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E-Book

Gewalt in der Jugendliteratur

AutorCarla Schindler
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl100 Seiten
ISBN9783638900904
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Sonstiges, Note: 1,0, Pädagogisches Institut des Bundes in Wien, 30 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Definition des Begriffs Gewalt im Allgemeinen und Erklärung unterschiedlicher Formen der Gewalt ( Schule, Familie, sexueller Míssbrauch, Amok, Rassismus). Bearbeitung von 6 Jugendbüchern zu den oben definierten Formen der Gewalt: - Beth Goobie: Ausgelost. Mobbing in der Schule - Eva Wikander: Saat der Gewalt - Morton Rhue: Ich knall euch ab - Tor Fretheim: Tanz in die Hölle - Karel Verleyen: Nicht so nah, Vater - Lutz van Dijk: Von Skinheads keine Spur Strategien zur Vermeidung von Gewalt und Möglichkeiten Konfliktlösung und Vorstellung diverser Institutionen, die Hilfeleistungen anbieten.

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Leseprobe

2. Jugendbücher zu ausgewählten Themen der gewalt


 

2.1. Beth Goobie: Ausgelost. Mobbing in der High School


 

2.1.1. Biographische Notizen zur Autorin[26]


 

Beth Goobie wurde 1959 in Guelph, Ontario, geboren. Nach ihrem Studium arbeitete sie sechs Jahre lang mit physisch und sexuell missbrauchten Kindern. Seit 1987 schreibt sie provozierende Erzählungen und Romane, vor allem über Teenager, die missbraucht worden sind.

 

2.1.2. Inhalt des Buches


 

Das Schattenkomitee hält als jährliches Ritual an der Saskatoon Collegiate High School eine Wahl ab. Bei dieser Lotterie wird der Name eines Schülers/einer Schülerin ausgelost, der/die daraufhin für ein Jahr von allen anderen MitschülerInnen gemieden wird. FreundInnen des/der Ausgelosten werden durch Gewaltandrohung unter Druck gesetzt, jeglichen Kontakt zum Opfer abzubrechen.

 

Das aktuelle Opfer des Schattenkomitees ist Sal Hanson, eine Schülerin in der zehnten Klasse. Sie muss für das Schattenkomitee Aufgaben erledigen und hat sich auf Befehl jederzeit zur Verfügung zu halten, auch nachts. Oftmals besteht ihr Auftrag darin, MitschülerInnen Botschaften zu überbringen, die zum Mobbing auffordern. Die EmpfängerInnen der Nachrichten werden immer bewusst ausgewählt; entweder sind es MitschülerInnen die mit sich und ihrem Leben massive Probleme haben, wie Chris Busatto und Diane Kruisselbrink, oder der/die Betreffende hat sich den Hass eines der Mitglieder des Schattenkomitees zugezogen. Hier wäre als Beispiel Myra Hurgett anzuführen.

 

Sal Hanson möchte sich nicht in die Opferrolle drängen lassen. Anfangs hofft sie auf die Hilfe ihrer FreundInnen im Kampf gegen das Schattenkomitee, muss aber bald feststellen, dass sich alle dem Druck beugen und sie meiden. Ihr älterer Bruder Dusty ist ihr in dieser schweren Zeit ein guter Freund, allerdings weiß er nicht, wie es um Sal steht, da sie sich ihm aus Angst nicht anvertraut.

 

Erst als Brydan Wallace, einer ihrer Freunde, seine Angst überwindet und wieder Kontakt mit Sal Hanson aufnimmt, hat sie die Kraft, sich gegen das Schattenkomitee zu stellen. Sie verteilt unter den MitschülerInnen die geheimen Codes des Schattenkomitees. Vom darauffolgenden Versuch, sie durch ein grausames Szenario endgültig mundtod zu machen, lässt sie sich nicht mehr einschüchtern. Es gelingt ihr, sich aus den Fängen des Schattenkomitees zu befreien. Dabei erfährt sie, dass sie nicht – so wie alle anderen SchülerInnen vor ihr – ausgelost wurde, sondern gezielt ausgewählt wurde, da sich ihr Bruder Dusty vor Jahren offen gegen das Schattenkomitee gestellt hatte.

 

2.1.3. Die Protagonistin des Romans und andere wichtige Personen


 

2.1.3.1. Sal Hanson

 

Die Protagonistin des Buches hat bis zu ihrer Wahl durch das Schattenkomitee in der Schule keine Probleme. Es verbindet sie mit einigen SchülerInnen eine gute Freundschaft, im Schulorchester spielt sie die dritte Klarinette. Ihr bisheriges Leben ist nicht einfach verlaufen, besonders belastend für sie ist es gewesen, im Alter von acht Jahren den Unfalltod ihres Vaters im Auto miterlebt zu haben. Sal macht sich immer wieder Vorwürfe, dass sie den Tod ihres Vaters verschuldet hätte. Erst sehr spät erfährt sie die wahren Hintergründe: Ihr Vater hat den festen Entschluss gefasst, Selbstmord begehen zu wollen und bereits vor der Autofahrt einen Abschiedsbrief verfasst.

 

In der Familie ist ihre einzige echte Bezugsperson ihr Bruder Dusty, da die Mutter neben der Arbeit wenig Zeit findet, sich um ihre heranwachsenden Kinder zu kümmern. Mit Dusty kann Sal über fast alles sprechen, allerdings verschweigt sie ihm aus Angst ihre Situation in der Schule.

 

Ihre Probleme versucht Sal selbst in den Griff zu bekommen: Eine ihre Strategien, aufgestaute Sorgen loszuwerden, ist das Hören von Musik. Sie zieht sich dazu in den Hobbyraum des Hauses zurück und hört in voller Lautstärke Musik.

 

2.1.3.2. Brydan Wallace

 

Er ist Schüler der elften Klasse und spielt gemeinsam mit Sal im Schulorchester die dritte Klarinette. Nach einem Autounfall, den seine Schwester verursacht hat, sitzt er im Rollstuhl. Anfangs versucht er zu Sal zu stehen, lässt sich dann aber, so wie alle anderen FreundInnen von Sal, vom Schattenkomitee einschüchtern. Erst nach einiger Zeit fasst er neuen Mut und nimmt wieder den Kontakt zu Sal auf. Er ist es, der Sal die Kraft gibt, sich gegen das Schattenkomitee aufzulehnen.

 

2.1.3.3. Kimmie Busatto

 

Sie besucht die zehnten Klasse und die beste Freundin von Sal Hanson. Sie hat wenig Selbstbewusstsein und zweifelt stark an ihrer Person. Kimmie hat nicht die Kraft, sich gegen das Schattenkomitee zu stellen, und bricht daher den Kontakt zu Sal ab. Sie ist von Schattenkomitee so stark eingeschüchtert, dass sie sogar nach dem Selbstmordversuch ihres Bruders ihren Eltern nichts über die Machenschaften des Schattenkomitees erzählt.

 

2.1.3.4. Willis Cass

 

Er ist der Präsident des Schattenkomitees. Im Schulorchester spielt er die erste Trompete, dadurch gelingt es ihm, mit Sal auch abseits des Schattenkomitees in Kontakt zu treten. Er gaukelt Sal seine Freundschaft vor und spielt dabei ein falsches Spiel mit ihr.

 

2.1.4. Beth Goobies Darstellung von „Mobbing in der Schule“


 

Beth Goobie wählt für ihr Buch den auktorialen Erzählstil, und es gelingt ihr sehr gut, den äußeren und inneren Raum der Handlung zu beschreiben. LeserInnen wird unmissverständlich klar gemacht, was es bedeutet, ein Mobbingopfer zu werden. So beschreibt sie noch vor Sal Hansons erstem Zusammentreffen mit dem Schattenkomitee, was Sal erwarten wird – sie muss damit rechnen, grundlos von allen MitschülerInnen verachtet zu werden:

 

In etwa einer Stunde würde ihr erstes Treffen mit dem Schattenkomitee vorüber und das übermächtige, unsichtbare X auf ihrer Stirn eingraviert sein. Dann würde ihr Name wie reiner Sauerstoff in den Adern der Gerüchteküche der Schule kursieren. Wenn das passierte, stand sie endgültig und unwiderruflich im Abseits. Niemals wieder würde jemand sie mit ehrlicher Freundschaft oder auch nur mit Gleichgültigkeit betrachten.[27]

 

Als Sal den Mitgliedern des Schattenkomitees erstmals begegnet, gelingt es Beth Goobie, den LeserInnen sofort klarzumachen, was es bedeutet „die Lotterie gewonnen“ zu haben:

 

„Hör mir gut zu, Kleine“, sagte Willis Cass leise. „Wir kennen dich besser, als du glaubst. Eigentlich kannten wir dich schon, bevor du überhaupt hier in die Schule gekommen bist. Wir haben darauf gewartet, dass du hierher kommst, haben dich beobachtet seit deinem ersten Schultag. Vielleicht ist es Zufall, dass du in diesem Schuljahr die Lotterie gewonnen hast, vielleicht auch nicht. Wie auch immer – dein Name wurde gezogen und du bist der Sieger. Das Opfer. Du weißt, was das heißt. Jeder weiß es.“ [...]

 

„Ich habe dich etwas gefragt: Hast du jemals mit dem Opfer vom letzten Jahr gesprochen?“

 

Sal schüttelte ihren Kopf.

 

„Also weißt du ja, wie die Sache funktioniert. Jeder hält sich daran. Jede wünscht sich ein Opfer, Sally, sogar du. Also worüber beklagst du dich? Hast du etwas gesagt, als es jemand anderen getroffen hat? Nein, du hast zugeschaut, hast es genossen, und jetzt bist du dran.“[28]

 

Beth Goobie beschreibt weiters den LeserInnen, wie Sal durch das Schattenkomitee eingeimpft wird, dass jeder an ihrer Schule ein Opfer braucht und alle damit einverstanden sind. In Sal wird sogar noch ein schlechtes Gewissen erzeugt, indem man auf die Lotteriegewinnerin des Vorjahres aufmerksam macht, die auch von Sal Hanson nicht beachtet worden ist. Sal hat das Spiel all die Jahre mitgespielt, also solle sie sich jetzt auch keinen Beistand anderer erwarten.

 

Goobie vergleicht in ihrem Buch Sal Hanson weiters mit der Gewinnerin der vorjährigen Lotterie. Allerdings war Sal nie mit ihr befreundet, also weiß sie nicht, wie sie gehandelt hätte, wenn wie ihre Freundin gewesen wäre. Sal kann allerdings feststellen, wie sich Jenny im letzten Schuljahr verändert hat:

 

Ihre Zeit als Lotteriegewinnerin war vorbei. Man redete wieder mit ihr und in den Pausen war sie von einem Kreis aus Freunden umringt. Jenny Weaver war wieder so beliebt wie früher. Es schien fast so, als ob das letzte Jahr und die Hölle, durch die sie gehen musste, vom Erdboden verschluckt worden waren – außer man sah in ihre Augen. Erst heute auf dem Weg zum Englischunterricht war Sal ihr im Flur begegnet, wo sie sich mit zwei Freundinnen unterhielt. Jenny redete so schnell, als ob ihr jemand auf den Fersen wäre, und ihre Augen flogen hierhin und dorthin, wie eine Libelle, hielten nirgendwo an, als ob alles, was sie sahen, eine Illusion wäre, ein veränderndes Hologramm aus Lächeln und Gelächter, hinter dem sich der tiefe Schmerz einer Wahrheit entfaltete, mit der sie den Rest ihres Lebens würde leben müssen.[29]

 

Die Situation, in der sich Sals FreundInnen befinden, beschreibt Beth Goobie den LeserInnen...

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