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E-Book

Gewaltprävention in der Altenpflege

Unterrichtsprojekt und Evaluationsstudie

AutorSilke Wedemeyer
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl207 Seiten
ISBN9783656645320
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Gesundheit - Pflegewissenschaft - Altenpflege, Altenhilfe, Note: sehr gut, Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung (Pflegewissenschaften), Veranstaltung: Pflegepädagogik, Sprache: Deutsch, Abstract: Gewalt in der Pflege alter Menschen ist systemimmanent, da nicht nur personelle, sondern auch strukturelle und kulturelle Gewalt wirksam werden. Unter pflegepädagogischem Aspekt stellt sich die Frage, welche Kompetenzen innerhalb der fachtheoretischen Ausbildung gefördert werden können und müssen, um gewaltpräventiv zu wirken. Innerhalb der als Ausbildungsziel formulierten Handlungskompetenz werden Fach- und Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Personalkompetenz unterschieden. Fehlende Fähigkeiten im Bereich der Personalkompetenz können an der Entstehung von personeller Gewalt beteiligt sein, als relevante Fähigkeiten wurden Reflexions- und Empathiefähigkeit sowie Kreativität identifiziert. Auf der Grundlage konstruktivistischer Überlegungen wurde ein Unterrichtsprojekt mit Altenpflegeschüler/innen im dritten Ausbildungsjahr durchgeführt, welches diese Fähigkeiten steigern sollte. Die Auszubildenden schätzten die eigenen Fähigkeiten vor und nach dem Unterrichtsprojekt anhand eines Fragebogens ein, der mit SPSS 20 ausgewertet wurde. Die Frage nach dem Einfluss des Unterrichtsprojekts auf die Personalkompetenz in der Selbsteinschätzung der Auszubildenden wurde mit dem Ziel formuliert, eine Aussage über den möglichen Erfolg von Maßnahmen zur Gewaltprävention in der theoretischen Ausbildung treffen zu können. Reflexions- und Empathiefähigkeit wurden durch das Unterrichtsprojekt gesteigert, nicht jedoch die Kreativität. Die hohen Werte in allen Subskalen lassen einen Overconfidence Effect in der Selbsteinschätzung der Auszubildenden vermuten. Die Ergebnisse werden hin-sichtlich ihrer Bedeutung für die Gewaltprävention und ethische Entscheidungsfindung in der Altenpflege, sowie für die theoretische und praktische Altenpflegeausbildung interpretiert.

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Leseprobe

Teil II – Durchführung des Unterrichtsprojekts und der Evaluationsstudie


 

1. Darstellung des Unterrichtsprojekts


 

Das Unterrichtsprojekt fand gleichzeitig mit zwei Gruppen statt, deren Zusammensetzung im folgenden Kapitel beschrieben wird. Die aufzuwendende Zeit für die einzelnen Aufgaben und Lernschritte wurde geschätzt, woraus eine Planung für die gesamten letzten drei Schultage des Theorieblocks entstand, der eine Woche vor Ostern 2013 endete. Die Verfasserin erstellte eine möglichst genaue Planung, um eine erfolgreiche Arbeit beider Gruppen zu ermöglichen und übernahm eine Gruppe. Die zweite Lehrkraft war männlich und Diplom-Psychologe, den die Auszubildenden bereits aus dem Unterricht in einem Lernfeld aus dem Lernbereich 2 (siehe Kapitel 2 Teil I) kannten. Das gesamte Unterrichtsprojekt konnte auf diese Weise für beide Klassen zeitgleich von zwei Lehrkräften durchgeführt werden, wozu eine entsprechend gründliche Absprache insbesondere vor, aber auch während des Unterrichtsprojekts notwendig war. Beide Lehrkräfte tauschten täglich jeweils nach der Hälfte der Unterrichtszeit die Lerngruppen. Einerseits sollte damit ermöglicht werden, dass alle Auszubildenden von den unterschiedlichen Sichtweisen, Qualifikationen und Wissensbeständen der Lehrkräfte zu gleichen Teilen partizipieren konnten. Andererseits sollte auch Ermüdungserscheinungen vorgebeugt werden, die sich häufig sowohl auf Seiten der Auszubildenden als auch der Lehrkräfte ergeben, wenn sie mehr als vier Unterrichtsstunden miteinander verbringen. Außerdem wurde damit der durchgehende Unterricht bei unterschiedlichen Lehrkräften hinsichtlich des Lernerfolgs als Störvariable ausgeschlossen. Für das Unterrichtsprojekt wurden, anstatt der üblichen zwei, vier Räume für die beiden Lerngruppen reserviert, so dass immer ausreichend Platz für die kreativen Anteile und die ungestörte Arbeit in Kleingruppen garantiert war. Insbesondere für den Austausch, z. B. über persönliche Erfahrungen, muss ein geschützter Rahmen vorhanden sein. Ebenfalls wurde in der Vorbereitung das benötigte Material (siehe Anhang I – Unterrichtsplanung) rechtzeitig in ausreichender Anzahl bestellt.

 

1.1 Teilnehmende Auszubildende


 

Am Unterrichtsprojekt und der darauf basierenden Evaluationsstudie nahmen 35 Auszubildende aus den beiden Klassen im dritten Ausbildungsjahr der Berufsfachschule für Altenpflege der Oskar Kämmer Schule in Braunschweig/Niedersachsen (Deutschland) teil, die ihre Ausbildung im Juli 2013 abschlossen. Die Auszubildenden waren zwischen 19 und 52 Jahren alt. Der Anteil älterer Auszubildender erklärt sich dadurch, dass die Einrichtungen der stationären und ambulanten Altenpflege aufgrund des Fachkräftemangels bestrebt sind, langjährige Mitarbeiter/innen mit der Ausbildung zum/zur Pflegehelfer/in höher zu qualifizieren, um die vorgeschriebene Fachkraftquote von 50 % einhalten zu können. Weiterhin wird auch seitens der Arbeitsagentur versucht, arbeitslose Menschen aus anderen Fachbereichen für die Ausbildung zum/zur Altenpfleger/in zu interessieren. Sie übernimmt in Niedersachsen die Ausbildungskosten für die jeweilige Einrichtung. Die Zusammensetzung der Klassen ist entsprechend heterogen betreffend z. B. Alter, Familienstand, Schulbildung und Vorerfahrung in der Pflege.

 

Für das Unterrichtsprojekt wurden die Klassen aufgelöst und in gemischten Gruppen als zwei annähernd gleich große Lerngruppen neu zusammen- gesetzt. Das liegt darin begründet, dass die beiden Klassen einen großen Unterschied in der Anzahl an Auszubildenden aufwiesen. Eine Klasse, die sich ausschließlich aus Auszubildenden eines Trägers mehrerer stationärer Alten- und Pflegeheime in der Region zusammensetzte, war mit 12 Auszubildenden aus fünf Einrichtungen recht übersichtlich. Die andere Klasse war mit 23 Auszubildenden fast doppelt so groß. Diese Auszubildenden kamen alle aus unterschiedlichen Einrichtungen der ambulanten und stationären Altenpflege. Durch die Auflösung der Klassenverbände und die Bildung von zwei neuen Lerngruppen wurden die unterschiedliche Größe und Zusammensetzung der beiden Klassen als Störvariablen ausgeschlossen. Weiterhin wurde bei der Zusammensetzung der Lern- und Kleingruppen auf eine gleichmäßige Einteilung hinsichtlich des Leistungsvermögens sowie der Alters- und Geschlechterverteilung geachtet. Auch der Ausbildungsort wurde dahingehend berücksichtigt, dass die Auszubildenden aus der ambulanten und stationären Altenpflege gleichmäßig verteilt waren.[88]

 

Beide Klassen hatten in den drei Jahren ihrer Ausbildung jeweils zur gleichen Zeit Theorie- und Praxisblöcke, bei größeren Projekten fand häufiger die Auflösung der Klassenverbände und ein gemischter Unterricht statt. Für dieses Projekt nutzte die Verfasserin die Zusammensetzung des letzten gemeinsamen Projekts ein halbes Jahr früher, im Herbst 2012. Als Kursleitung beider Klassen verbrachte sie in Begleitung einer weiteren Dozentin eine gemeinsame Woche mit den Auszubildenden in einem externen Tagungshaus mit einem Seminar zum Thema „Umgang mit Sterben und Tod“. Die beiden neu entstandenen Lerngruppen wurden jeweils in fünf Gruppen zu sechs und eine Gruppe zu fünf Auszubildende eingeteilt. Die Auszubildenden waren mit der damaligen Gruppenzusammensetzung sehr zufrieden und erfreut über die Möglichkeit, erneut in dieser Zusammensetzung arbeiten zu können. Auch konnte innerhalb der Kleingruppen die damals erarbeitete Vertrauensbasis für die Bearbeitung eines Themas genutzt werden, welches - ähnlich wie das des oben erwähnten Seminars - mitunter von starken Emotionen begleitet wurde.

 

1.2 Verteilung der Unterrichtsinhalte


 

Die Inhalte des eigentlichen Unterrichtsprojekts ergaben sich aus der vorstrukturierten Lernsituation (siehe Anhang I – Lernsituation). Charakteristisch für diese Art Lernsituation ist, dass die Aufgabenstellung zu Beginn dazu dient, alle Perspektiven der Handlungssituation zu entfalten. Im Verlauf der weiteren Aufgaben wurden bestimmte Aspekte bezüglich Kontext und Interaktion bearbeitet. Die Lehrenden begleiteten die Bearbeitung dahingehend, dass die Moderation übernommen wurde, bei Bedarf bestand auch die Möglichkeit der Binnendifferenzierung. Von Seiten der Lehrenden war eine gründliche Planung und Vorbereitung für den Erfolg notwendig, z. B. der vorgesehene Zeitrahmen, die Materialanschaffung, transparente Bewertungsgrundlagen und die Einbettung der Lernsituation in den übrigen Unterrichtsablauf. Um den Auszubildenden eine möglichst vollständige Bearbeitung des komplexen Themas zu ermöglichen, erfolgte eine gemeinsame Absprache und Unterrichtsplanung mit den Lehrkräften folgender Lernfelder mit den zugeordneten Inhalten, um diese im Unterricht in den beiden Tagen vor dem Unterrichtsprojekts zu wiederholen bzw. zu vertiefen:

 

Tabelle 1: Verteilung weiterer Unterrichtsinhalte

 

 

Sämtliche anderen, in Kapitel 2.2 Teil I (Curriculare Rahmenbedingungen) genannten Inhalte, die in thematischen Zusammenhang stehen, waren zu diesem Zeitpunkt bereits vollständig im Unterricht abgehandelt.

 

1.3 Zeitplanung des Unterrichtsprojekts


 

Die in Tabelle 1 genannten Inhalte wurden in den zwei Tagen (Montag und Dienstag) vor dem Unterrichtsprojekt mit insgesamt 12 Stunden in den Stundenplan integriert. Die weitere Zeitplanung für die folgenden drei Tage ist im Anhang I – Unterrichtsplanung enthalten. Die jeweiligen Bearbeitungszeiten für die einzelnen Aufgabenteile waren als Richtschnur zu verstehen. Situativ bedingte Abweichungen bei kürzerer oder längerer Bearbeitungsdauer einzelner Schritte waren dabei möglich und zulässig.

 

1.4 Durchführung des Unterrichtsprojekts


 

Zu Beginn des ersten Projekttages erfolgte eine gemeinsame Begrüßung aller Auszubildenden. Das Projekt wurde in seiner Zielsetzung vorgestellt. Alle Auszubildenden erhielten eine Mappe, in der die kopierte Lernsituation (siehe Anhang I – Lernsituation), eine Liste mit Links zum Thema „Gewalt in der Altenpflege“ (siehe Anhang I – Links zum Thema), die Gruppeneinteilung und ein Zeitplan enthalten war. Der ausgehändigte Zeitplan entsprach der linken Spalte der Unterrichtsplanung (siehe Anhang I – Unterrichtsplanung) mit ergänzenden Angaben über die vorgesehen Uhrzeiten als Rahmenbedingungen. Die beiden Lerngruppen wurden eingeteilt und die Raumverteilung bekannt gegeben. Beide hatten jeweils einen großen und einen kleinen Arbeitsraum, sowie einen eigenen Aufenthaltsbereich in unterschiedlichen Stockwerken zur Verfügung. Ein kurzer Verbindungsweg über eine Wendeltreppe ermöglichte bei Wunsch oder Bedarf einen schnellen Austausch der Auszubildenden oder der beteiligten Lehrkräfte. Alle Räume waren mit ausreichend Material wie Flipcharts, Markern, Pinwänden etc. ausgestattet. Zu Beginn und Ende eines jeden Projekttages erfolgte eine Stimmungsabfrage mit unterschiedlichen Methoden wie „Blitzlicht“ oder „Wetterkarte“. Obwohl die ursprünglichen Klassenverbände aufgelöst wurden, waren keine Teambuilding-Maßnahmen oder ähnliches zu Beginn des Projekts erforderlich. Das Vertrauen und gute Verhältnis zwischen den Auszubildenden, welches im Rahmen des vorhergehenden Unterrichtsprojekts (siehe Kapitel 1.1 in diesem Teil) entstanden war, war auch zu diesem Zeitpunkt noch...

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