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Gesundheitscoaching - konzeptionelle Diskussion und Marktanalyse: Argumentation für das Gesundheitscoaching, Definition von Gesundheitscoaching, der Gesundheitscoachingprozess

AutorMichael Estel
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl69 Seiten
ISBN9783955498733
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis98,00 EUR
Aus dem demographischen Wandel resultieren stets neue berufliche Belastungen. Gesundheitsmanagement (GM) und Gesundheitscoaching (GC) sind daher wesentliche Teile der sozialen Verantwortung und die Voraussetzung für eine zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Im ersten Teil wird mit Statistiken für die Integration des GC in das BGM argumentiert. Es wird u.a. ein Anstieg der Arbeitsunfähigkeitstage durch psychische Erkrankungen ermittelt. Die Betroffenen sind ältere Mitarbeiter und junge Beschäftigte aus den (Finanz-) Dienstleistungssektoren sowie Führungskräfte. Im zweiten Abschnitt wird der Begriff Gesundheitscoaching aus Gesundheit und Coaching hergeleitet und unabhängig von bestehenden Definitionen erstmalig umfassend definiert. Zudem werden die Settings, Methoden und Prozesse des klassischen Coachings an ein gesundheitsorientiertes Coaching-Konzept angepasst. Es wird ein GC- Leitfaden skizziert und einige Interventionstools vorgestellt. Im Kontext einer Marktanalyse hat sich herausgestellt, dass GC-Dienstleister hauptsächlich mit Themen werben, die nur einen sehr kleinen Bereich des professionellen GC abdecken, und dass einige Angebote schnell den Kompetenzbereich des Coaches überschreiten. Im letzten Kapitel wird das Schwerpunktthema Stress(-Bewältigung) dargestellt.

Michael Estel (M.A.) durchlief nach seinem Abitur am Privatgymnasium in Tangermünde eine zweijährige Ausbildung zum Bundeswehr-Offizier der Reserve. Bedingt durch sein Interesse an Themen wie Kommunikation und Verhalten absolvierte der Autor das Studium d

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.1.1, Salutogenese und Kohärenzerfahrung: Eine weitere Entwicklung in Bezug auf die Integration der Gesundheitsmodelle in das GC ist dem israelischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1997) zu verdanken. Überrascht von der Fähigkeit des Menschen trotz der Konfrontation mit vielfältigen Gesundheitsrisiken gesund zu bleiben, entwickelte er das Konzept der Salutogenese und damit den Gegenpol zur Pathogenese (Antonovsky, 1997). 'Das Konzept der Salutogenese wendet sich also den Prozessen zu, die Gesundheit fördern' (Wülser, 2009, S.36). 'Sie rührt aus dem Postulat, das Heterostase, Altern und fortschreitende Entropie die Kerncharakteristika aller lebenden Organismen sind' (Antonovsky, 1997, S.29). Antonovsky fordert, nicht nach den Ursachen für eine Krankheit (oder Stressbelastungen) zu suchen, nicht zuletzt weil sich jene Suche als sehr schwierig erweisen würde, sondern sich zu fragen, woher die negative Entropie rührt und dem Organismus stattdessen zu helfen, Bewältigensstrategien zu entwickeln, um aktiv seine Umwelt zu adaptieren (vgl. Antonovsky, 1997, S.30). Der Salutogenese liegt die Annahme zugrunde, dass Krankheit und Gesundheit nicht als Gegensätze, sondern als Kontinuum aufgefasst werden und der Mensch sich innerhalb des Kontinuum lokalisieren lässt (vgl. Ostermann, 2010, S.98). Die Position des Menschen auf dem Kontinuum ist zum einen von den äußeren Umständen abhängig, im Wesentlichen meint Antonovsky damit Stressbelastungen. Das individuelle Bewältigungsverhalten entscheidet dann, ob die Reaktionen auf diverse Belastungen gesundheitsschädlich, neutral oder gesundheitsförderlich sind. Das Bewältigungsverhalten (Coping) wiederum ist abhängig von den Widerstandsressourcen, die zum Beispiel aus materiellen, sozialen, körperlichen oder geistigen Faktoren generiert werden können (vgl. Antonovsky, 1997, S. 27). Je optimaler die Konfiguration der Widerstandsressourcen, desto ausgeprägter ist der sogenannte Kohärenzsinn (vgl. Ostermann, 2010, 98) oder Kohärenzerleben (vgl. Wülser, 2009, S.36, 37;), oder Kohärenzgefühl (vgl. Metz, 2010, S.26, Antonovsky, 1997, S.33). 'Menschen mit einen stark ausgeprägten Kohärenzsinn fühlen sich also in der Lage, mit Anforderungen und Belastungen umzugehen' (Wülser, 2009, S. 37). Der abstrakte Begriff des Kohärenzgefühls lässt sich sodann als Komposition aus 'Verstehbarkeit', 'Handhabbarkeit' und 'Bedeutsamkeit' begreifen. Verstehbarkeit beschreibt die Fähigkeit der Person, Stimuli als kognitiv sinnhaft, geordnet, konsistent und vorhersagbar wahrzunehmen. Handhabbarkeit definiert sich aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen, auf die eine Person zugreifen kann, sofern sie mit einem Stimulus konfrontiert wird. Durch die Bedeutsamkeit fließen emotionale, motivationale und biographische Aspekte in die Zuweisung der Bedeutung eines Stimulus für die Person (vgl. Antonovsky, 1997. S. 34, 35). Die dargestellten drei Komponenten des Kohärenzerlebens sind demnach stark mit der individuellen Kognition verbunden (vgl. Antonovsky, 1997. S. 34). Da Kognition am ehesten durch den Erwachsenbildner (z.B. Coach) veränderbar ist, kann das Kohärenzgefühl ein Ansatzpunkt für GC sein. Lippmann (2009) nutzt ebenfalls dieses Konzept für den Coachingprozess von Krisen (vgl. Lippmann, 2009, S. 179). Das Salutogenetische Konzept beschreibt Gesundheit als Kontinuum, das abhängig von individuellen Ressourcen und spezifischer Kognition ist. Das biopsychosoziale Modell für Gesundheit soll keine Alternative zum Modell der Salutogenese sein, sondern eine Ergänzung. Das Kohärenzerleben steht sehr nahe am Konzept der Resilienz. Resilienz ist die Fähigkeit aus biologischen, biografischen und konstitutionellen Ressourcen zu schöpfen (vgl. Knoll, 2005, S.134). Zusammenfassend ist in Bezug auf das GC festzuhalten, dass eine positive Definition von Gesundheit und ein salutogenetischer Ansatz sinnvoll erscheinen. Denn Menschen reagieren individuell differenziert auf Herausforderungen und Stress. In besonderes Augenmerk gilt hier dem 'Kohärenzgefühl', da es einen Ansatz bietet, Ressourcen aus der Kognition und unabhängig von externen Ressourcen zu generieren. Keinesfalls können pathogenetische Ansätze sinnvoll für das GC sein, weder kann der Couch den Klienten fragen was ihm fehlt (das weiß der Klient noch nicht), noch kann der 'gemeine Chef' oder die ungünstigen Arbeitszeiten allein am schlechten Zustand des Klienten schuld sein. Gesundheit als salutogenetisches, biopsychosoziales Modell aufzufassen, würde dem Coach also umfangreiche Interventionsansätze eröffnen und auch die Aussicht, das Gefühl von Gesundheit beim Klienten zu generieren, wenn er im medizinischen Sinne nicht gesund ist.
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