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E-Book

Geschwister

Wie sie das Leben prägen

AutorCornelia Mack
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl209 Seiten
ISBN9783775171526
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Unsere Geschwisterposition beeinflusst, wie wir auf Menschen reagieren, Konflikte lösen oder Kompromisse schließen. Geschwisterbeziehungen sind die längsten unseres Lebens. Sie prägen unser Selbstbild, unsere Ehe und unseren Umgang mit den eigenen Kindern. Die Seelsorgerin und Sozialpädagogin Cornelia Mack schreibt aus ihrer reichhaltigen Erfahrung und lässt viele Geschwister in ihren unterschiedlichen Rollen selbst zu Wort kommen. Sie hilft, konstruktiv mit eigenen Verhaltensmustern umzugehen.

Cornelia Mack, Jahrgang 1955, ist eine bekannte Referentin und Autorin. Sie hat Diplom-Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Psychiatrie studiert. Die Autorin ist mit dem Prälaten Ulrich Mack verheiratet. Das Ehepaar hat vier erwachsene Kinder und wohnt in Filderstadt. Vortragstermine und weitere Informationen finden Sie auf ihrer Webseite www.cornelia-mack.de

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Leseprobe

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Die Geschwisterposition kennen


Nicht immer ist die Reihenfolge der Geburt auch die Position, die in der Geschwisterreihe eingenommen wird.

Ich werde die Positionen in folgender Reihenfolge beschreiben: erstes Kind, Einzelkind, zweites Kind, drittes Kind, jüngstes Kind.

Folgende Faktoren sollten dabei beachtet werden: Nach dem dritten Kind wiederholt sich die Reihe.7 Das bedeutet, dass das vierte beziehungsweise siebte Kind wieder ähnliche Muster aufweist wie ein erstes Kind. Ein fünftes beziehungsweise achtes Kind wird ähnliche Verhaltensmuster aufweisen wie ein zweites; ein sechstes beziehungsweise neuntes Kind ähnliche wie ein drittes. Dabei spielen allerdings der Altersunterschied zwischen den Geschwistern und auch das Geschlecht eine entscheidende Rolle. Je größer die Geschwisterschar, desto schwieriger sind solche Definitionen.

Altersunterschied


Bei geringem Altersunterschied verstehen sich Geschwister einander zugehörig, bei größerem Altersunterschied übernimmt das ältere Geschwister häufig bereits die Rolle des Miterziehers, des Beschützers und des Verantwortlichen.

Je größer der Altersunterschied zwischen den einzelnen Kindern ist, desto weniger gelten diese Einteilungen. Ab einem Altersunterschied von fünf und mehr Jahren sieht man das danach geborene Kind wieder wie ein erstes beziehungsweise wie ein Einzelkind an. Denn die typische Geschwisterbeziehung auf gleicher Ebene kann sich mit größerem Altersabstand nicht mehr entwickeln.8 Mit einem solchen Kind beginnt also die Reihenfolge wieder von vorn, falls weitere Geschwister nachfolgen.

Je größer der Altersunterschied zwischen den Kindern ist, desto eher bilden sich Verhaltensmuster von Einzelkindern oder eben auch Koalitionen und Untergruppen.

Nehmen wir an, dass eine Familie zum Beispiel aus fünf Kindern mit folgender Altersstruktur besteht: Junge (12), Mädchen (10), Mädchen (5), männliche Zwillinge (3). Dann werden die Zwillinge eine Untergruppe bilden und ebenso die beiden älteren Geschwister. Mit zunehmendem Alter und Eintritt in die Pubertät kann es sein, dass sich die beiden Mädchen mehr zusammenschließen. Das hängt aber auch davon ab, ob die beiden Mädchen sich verstehen oder ob sie wesensmäßig, interessensmäßig oder temperamentsmäßig einander eher fremd sind oder sich nahestehen.

Je nach Größe und Altersabstand können so sehr unterschiedliche 2er- oder 3er-Untergruppen und Koalitionen entstehen.

Geschlechterfolge


Wenn zum Beispiel in einer Familie fünf Kinder sind, und nur eines davon ein anderes Geschlecht hat, dann wird dieses Kind immer eine Sonderrolle spielen – entweder als etwas Bedeutendes oder als ein Kind, das aus der Reihe fällt und nicht dazupasst.

Schwestern entwickeln so gut wie immer mehr Nähe zueinander als Brüder. Auch im Erwachsenenalter haben Schwestern zueinander mehr Kontakt, besprechen intimere Themen als Brüder.9

Zwillinge oder Mehrlinge


Bei Zwillingen oder Mehrlingen gilt, dass der oder die zuerst Geborene auch das Erste in der Geschwisterfolge ist. Folgende Beobachtung mache ich immer wieder:

Wenn ich ein Zwillingspaar treffe und die beiden sich vorstellen (in einer Gruppe oder mir persönlich), dann lautet der nächste Satz meist: »Ich bin aber die Zweite.« Oder: »Ich bin der Erste, der geboren wurde.« Die Geburtenfolge ist immer präsent. Zwillingen ist es also sehr bewusst, in welcher Position sie zueinander und in der möglicherweise weiteren Geschwisterreihe stehen. Es ist sogar ein sehr wichtiger Ausdruck ihrer Identität.

Neulich begegnete mir ein älteres eineiiges Schwesternpaar. Sie erzählten mir: »Wir wissen nicht, wer die Ältere ist, denn als wir geboren wurden, ahnte unsere Mutter nicht, dass sie Zwillinge in sich trug. Es gab damals ja noch keine Ultraschalluntersuchungen. Unser Vater war so verwirrt, als da noch ein zweites Kind auf die Welt kam, dass er am Schluss nicht mehr wusste, welche von uns zuerst da war.«

Andere Sonderstellungen sind zum Beispiel Mehrlingsgeburten wie Drillinge, Vierlinge, Fünflinge etc.

Mein Platz in der Geschwisterreihe:


Ich bin ein Drilling und die Zweite in der Geburtenfolge. Nach uns dreien kommt mein Bruder, der um drei Jahre jünger ist als wir. Da wir immer zu dritt zu Hause waren, wurden wir oft miteinander verglichen, so nach dem Motto: »Deine Schwester kann dies und jenes gut, mach das auch so wie sie!« Das ist einer der Gründe, warum der Eindruck in mir entstand, dass ich nicht passe, wie ich bin, und dass die anderen besser sind als ich – nicht nur in dem, was sie tun, sondern auch in dem, was sie sind. Mittlerweile hasse ich es, wenn ich mit jemandem verglichen werde. Ich verteidige mich oft mit den Worten: »Ich darf sein, wie ich bin. Ich muss nicht so sein wie andere.« Das Bewusstsein dafür, dass ich genauso gut bin wie die anderen, ist allerdings immer noch nicht da. Ein positiver Aspekt vom »Drillingsein« ist, dass ich mich mit meinen Schwestern sehr verbunden fühle. Wir haben manche Sachen zur gleichen Zeit durchgemacht – vor allem in der Pubertät – und dabei ähnliche Empfindungen gehabt. Das verbindet und hilft, vor allem in den schwierigen Zeiten. Wir konnten sehr gut miteinander reden. Auch wenn wir alle drei sehr verschieden sind und teilweise in anderen Ländern wohnen, verstehen wir uns heute immer noch gut und haben regelmäßigen Kontakt zueinander.

Eine andere Sache ist mir aufgefallen: Dadurch dass ich die Liebe beziehungsweise Aufmerksamkeit meiner Eltern nie »für mich allein« gehabt habe – sie war gezwungenermaßen immer durch drei dividiert –, fühle ich mich sehr schnell nicht geliebt und nicht beachtet. Ich brauche sehr viel Anerkennung von anderen Menschen und ich habe immer wieder Angst, dass ich nicht mehr geliebt werde. Aus dieser Angst heraus fällt es mir oft schwer, Sachen auszusprechen, die mich am anderen stören. Ähnlich ist es, wenn ich eine völlig andere Meinung über ein bestimmtes Thema habe. Ich habe Angst, die Anerkennung oder Sympathie des anderen zu verlieren. Im letzten Jahr habe ich einiges dazugelernt und kann schon öfter sagen, was mir an anderen nicht gefällt. Es ist ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist.

Ansonsten finde ich es toll, in einer Großfamilie aufgewachsen zu sein. Ich habe schon früh gelernt, dass es nicht immer nach meinem Kopf gehen kann. Man lernt auch früh, zu teilen und an die anderen zu denken. Heute liebe ich das, wenn alle zusammenkommen und miteinander plaudern.

Ich habe festgestellt, dass ich viele Freunde und davon viele verschiedene brauche.

(35 Jahre)

Es macht einen großen Unterschied, ob Zwillinge eineiig oder zweieiig sind. Zweieiige Zwillinge werden sich, vor allem wenn das Geschlecht auch noch verschieden ist, einander nie ganz so nah fühlen wie eineiige Zwillinge.

Eltern werden vor allem bei eineiigen Zwillingen ein besonderes Augenmerk darauf richten, die beiden auseinanderhalten zu können. Jeder kleine Unterschied wird bemerkt und festgehalten: »Marc ist eher ruhig, Manuel länger wach.« – »Julia ist ungeduldiger, Sara zufriedener.« Jede Beobachtung zieht wiederum verändertes Verhalten der Eltern nach sich, allein dadurch werden sich die Kinder auch unterschiedlich entwickeln.

Zwillinge stehen vor einer anderen Herausforderung als andere Geschwister. Sie müssen nicht das Zusammenleben lernen, sondern die Abgrenzung. Ein Beispiel dafür ist die Erkennung des eigenen Namens. Ein Kind erkennt diesen meistens schon im Alter von sechs Monaten. Bei Zwillingen dauert dies viel länger. Oft können sie erst mit zwei Jahren zwischen dem eigenen Namen und dem des Zwillings unterscheiden.10 Eine Frau erzählte mir, dass sie manchmal mit vier Jahren noch nicht genau wusste, ob sie nun die eine oder die andere war. Darum ist es wichtig, Zwillingen zu helfen, ihre Unterschiede deutlich zu erkennen. Namen, die vom Klang her verschieden sind, unterschiedliche Kleidung, eigene Spielsachen sind dabei eine große Hilfe.

In der Geschwisterforschung11 spricht man auch von Pseudo­zwillingen. Das sind Kinder, die im Abstand von weniger als 18 Monaten geboren wurden.

Pseudozwillinge fühlen sich häufig als Zwillinge. Sie sind fast gleich alt, aber dennoch in ihrer Entwicklung verschieden. Sie sind sehr stark aufeinander bezogen. Das kann einerseits ein ungeheurer Druck für das jüngere Kind sein, das Gleiche können zu müssen wie das ältere Kind. Für das ältere Kind wiederum ist der Konkurrenzdruck massiv. Auch in einer solchen Geschwisterkonstellation ist die Betonung der Verschiedenheit durch die Eltern enorm hilfreich und auch entlastend. Jedes Kind darf Verschiedenes können. Jedes Kind ist wertvoll und auf seine Art etwas Besonderes.

Adoptivkinder


Adoptierte Kinder bringen immer schon eine belastete Vergangenheit mit, denn aus schwerwiegenden Gründen können sie nicht in ihrer Ursprungsfamilie aufwachsen. Entweder wurden sie abgelehnt oder vom Jugendamt aus der Familie genommen. Es kann sein, dass sie die Eltern durch ein Unglück verloren haben oder sie wurden sogar von den Eltern verkauft.

In jedem Fall spürt ein adoptiertes Kind, dass es eigentlich woanders hingehört. Manche Kinder integrieren sich gut in ihre neue Familie, andere haben extreme Probleme.

Wenn ein adoptiertes Kind in einen bestehenden Geschwisterkreis kommt, dann ändert sich dadurch manchmal der Platz der bisherigen Kinder in der Reihenfolge, was für alle Seiten kompliziert und häufig mit negativen Gefühlen behaftet ist. Da die...

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