im Geschlechterverhältnis nicht so sehr ein Wesensmerkmal von Männlichkeit (...) als vielmehr ein Maß für die Heftigkeit dieses Kampfes'. (Carrigan/Connell/Lee 1985: 598 zit. nach Connell/Wedgwood 2008: 116). In Anlehnung an den Hegemoniebegriff nach Gramsci formulierten Carrigan u.a. das Konzept der hegemonialen Männlichkeit als eine theoretische Annahme darüber, wie sich Dominanz- und Machtverhältnisse in der Geschlechterordnung konstituieren und reproduzieren. Der Begriff der hegemonialen Männlichkeit umfasst dabei jene Anordnung geschlechtlicher Praktiken, die als bestimmende Position im Geschlechterverhältnis ausgemacht werden können. (vgl. Connell 2006: 97) Über Strategien der Unterordnung und Ausgrenzung dominiert die hegemoniale Männlichkeit in doppelter Relation gegenüber Frauen und anderen, untergeordneten Männlichkeiten: eine Dominanz, die sich nicht nur in der Ausübung von Gewalt manifestiert, sondern in erster Linie über soziale Kämpfe um die Gesellschaftsordnung reproduziert wird. Dabei bedarf es einem hohen Maß an gesellschaftlicher Anerkennung und Einverständnis mit den Interessen der hegemonialen Männlichkeit, um diese in ihrer dominanten Vormachtstellung zu bestätigen. (vgl. Scholz 2004: 36). Connell beschreibt dieses Verhältnis mit folgender Definition: 'Hegemoniale Männlichkeit meint eine, in sozialen Praktiken konstruierte und sich verändernde, dominante Form von Männlichkeit, die sich über die Abwertung und Unterordnung von Frauen, als auch von 'untergeordneten Männlichkeiten' konstituiert. Hegemonie bedeutet soziale Überlegenheit - eine Überlegenheit, die nicht allein auf physische Gewalt (oder ihrer Androhung) beruht, sondern ein hohes Maß an Einverständnis und Konsensbildung mit den Beherrschten erfordert. Eine Überlegenheit also, die eingebettet ist in weitreichende und differenzierte kulturelle Prozesse'. (Männerforschungskolloquium Tübingen 1995). Mit dem Hinweis auf die Veränderbarkeit der hegemonialen Männlichkeit deutet Connell an, dass die Geschlechterordnung keinesfalls als fixe Struktur, sondern, wie bereits erläutert, als historisch erwachsene und damit dynamische Konstellation der Geschlechter zu verstehen ist. Die hegemoniale Männlichkeit kann demnach jederzeit hinterfragt oder gestürzt werden und definiert sich als 'momentan akzeptierte Antwort auf das Legimitätsproblem des Patriarchats'. (Connell 2006: 98) Damit werden im Rahmen der hegemonialen Männlichkeit jene gesellschaftlichen Verhältnisse reproduziert und legitimiert, die eine männliche Dominanz im Geschlechterverhältnis gewährleisten. Demgegenüber formulierten Carrigan u.a. auch ein Parallelkonzept, welches die gesellschaftliche Position der Frau zu fassen versucht. Anders als die hegemoniale Männlichkeit ist die 'betonte Weiblichkeit' nicht durch Machtausübung, sondern vielmehr durch ein starkes Einverständnis mit der eigenen Unterordnung und der Orientierung an den Interessen des Mannes gekennzeichnet. (vgl. Meuser 2006: 101) Ein Konzept über weibliche Praktiken zur Aufrechterhaltung einer übergeordneten gesellschaftlichen Stellung kann es, den Annahmen zu Folge, aufgrund der globalen Dominanz der Männlichkeit nicht geben. (vgl. ebd.) Dennoch bleibt die männliche Vormachtstellung keinesfalls unhinterfragt, sondern muss sich stetig Herausforderungen, vor allem durch die Frauen- und Homosexuellenbewegungen, stellen. Praktiken der Naturalisierung, die einst der Rechtfertigung männlicher Machtausübung dienten, wird dabei immer weniger gesellschaftliche Akzeptanz entgegengebracht, sodass in zahlreichen theoretischen Diskursen bereits von einer 'Krise der Männlichkeit' angesichts des Legitimitätsproblems gesprochen wird. Doch trotz aller Entwicklungen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten innerhalb der Geschlechterordnung gezeigt haben, ist noch heute eine männliche Dominanz im modernen Geschlechterverhältnis nicht zu bestreiten. Von besonderem Interesse ist deshalb, wie sich diese Vormachtstellung im praktischen Handeln reproduziert und über welche Praktiken der Ausgrenzung und Abwertung sich die hegemoniale Männlichkeit normativ definiert. Oftmals medial vermittelt, fungiert die hegemoniale Männlichkeit als gesellschaftliches Ideal darüber, wie Männer sein sollten, und erfordert eine relative Positionierung zu diesem Orientierungsmuster. Jeder Mann muss sich also mit der hegemonialen Männlichkeit insofern auseinandersetzen, als dass er sich zu ihr verhalten muss, sie entweder akzeptieren oder ablehnen kann. (vgl. Scholz 2004: 36) Während die konkreten Merkmale der hegemonialen Männlichkeit kaum wahrgenommen werden können, da sie in solch starkem Maße in der Gesellschaftsstruktur verankert sind, dass sie als Normen allgemeiner Gültigkeit verstanden werden, kann die Abgrenzung zu untergeordneten Männlichkeiten umso stärker formuliert sein. (vgl. a.a.O.: 39f.) Hierin zeigt sich die Definitionsmacht, welche die hegemoniale Männlichkeit gegenüber der Weiblichkeit und untergeordneten Männlichkeiten ausübt. (vgl. Meuser 2006:103). So werden untergeordnete Männlichkeiten beispielsweise durch Schimpfworte wie 'Schlappschwanz' oder 'Weichei' markiert und damit entlang der binären Achse der Zweigeschlechtlichkeit als nicht männlich, sondern eher weiblich typisiert. (vgl. Scholz 2004: 39) Durch die Bestimmung des 'Anderen' definiert sich die hegemoniale Männlichkeit in gewissem Maße mit, als dass in ihr das 'Normale', oppositär zum 'Andersartigen' verkörpert wird. Im Rahmen dieser Definierungen werden Gruppen neu gebildet und nicht etwa bestehende Gruppen hierarchisiert. (vgl. Carrigan/Connell/Lee 1996: 64) So beispielsweise auch bei der als untergeordnet gegenüber der hegemonialen Männlichkeit zu verstehenden Gruppe der Homosexuellen, welche erst Ende des 19. Jahrhunderts explizit typisiert, sowie kriminalisiert und damit von der Handlungspraxis der hegemonialen Männlichkeit ausgeschlossen wurde. Noch während der Rennaissance war eine sexuelle Zuneigung zu Jungen durchaus mit der hegemonialen Männlichkeit vereinbar, während dies etwa vier Jahrhunderte später sowohl gesellschaftlich als auch strafrechtlich geahndet wurde. (vgl. Connell 1995: 35; vgl. Carrigan/Connell/Lee 1996: 64) Dabei zeigt sich, dass die hegemoniale Männlichkeit nicht nur individuell, sondern auch institutionell reproduziert wird. Vor allem staatliche Regelungen, wie etwa die Unterscheidung zwischen einer heterosexuellen Ehe gegenüber einer homosexuellen Lebensgemeinschaft sowie die damit verbundenen Privilegien, zeigen die institutionelle Bevorteilung jener, die mit dem Ideal der hegemonialen Männlichkeit konform gehen. (vgl. a.a.O.: 65).
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