Sie sind hier
E-Book

Handbuch für Franchisenehmer

Recht - Finanzierung - Förderungen - Verträge. Alles, was Sie vor Ihrem Start wissen sollten (Ausgabe Österreich)

AutorPhilipp Schrader, Sylvia Freygner
VerlagLinde Verlag Wien Gesellschaft m.b.H.
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783709405307
FormatePUB/PDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit

Franchising ist in Österreich eine fest etablierte Vertriebsform und zugleich eine der begehrtesten Formen, sich selbstständig zu machen. Trotz des rasanten Aufschwungs des Franchisings und seiner Bedeutung für die Wirtschaft ist diese Vertriebsform jedoch bislang rechtlich nur wenig erschlossen. Dieser Ratgeber gibt an einem Einstieg in ein Franchisesystem Interessierten einen guten Überblick über all jene Punkte, die für die Gründung und den Betrieb eines Franchisebetriebs zu beachten sind - und begleitet Franchisenehmer in der ersten Zeit der Selbstständigkeit.

Dr. Sylvia Freygner, LL.M. ist als Rechtsanwältin auf europäisches Wettbewerbsrecht spezialisiert. Als anerkannte Franchiseexpertin kann sie auf eine länderspezifische Erfahrung in den ehemaligen GUS-Staaten sowie im arabischen Raum zurückgreifen.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

Kapitel 1


Einführung ins Franchising


In diesem Kapitel erfahren Sie zunächst, wie sich Franchising entwickelt hat und welche lange Geschichte Franchising besitzt. Anschließend stellen wir Ihnen das Wesen und die Arten von Franchising vor, wobei wir Ihnen auch die gängigsten Definitionen näherbringen. Abschließen zeigen wir Ihnen noch die Vor- und Nachteile auf sowie dem Franchising ähnliche Geschäftsmodelle.

Geschichte des Franchising

Jeder hat schon einmal von dem Unternehmenstypus der Franchise gehört. Durch große Fastfood-Ketten, Haustierzubehörgeschäfte, Bäckereien, u.v.m. sind verschiedene Franchisesysteme im täglichen Leben kaum zu übersehen. Doch wie hat sich das Franchising eigentlich entwickelt?

Der Begriff des Franchising bzw. der Franchise stammt von den französischen Worten franc (frei) und francher (befreien) ab. Im mittelalterlichen Frankreich bedeutete eine Franchise die Befreiung von bestimmten Abgaben, Zöllen und Gebühren. In der weiteren Entwicklung wurde darunter die Genehmigung verstanden, auf fremdem Grund Märkte oder Messen abzuhalten. Vom 16. und 17. Jahrhundert an galt der Begriff der Franchise zur Bezeichnung eines Privilegs, welches vom Staat einer Person gewährt wurde. In weiterer Folge fand der Begriff auch Einzug ins Privatrecht. Hier verstand man unter Franchise die Erlaubnis, gegen Entgelt ein fremdes Recht kommerziell zu nutzen.

Einen weiteren Entwicklungsschub erhielt das Franchising mit Aufkommen der Industriellen Revolution. Als Paradebeispiel hierfür dient das Vertriebssystem der Singer Sewing Machine Company für ihre Nähmaschinen. Dieses Modell wurde von vielen anderen Firmen übernommen.

Die heute allgemein praktizierte Form der Franchise wurde in den 1950er Jahren entwickelt und stellt seitdem eine anerkannte Wirtschaftsform dar. Ausgehend von den USA fassten in den folgenden Jahrzehnten mehr und mehr Franchisesysteme Fuß in Europa. Wirkliche Popularität erreichte dieses Geschäftsmodell allerdings erst in den späten 1980er und beginnenden 1990er Jahren. Ständig neue Systeme betraten den Markt, und auch bereits bestehende Unternehmen ließen sich auf das Konzept der Franchise ein.

Dieses Konzept, gegen eine Gebühr Know-how, Namen usw. eines erfahrenen Unternehmens nutzen zu können, zog zahlreiche Unternehmensgründer an. Als Folge ist Franchising heute einer der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren in vielen Ländern Europas.

In einer Studie des auf Franchising spezialisierten Rosenberg Forschungszentrums der Universität New Hampshire (USA) aus dem Jahre 2006 werden die Marktchancen in Europa von zwei Drittel der befragten Franchiseunternehmen als hervorragend eingeschätzt und mehr als die Hälfte jener Firmen, die bisher noch nicht in Europa vertreten sind, planten einen Markteintritt.1 Im September des Jahres 2010 hat eine Untersuchung der Europäischen Franchise Federation ergeben, dass rund 10.000 Franchisemarken in 20 Ländern Europas operieren.2

Die KMU Forschung Austria hat im Jahr 2011 im Auftrag des Österreichischen Franchiseverbandes eine Analyse der in Österreich tätigen Franchisesysteme durchgeführt und einen Ausblick für das Jahr 2011 gestellt.3 Die Ergebnisse waren, dass in Österreich rund 420 Franchisesysteme mit rund 6.700 Franchisenehmern, die rund 8.000 Filialen betreiben, tätig sind. Weiters beschäftigten diese Franchisesysteme in Summe rund 61.000 Personen und erwirtschafteten 2010 einen Nettojahresumsatz von rund EUR 7,9 Mrd., wobei rund 70 % der Franchisesysteme ein Umsatzwachstum erzielen konnten. Rund 78 % der Franchisesysteme rechneten für das Jahr 2011 mit Umsatzzuwächsen, und rund 85 % wollten neue Filialen eröffnen. Im Jahr 2013 hat eine neuerliche Untersuchung4 festgestellt, dass die Anzahl der Systeme leicht gewachsen und die Branche im Übergang von der Aufbauphase zur Expansionsphase ist sowie ein stabiles Wachstum aufweist. Auch die Angaben der Franchisesysteme zu Umsatzwachstum und Expansionsplänen wurden bestätigt. Abschließend wurde festgestellt, dass die durchschnittlichen Investitionskosten EUR 145.000 betragen sowie die durchschnittliche Einstiegsgebühr EUR 18.000.

Franchising hat sich demnach im Laufe von drei Jahrzehnten in Österreich und ganz Europa zu einer fest etablierten Vertriebsform entwickelt und ist heute eine der begehrtesten Formen, selbstständig ein Unternehmen zu errichten.

Die Argumente für diesen Schritt sind – unter anderem – ein leichterer Markteinstieg auf Grund eines bekannten Systems, oftmaliger Gebietsschutz, geringeres unternehmerisches Risiko und fortlaufende Unterstützung und Fortbildung durch den Franchisegeber. Als Gegenleistung hat der Franchisenehmer eine Gebühr, meist in Form einer Umsatzbeteiligung, zu leisten und verzichtet auch auf einen Teil seiner unternehmerischen Freiheit, da viele Entscheidungen zentral vom Franchisegeber getroffen werden, wie etwa Sortiment, Werbekonzept usw.

Versuch einer Definition

Auf Grund der Vielfalt an Systemen und Arten des Franchising (siehe unten), fällt es sehr schwer, eine allgemeine und für alle passende Definition zu finden. Die European Franchise Federation5 hat dies versucht, und das Ergebnis wurde von vielen nationalen Franchiseverbänden übernommen, wie etwa auch vom Österreichischen und Deutschen Franchiseverband:

„Franchising ist ein Vertriebssystem, durch das Waren und/oder Dienstleistungen und/oder Technologien vermarktet werden. Es gründet sich auf eine enge und fortlaufende Zusammenarbeit rechtlich und finanziell selbstständiger und unabhängiger Unternehmen, den Franchisegeber und seine Franchisenehmer. Der Franchisegeber gewährt seinen Franchisenehmern das Recht und legt ihnen gleichzeitig die Verpflichtung auf, ein Geschäft entsprechend seinem Konzept zu betreiben. Dieses Recht berechtigt und verpflichtet den Franchisenehmer, gegen ein direktes oder indirektes Entgelt im Rahmen und für die Dauer eines schriftlichen, zu diesem Zweck zwischen den Parteien abgeschlossenen Franchisevertrags bei laufender technischer und betriebswirtschaftlicher Unterstützung durch den Franchisegeber, den Systemnamen und/oder das Warenzeichen und/oder die Dienstleistungsmarke und/oder andere gewerbliche Schutz- oder Urheberrechte sowie das Know-how, die wirtschaftlichen und technischen Methoden und das Geschäftssystem des Franchisegebers zu nutzen.

Know-how bedeutet ein Paket von nichtpatentierten praktischen Kenntnissen, die auf Erfahrungen des Franchisegebers und Erprobungen durch diesen beruhen und die geheim, wesentlich und identifiziert sind.

Geheim bedeutet, dass das Know-how in seiner Substanz, seiner Struktur oder der genauen Zusammensetzung seiner Teile nicht allgemein bekannt oder nicht leicht zugänglich ist; der Begriff ist nicht in dem engen Sinne zu verstehen, dass jeder einzelne Teil des Know-hows außerhalb des Geschäfts des Franchisegebers völlig unbekannt oder unerhältlich sein müsste.

Wesentlich bedeutet, dass das Know-how Kenntnisse umfasst, die für den Franchisenehmer zum Zwecke der Verwendung des Verkaufs- oder des Weiterverkaufs der Vertragswaren oder -dienstleistungen unerlässlich sind. Das Know-how muss für den Franchisenehmer unerlässlich sein; dies trifft zu, wenn es bei Abschluss der Vereinbarung geeignet ist, die Wettbewerbsstellung des Franchisenehmers insbesondere dadurch zu verbessern, dass es dessen Leistungsfähigkeit steigert und ihm das Eindringen in einen neuen Markt erleichtert.

Identifiziert bedeutet, dass das Know-how ausführlich genug beschrieben sein muss, um prüfen zu können, ob es die Merkmale des Geheimnisses und der Wesentlichkeit erfüllt; die Beschreibung des Know-hows kann entweder in der Franchisevereinbarung oder in einem besonderen Schriftstück niedergelegt oder in jeder anderen geeigneten Form vorgenommen werden.“6

In der österreichischen Rechtsprechung wird der Franchisevertrag wie folgt definiert:

„Durch den Franchisevertrag wird ein Dauerschuldverhältnis begründet, durch das der Franchisegeber dem Franchisenehmer gegen Entgelt das Recht einräumt, bestimmte Waren und/oder Dienstleistungen unter Verwendung von Name, Marke, Ausstattung, usw. sowie der gewerblichen und technischen Erfahrungen des Franchisegebers und unter Beachtung des von diesem entwickelten Organisationssystems und Werbesystems zu vertreiben, wobei der Franchisegeber dem Franchisenehmer Beistand, Rat und Schulung in technischer und verkauftechnischer Hinsicht gewährt und eine Kontrolle über die Geschäftstätigkeit des Franchisenehmers ausübt.“7

Wesen des Franchising

Die Definitionen des Franchising und des Franchisevertrages sind etwas sperrig, beschreiben aber dennoch recht gut das Wesen des Franchising. Mit folgenden Schlagwörtern lässt sich ein zusätzlicher schneller Überblick gewinnen:

  • Zwei unabhängige Unternehmer, die
  • durch einen Vertrag vertikal miteinander verbunden sind, wobei
  • der Franchisegeber Know-how, Netzwerk, Konzept, Ausstattung, Markenrechte u.v.m. zur Verfügung stellt, und
  • der Franchisenehmer seine Arbeitskraft einbringt und eine Gebühr bezahlt.

Essentiell ist, dass zwischen Franchisegeber und Franchisenehmer ein Vertrauensverhältnis besteht. Beide Parteien...

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort7
Kapitel 1: Einführung ins Franchising
9
Geschichte des Franchising10
Versuch einer Definition12
Wesen des Franchising14
Arten des Franchising14
Abgrenzung16
Vor- und Nachteile16
Kapitel 2: Was Sie zu Beginn beachten sollten
18
Unternehmertyp18
Details über das Franchisesystem20
Ethikkodex24
Businessplan26
Kapitalbedarf28
Finanzierung32
Förderungen32
Kapitel 3: Überblick über den rechtlichen Rahmen
34
Allgemeines Bürgerliches Recht34
Arbeitsrecht40
Datenschutzrecht40
Gewerberecht46
Handelsvertreterrecht48
Immaterialgüterrecht52
Insolvenzrecht56
Konsumentenschutzrecht62
Mietrecht64
Unternehmensrecht66
Wettbewerbsrecht74
Kapitel 4: Mögliche Rechtsformen für Ihren Franchisebetrieb
80
Einzelunternehmer82
Gesellschaft bürgerlichen Rechts („GesbR“)82
Offene Gesellschaft („OG“)84
Kommanditgesellschaft („KG“)86
GmbH & Co OG / KG86
Gesellschaft mit beschränkter Haftung („GmbH“)86
Kapitel 5: Musterverträge und was es zu beachten gilt
94
Verschwiegenheitserklärung94
Mustervertrag –
96
Vorvertrag98
Mustervertag – Vorvertrag
100
Franchisevertrag106
Mustervertrag – Franchisevertrag
106
Kapitel 6: Das Handbuch
143
Kapitel 7: Der Beirat
144
Kapitel 8: Checkliste
148
Fragen zur eigenen Person148
Fragen zum Franchisegeber148
Fragen zum System150
Fragen zu den Marktverhältnissen150
Fragen zu Produkt/Dienstleistung150
Fragen zur Kosten- und Erlösplanung150
Fragen zur Finanzierung150
Fragen zum Franchisevertrag152
Fragen zum Einstieg in das System152
Schnellstresstest152
Stichwortverzeichnis154
Die Autoren154

Weitere E-Books zum Thema: Arbeitswelt - Karriere - Bewerbung

Wer hat das Zeug zum Unternehmer?

E-Book Wer hat das Zeug zum Unternehmer?
Training zur Förderung unternehmerischer Potenziale Format: PDF

Wer hat das Zeug zum Unternehmer? Sie? Ihre Schüler? Ihre Studenten? Die Teilnehmer eines von Ihnen angebotenen Weiterbildungsprogramms? Jeder in einer Phase beruflicher Orientierung profitiert von…

Wer hat das Zeug zum Unternehmer?

E-Book Wer hat das Zeug zum Unternehmer?
Training zur Förderung unternehmerischer Potenziale Format: PDF

Wer hat das Zeug zum Unternehmer? Sie? Ihre Schüler? Ihre Studenten? Die Teilnehmer eines von Ihnen angebotenen Weiterbildungsprogramms? Jeder in einer Phase beruflicher Orientierung profitiert von…

Weitere Zeitschriften

arznei-telegramm

arznei-telegramm

Das arznei-telegramm® informiert bereits im 53. Jahrgang Ärzte, Apotheker und andere Heilberufe über Nutzen und Risiken von Arzneimitteln. Das arznei-telegramm®  ist neutral und ...

Computerwoche

Computerwoche

Die COMPUTERWOCHE berichtet schnell und detailliert über alle Belange der Informations- und Kommunikationstechnik in Unternehmen – über Trends, neue Technologien, Produkte und Märkte. IT-Manager ...

Das Hauseigentum

Das Hauseigentum

Das Hauseigentum. Organ des Landesverbandes Haus & Grund Brandenburg. Speziell für die neuen Bundesländer, mit regionalem Schwerpunkt Brandenburg. Systematische Grundlagenvermittlung, viele ...

dima

dima

Bau und Einsatz von Werkzeugmaschinen für spangebende und spanlose sowie abtragende und umformende Fertigungsverfahren. dima - die maschine - bietet als Fachzeitschrift die Kommunikationsplattform ...

EineWelt

EineWelt

Lebendige Reportagen, spannende Interviews, interessante Meldungen, informative Hintergrundberichte. Lesen Sie in der Zeitschrift „EineWelt“, was Menschen in Mission und Kirche bewegt Man kann ...

Eishockey NEWS

Eishockey NEWS

Eishockey NEWS bringt alles über die DEL, die DEL2, die Oberliga sowie die Regionalligen und Informationen über die NHL. Dazu ausführliche Statistiken, Hintergrundberichte, Personalities ...

Euro am Sonntag

Euro am Sonntag

Deutschlands aktuelleste Finanz-Wochenzeitung Jede Woche neu bietet €uro am Sonntag Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den Themen Geldanlage und Vermögensaufbau. Auch komplexe Sachverhalte ...