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E-Book

Günther G. Bauer, ein 'Ewigspielender'

Schauspieler, Rektor, Spiel- und Mozartforscher

VerlagHollitzer Wissenschaftsverlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl344 Seiten
ISBN9783990121375
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Günther G. Bauer war von 1983 bis 1991 Rektor der damaligen Hochschule bzw. heutigen Universität Mozarteum. An dieser Institution hat er in jungen Jahren Schauspiel studiert. Später arbeitete er als Schauspieler und Regisseur, bis er schließlich Professor für Schauspiel am Mozarteum wurde. Auch als Organisator war er erfolgreich tätig, so gründete er zum Beispiel das Institut für Spielforschung, das 1990 seine Arbeit aufnahm.
Günther Bauer war auch ein durchaus erfolgreicher Verfasser von Hörspielen, Kindertheaterstücken und Erzählungen. Darüber hinaus schrieb er kulturwissenschaftliche Aufsätze über Zwerge, über Salzburg und vor allem über Mozart.
Die einmalige Chance dieses Buches bestand darin, dass Günther Bauer sein Privatarchiv zur Verfügung gestellt hat. Von den rund 120 Bildern ist der größte Teil aus dieser Sammlung. Außerdem wird hier eine Erzählung erstmals veröffentlicht. Das vorliegende Buch wurde von Günther Bauer persönlich durchgesehen und für den Druck freigegeben.

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Leseprobe

Festrede Prof. Prinz Rudolf zur Lippe


(Diese Rede wurde zur Eröffnung der Festveranstaltung der Universität Mozarteum anlässlich von Alt-Rektor Prof. Günther G. Bauers 80. Geburtstag am 12.Oktober 2008 im Solitär gehalten. Die Rede wurde aufgenommen, vom Herausgeber Rainer Buland transkribiert und von Prof. Rudolf zur Lippe überarbeitet. Die manchmal unübliche Satzstellung der frei gesprochenen Rede wurde beibehalten, um den Eindruck des Gedankenstroms nicht zu verfälschen.)

Hochansehnliche Festgesellschaft!

Die größte Freude hätte ich Dir, Günther, heute bereitet, wenn ich eine Taxi-Quittung von Mozart gefunden hätte. Ich habe es nicht geschafft. Und wer sonst als Du, ein mit so viel Spürsinn und so viel Leidenschaft ausgestatteter und engagierter Forscher, würde das zustande bringen.

Das Rektorat, die Schauspiel-Unterrichts-Klasse, der Burgschauspieler. Ich bin nicht, wie manche in der Stadt erwartet haben, gebeten worden, eine Laudation auf Dich zu halten. Das wäre sicher nicht gut, denn ich habe diese Phasen nur von Weitem erlebt. Ich bin gebeten worden, eine Festrede zu halten, und will diese Stationen nur erwähnen, mit den Eigenschaften, die wir an Dir kennen, lieben und bewundern und die wir irgendwie diesen Phasen zuzuordnen geneigt sind.

Genauigkeit und Vorschau. Gerechtigkeit und genaues Hinschauen auf die Einzelnen. Wer wäre geeigneter gewesen zum Rektor einer – heute – Universität Mozarteum als ein großer Schauspieler, der immerhin als Schauspieler noch sein Doktorat in der Philosophie gemacht hat. Schauspiel-Unterricht an diesem Hause, sicher denken wir an Handwerk höchster Präzision und an Leidenschaft genauester Töne. Und wir denken sicher an intensivstes Fragen und mutige Entwürfe.

Ich glaube, dass es in Deinem Leben, so wie wir es heute an Dir miterleben dürfen und wie ich es auch schon seit einigen Jahren habe miterleben können, eigentlich nichts gegeben hat und nichts geben wird, das nicht dazugehört das Leben selbst zu lernen. Ich glaube, das ist das, was wir von Dir am meisten lernen sollten: Das Leben zu lernen.

Aber Du bist eben auch der große Burgschauspieler, der sicher hohe Präzision und einen Dienst an überzeugender Gegenwart verbunden haben wird.

Nun ist die Phase der hiesigen Arbeit sicherlich auch die Arbeit eines kollegialen Zusammenspiels gewesen und geblieben. Selten kann man dieses Überleben über die eigentliche Amtszeit des lebendigen Zusammenspiels so wunderbar beobachten, wie bei Dir und diesem Hause. Immer war Dein Engagement für das Besondere, aber zugleich bis ins Ganze hinein. Das Burgtheater war das Besondere, aber die ganze Kultur sollte vom Jugend- und Laientheater her mit dem Spiel sich verbinden. Wir vermuten auch, wir haben Dich im Verdacht, dass Du wahrscheinlich auch eine geheime Gesellschaft zur Protektion der Zwerge gegründet hast. Vom barocken Phänomen zur Erkundung der anthropologischen Falten auch bis in diese Variante.

Und immer ist das alles irgendwie auch im Stile eines Bergwanderers. Ich habe von Dir gelernt, dass die Unbeirrtheit und das Hinauf-Wollen nur die eine Seite ist und dass wir lernen müssen, geduldig zu sein, um stetig hinaufzukommen, weil es den Knien und dem Herzen besser bekommt, wenn sie sich für die immer neuen Höhen und damit auch die immer neuen Aufgaben eines Lebens immer wieder vorbereiten können. Das scheint mir der Erfolg auch dieser Deiner Lebendigkeit zu sein.

Schließlich kam die Gründung des Spielinstituts und dies gibt mir vielleicht die Chance, hier etwas zu würdigen, das ich selbst miterlebt und beobachtet habe. Du hast in Deiner Inaugurationsrede, der Gründungsschrift des Instituts, die beiden Worte von den Irrwegen und den Auswegen geprägt. Wenn man sich heute noch einmal vergegenwärtigt, woran Dir schon damals sehr ausdrücklich lag, dann ist das auch hier von einer – leider – geradezu atemberaubenden Aktualität. Wir haben in den letzten Tagen angesichts der Finanzkrise von den Irrwegen, die Du damals gemeint hast, ein damals von niemandem vorgestelltes Szenario bekommen. Du hast die Auswege in einer ganz anderen, in einer Dimension der Lebendigkeit und der menschlichen Maßstäbe gesehen, die das Spiel bedeuten. Wir können natürlich fragen, ob wir angesichts von Katastrophen solchen Ausmaßes und des viel schlimmeren Problems noch, wie sie von Menschen gemacht worden sind, man kann fragen, ob es da Auswege gibt. Vor allen Dingen in einem Maßstab, der nicht den weltglobalen Strategien pari bietet. Ich mute zu, und die Gewissheit, dieses tun zu dürfen und darum tun zu müssen, hast Du mit dem Umstand, dass Du noch einmal ein Kind in die Welt gesetzt hast, das Spielinstitut, dokumentiert, und wir sind daran engagiert.

Ich glaube, Du hast mich damals zu so etwas wie einen Taufpaten des Instituts gemacht.

Der Philosoph Prinz Rudolf zur Lippe (links) und Günther Bauer in der Schweisfurth-Stiftung München, um 1994.

Als Du mich damals am ersten Symposion um eine Festrede gebeten hast, habe ich geantwortet mit dem Begriff des Zufalls. Die Katastrophen und die Irrwege, von denen wir heute bestimmt sind, nicht nur diese merkwürdige, schon virtuelle Finanzkatastrophe, sondern die Katastrophen, die wir in der wirklichen und menschlichen Welt anrichten, sind natürlich die viel bestimmenderen. Du hast damals diesem Irrweg gegenüber gesagt, wir müssen das Spiel als Ausweg suchen, und das hieß für mich, nicht mehr wie im Glücksspiel gegen den Zufall spielen, Systeme entwickeln, mit denen wir den Zufall, und das heißt ja immer auch das Leben selbst, ausgrenzen, um es kontrollieren zu können, sondern mit dem Zufall, mit dem, was uns zufällt, spielen, zu leben. Das heißt immer auch lernen. Dabei ist diese große Einheit von Leben und Lernen und Spielen in ihrer Grundlage deutlich geworden. Inzwischen sind Systemtheorien, Spieltheorien entwickelt worden, die den Zufall dann viel raffinierter eben doch wieder in den Griff bekommen sollen. Aber wir wissen, diese kybernetischen Ansprüche hindern sie daran, die wirkliche Offenheit gegenüber dem Leben zu einem Grundprinzip zu machen. Fehler möglich zu machen, ist dem Spiel erlaubt und aufgegeben. Das lernen wir daran: Die Fehler in einem Umfang zu halten, der noch zum Lernen auffordern kann und nicht in die Katastrophe mündet, weil die Schritte die kürzeren, die überschaubareren sind und bleiben.

Chancen da zu entdecken, wo sie unvermutet kommen, und beides mit Achtsamkeit aufzunehmen, mit Mut und Behutsamkeit zu reagieren, dies ist, was wir vom Spiel erwarten. Es ist ein Freudiges, weil dieses Freudige genauso dazugehört. Das Leben hat es verdient, uns als Freudige zu treffen, wo immer es geht. Wenn mich junge Leute fragen, warum behauptest du, es ginge dir fabelhaft, dann sage ich: Naja, ich habe inzwischen ausprobiert, alles zu genießen, was ich genießen kann, und was ich nicht genießen kann, versuche ich interessant zu finden.

Ich glaube, darin sind wir uns ziemlich nah, und Du bist ein paar Schritte voraus, aber es sind nicht so viele, dass wir nicht noch vieles gemeinsam zu erleben und zu bedenken hätten.

Du hast in einem großen Entwurf Sammlungen von Spielen durch die Jahrhunderte, durch die Generationen, durch die sozialen Gruppen, durch die Kulturen gesammelt und Du wirbst für ihr Verständnis. Aufgaben, die jetzt der neue Institutsleiter, Rainer Buland, weiterführt. Von der täglichen Bedeutung des Spiels weißt Du viel und bringst uns immer Neues bei, aber Du weißt auch, dass das Spiel eben seine kosmologische Verankerung hat.

Ich erinnere nur an die wunderbare Entdeckung der Höhlenforscherin Marie E. P. König6, die auf der Tetschner Heide jenes Ur-Mühlebrett entdeckte, von dem unser Brettspiel abstammt, das aber in der paläonthologischen Zeit, aus der es stammt, eine Verbindung zwischen der menschlichen Ordnung und der Ordnung der Welt, des Kosmos, bedeutete. Und zwar eine tätige, eine suchende, eine deutende Ordnung.

In dieser Stadt Salzburg ist das Spiel gar nicht nur als Spiel im Sinne der Festspiele zuhause. Salzburg ist zum Beispiel auch die Stadt gewesen – und bleibt sie für mich –, in der das World Uranium Hearing stattgefunden hat. Ich würde sagen, eine bisher exemplarische Zusammenkunft von Menschen rund um die Welt, die nicht als Regierende, die nicht als abstrakt theoretische Experten zusammenkamen, um die Gefahren, die Schädigungen durch das Uranium und das, was gegen sie entwickelt werden kann und muss, in allen Weltteilen zusammengetragen haben. Sie haben damit ein politisches Zusammenspiel entwickelt, das nicht durch die Agenden einer offiziellen Konferenz – hinter Tischen und an Stühlen –, sondern in einem freien Austausch, in einem Miteinander stattfand. Ich glaube, es ist bezeichnend, dass am zweiten Tage dieser Konferenz einer der nordamerikanischen Indianer, deren Berge zerstört werden, weil die heiligen Berge das Uran bergen, zwischendurch gesagt hat: „Das ist ja furchtbar hier. Wir machen sehr wichtige Dinge, aber es gibt hier nur Referate, und es wird nur über die Gefahren und die Schäden gesprochen.“ Das müssen wir alles wissen. Aber wir brauchen Räume, Freiräume, Spielräume zwischen den Berichten, in denen wir einander auch mitteilen und teilhaben lassen an den Entdeckungen von Spielen, von Tänzen, von Gesängen, von Theaterstücken, die wir im Laufe unserer Arbeit entwickeln. Das ist diese andere Seite, und da ist das Spiel noch einmal in seiner heitersten und seiner ernstesten Form apostrophiert. Das war auch, was mich dazu bewogen hat, als eben in dieser Nuclear Free City Salzburg Robert Jungk im Mozartjahr den mozartischen als Menschen der Zukunft ausrief, mit einem Essay zu antworten über Mozart mit dem Titel: „Im Gewebe von Zeit und Ewigkeit“. Das Hier und das Ganze,...

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