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Glück schlägt Geld

Generation Y: Was wir wirklich wollen

AutorKerstin Bund
VerlagMurmann Publishers
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783867743440
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Für manche Personalchefs sind sie ein Albtraum: Junge Beschäftigte haben heute wenig Lust, sich zu Sklaven ihres Jobs zu machen. Sie suchen Sinn, Spaß und fordern Zeit für Familie und Freunde. Sie können es sich leisten, so anspruchsvoll zu sein, denn sie sind begehrt. Die Generation Y, nach 1980 geboren, ist in aller Munde. Doch Professoren, Berater oder Manager blicken immer nur von außen auf diese Altersgruppe. Jetzt meldet sich eine junge Autorin zu Wort. Mit einem schonungslosen Blick beschreibt sie, was ihre Generation wirklich will: Anders leben. Anders arbeiten. Anders sein. Endlich ein Buch, das mit Klischees und Missverständnissen aufräumt. 'Wir sind nicht faul! Wir wollen arbeiten', sagt Kerstin Bund. Nur eben anders. Nachhaltiger. Im Einklang mit unseren Bedürfnissen. Das Buch beschreibt, wie grundlegend die Generation Y die Berufswelt verändert. Und es erklärt, warum wir alle von diesem Wandel profitieren.

Kerstin Bund (1982 geboren) ist Wirtschaftsredakteurin der Wochenzeitung Die Zeit. Für ihre engagierte Berichterstattung hat sie u. a. den ErnstSchneiderPreis für Wirtschaftsjournalismus erhalten.

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Leseprobe

01 / WER WIR SIND

Wir sind anders. Wir wollen anders leben und arbeiten. Wir, das ist meine Generation. Die Generation Y, die nach 1980 Geborenen, die gerade in Scharen den Arbeitsmarkt betreten. Den Namen finde ich, offen gestanden, etwas daneben. Genauso schräg wie das Y, das wir mit unseren Armen formten, wenn auf Klassenpartys »YMCA« von Village People aus den Lautsprechern dröhnte. Was soll so ein schnödes Ypsilon schon über meine Generation aussagen? Y, danach kommt im Alphabet nicht mehr viel. Nicht gerade ein Buchstabe für eine Generation, die die Zukunft noch vor sich hat.

Ich habe recherchiert, woher der Begriff stammt. Zum ersten Mal tauchte er angeblich 1993 in einem Artikel im Fachmagazin Ad Age auf. Ich habe Ad Age gegoogelt. Es ist eine Zeitschrift für Marketing und Media aus Detroit, die wöchentlich in einer Auflage von etwas mehr als 50 000 Exemplaren erscheint. Ad Age scheint mir kein besonders wichtiges Medium zu sein, zumindest nicht für Leute wie mich, die sich nicht sonderlich für Werbung interessieren.

Aber gut, irgendwer dort schuf die Generation Y, um zu beschreiben, was die Teenager der damaligen Zeit von der Generation X, den Geburtsjahrgängen von 1965 bis 1979, unterscheidet. Die Generation Y bezeichnet also nichts weiter als die alphabetisch logische Nachfolge der Generation X. Das ist nicht der kreativste Einfall des Jahrhunderts. Und mal abgesehen davon, dass in dieser Logik die Menschheit nach der Generation Z, also bereits in wenigen Jahren, aufhören würde zu existieren, erweckt der Begriff einen falschen Eindruck. Er suggeriert, dass wir bloß die jüngeren, wenngleich gefühlt sehr viel jüngeren Geschwister der Generation X sind. Doch die Xer sind ganz anders als wir, dazu später mehr.

Trotz dieser Unzulänglichkeiten verwende ich in diesem Buch den Begriff der Generation Y – aus dem schlichten Grund, dass er es inzwischen zu einiger Bekanntheit gebracht hat und ich dem Leser nicht noch einen weiteren Namen zumuten möchte.

Für meine Generation wurden nämlich schon viele Wortschöpfungen bemüht: Nexters (weil wir die nächste Generation sind), Generation Nintendo, Net Generation, Cyberkids, Generation @ oder Digital Natives (weil wir nicht wie unsere Eltern »ins« Internet gehen, sondern »im« Internet leben), Trophy Kids (weil wir für alles Urkunden, Pokale und Trophäen bekommen haben, selbst wenn wir bloß anwesend waren) oder Millennials (weil wir um die Jahrtausendwende mit der Schule, dem Studium oder dem Beruf begonnen haben). Alle diese teilweise verqueren Sprachbilder (Generation Nintendo, was soll das sein, eine Horde kleiner Super Marios?) sind meiner Meinung nach noch viel schlechter geeignet, meine Generation zu beschreiben. Deshalb bleibe ich im Folgenden beim neutralen Begriff der Generation Y.

Der Name war also bereits in den 1990er-Jahren in der Welt und anfangs nicht mehr als eine Worthülse. Später fiel dann irgendjemand auf, dass Y im Englischen ausgesprochen wird wie why (warum). Ein schöner Zufall, denn meine Generation hinterfragt tatsächlich so ziemlich alles, was ihr über den Weg läuft: Schadet das Unternehmen der Umwelt? Ist das, was der Chef sagt, immer richtig? Warum sollten Karriere und Familie nicht vereinbar sein? Die Generation Y/Why ist auch die Generation »Warum nicht?«. Wir kennen keine Grenzen, nur Grenzenlosigkeit.

Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, bei welchem Geburtsjahrgang die Generation Y beginnt und bei welchem sie endet. Manche sagen, gemeint seien die zwischen 1984 und 1994 Geborenen, andere beziehen sich auf die Jahrgänge von 1977 bis 1995, wieder andere auf die zwischen 1980 und 2000. Ich halte diese Diskussion für unerheblich, Generationen enden ja nicht abrupt von einem Tag auf den nächsten. Es leuchtet mir nicht ein, warum zwei Menschen, von denen einer am 31. Dezember und der andere am 1. Januar geboren ist, zwei unterschiedlichen Generationen angehören sollen, nur weil dazwischen zufällig jemand eine Grenze gezogen hat. Vielmehr sind die Übergänge zwischen zwei Generationen fließend, und die Schnittmenge in den Randjahren ist groß.

Ich definiere meine Generation hier als die in den 1980ern bis Mitte der 1990er-Jahre Geborenen. Das macht mich, Jahrgang 1982, erstens zu einem Mitglied am älteren Rand der Generation und als Autorin dieses Buches nicht völlig unglaubwürdig. Und schließt, zweitens, all diejenigen aus, die heute noch zur Schule gehen und deshalb schlecht die Arbeitswelt umkrempeln können, wovon dieses Buch ja ausgeht. Das zweite ist ein notwendiges, das erste ein nützliches Argument.

Bekannt gemacht haben meine Generation die Autoren und Unternehmensberater Neil Howe und William Strauss im Jahr 2000 mit ihrem Buch Millennials Rising. Howe und Strauss sprachen von uns als »The Next Great Generation«, als die erste Generation, die in der US-Geschichte ähnliche Bedeutung erlangen könnte wie »The Greatest Generation«, die während der Großen Depression aufwuchs und anschließend im Zweiten Weltkrieg kämpfte, weshalb sie manchmal auch »GI Generation« genannt wird.

Ich halte dieses Gerede von »der nächsten großen Generation« in unserem Fall für ziemlich übertrieben. Man sollte Menschen in ihren 20ern nicht zu Helden machen, das verdirbt den Charakter. Außerdem bekommen wir schon so genug Aufmerksamkeit.

Schließlich sind viele von uns die Kinder von »Helikopter-Eltern«. Der Begriff kommt aus dem Amerikanischen und bezeichnet Eltern, die vor lauter Sorge ständig wie Helikopter über ihren Kindern kreisen und jeden ihrer Schritte aufmerksam verfolgen. Die meisten von uns sind Wunschkinder (was man sowohl am Siegeszug der Anti-babypille als auch an den Erfolgen bei der künstlichen Fortpflanzung sieht). Viele sind ohne Geschwister aufgewachsen und genossen die ungeteilte Aufmerksamkeit von sechs Augenpaaren – die von zwei Eltern und vier Großeltern.

Von Geburt an wurden wir gefördert und gefeiert. Wir standen schon im Mittelpunkt, als wir noch gar nicht stehen konnten. Schon als Neugeborene hörten wir, dass wir das süßeste Baby der Welt seien. Als wir unsere ersten Schritte machten, schaute garantiert jemand zu, häufig durch die Linse einer Videokamera. Als wir das erste Mal auf etwas zeigten und »Gackgack« oder »Wauwau« brabbelten, wurden wir gelobt, als hätte der Bundespräsident uns gerade den Orden für das schlauste Kleinkind Deutschlands verliehen. Und selbst wenn wir beim Kinderturnfest nicht einmal einen Purzelbaum schafften, hat man uns ohne Vorankündigung eine Medaille um den Hals gehängt.

Das hat bei vielen von uns früh die Überzeugung geweckt, dass wir etwas ganz Besonderes sind. Dass wir alles, wovon wir träumen, auch erreichen können. Bundeskanzler werden? Trauen wir uns zu, aber der Job ist vielleicht doch zu stressig. Fußballprofi? Hätten wir uns nur damals nicht das Kreuzband gerissen. Rockstar? Schon 127 Leute mögen unser selbst gedrehtes Video auf YouTube! Wenn es uns an einem nicht mangelt, dann ist es ein unerschütterlicher Glaube an uns selbst.

Der US-Englischlehrer David McCullough brachte das auf den Punkt. An einem sonnigen Tag im Juni 2012 tritt er ans Rednerpult, vor ihm sitzt die Abschlussklasse der Wellesley High School, einer Kleinstadt bei Boston, die bekannt ist für ihre guten Bildungseinrichtungen. Etwa 2000 Schüler in traditioneller Festrobe aus roten Caps und Gowns blinzeln ins Sonnenlicht, einige tragen Sonnenbrillen, die so groß sind, dass sie nicht nur die Augen, sondern das halbe Gesicht abdunkeln. Die Schüler warten darauf, von ihrem Lehrer mit Lob und Ehre ins Leben entlassen zu werden.

Was dann folgt, ist ein zwölfminütiger Realitätscheck, der auf YouTube seither mehr als zwei Millionen Mal angeklickt wurde. »Niemand von euch ist etwas Besonderes«, platzt es aus Mr. McCullough nach ein paar Einleitungsfloskeln heraus. Einige Schüler schauen irritiert, manche kichern. Der Lehrer fährt fort: »Oh ja, ihr seid gepampert worden, verhätschelt, umschwärmt, behütet und eingewickelt in Noppenschutzfolie. Erwachsene, die eigentlich anderes zu tun hatten, haben euch gehalten, geküsst, gefüttert, euch den Mund abgeputzt, den Hintern abgewischt, euch angeleitet, unterrichtet, Nachhilfe gegeben, beraten, zugehört, Mut gemacht, sie haben euch getröstet und wieder Mut gemacht. Ihr seid angestupst, überredet und angefleht worden. Ihr seid gefeiert und hofiert worden, man hat euch Schätzchen genannt. Oh doch, das hat man!«

Wieder verlegenes Kichern. Doch an der ansonsten gespannten Stille kann man erkennen, dass McCulloughs Worte an den Schülern nicht abprallen wie die UV-Strahlen an ihren satellitengroßen Sonnenbrillen. Sie dringen durch. Im tiefsten Inneren wissen diese jungen Menschen, dass sie die behütetste Generation sind, die jemals diesen Campus verlassen hat. Doch was dann kommt, lässt ihr Selbstbild...

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