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E-Book

Hanf als Medizin

Ein praxisorientierter Ratgeber

AutorFranjo Grotenhermen
VerlagNachtschatten Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl112 Seiten
ISBN9783037883877
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Das Standardwerk des Cannabis-Experten Dr. Franjo Grotenhermen gibt umfassend und gut verständlich Auskunft über die Möglichkeiten der Behandlung mit Cannabis und dem Cannabiswirkstoff Dronabinol. Ausführlich werden Anwendungsgebiete, Nebenwirkungen, Dosierungen und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten vorgestellt und erläutert. Zudem enthält das Buch viele wertvolle Tipps aus der langjährigen praktischen Arbeit des Autors. 'Das auf aktuellstem Wissensstand basierende, gut verständliche Buch leistet einen sehr wichtigen Beitrag zur notwendigen Remedizinalisierung und Entstigmatisierung von Cannabisprodukten. Der klar strukturierte Indikationskatalog, eindrückliche Patientenberichte und wertvolle Applikationshinweise sollen einerseits dem Kranken zu einem kritischen und korrekten Umgang verhelfen, andererseits Medizinalpersonen das enorme therapeutische Potenzial von Cannabinoiden dokumentieren und näher bringen.' (Professor Dr. Rudolf Brenneisen, Universität Bern)

Dr. med. Franjo Grotenhermen ist Vorsitzender der im Jahre 1997 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) und Initiator der im Jahre 2000 gegründeten Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (IACM). Er ist Mitarbeiter des Kölner nova-Instituts in der Abteilung nachwachsende Rohstoffe und Autor einer Vielzahl von Artikeln und Büchern zum therapeutischen Potenzial der Hanfpflanze und der Cannabinoide. Er ist ein international bekannter Experte, Berater und Gutachter zu pharmakologischen und toxikologischen Aspekten der Cannabinoide und Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des 'Journal of Cannabis Therapeutics'.

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Leseprobe

2Medizinisch wirksame Inhaltsstoffe


Bisher wurden mehr als 500 natürliche Inhaltsstoffe der Cannabispflanze entdeckt. Die meisten dieser Substanzen kommen auch in vielen anderen Pflanzen und Tieren vor. Meistens verursachen sie keine oder nur geringe pharmakologische Wirkungen. Zu den Inhaltsstoffen der Hanfpflanze zählen Aminosäuren, Proteine (Eiweisse), Zucker, Terpene, Cannabinoide, Flavonoide, Vitamine, Hydrocarbone, Alkohole, Aldehyde, Ketone, Fettsäuren, Pigmente und weitere Stoffgruppen. Etwa 120 Cannabisinhaltsstoffe zählen allein zur chemischen Gruppe der Terpene, die besser unter dem Namen ätherische Öle bekannt sind. In einer einzigen Pflanze kommt nur ein Teil dieser über 500 Inhaltsstoffe vor. Es gibt Unterschiede in der Zusammensetzung der verschiedenen Sorten und Pflanzen. Beispielsweise unterscheidet sich die Zusammensetzung der Terpene bei Cannabissorten, die jeweils dem Sativa- oder dem Indica-Typ zugeordnet werden.

Die spezifischen Inhaltsstoffe der Pflanze, die Cannabinoide, kommen fast ausschliesslich im Hanf vor. Cannabinoid-ähnliche Substanzen wurden von japanischen Wissenschaftlern aber auch in zwei Moosen (Radula perrottetii, Radula marginata) gefunden, die zur Gruppe der Lebermoose zählen und nicht in Deutschland vorkommen. Die chemische Struktur der Perrottetinensäure ähnelt der von Delta-9-THC in Cannabis. Allerdings ist noch nicht bekannt, ob Perrottetinensäure jegliche pharmakologische Wirkungen beim Menschen verursacht.

Die wichtigsten natürlichen Cannabinoide Delta-9-Tetrahydrocannbinol (THC) und Cannabidiol (CBD). In therapeutischen Zusammenhängen wird THC oft Dronabinol genannt.

2.1Cannabinoide

Bisher wurden mehr als 100 Cannabinoide in der Cannabispflanze nachgewiesen, die sich nach ihrer chemischen Grundstruktur mehrheitlich zehn Typen zuordnen lassen, darunter den Cannabigerol-Typ (CBG), den Cannabichromen-Typ (CBC), den Cannabidiol-Typ (CBD), den Delta-9-THC-Typ und den Cannabinol-Typ (CBN), um die fünf wichtigsten zu nennen. Weitere Cannabinoid-Typen sind Delta-8-Tetrahydrocannabinol (Delta-8-THC), Cannabicyclol (CBL), Cannabielsoin (CBE), Cannabinodiol (CBND) und Cannabitriol (CBTL). Daneben bestehen noch einige Mischformen. Zu jedem Typ gehören mehrere Cannabinoide, die sich untereinander beispielsweise durch die Länge der Seitenkette am Hauptmolekül unterscheiden. Insgesamt gehören neun Cannabinoide zur Delta-9-THC-Gruppe.

Meistens finden sich in einer Pflanze nur drei bis vier Cannabinoide in grösserer Konzentration, während die übrigen nicht oder nur in Spuren vertreten sind. In Drogenhanfsorten, aus denen Marihuana und Haschisch gewonnen wird, kommt das Delta-9-THC in hoher Konzentration von 1 bis 25 Prozent vor, während im Faserhanf häufig das Cannabidiol mit einem Gehalt von etwa 0,5 oder 2 Prozent vorherrscht. Einige Faserhanfsorten enthalten auch relativ viel Cannabigerol (CBG). Faserhanf darf in der Europäischen Union maximal 0,2 Prozent THC enthalten, damit eine Berauschung mit diesem Hanf sicher ausgeschlossen ist.

Delta-9-Tetrahydrocannabinol (Delta-9-THC beziehungsweise THC) zeigt sehr vielfältige Wirkungen. Es ist für die charakteristischen psychischen Wirkungen von Marihuana und Haschisch, aber auch für die meisten medizinischen Eigenschaften der Cannabisprodukte verantwortlich. Es wirkt unter anderem aufheiternd, muskelentspannend, antiepi­leptisch, Brechreiz hemmend, Appetit steigernd, antibiotisch, Fieber senkend, Augeninnen­druck senkend, Bronchien erweiternd, beruhigend und schmerzlindernd. THC darf unter dem internationalen Freinamen Dronabinol in Deutschland, Österreich, der Schweiz und einigen anderen Ländern vom Arzt auf einem Betäubungsmittelrezept verschrieben werden. Typische Tagesdosen für THC (Dronabinol) sind 5 bis 30 mg.

Cannabidiol (CBD) verursacht keine psychischen Wirkungen, sondern wirkt bei ausreichend hohen Dosen sogar den psychischen Wirkungen des THC entgegen. Es wirkt zudem sedierend, entzündungshemmend, antiepilep­tisch, Angst lösend (anxiolytisch), antipsychotisch, und Augeninnen­druck sen­kend. Dazu verstärkt Cannabidiol die schmerzhemmenden Eigenschaften des THC. Tagesdosen in einigen Studien waren 32 bis 800 mg. So wurde in einer sehr erfolgreichen Studie an der Universität Köln mit CBD bei schizophrenen Patienten eine Tagesdosis von 800 mg verwendet.

Wie das Cannabidiol, so verursachen auch die meisten anderen Cannabinoide keine oder nur sehr geringe psychische Wirkungen. Cannabinol (CBN), Cannabigerol (CBG) und Cannabichromen (CBC) entfalten ebenfalls pharmakologische Wirkungen, sind bisher jedoch nur wenig erforscht.

Psyche und Wahrnehmung: Sedierung, leichte Euphorie, gesteigertes Wohlbefinden, Angstzunahme, Angsthemmung, Intensivierung der sinnlichen Wahrnehmung, Veränderung des Zeitgefühls (die Zeit scheint langsamer zu vergehen), Halluzinationen (nach hohen Dosen).

Denken: Störung des Gedächtnisses und der Aufmerksamkeit, assoziatives Denken, gesteigerte Kreativität. Bei Personen mit einer Aufmerksamkeitsstörung und Hyperaktivität (ADHS) kann THC die Konzentrationsfähigkeit verbessern.

Bewegung: Verwaschene Sprache, Verschlechterung der Bewegungskoordination, Verbesserung der Bewegungskoordination.

Nervensystem: Schmerzlinderung, Muskelentspannung, Appetitsteigerung, Übelkeit, Verminderung von Übelkeit und Erbrechen.

Körpertemperatur: Senkung der Körpertemperatur, Fiebersenkung.

Herzkreislaufsystem: Zunahme der Herzfrequenz, Erweiterung der Blutgefässe, Blutdruckabfall und eventuell Schwindelgefühl bei plötzlichem Aufstehen, leichte Zunahme des Blutdrucks im Liegen, Hemmung des Zusammenklebens der Blutplättchen.

Auge: Rötung der Augenbindehaut, Abnahme des Tränenflusses, Senkung des Augeninnendrucks.

Atemwege: Bronchienweitung, verminderte Speichelproduktion und Mundtrockenheit.

Magendarmtrakt: Verminderung der Darmbewegungen und verzögerte Entleerung des Magens, Hemmung der Magensäureproduktion.

Hormonsystem: Eventuell bei hohen Dosen Beeinflussung verschiedener Hormone.

Immunsystem: Entzündungshemmung, antiallergische Wirkung, Hemmung der Immunantwort.

Entwicklung von Embryo und Fetus: Eventuell Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit.

Genetisches Material und Krebs: Krebshemmende Wirkung, Förderung des programmierten Zelltods von Krebszellen (Apoptose), Hemmung der Blutgefässneubildung in bösartigen Tumoren.

Wirkungen von Delta-9-THC (Dronabinol). Die Wirkungen sind zum Teil abhängig von der Dosis, der Person und von der Verfassung der Person. THC wirkt nicht auf jeden Menschen und nicht in jeder Situation gleich. So kann es in manchen Fällen Angst auslösen, aber auch Angst lindern. Es hilft oft sehr gut gegen Übelkeit und Erbrechen, aber einigen wenigen Menschen wird auch übel, wenn sie Cannabis einnehmen.

2.2Andere wirksame Inhaltsstoffe

THC (Dronabinol) und in geringerem Masse auch CBD (Cannabidiol) sind die pharmakologisch wichtigsten Inhaltsstoffe der Hanfpflanze. Die Cannabispflanze enthält jedoch eine Anzahl weiterer Verbindungen, die medizinisch nützlich sein können, darunter einige ätherische Öle (Terpene) sowie Flavonoide.

In der Hanfpflanze kommen 21 verschiedene Flavonoide vor, von denen die meisten auch in vielen anderen Pflanzen gefunden werden. Sie zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen, die heute auf die gleiche Stufe wie Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe gestellt werden. Flavonoide schützen die Pflanzen beispielsweise vor den schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlung oder dienen ihnen als Farbstoff, wie zum Beispiel in Kirschen oder Beerenfrüchten. Im menschlichen Körper wirken einige der in Cannabis vorkommenden Flavonoide, wie Apigenin und Cannflavin A, entzündungshemmend, andere wie Quercetin, sind starke antioxidative Substanzen, schützen die Zellen also vor den schädlichen Auswirkungen von freien Radikalen. Apigenin wirkt zudem Angst lösend.

Die ätherischen Öle sind für den spezifischen Geruch verschiedener Pflanzen verantwortlich, weil sie sich leicht verflüchtigen und daher beim Riechen und Beschnuppern in die Nasenhöhle gelangen. Die Wirkung der Terpene ist vor allem bei Entzündungen des Nasenrachenraums bekannt, gegen die seit alters her Dampfbäder mit Kamille oder anderen Pflanzen mit vielen ätherischen Ölen verwendet werden. Das in der Hanfpflanze vorkommende Terpen Eugenol wirkt entzündungshemmend und antibakteriell. Das 1,8-Cineol steigert den Blutfluss im Gehirn und Linalool wirkt Angst lösend und beruhigend.

Da zu medizinischen Zwecken meistens nur geringe Cannabismengen von weniger als einem bis zu wenigen Gramm und damit auch nur geringe Mengen der darin enthaltenen Terpene und Flavonoide aufgenommen werden, sind die pharmakologischen Wirkungen dieser Substanzen vermutlich gering.

2.3Unterschiede von Sativa- und Indica-Sorten

Die häufigste Klassifizierung von Cannabissorten in Abhängigkeit von der Pflanzen-Morphologie ist die Unterteilung in Sorten vom Indica-Typ mit geringerer Wachstumshöhe und breiteren Blättern sowie in solche vom Sativa-Typ, die höher wachsen und schmalere Blätter aufweisen. Indica-Pflanzen reifen unter ähnlichen Wachstumsbedingungen schneller heran als Sativa-Typen. Sie tendieren auch zu einem etwas anderen...

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