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Gleitende Arbeitszeit und Arbeitszeitkonten

AutorStephanie Posch
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl104 Seiten
ISBN9783638838702
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Jura - Zivilrecht / Arbeitsrecht, Note: 1,0, Universität Salzburg, 123 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Gegenstand dieser Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dem rechtlichen Gestaltungsspielraum für die Verwirklichung betriebswirtschaftlich sinnvoller flexibler Arbeitszeitmodelle. Den Schwerpunkt bildet dabei das Modell der gleitenden Arbeitszeit in Verbindung mit Arbeitszeitkonten. Das erste Kapitel ist der Darstellung verschiedener betriebswirtschaftlicher Flexibilisierungsgrundmodelle gewidmet. Das zweite Kapitel beschäftigt sich eingehend mit dem Modell der Gleitzeit, und im dritten Kapitel wird die Bedeutung von Arbeitszeitkonten bei flexibler Arbeitszeitgestaltung angesprochen. Die Ausgestaltung von Gleitzeitregelungen, deren Implementierung in den Arbeitsvertrag und deren Abwicklung werden in den folgenden Kapiteln näher behandelt. Zur Verdeutlichung des Angesprochenen befinden sich im Anhang eine Mustergleitzeitvereinbarung sowie eine Darstellung der Verbreitung von flexiblen Arbeitszeitformen in Österreich.

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Leseprobe

3 Gleitende Arbeitszeit


 

3.1 Grundfrmen der Gleitzeit


 

Bei der Gleitzeit wird dem Arbeitnehmer innerhalb gewisser vereinbarter Grenzen Dispsitinsfreiheit hinsichtlich der Arbeitszeitverteilung eingeräumt, [33] da gem § 4b Abs 1 AZG der Arbeitnehmer Beginn und Ende seiner täglichen Arbeitszeit selbst wählen kann. Grundsätzlich lassen sich – je nach Grad der Zeitsuveränität des Arbeitnehmers – drei Mdelle unterscheiden:

 

 einfache Gleitzeit

 

 qualifizierte Gleitzeit

 

 variable Gleitzeit.

 

Bei der einfachen Gleitzeit steht das Gesamtausmaß der täglichen Arbeitszeit fest, der einzelne Arbeitnehmer hat lediglich die Möglichkeit, deren Lage innerhalb bestimmter Grenzen selbst zu bestimmen. [34] Wesentlich flexibler ist das Mdell der qualifizierten Gleitzeit, da der Arbeitnehmer hier nicht nur die Lage, sndern auch die Dauer der täglichen Arbeitszeit selbst bestimmen kann. [35] Durch die unterschiedliche Verteilung der Arbeitszeit auf die einzelnen Arbeitstage, wird ein Ansparen vn Zeitguthaben der –schulden über längere Zeiträume möglich. Damit diese Suveränität sinnvll genützt werden kann, werden auf einem persönlichen Arbeitszeitknt des Arbeitnehmers tagesbezgene Abweichungen zwischen der vereinbarten und der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit saldiert. Im Rahmen eines qualifizierten Gleitzeitmdells wird meistens ein s genannter Gleitzeitrahmen (frühest möglicher Arbeitsbeginn und spätest mögliches Arbeitsende) in Verbindung mit einer Kernzeit vereinbart. [36] Unter der Kernzeit ist jener Zeitraum zu verstehen, in dem der Arbeitnehmer jedenfalls im Betrieb anwesend sein muss. [37] Die variable Gleitzeit, als weitestgehende Frm der Gleitzeit, verzichtet hingegen auf die Festlegung einer Kernzeit der einer täglichen Mindestarbeitszeit. Beachtet werden müssen lediglich die gesetzlichen Höchstgrenzen der Arbeitszeit. Gleitzeitarbeit in Verbindung mit Arbeitszeitknten ist das am weitesten verbreitete Arbeitszeitmdell. [38] Der Grund dafür liegt whl in der Vielseitigkeit dieses Mdells: Es ist nicht nur möglich, ptimal auf schwankende Auftragslagen zu reagieren, sndern auch prduktiver und ksteneffizienter zu arbeiten, Betriebs und Servicezeiten auszuweiten, Mitarbeitern mehr Zeitautnmie zu gewähren und eine gegenseitige Vertrauenskultur aufzubauen.

 

3.2 Inhalt der Gleitenden Arbeitszeit


 

Wird beabsichtigt, gleitende Arbeitszeit einzuführen, treten meist schn in der Planungsphase eine Reihe vn Fragen auf, vn deren rechtzeitigen Klärung alle weiteren Schritte abhängen. [39] Zwei Hauptfragen werden in dieser Hinsicht näher behandelt: Zum einen die Festlegung des Umfanges vn Gleitzeit und Kernzeit und zum anderen die Übertragbarkeit vn Zeitguthaben und Zeitschulden in andere Abrechnungsperiden.

 

3.2.1 Festlegung des Umfanges vn Gleitzeit und Kernzeit


 

Die Festlegung vn Gleitzeitrahmen und Kernzeit sind entscheidende Faktren für den jeweiligen Flexibilisierungsgrad eines Gleitzeitmdells. Bevr die Länge der Gleitzeit und der Kernzeit festgelegt wird, muss eine betriebsindividuelle Analyse der internen und externen Gegebenheiten erflgen. [40]

 

Es empfiehlt sich flgende Punkte dabei zu berücksichtigen:

 

 die Zeiten des Spitzenverkehrs,

 

 Fahrzeiten der öffentliche Verkehrsmittel und

 

 die Mindestzeit, in der das Unternehmen vn außen her in allen Bereichen ansprechbar sein muss.

 

Eine weitere Überlegung ist, b der Umfang der Gleitzeiten und Kernzeiten für den gesamten Betrieb einheitlich festgelegt werden sll, der b unterschiedliche Gleitzeiten und Kernzeiten in der betrieblichen Praxis durchführbar sind. Neben der Länge der Gleit und Kernzeit ist auch deren Lage festzulegen.

 

3.2.2 Übertragbarkeit vn Zeitguthaben und Zeitschulden in andere Abrechnungsperiden


 

Eine sinnvll ausgestaltete Gleitzeitvereinbarung erfrdert die Möglichkeit der Übertragbarkeit vn Zeitguthaben bzw. –defiziten vn einem Abrechnungszeitraum auf den anderen. [41] Hier erweist sich ein Ampelknt[42] als sehr hilfreich, da es das Entstehen zu hher Zeitguthaben verhindert. [43] Ab einem bestimmten Ausmaß (zB mehr als 20 Plusstunden) muss zum Erwerb weiterer Plusstunden die Genehmigung des unmittelbaren Vrgesetzten eingehlt werden; ab einem weiteren Ausmaß (zB 40 Plusstunden) ist ein Erwerb zusätzlicher Plusstunden überhaupt nicht mehr möglich.

 

3.3 Zeiterfassung bei gleitender Arbeitszeit


 

Gem § 26 AZG ist der Arbeitgeber verpflichtet, die Arbeitszeiten genau aufzuzeichnen. Wurde vereinbart, dass die Arbeitszeitaufzeichnung durch den Arbeitnehmer (beispielsweise durch Gleitzeitlisten) selbst erflgt, s hat der Arbeitgeber den Arbeitnehmer zur rdentlichen Aufzeichnung anzuleiten und die Aufzeichnungen nach Ende der Gleitzeitperide zu kntrllieren. Zeichnet hingegen der Arbeitgeber die Arbeitszeiten durch ein Zeiterfassungssystem auf, s ist dem Arbeitnehmer auf sein Verlangen eine Abschrift der Aufzeichnungen zu geben, andernfalls hat er ein Einsichtsrecht. [44] Während bei starren Arbeitszeitmdellen die Dienstaufsicht des unmittelbaren Vrgesetzten zur Einhaltung der Ist Arbeitszeit genügte, ist bei Gleitzeit dies meist hne systematisches Zeiterfassungssystem nicht mehr möglich. In einigen wenigen Unternehmen existieren zwar nch handschriftliche Zeiteintragungssysteme (der Arbeitnehmer trägt sich beispielsweise in Listen ein), bei der überwiegenden Mehrheit der Unternehmen hat diese Methde allerdings zu einer Ablehnung geführt,[45] und es wurden autmatische Zeiterfassungssysteme wie zum Beispiel Stempeluhren der die Möglichkeit der Datenerfassung durch cdierte Persnalausweise eingeführt.

 

3.4 Vrteile der gleitenden Arbeitszeit für den Arbeitgeber


 

Die Einführung der Gleitzeit bringt swhl für den Arbeitgeber als auch für den Arbeitnehmer zahlreiche Vrteile mit sich.

 

3.4.1 Anpassung der Arbeitszeit an den Arbeitsanfall


 

Durch Einführung der Gleitzeit wird eine bessere Anpassung der Arbeitszeit an den Arbeitsanfall erreicht. Mit zunehmender Flexibilität der Gleitzeitvereinbarung steigen smit die Vrteile für das Unternehmen. Eine Gleitzeitregelung mit relativ langen mrgendlichen und abendlichen Gleitzeiten mit einer grßzügigen Übertragungsmöglichkeit vn Zeitguthaben und Zeitschulden auf andere Abrechnungsperiden ist für eine flexible Anpassung zwischen Arbeitszeit und Arbeitsanfall am besten geeignet. [46]

 

3.4.2 Leistungssteigerung durch Mtivatin der Mitarbeiter


 

Durch die Dispsitinsfreiheit, die dem Einzelnen durch die Gleitzeit eingeräumt wird, ist eine Mtivatinssteigerung der Mitarbeiter zu bebachten. Denn der Arbeitnehmer kann seine Bedürfnisse nach Selbsterfüllung und Selbstverwirklichung besser befriedigen, zB durch die Selbstbestimmung der Arbeitszeit, durch Übernahme der Verantwrtung für einen reibungslsen Arbeitsablauf während des ganzen Tages und insbesndere dadurch, dass er seine persönlichen Interessen hne besndere Umstände besser mit der Arbeit in Einklang bringen kann. Verantwrtliche Mitarbeit wird immer erst dann möglich, sbald ein Spielraum für eigenverantwrtliche Entscheidungen geschaffen wird. Die gleitende Arbeitszeit ist als ein Mittel, die Mitarbeiter auf einer höheren Mtivatinsstufe anzusprechen. [47]

 

3.4.3 Rückgang der bezahlten Überstunden und Fehlzeiten


 

Da die Arbeitzeit besser an den Arbeitsanfall angepasst wird, ist meist ein Rückgang der angerdneten und gesndert zu vergütenden Überstunden bzw Mehrarbeit zu verzeichnen. In vielen Fällen tritt bei Arbeitsspitzen an die Stelle der Überstunden die verschbene Sllzeit der Mitarbeiter. [48] Wichtiger als der Rückgang vn bezahlter Mehrarbeit ist die Verminderung vn bezahlten Fehlzeiten. Denn die Mitarbeiter können nun persönliche Angelegenheiten, für die bisher stillschweigend der ausdrücklich eine Dienstbefreiung gewährt wurde, überwiegend während ihrer Gleitzeitspanne erledigen.

 

3.4.4 Verlängerung der Servicezeiten


 

Da bei allen Gleitzeitregelungen die Gesamtbandbreite größer ist als die frühere Nrmalarbeitszeit, ist der Betrieb länger vn außen ansprechbar.

 

3.5 Vrteile für den Arbeitnehmer


 

Während die bisher angesprchenen Punkte in erster Linie dem...

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