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E-Book

Glaube zwischen Trotz und trotzdem

Wahre Geschichten vom Zweifeln und Vertrauen.

VerlagGerth Medien
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783961223923
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
In diesem Sammelband erzählen über 30 Menschen von ihrer ganz persönlichen Glaubensreise mit all den Höhen und Tiefen. Da gibt es die einen, die früher einmal geglaubt haben, es eine Zeit lang jedoch einfach nicht mehr konnten - bis Gott ihnen ganz neu begegnet ist. Und die anderen, die gute Gründe gehabt hätten, ihren Glauben zu verlieren, aber dennoch an Gott festgehalten haben. Und natürlich gibt es auch solche, die irgendwo dazwischen sind - zwischen Zweifeln und Vertrauen, zwischen Trotz und trotzdem. Die unterschiedlichen Berichte zeigen, wie unserem 'hilfsbedürftigen' Glauben geholfen werden kann und welche Chancen in unseren tiefsten Zweifeln und Glaubenskrisen verborgen liegen. Ein authentisches und glaubensstärkendes Buch über das Ringen und Überwinden auf unserem Weg mit Gott.

Désirée Gudelius ist Lektorin für Gerth Medien und im freien Redaktionsteam der Zeitschrift LYDIA. In ihrer Gemeinde hat sie jahrelang eine Jugendgruppe geleitet, weil sie ein Herz für gute Gemeinschaft und tiefe Gespräche hat. In ihrer Freizeit ist sie Sängerin in einer Gospel- und Lobpreisband. Gemeinsam mit anderen in Worten und Tönen Gott zu begegnen ist ihre große Leidenschaft.

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Leseprobe

Gott ist anders

Ich bin Ende 30 und immer noch Christ. Erzogen wurde ich evangelisch, weil meine Mutter nicht wollte, dass ich, wie mein Vater, katholisch werde. Überzeugt haben mich jedoch weder die Religiosität meiner Mutter, die ich als sehr oberflächlich wahrnahm, noch die frustrierenden Ansichten meines Vaters über Gott und die Kirche. Abgesehen von einer Sonntagsschullehrerin beeindruckte mich auch keine der kirchlichen Lehrpersonen und Geistlichen so wirklich.

In der Schule wurde ich gemobbt, und auch mein Zuhause war kein Ort der Geborgenheit für mich. Gott erlebte ich in all dem als abwesend. Als ich Teenager war, versuchte ich deshalb, mich von diesem Gott loszusagen. Dennoch ging ich zur Kirche, weil ich meine „Pflichtgottesdienste“ besuchen musste, um konfirmiert werden zu können – und darauf legte meine Mutter sehr viel wert.

In dieser Zeit lernte ich eine junge Frau aus meiner damaligen Kirchengemeinde kennen, die sich gerade auf einen längeren Missionseinsatz vorbereitete. Sie lud mich und einige andere Teenager zum gemeinsamen Bibellesen ein. Ich hörte sie in einer Weise von Gott erzählen, wie ich es zuvor weder in der Kirche noch im Religionsunterricht oder zu Hause gehört hatte. Ein barmherziger Gott, dem ich wichtig bin? Ein himmlischer Vater, der mich kennt, sich für mich interessiert und mir Gutes im Leben schenken will? Gottes Sohn Jesus, der Mensch wurde, um mein persönlicher Erlöser zu werden? Der Heilige Geist, der in mir lebt und mir tief im Herzen bestätigt, dass ich „Kind Gottes“ bin?

Mag sein, dass ich das eine oder andere in der Kirche durchaus schon einmal gehört hatte, doch diese Frau erzählte davon so überzeugend und lebendig, dass es mich zum ersten Mal wirklich berührte. Wir trafen uns von nun an wöchentlich und irgendwann kam ich zu dem Schluss, dass ich auch zu diesem Gott gehören wollte, den ich nun so anders kennengelernt hatte. Mit 16 Jahren vertraute ich Jesus schließlich mein Leben an.

Kurz zuvor war ich von zu Hause ausgezogen und arbeitete nun als Volontärin weit weg von meinen Eltern. Das Abitur wollte ich nicht machen – aus lauter Angst, vier weitere Jahre zur Schule gehen zu müssen und gemobbt zu werden. Außerdem fürchtete ich, ich sei ohnehin zu dumm dafür, obwohl ich gute Schulnoten hatte.

Mein Auszug von zu Hause war eine Art Flucht. Ich wollte von nun an nirgends mehr länger bleiben – so mein Plan –, um mich künftig vor Verletzungen und Demütigungen zu schützen. Ich war die Selbstunsicherheit in Person und wollte mich nie wieder so ausgeliefert fühlen wie bisher.

In den folgenden Jahren lernte ich Menschen aus Freikirchen kennen. Für mich tat sich eine neue Welt auf, und ich glaubte, dass – im Gegensatz zu manchen Mitgliedern der reformierten Kirche – die Christen in Freikirchen tatsächlich so leben würden, wie Gott es möchte: ehrlich, liebevoll, barmherzig, verständnisvoll und so weiter.

Ich lernte Menschen kennen, die mich ermutigten, die mich ernst nahmen und sich um mich kümmerten. Allerdings begegnete ich auch anderen, die mir weniger freundlich gegenübertraten. Doch, wie gewohnt, übertrug ich es auf mich selbst und schrieb ihr verletzendes Verhalten meinen eigenen Fehlern, meiner Minderwertigkeit, meinem Unvermögen oder meiner fehlenden geistlichen Reife zu.

Ich hatte schließlich früh gelernt, mich schuldig zu fühlen – selbst für Dinge, an denen ich überhaupt keine Schuld hatte. Dass ich mich permanent minderwertig fühlte, war normal für mich; ich kannte es ja nicht anders. Wenn mir also jemand in der Gemeinde sagte, was ich zu tun hätte, um wahre innere Befreiung zu erfahren, dann glaubte ich, dass er recht hatte und dass ich etwas falsch gemacht haben musste, wenn die Befreiung später nicht eintraf.

Oder wenn mir jemand in einem seelsorgerlich anmutenden Gespräch sagte, wenn ich wirklich glauben würde, so ließe Gott mir genau das zukommen, worum ich ihn im Glauben gebeten hatte, dann glaubte ich dieser Aussage und sah die Ursache der ausbleibenden Gebetserhörung bei mir. Solche Erfahrungen waren der beste Nährboden, um die Überzeugung aufrechtzuerhalten, minderwertig und selbst schuld an allem Schlechten in meinem Leben zu sein.

Ich blieb zwei Jahre in dieser Gemeinde, war sonntags regelmäßig im Gottesdienst, besuchte die Jugendgruppe und fand dennoch keinen Anschluss. Ich fand auch nie diese Befreiung, von der so oft gepredigt wurde. Egal was ich tat, es reichte offenbar nicht aus, damit Gott auch mir ein gewaltiges Erlebnis schenken würde, wie er es bei den anderen laut ihrer Zeugnisse anscheinend ständig tat.

Allerdings nahm ich immer wieder eine Diskrepanz wahr zwischen dem, was ich bei manchen Christen beobachtete, und dem, wie ich Gott in meiner ganz persönlichen Beziehung mit ihm wahrnahm. Ich erlebte keine großartigen Wunder oder schlagartige Heilungen oder dergleichen, sondern erfuhr Gott vielmehr in kleinen, unscheinbaren Dingen als denjenigen, der mir Gutes zukommen lässt.

Später fand ich für viele Jahre meinen Platz in einer anderen Gemeinde, die zu einer Art „geistlichem Zuhause“ wurde. Ich schnappte von irgendwem den Satz auf: „Christen enttäuschen, Christus nie.“ Diesen Satz fand ich hilfreich im Hinblick auf meine vergangenen Gemeindeerfahrungen. Er sollte sich jedoch mehr als je zuvor in eben dieser Gemeinde bewahrheiten.

Noch war aber alles gut. Hier fand ich Anschluss. Ich fand sogar Leute, die mich bei sich wohnen ließen, sodass ich nicht wieder bei meinen Eltern unterkommen musste. Hier gab es Menschen, die sich um mich kümmerten, als ich meine Ausbildung erneut unterbrach, weil es mir so schlecht ging und ich einfach nicht mit meinem Leben klarkam. Es gab sogar Menschen, die mir zu fachlicher Hilfe rieten, ohne mir eine „ungeistliche Haltung“ zu attestieren.

Ich ahnte immer mehr, dass mich etwas in meiner Vergangenheit schwer traumatisiert haben musste. Mein Unvermögen, vertrauen zu können, meine Angst vor anderen Menschen, die innere Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit und immer wieder dieser scheinbar grundlose Schmerz in meiner Seele waren nur einige der Hinweise darauf. Doch es war einfacher, mir weiterhin selbst die Schuld zu geben und mich selbst zu verurteilen oder gar zu bestrafen, als mir einzugestehen, dass ich von etwas betroffen war, was unter die Kategorie „psychisch krank“ fällt.

Auch in der neuen Gemeinde hörte ich, dass Gott seelische Unfreiheit heilen würde, wenn man wirklich glaubte, aufrichtig Buße tat und Gott ernsthaft um Heilung bat. Ganz persönlich glaubte ich jedoch an einen Gott, der mich so annimmt, wie ich bin und der um meine Nöte weiß und ihre Ursachen kennt.

Ich blicke auf Ereignisse zurück, die ich nicht habe beeinflussen können, die mir aber enorm zugutekamen und die ich nur Gott zurechnen konnte. Heilung der seelischen Verletzungen erfuhr ich in kleinen Schritten, auch mit Hilfe einer professionellen Traumatherapie. Ich erlebte nie das große Wunder, sondern es war und bleibt ein Prozess. In all dem erfuhr ich Gott als denjenigen, der einfach da ist, ohne dass er mich unter Druck setzt, irgendetwas zu leisten, bevor ich von seiner Gnade profitieren kann.

Meine Gemeinde stellte einen neuen Pastor an, der sich zugleich für einen sehr erfahrenen Seelsorger hielt. Wer ihm und seinen Ansichten gegenüber loyal war, dem war er ein sehr guter Pastor. Für mich stimmte das Verhältnis so lange, wie ich mich auf allen Ebenen dem Pastor unterlegen sah. Anfangs war ich das auch – ohne Frage –, doch im Laufe der Zeit, mit jedem kleinen Stückchen mehr Heilung, wurde ich mutiger und selbstkompetenter, schlicht gesünder in meinem Verhalten mir selbst und anderen Menschen gegenüber.

Ich arbeitete in einem Bereich der Gemeinde mit, der dem Pastor sehr wichtig war, und den er entsprechend stark beeinflusste. So hatte ich unweigerlich viel mit ihm zu tun, was zunehmend schwieriger wurde, je gesünder meine Seele wurde. Sonntags wurde immer wieder erzählt, wie viele Menschen durch die Seelsorge beim neuen Pastor bereits einen geistlichen Durchbruch erfahren hätten. Das Rezept für seelische Heilung, das nach den Ansichten des Pastors auch bei einer Traumafolgestörung angewendet werden konnte, waren sieben Punkte, die man umsetzen musste. Befolgte man diese geistlichen Schritte aufrichtig, käme es am Schluss zur Heilung der Verletzungen und zum ersehnten geistlichen Durchbruch.

Ich folgte seinem Konzept jedoch nicht wie gefordert. Stattdessen besaß ich mittlerweile „die Frechheit“ und den Mut, ihn damit zu konfrontieren, dass dieser Umgang, zumindest für traumatisierte Menschen, kontraproduktiv war.

All das bereitete die Grundlage, um letztlich Erfahrungen zu machen, die ich nur als Machtmissbrauch bezeichnen kann. Machtmissbrauch hatte ich in meiner Ursprungsfamilie erlebt, und er hat mir nachhaltig geschadet. Nun erlebte ich ihn erneut, diesmal aber an einem Ort, an dem permanent Liebe, Heilung und ein barmherziges Miteinander gepredigt wurde. Erneut fand ich mich in einem Machtgefälle wieder, in dem ich hilflos ausgeliefert war.

Ich hielt diesen Umstand nicht mehr aus und verließ die Gemeinde. Gott nahm ich jedoch mit, denn ich erlebte ihn immer noch anders, als er von den geistlichen Autoritäten in dieser Gemeinde oft dargestellt wurde.

Wenn ich heute zurückschaue, sehe ich einige sehr harte Enttäuschungen gerade durch Christen, die sich selbst in einer Vorbildfunktion wähnten oder tatsächlich in einer solchen waren. Ich sehe vor allem aber unzählige kleinere oder größere positive...

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