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Gut leben mit Restless Legs

Endlich wieder durchschlafen. Mit einem Vorwort der Deutschen Restless Legs Vereinigung e.V. Zertifiziert von der Stiftung Gesundheit

AutorDr. med. Cornelia Goesmann
VerlagHumboldt
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl136 Seiten
ISBN9783869106892
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
Zertifiziert von der Stiftung Gesundheit. Etwa zehn Prozent der Menschen leiden an der Krankheit der unruhigen Beine, dem 'Restless-Legs-Syndrom'. In ihrem umfassenden Ratgeber erläutert die erfahrene Ärztin Dr. Cornelia Goesmann, welche Möglichkeiten der Selbsthilfe Patienten heute zur Verfügung stehen. Hierzu gehören naturheilkundliche und physikalische Maßnahmen, aber auch eine positive Einstellung zu der Erkrankung. Ausführlich geht sie auf Medikamentengruppen ein, die die Beschwerden wirkungsvoll lindern. Dr. Goesmann ist davon überzeugt, dass ein aufgeklärter Patient mit seinen Ärzten eine individuell angepasste Behandlung erarbeiten kann, durch die er eine gute Lebensqualität gewinnen wird. Dabei hilft ihm dieser Ratgeber.

Dr. med. Cornelia Goesmann, Fachärztin für Allgemeinmedizin mit Zusatzbezeichnung Psychotherapie, war bis 2015 als Hausärztin in eigener Praxis niedergelassen. Selbst von RLS betroffen, berät sie auch Patienten bei den Treffen der RLS-Selbsthilfegruppe Hannover und kooperiert seit vielen Jahren mit deren bundesweiter Dachorganisation Restless Legs Deutschland e. V. Dr. Goesmann war außerdem Mitglied in verschiedensten berufspolitischen Gremien und u.a. als Vizepräsidentin der Bundesärztekammer engagiert.

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Leseprobe

RESTLESS-LEGSSYNDROM – URSACHEN UND DIAGNOSE


Restless Legs – was versteht man darunter genau? In diesem Kapitel erfahren Sie etwas über die Ursachen der Erkrankung und den derzeitigen Stand der Forschung. Sie werden informiert über die Rolle von Botenstoffen und lernen die vielfältigen Diagnosemöglichkeiten von Blutuntersuchungen bis hin zu Tests im Schlaflabor kennen, die der erste Schritt zur Umsetzung der bestmöglichen Therapie für Sie sind.

Die typischen Symptome von RLS


Der Begriff „Restless Legs“ ist aus dem Englischen übernommen worden und bedeutet „rastlose Beine“ oder „ruhelose Beine“. Die Bezeichnung trifft die Symptomatik so gut, dass der Name der Erkrankung inzwischen international gebräuchlich ist.

Unter einem Syndrom wird in der Medizin die Gesamtheit verschiedener, bei einem Krankheitsbild gemeinsam auftretender Merkmale bezeichnet, welche auf den ersten Blick oft gar nicht zusammengehören. Auch beim „Syndrom der unruhigen Beine“ finden sich eine Vielzahl von Beschwerden und Symptomen, die für Ärzte und Wissenschaftler nicht recht zusammenzupassen scheinen und deren gemeinsame Ursache bis heute nicht endgültig geklärt werden konnte.

Ein Syndrom bezeichnet eine Kombination von verschiedenen Krankheitszeichen, die meist gleichzeitig auftreten.

Viele der Beschwerden, die mir Patienten schilderten, kennen Sie sicher auch:

„Sobald ich mich entspannen und zur Ruhe kommen will, entwickelt sich nach kurzer Zeit ein fast unerträglicher Druck in den Muskeln von Oberund Unterschenkeln, der erst nachlässt, wenn ich wieder aufstehe.“

„Tagsüber bin ich ein ganz normaler Mensch. Aber abends und nachts werde ich zu einem unruhig getriebenen Zombie, der sich auf nichts mehr konzentrieren kann.“

„Ich mag gar nicht mehr längere Zeit stillsitzen – sofort beginnen ein Reißen und Brennen, manchmal sogar quälende Muskelzuckungen in nur einem oder in beiden Beinen.“

„Wenn ich selbst Auto fahre und entsprechend angespannt bin, habe ich keine Beschwerden. Aber als Beifahrerin rucken und treten meine Beine die ganze Zeit, so dass ich entweder aussteigen oder auf den Wagenboden trampeln muss.“

Ohne meine Medikamente kann ich gar nicht mehr schlafen – wenn ich sie mal vergessen habe, dann laufe ich die ganze Nacht wie ein Tiger im Käfig durch die Wohnung.“

„Ins Kino kann ich nur noch gehen, wenn es einen spannenden Film gibt. Sobald ich mich langweile, fängt das Zappeln der Beine an.“

„Manchmal wache ich nachts davon auf, dass nicht nur meine Beine, sondern auch die Arme und die Muskeln am Oberkörper zu arbeiten und zu zucken scheinen.“

Die Zitate zeigen die ganze Bandbreite von Empfindungen bei RLS: So werden sie geschildert als Stechen, Reißen, Brennen oder als dumpfer Druck in den Muskelgruppen von Armen und Beinen, meist in der Tiefe der Wade, manchmal aber auch in den Füßen oder Oberschenkeln, dabei wechselnd ein- oder beidseitig. Oft auch als sogenanntes Schrinnen – wie ein am Nerv fortgeleiteter Schmerz –, als nicht beeinflussbare Muskelzuckungen vor allem der Beine, die wie kleine Krampfanfälle erscheinen. Oder sogar als sehr starke unwillkürliche Muskelkontraktionen, die nachts das ganze Bett zum Schaukeln bringen. Dazu kommen ein Gefühl der Unruhe und manchmal zwischendurch auch schwere Beine. Kennzeichnend – und eines der Hauptkriterien zur korrekten Diagnosestellung – ist es, dass alle Beschwerden nur in Ruhe auftreten und durch Aktivität vorübergehend oder ganz beendet werden können.

Restless Legs zählen zu den häufigsten Nervenleiden in Deutschland.

Typischerweise verschlechtern sich die Symptome im Laufe des Tages: Nur wenige Patienten beklagen schon am Morgen Probleme. Zumeist beginnen Unruhe, Druck und Schmerzen am frühen Nachmittag und steigern sich bis zum Beginn der Nacht. Falls das Einschlafen überhaupt möglich ist, wachen Betroffene oft mehrfach durch nächtliche Beinbewegungen auf. Da keine Tiefschlafphasen erreicht werden, ist man am folgenden Tag übermüdet und gereizt. Am Tag danach kann eine derart „bewegte“ Nacht sogar zu einem echten Muskelkater in den betroffenen Extremitäten führen, der dann als dumpfer Schmerz wahrgenommen wird.

An dieser Stelle sei kurz vorweggenommen: Heftige Schmerzen in den Beinen und eventuell den Armen schon am Vormittag können darauf hinweisen, dass die derzeitige medikamentöse Einstellung nicht ausreichend ist, um nächtliche Beinbewegungen ganz zu stoppen. Obwohl man davon manchmal gar nicht aufwacht, kann es durch die nächtliche Aktivität am nächsten Tag zu muskelkaterähnlichen Beschwerden kommen. Mehr zur Dosierung von Medikamenten lesen Sie ab S. 78.

Wenn man längere Zeit keinen ausreichenden Schlaf mehr findet, kommt es fast immer zu chronischer Erschöpfung und nachlassender Leistungsfähigkeit, vielleicht sogar zu familiären und beruflichen Konflikten. Oft wird auch beschrieben, dass Menschen mit RLS vermehrt an Depressionen erkranken. Diese Erfahrung habe ich bei meinen Patienten zwar nicht gemacht, sie wäre als Folge der quälenden Beschwerden aber nur zu verständlich. Forscher diskutieren aber auch, ob eine gemeinsame Krankheitsursache bestehen könnte. So wie man inzwischen herausgefunden hat, dass das RLS ebenfalls gehäuft neben erhöhtem Blutdruck, der chronischen Schmerzerkrankung Fibromyalgie und den neurologischen Krankheitsbildern Polyneuropathie und Multiple Sklerose aufzutreten scheint, ohne dass diese Zusammenhänge bisher erklärt werden könnten.

Symptome, die RLS-Patienten am meisten belasten

SYMPTOMEHÄUFIGKEIT
Missempfindungen der Beine und anderer Körperteile81,6 %
Schlaf gestört, unterbrochen, schlecht66,1 %
Durchschlafstörungen60,9 %
Bewegungsdrang54,6 %
Schmerz54,0 %
Zucken, unwillkürliches Bewegen der Beine oder anderer Körperteile49,4 %
Einschlafstörungen47,1 %
Tagesschläfrigkeit34,5 %
Erschöpfung, Müdigkeit33,9 %

Befragt wurden 174 Patienten. Quelle: Bergmann et al., Somnologie 2005; 9/Suppl.1:41

400 Jahre RLS


Im Jahre 1685, also vor weit mehr als 300 Jahren, erschien in England die erste medizinische Schrift, die sich jemals mit Restless Legs befasste. Autor war Dr. Thomas Willis, ein in London praktizierender Arzt. Dieser beschrieb erstmals Menschen, die in der Nacht durch die Straßen Londons irrten, weil sie wegen unwillkürlicher Bewegungen der Arme und Beine oder Muskelzuckungen nicht schlafen konnten. Vermutlich hat der damals überaus häufig praktizierte Aderlass durch den hohen Blutverlust zum Auftreten der typischen Symptome des RLS geführt. Zu jener Zeit stand diese „Therapie“, bei der den Betroffenen mit einem Schnitt in eine Vene regelmäßig viel Blut abgelassen wurde, häufig als einziges Heilmittel zur Verfügung. Man glaubte, mit dem ausfließenden Blut auch die Krankheitsursachen beseitigen zu können. Leider kam es dadurch bei den so „Behandelten“ zu Blutarmut und Eisenmangel, beides Auslöser für das Restless-Legs-Syndrom, wie wir heute wissen. Diese aus heutiger Sicht brutale Maßnahme muss im 17. Jahrhundert eine wahre Epidemie von RLS-Patienten verursacht haben! Dr. Willis erkannte erstmals, dass das Verabreichen von Opiumtinktur zu einer Linderung der Beschwerden führen kann.

Erste Aufzeichnungen zum RLS sind über 300 Jahre alt.

Rund 200 Jahre später finden sich Ausführungen von Theodor Wittmaak, der 1861 die Unruhe der Beine als eine Form der Hysterie, also als eine psychosomatische Erkrankung definierte. Zu jener Zeit wurden psychische Beschwerden und Unruhezustände bei Frauen als Hysterie bezeichnet (abgeleitet von dem altgriechischen Wort „hystera“ für Gebärmutter) – was lag daher näher, als auch das RLS, das ja zu 70 Prozent bei Frauen auftritt, als neurotisches Symptom zu sehen?

Weitere 80 Jahre später fand das RLS dann Eingang in das „Lehrbuch der Nervenkrankheiten“ von Hermann Oppenheim, wodurch er es erstmals als neurologische, also organisch bedingte Störung einordnete. Schließlich wurde das Restless-Legs-Syndrom in den Jahren 1943 bis 1945 von Professor Karl-Alex Ekbom, einem schwedischen Lehrstuhlinhaber für Neurologie, genauer beschrieben. Er machte die Erforschung des RLS zu seiner Lebensaufgabe. Deswegen wird es in der internationalen Literatur heute auch unter der Bezeichnung „Willis-Ekbom-Disease“ oder „Wittmaak-Ekbom-Syndrom“ geführt.

Erst in den 1990er-Jahren wandte sich die internationale Forschung dem RLS endgültig zu, definierte dessen Symptome,...

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